Dachau

Veröffentlicht am 2024-04-09 In Leben im Bündnis

Göttliches Eingreifen

DEUTSCHLAND, Schw. M. Elinor Grimm •

„Die Fesseln sind gefallen! Es gibt Erhörung auch ohne Wunder – wie meine Befreiung aus Dachau. Wir haben viel gebetet. Auch wenn scheinbar alles ganz natürlich vor sich ging, so handelt es sich dabei doch um ein übernatürliches, göttliches Eingreifen.“ So äußerte sich P. Kentenich 1945 in Ennabeuren zu seiner Entlassung aus dem Konzentrationslager am 6. April 1945. —

Ende März bis Anfang April kam es tatsächlich auf Befehl von Heinrich Himmler zur Entlassung von einigen sogenannten „reichsdeutschen Geistlichen“. Dann war wieder Schluss. Pater Kentenich gehörte zu diesen entlassenen KZ-Häftlingen. Von Dachau aus schlug er sich über mehrere Stationen nach Ennabeuren durch, wo er bei Pfarrer Kulmus, einem Schönstattpriester, das absehbare Ende des Krieges abwarten wollte, um dann nach Schönstatt heimkehren zu können.

Dank für das „göttliche Eingreifen“ und Bitte um Frieden

An dieses „göttliche Eingreifen“ wollten wir mit einer thematischen Führung in der KZ-Gedenkstätte erinnern. Zum Abschluss feierten wir einen österlichen Dankgottesdienst, bei dem es auch um das große Anliegen „Frieden“ ging. Die Menschen in der Ukraine, in Israel, im Gazastreifen, in Haiti, in den vielen Kriegsgebieten der Welt brauchen ein „göttliches Eingreifen“.

Eine fast 90-jährige Frau aus der Schönstatt-Bewegung war sehr aktiv und konnte einen polnischen Franziskaner aus ihrer Seelsorgeeinheit gewinnen, mit nach Dachau zu kommen. Er war sehr interessiert und brachte sogar Besuch mit: einen Missionar, Professor in Hongkong.

Einige Teilnehmer waren zum ersten Mal in Dachau. Manche schafften es nicht bis zum Gottesdienst, andere kamen noch dazu, und viele staunten über den großen Andrang.

Rundgang durch die KZ-Gedenkstätte Dachau, 6.4.2024

Rundgang durch die KZ-Gedenkstätte Dachau, 6.4.2024 | Foto: A. Pfaffenzeller

Zusätzliche Erinnerung – nicht geplant, aber stimmig

Eigentlich erinnerten wir sogar nochmals an das besondere Ereignis: Am Freitag, dem 5. April, fand eine religiös geprägte Führung mit Messe in der Todesangst-Christi-Kapelle statt. Ein Kaplan aus Norddeutschland hatte dieses Angebot für Firmlinge organisiert. Dazu gehörte auch ein Besuch der Gedenkstätte „Weiße Rose“ in München. Da der Entlassungstag Pater Kentenich, der 6. April 1945, der Freitag in der Osterwoche war, war es eine schöne Begegnung. Darauf konnte ich die Schüler bei der Führung aufmerksam machen.

Wenige Tage vorher – am Dienstag in der Karwoche – waren junge Männer aus der Schönstattjugend zu einem Seminartag in Dachau. Auch dieser Tag zum 6. April. Der Titel des Schönstätter Marienbildes hat seine Ursprünge an einem Dienstag in der Karwoche. Am 6.4.1604 hatte Pater Rem SJ in Ingolstadt dieses religiöse Erlebnis, dass Maria der Titel „Wunderbare Mutter“ besonders lieb sei. Daraufhin entstand bald die Anrufung „Dreimal wunderbare Mutter“. Pfarrer Otto Maurer (+) hat immer sehr engagiert daran erinnert.

Es ist wie eine Bestätigung des Himmels, dass Pater Kentenich an diesem Tag tatsächlich die Freiheit geschenkt wurde. Es weist auf den großen Schutz hin, den Maria ihm in den Jahren der Gefangenschaft gegeben hat. Sie hat in allen gefährlichen Situationen ihren Schutzmantel um ihn ausgebreitet! Wenn man bedenkt, was Pater Kentenich im KZ gewagt hat, was oft lebensgefährlich war!

Wie war das damals am 6. April 1945 und danach?

Nach seiner Entlassung ging Pater Kentenich direkt mit Kaplan Kostron an den Bahnhof Dachau, um sich nach einer Verbindung nach Röhrmoos umzuschauen. Während der Kaplan nach Freising fuhr, ist Pater Kentenich dann zu Pfarrer Pfanzelt von Sankt Jakob, Dachau, gegangen, um ihm zu danken für alle Hilfe für die Häftlinge im Konzentrationslager.

Nachmittags fuhr er dann nach Röhrmoos und ist von dort zu Fuß nach Schönbrunn zum Kloster der Franziskanerinnen gelaufen. Im Nähzimmer besorgten die Schwestern ihm dort einen besseren Anzug. Davon berichten sie heute noch! 1923 war Pater Kentenich schon einmal in Schönbrunn zu einer Tagung. Damals war P. Wimmer, SAC, Spiritual im Kloster.

Eigentlich wollte Pater Kentenich noch eine Weile in Schönbrunn bleiben, um etwas auszuarbeiten. Aber einer der Gefährten aus Dachau, Kaplan Dresbach, der ebenfalls entlassen worden war, kam am späten Abend des 6. April aus Freising, um ihn am nächsten Tag nach Freising zu holen. Am Vormittag zelebrierten beide an den damaligen Seitenaltären der Basilika. Spät abends kamen sie in Freising bei Pater Quirmbach im Vinzentinum an. Pater Kentenich schonte sich nicht. Mit erstaunlicher Energie und Sendungsglut begegnete er den Schönstättern in Freising.

Frau Füßl berichtete Jahre später von den Begegnungen mit der Mädchenjugend, der sie damals angehörte: „Am 8. April sagte er den Mädchen und jungen Frauen in der Altöttinger Kapelle unter anderem: «Das KZ und der Terror haben mir nichts genommen, auch nicht den Bart, denn der fängt schon wieder an zu wachsen. – Wenn man eine Reise macht, kann man was erzählen…, so werdet ihr denken. Aber wir wollen nicht zurückblicken in das Grauen. Unser Blick geht nach vorne in die Zukunft.» Dann bedankte er sich für die Liebespakete, die einige von uns ständig nach Dachau brachten, lobte den Mut… Er regte an: «Wir wollen nicht nur die äußere Not lindern. Wir wollen vor allem den verschütteten Glauben und das Gottvertrauen in den Herzen der Menschen wieder wecken. Wir wollen viel beten, viel opfern, viel lieben!»“

Es gab noch eine Begegnung mit dem Generalvikar und auch mit Kardinal Faulhaber. Dann ging es in Etappen – es war ja noch Krieg – weiter nach Ennabeuren auf der Schwäbischen Alb zu Pfarrer Kulmus, einem Schönstattpriester. Die Heimkehr nach Schönstatt war die große Sehnsucht. Aber es dauerte noch bis zum 20. Mai. An Pfingsten 1945 kam Pater Kentenich heim zum Urheiligtum.

Ein Überleben lang

Seit kurzem gibt es ein neues, gutes Online-Angebot der Gedenkstätte zur Vorbereitung auf einen Besuch: die Graphic Novel „Ein Überleben lang“. Es handelt sich um eine Bearbeitung von geheimen Aufzeichnungen des Häftlings Edgar Kupfer-Koberwitz über das KZ. Es lassen sich auch Verbindungslinien zu P. Kentenich oder anderen Häftlingen ziehen. Demnächst auch in Englisch.

Ein ÜberLeben lang

Ein Überleben lang

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