Veröffentlicht am 2012-04-29 In Schönstatt im Herausgehen

Das „I“ in IKAF wird größer

DEUTSCHLAND, fma. „Das „I“ in IKAF wird größer.“ Große Augen und dann Schmunzeln, mit etwas Verzögerung nach Übersetzung schließlich bei allen Teilnehmern des Treffens der Internationalen Kentenich-Akademie für Führungskräfte in Schönstatt auf`m Berg, Memhölz. Mit Fabrizio Usai aus Rom, Mitglied der Gründergeneration der Schönstattfamilie Italiens, Programmierer von schoenstatt.org und beruflich als Führungskraft für ein gutes Dutzend Mitarbeiter verantwortlich, war das Treffen am 20. – 22. April wirklich internationaler geworden – und pendelte sprachlich munter zwischen Deutsch und Englisch hin und her. Mehrere neue Teilnehmer – teils durch persönliche Beziehung, teils über den Jour Fixe dazugestoßen –  und ein Thema, das aus dem letzten Treffen wie dem Projekt „Jour fixe für Unternehmer und Führungskräfte“ herausgewachsen war, gaben den Besprechungen eine starke Dynamik: „Personale Mitte“.

Personale Mitte: Ein Thema, das von der Bindungspädagogik her in den Blick gekommen war unter dem Aspekt der besonderen Kraft personaler Bindung; ein Thema, das zugleich eine zentrale Rolle spielt im Kommunikations-, Strömungs- und Sozialkonzept Pater Kentenichs. Nach einem kurzen Impuls zum Thema, angereichert durch Beispiele aus dem Leben Pater Kentenichs als personaler Mitte (etwa in der Gründergeneration oder für die Patres, die in der Bewegungsarbeit standen in der sogenannten Artusrunde) ließen sich die Teilnehmer von Originalaussagen Pater Kentenichs anregen und den weiteren Verlauf des Treffens bestimmen. Das ist die bewährte Arbeitsmethode der IKAF: Von den konkreten Erfahrungen und Fragen der Teilnehmer ausgehend und ergänzt durch das, was aus der Lesung von Kentenich-Texten  bewegt, entfaltet sich das Thema. „Ihre Herzen haben Feuer gefangen“ und persönliche Erfahrungen als Erkenntnisquelle: Das ist Kentenich pur.

Kernkompetenzen

Persönliches Interesse – auch für die Kleinigkeiten des Lebens eines Mitarbeiters, Einfühlung, menschliche Wärme, innere Ergriffenheit, mit der man vor dem Mitarbeiter steht, das Zulassen liebebeseelter Nähe statt nur respektvoller Distanz: Schlüsselworte, die aus der Lektüre der Texte von Pater Kentenich immer wieder genannt wurden.

„Letztlich ist das Bündniskultur als Führungsstil“, so ein Teilnehmer. „Ich verstehe als Führungsperson meinen Umgang mit den Mitarbeitern als von einem Bündnis geprägt und gestaltet.“

Deine Erfahrung wird meine Erfahrung

Der Übergang ins Erzählen und gemeinsame Verstehen und Deuten von Erfahrungen ist nahtlos – und mit den „Erfahrungskärtchen“ an der Moderationswand erledigen sich auch manche „Fragekärtchen“ fast von selbst. Da berichtet einer von dem Leitwort, mit dem er seine Mitarbeiter führt: „Deine Erfahrung wird meine Erfahrung“. Heißt: Ich interessiere mich nicht nur für deine Arbeit, sondern für dich, für dein Leben und deine Person. Heißt dann konkret, dass der Arbeitsplan abgestimmt wird auf besondere familiäre Herausforderungen wie eine schwere Operation des Vaters oder die Risikogeburt des ersten Kindes … „So exportiere ich Pater Kentenich in meine Firma, indem ich vermittele: Du bist als Mensch wichtig für mich.“

Da führt ein anderer eine Geburtstagsliste und nimmt sich Zeit für aufmerksame Gespräche: „Und dann kann man sich auch in schwierigen Phasen aufeinander verlassen.“

Und die interessierte Verbundenheit mit den Mitarbeitern hat einen weiteren, durchaus messbaren Gewinn – den der wachsenden Lebensfülle: „Ich muss Leben erzeugen, das Leben wird ja nur durch das Leben erzeugt. Ich darf also nicht nur bei den Ideen bleiben und nicht nur den Ideenstrom weiterleiten. Ich treffe dabei aber auch auf Leben, und dieses Leben nehme ich dabei in mich auf“, sagt Pater Kentenich.

Baby-Haltung, Hochspannung, Arbeit oder Mensch?

Spannend wie jedes Mal sind die Momente, wo es ganz praktisch wird: Wenn ich einen Mitarbeiter entlassen muss, wie verträgt sich das mit persönlichem Interesse?  Wie gehe ich um mit „Baby-Haltung“ („Ich will das aber jetzt, und so, wääh!“) und Mitarbeitern, die ständig Hochspannung produzieren? „Manchmal leichter als mit denen, die alles in sich reinfressen und durch ihre Verstimmtheit den ganzen Betrieb lähmen…“. Und das Thema, das alle immer wieder bewegt: Wie geht das in der Spannung von Arbeit, die getan sein muss und Menschen, die jetzt reden möchten, meine Aufmerksamkeit, meine Zeit brauchen? Wenn ich immer warte, bis alle Arbeit erledigt ist und richtig Zeit für ein Gespräch ist, ist die Tür vielleicht längst zu…

Und spätestens abends bei Wein und Chips und viel Zeit entstehen Pläne und Ideen… bis hin zu einer italienischen „Abteilung“ der IKAF…

Baustellen-Gefühl, Heiligtum und personale Mitte Kentenich

Das IKAF-Treffen an diesem Wochenende hat noch ein paar Besonderheiten: Es findet mitten im Baustellenbetrieb statt, denn der Bau der Cafeteria samt Nebenwirkungen ist in vollem Gang, der Platz, an dem am 20. Mai die Statue Pater Kentenichs aufgestellt wird, ist schon vom Felsen befreit („Freie Sicht aufs Heiligtum!“), und schmutzige Schuhe sind Markenzeichen dieses Wochenendes. Weltgestaltung bringt Baustellen-Gefühl mit sich. Wer sich die Hände (und Schuhe) nicht schmutzig macht beim mutigen Eingreifen in die Weltgeschichte, wird sie nicht verändern.

Im Heiligtum hat das Treffen begonnen, im „Gründerzimmer“, da, wo – noch – die Pater-Kentenich-Statue steht und auf das Fest am 20. Mai wartet, wird es mit einer sehr persönlichen Ernterunde beschlossen – und dem Segen für alle konkreten Schritte. Es hätte keinen anderen Ort geben können. Und vermutlich wird der 20. Mai eine Art zusätzliches IKAF-Treffen, weil alle kommen werden. Geht nicht anders. Es geht ja um die personale Mitte der IKAF.

Mehr: www.ikaf.de

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