Veröffentlicht am 2014-06-15 In Schönstatt im Herausgehen

„Heimat für alle Schüler, von Förderbedürftigen bis Hochbegabten“

DEUTSCHLAND, Renate Immler. Oberbürgermeister Thomas Kiechle, Kempten, war gerade mal 17 Tage im Amt und natürlich von vielen Aufgaben in Beschlag genommen – dennoch kam er, um einen Baum für die Schule zu pflanzen, denn die Josef-Kentenich-Schule in Kempten-Leubas, die er schon als Stadtrat unterstützt hat, ist ihm ein Herzensanliegen. Und als er. bei der Josef-Kentenich- Schule eintraf, staunte er. Die einführende Rede vor ca. 100 Gästen hielt nicht etwa der Schulleiter, sondern drei Schüler der 4. Klasse. Kurzweilig und souverän unterhielten sie die Gäste und heimsten eine Menge  Applaus ein.

So einen netten Empfang habe er noch nirgends erhalten, sagte OB Thomas Kiechle und dankte der Josef-Kentenich-Schule, der es gelänge, individuell zu fördern und die so Heimat für alle Schüler sei, von Förderbedürftigen bis Hochbegabten. Er betonte, dies sei die besondere Stärke dieser Schule, was für ihn ein Qualitätsmerkmal allererster Güte bedeute. Man spüre, dass es den Schülern hier gefalle und dass es ihnen gut gehe, bekräftigte er.

Diese Schule sei entstanden aus einem Traum, der über viele Jahre verfolgt wurde, hob OB Kiechle weiter hervor. Er erinnerte an den zu weiten Teilen ehrenamtlich durchgeführten Umbau der stillgelegten Grundschule in Leubas (2012), den gelungenen Anbau (2013) und läute nun mit der Pflanzung des Baumes gerne die 3. Etappe ein: die Gestaltung des Außenbereichs der Schule (2014).

Lebensraum

Diese 3. Etappe ist seit einigen Wochen in vollem Gange. Es entsteht nun ein naturnaher Garten, ein Lebens- und Erlebnisraum für die Schulkinder, aber auch ein Ort für die heimische Tierwelt mit Vogelparadies, Schmetterlingspflanzen usw. Der Schulhof soll den Kindern einerseits Entspannung bieten, andererseits interessantes Erleben der Natur ermöglichen.

Unter einer Linde ist ein Außenklassenzimmer mit 20 Sitzplätzen geplant. Für die Möglichkeit sportlicher Betätigung sollen künftig unter anderem ein Kletterelement, ein Fußballtor und ein Basketballkorb sorgen. Der neue Innenhof der Schule ist bereits gepflastert und ein Großfeld-Schach eingerichtet. Letzteres wurde schnell für Kinder jeden Alters und viele Väter Treffpunkt zum Spiel. Die nötigen Arbeiten werden überwiegend durch Eigenleistung von Schülereltern und Mitgliedern des gemeinnützigen Schulträgervereins durchgeführt. Umrahmt wurde das Fest von den Leubasser Bläsern, Gesängen und Tänzen der Schulkinder und einem Kinderflohmarkt.

„Mir gefällt es hier, wir könnten versuchen, sitzen zu bleiben“, so einer unserer Viertklässler bei der Begrüßungsrede für den Oberbürgermeister.“ Ein bisschen Wehmut war da zu spüren.

Ein Schritt hinaus

Die ersten Viertklässler mussten – weil die Josef-Kentenich-Schule als neue Privatschule noch im laufenden Verfahren der Anerkennung ist – den Probeunterricht an Weiterführenden Schulen antreten und haben ihn ihren Möglichkeiten entsprechend größtenteils erfolgreich absolviert. Sie werden nun ihren Weg auf dem Carl-von- Linde-Gymnasium, verschiedenen Realschulen und dem Mittlere-Reife- Zweig einer Volksschule fortsetzen. Ein Kind wird aus gesundheitlichen Gründen voraussichtlich die 4. Klasse wiederholen. Die Josef-Kentenich-Schule fördert die Kinder individuell und achtsam. Der Schritt in die weiterführenden Schulen ist für manche Kinder kaum der Rede wert, für andere eine echte Herausforderung, und es wird auch immer wieder passieren, dass ein Kind nicht wie gewünscht ans Gymnasium oder an die Realschule kommt. Doch die Grundlage, die hier in vier Jahren gelegt wurde, kann den Kindern niemand nehmen.

Viel mehr wert

„Mein Sohn hat an der Regelschule sehr unter seiner Rechtschreibschwäche gelitten und war unglücklicher Schüler“, erzählt eine Mutter. „Trotzdem ist mir die Entscheidung für den Schulwechsel an die Josef-Kentenich-Schule sehr schwer gefallen. Heute bin ich sehr froh, dass ich mich dafür entschieden habe. Er hat in den vergangenen zwei Jahren gelernt, seine Schwäche zu akzeptieren. Gleichzeitig hat er seine Stärken erkannt und weiterentwickelt und wurde so zu einem sehr selbstbewussten Schüler. Bei Schulveranstaltungen darf er gemeinsam mit anderen Schülern die Festrede halten, was er sehr genießt. Interessant ist, dass er nun auch die Stärken seiner Mitschüler anerkennt, ihre Schwächen bzw. anstrengenden Seiten respektiert und sie trotzdem mag. Diese positive Persönlichkeitsentwicklung ist mir viel mehr wert als ein Übertrittszeugnis …“

Sie ist wieder unser altes glückliches Kind

„L. ist ein Quereinsteiger und seit den Faschingsferien in Frau Bächtigers 1. Klasse. Unsere vormals höchst motivierte, sozial immer kompatible, sehr neugierige und interessierte Tochter hatte schon Monate zuvor auf ihren Schulbeginn hingefiebert. Leider konnte sie sich (…) bis Januar nicht an den ‚ganz normalen‘ Schulalltag (Lärm, zu viele Kinder, aggressiver Umgang auf dem Pausenhof) gewöhnen. Die Folge waren Probleme wie Ängste, nicht-physiologische Bauchschmerzen, Durchschlaf-Störungen gefolgt von Frustrationen und Aggression. Wir wurden von mehreren (auch pädagogischen Fach-)Leuten auf L.s trauriges und verstörtes Verhalten angesprochen“, berichtet Familie K. Und weiter:

„Unsere Erwartungen an eine tragfähige Schulgemeinschaft, in der die Kinder in ruhiger Umgebung stressfrei ein vergleichbares, wenn nicht höheres bzw. allgemeingültigeres und umfassenderes Pensum erlernen, haben sich bislang mehr als erfüllt. L.  geht wieder gerne in die Schule, kommt am Mittag gut gelaunt und fröhlich nach Hause, schläft wieder durch, und ist wieder unser „altes“ glückliches Kind – obige Probleme haben sich schlagartig binnen zwei Wochen gelegt und leider nur bestätigt, dass der konventionelle  Weg nicht immer der gesündere und bessere für das einzelne Kind sein muss. … Jedes Kind darf über seinen individuellen Freiraum oder Tempo im möglichen Rahmen selbst entscheiden, dennoch wird kein Kind geschont oder sonderbehandelt, sondern einfach nur alters- und bedarfsgerecht behandelt. Bei allen Lehrern ist die Liebe zum Beruf und im Speziellen zu den Kindern spürbar, jeder Einzelne lebt das Projekt bzw. Konzept und bringt sich beispielhaft in hohem Maße auch persönlich ein.

L. fühlt sich in der kleinen Klassengemeinschaft sehr wohl, obwohl sie keines der Kinder kannte. Umstellungs-Probleme sind glücklicherweise ausgeblieben, die alten Freunde sind noch die gleichen, neue Freunde kommen hinzu. In L.s Fall gefällt uns am besten, dass wir unser Kind optimal in einem tragfähigen Vertrauensverhältnis aufgehoben sehen und vor allem auch als Eltern mit jeder Frage willkommen sind! Sämtliche Aktivitäten wie Ausflüge, Spaziergänge, Versuche und vor allem die Musikstunde werden von L. begeistert angenommen…

Warum sollten kleine Kinder schon auf der Startlinie ungesunde Situationen aushalten müssen? Wieso durchmüssen? Einfach mal vorbeischauen und was Anderes ausprobieren …“

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