Dachau 21.01.2023

Veröffentlicht am 2023-01-25 In Leben im Bündnis

Dachau im Schnee

DEUTSCHLAND, Schw. M. Elinor Grimm •

Stellvertretend für die internationale Schönstatt-Bewegung kamen am Samstag, 21. Januar 2023, etwa dreißig Personen aus Bund, Institut, Liga und Wallfahrtsbewegung in die KZ-Gedenkstätte Dachau, um an den 20. Januar 1942 zu erinnern, daran, dass wir, wie die Schönstätter damals, auch heute in Solidarität mit unserem Gründer „mitgehen“. Die kleine Schar hat sich vom überraschenden erneuten Wintereinbruch nicht abhalten lassen. Teilnehmer kamen aus den Diözesen Augsburg, Regensburg, Eichstätt, Bamberg und der Erzdiözese München-Freising. —

Biographie P. Engelmar Unzeitig

Biographie P. Engelmar Unzeitig

Beim Stationenweg wurde an besondere Ereignisse im Leben Pater Kentenichs in diesen Wochen vor 80 Jahren, im Winter 1943, erinnert. Damals war der erste Typhusausbruch im Konzentrationslager, dem viele zum Opfer fielen.

Aus den Reihen der inhaftierten Schönstätter war es Kaplan Alois Andritzki. Über das Lager wurde Quarantäne verhängt. Daher war einige Wochen kein Arbeitseinsatz der Geistlichen – etwa in der Plantage -möglich. Pater Kentenich nutzte diese Zeit und hat Vorträge für Priester gehalten. Für diese wertvolle geistige Kost waren viele dankbar, auch evangelische Geistliche.

Durch Pakete konnte Schönstattliteratur heimlich ins Lager eingeschleust werden. So wissen wir, dass das Buch „Werktagsheiligkeit“ von manchen gerne gelesen wurde, bezeugt ist es beispielsweise von dem Marianhiller Pater Engelmar Unzeitig.

Dachau 21.01.2023

Der 20. Januar

Vor allem wollten wir an den 20.01.1942 erinnern, an Pater Kentenichs folgenschwere Entscheidung im Gestapogefängnis in Koblenz, auf menschliche Mittel zu verzichten, die ihm vielleicht den Gang ins Konzentrationslager erspart hätten.

Dieses Datum des 20.01. – zwar von 1941 – steht unter einem Foto auf der Infotafel nahe dem Besucherzentrum. Es zeigt das Auto von Himmler in der Toreinfahrt der SS-Hauptwache. Vermutlich kam er aus Propagandazwecken, um bei der Eröffnung der Lagerkapelle im Block 26 anwesend zu sein. Seit diesem Tag gab es die einfache Kapelle. Heilige Messe konnte aber noch keine gefeiert werden, da es am nötigen Zubehör fehlte.

Freiheitsreich

Beim Jourhaus und dem Tor „Arbeit macht frei“ zitierte Anton Pfaffenzeller aus der Ansprache unseres Gründers in Memhölz. Pater Kentenich erinnert damals an die Freiheitsstrophe des Heimatliedes, das ist das in Dachau verfa

sste Gebet, in dem er die ideale menschliche (und schönstättische) Gemeinschaft beschreibt. Am 2. Februar 1943 hat Kentenich seine Vision für die Schönstattfamilie darin in Worte gefasst: „Kennst du das Land… das heiß ersehnte Freiheitsreich“. Ob er sich von der zynischen Dach-Aufschrift auf dem Wirtschaftsgebäude anregen ließ, genau das Gegenteil als Ideal aufzuzeigen?

Dachau 21.01.2023

Nie wieder! Und doch immer wieder…

Wir gingen über den Appellplatz, auf dem 1968 das Mahnmal mit dem Aufruf: „Nie wieder!“ errichtet wurde. Schwester M. Elinor sagte, dass sie oft Schüler bei dem Schriftzug „Nie wieder“ anrege zum Nachdenken. Für sie werde immer klarer, dass die Menschen es allein nicht schaffen, dass wir die Hilfe von oben brauchen. So gingen wir zum Gedenkraum, um in Stille dort all die Anliegen Maria, unserer Königin, der Erzieherin der Völker anzuvertrauen. Wie sehr brauchen wir den Rat des Pädagogen Josef Kentenich, allein den Satz, den er 1912 den Jugendlichen sagte: „Wir wollen lernen, uns unter dem Schutze Mariens selbst zu erziehen …“.

Schw. Elinor machte auch auf eine neue Gedenktafel aufmerksam, die der Verein „Selige des KZ Dachau“ angebracht hat.

Eine weiße Landschaft

Durch den Schnee war das ganze Lager in eine eindrucksvolle Schneelandschaft verwandelt, so unberührt, friedlich – so dass es eine Herausforderung war, das Grauen von damals zu spüren.

Aber vielleicht kann auch das für uns eine Anregung sein? Nämlich dass wir, wie Pater Kentenich, uns nicht lähmen lassen von äußeren Umständen, sondern immer noch versuchen, positiv zu wirken im Vertrauen auf die Realität der Übernatur und das Miteinander in der geistlichen Gemeinschaft. Dass wir uns engagieren und uns die Ideale nicht nehmen lassen. “Kennst Du das Land so reich und rein, der ewigen Schönheit Widerschein.“ – Wie sehr kann uns diese Schneelandschaft an die Reinheitsstrophe des oben schon erwähnten Heimatliedes erinnern!

Kurz machten wir Station beim ehemaligen Krankenrevier, wo der Häftling Dr. Pesendorfer sich so segensreich einsetzte für Mithäftlinge, unter anderem auch für Pater Albert Eise.

Beim damaligen Zugangsblock 13 wurde von der Reaktion des Blockältesten Hugo Gutmann berichtet, wie er von Pater Kentenichs Antwort auf seine Frage bei der Ankunft so verblüfft war und ihn daraufhin immer wieder schützte – u. a. auch vor dem Invalidentransport nach Hartheim.

Die längste Zeit war Pater Kentenich im Priesterblock 26, von Oktober 1943 bis zur Entlassung. Dort entstanden auch die meisten Gebete, die wir aus dem Gebetbuch „Himmelwärts“ kennen.

Dachau 21.01.2023

Aussendung von Bildern der Pilgernden Gottesmutter

Das Läuten der Glocke gegen 15 Uhr beeindruckte uns und andere Besucher. Zugleich war es uns Zeichen für die bald beginnende heilige Messe. Als Messformular wurde die Marienmesse „Mutter der Einheit“ gewählt, passend zur Gebetswoche um die Einheit der Christen. Die Lieder aus dem Liederbuch „Feuer fangen“ wurden mit Gitarre und Flöten begleitet. Anstelle einer Predigt hörten wir zur Einstimmung einen Text aus dem sogenannten „Bündnisbrief“, eine Publikation des deutschen Bewegungsleiters jeweils zum 18. des Monats

Bei der Danksagung beteten wir das Jahresgebet der deutschen Schönstatt-Bewegung und erneuerten unser Liebesbündnis. Wie die Sterndeuter hatten auch wir Gaben dabei: ein Vatersymbol – Geschenk von 2014 von den berufstätigen Frauen für Dachau -, einen Rosenkelch und unser Gebet und Opfer.

Vor dem Schlusssegen wurden acht Bilder der Pilgernden Gottesmutter ausgesandt, fast alle in kroatische Pilgerkreise im Umkreis von München. Bei den jungen Begleitpersonen (in der deutschen Schönstatt-Bewegung spricht man von Begleitpersonen anstelle des ursprünglichen Konzepts von Missionaren der Pilgernden Gottesmutter) spürte man richtig die Freude über das Kommen der Gottesmutter. Der Zelebrant, P. Dr. Ludwig Peschen, langjähriger Afrikamissionar, regte an, es nun zu machen wie in Burundi. So wurde bei jeder Überreichung kräftig und froh applaudiert, geklatscht. Das missionarische Feuer sprang förmlich über auf Alt und Jung!

Der Priester wünschte viel Segen für die Familien, in die das Bild der Gottesmutter nun kommt. So war der Gedenkgottesdienst auch international geprägt. Man wurde an die Internationale erinnert, die Pater Kentenich 1944 in Dachau ausrief.

Schw. Elinor dankte allen für ihr Kommen, besonders Pater Dr. Ludwig Peschen. Dieser aber dankte für die Einladung. Es sei ihm eine Ehre gewesen. Er erzählte auch – spürbar stolz -, dass er seinerzeit vor vielen Jahren mit dem Bischof in Schönstatt gewesen sei, als dieser um Marienschwestern gebeten habe. Er bedauerte, dass unter den Gottesdienstbesuchern keine Schwester aus Burundi war.

Dachau 21.01.2023

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