Veröffentlicht am 2014-12-25 In Franziskus - Botschaft

In dieser Nacht hat er die Armut, die Grenzen, die Krankheiten und Schwächen der Menschen angenommen

FRANZISKUS IN ROM, mda. “So stellt uns die Liturgie in dieser heiligen Weihnacht die Geburt des Heilands vor Augen: als Licht, das die tiefste Dunkelheit durchdringt und sie auflöst. Die Gegenwart des Herrn mitten in seinem Volk nimmt die Last der Niederlage und die Traurigkeit der Knechtschaft und schafft Freude und Glück.” Mit diesen Worten begann Papst Franziskus am Heiligen Abend die Predigt in der Christmette, die um 21.30 Uhr im Petersdom gefeiert und weltweit übertragen wurde. Er sprach über die Hirten und betonte, dass der Messias in Armut und Einfachheit kommen wollte. Weihnachten bedeute weniger, den Herrn zu suchen, sondern sich von ihm in göttlicher Zärtlichkeit umarmen zu lassen.

In seiner Weihnachtsansprache griff Papst Franziskus die Haltung der Hirten auf, jener einfachen Menschen vom Rand der Gesellschaft, denen der Engel die Ankunft des Messias verkündete. Franziskus betonte die Art und Weise, wie der Erlöser zur Welt kommen wollte: als Kind inmitten von Armut. Das war das Zeichen für die Hirten – ein Kind, in Windeln gewickelt, in einer Futterkrippe. Ärmer geht fast nicht.

„Liebe Brüder und Schwestern, in dieser Heiligen Nacht betrachten wir die Krippe. Dort hat sich das ereignet: „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht“ (Jes 9,1)“, schloss der Heilige Vater seine Predigt und nahm dabei ein Leitmotiv seines Pontifikates auf – anders als bei der Ansprache an die Kurie am 22. Dezember, aber eindeutig die gleiche Botschaft:

„Das einfache Volk hat das Licht gesehen; jene, die bereit waren, die Gabe Gottes anzunehmen. Nicht gesehen haben es die Überheblichen, die Stolzen, diejenigen, die die Gesetze nach ihren persönlichen Maßstäben festlegen, die in ihrer Haltung verschlossen sind. Schauen wir auf die Krippe und bitten wir im Gebet die jungfräuliche Mutter: „O Maria, zeige uns Jesus!“.

Die Predigt von Papst Franziskus in der Christmette im Petersdom

» Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf « (Jes 9,1). » Da trat der Engel des Herrn zu ihnen [den Hirten] und der Glanz des Herrn umstrahlte sie « (Lk 2,9). So stellt uns die Liturgie in dieser heiligen Weihnacht die Geburt des Heilands vor Augen: als Licht, das die tiefste Dunkelheit durchdringt und sie auflöst. Die Gegenwart des Herrn mitten in seinem Volk nimmt die Last der Niederlage und die Traurigkeit der Knechtschaft und schafft Freude und Glück.

Auch wir sind in dieser Heiligen Nacht durch die Finsternis, welche die Erde umhüllt, zum Haus Gottes gekommen, aber wir waren geleitet von der Flamme des Glaubens, die unsere Schritte erleuchtet, und beseelt von der Hoffnung, das „helle Licht“ zu finden. Wenn wir unser Herz öffnen, haben auch wir die Möglichkeit, das Wunder jenes Kindes zu betrachten, das wie die Sonne aufstrahlt aus der Höhe und den Horizont erhellt.

Der Ursprung der Finsternis, von der die Welt umhüllt ist, verliert sich in der Nacht der Zeiten. Denken wir an den dunklen Moment zurück, in dem das erste Verbrechen der Menschheit begangen wurde, als Kain, blind vor Neid, seinen Bruder Abel erschlug (vgl. Gen 4,8). So war der Lauf der Jahrhunderte gezeichnet von Gewalt, Krieg, Hass und Unterdrückung. Gott aber, der auf den Menschen seine Erwartungen setzte – er hatte ihn ja als sein Abbild und ihm ähnlich erschaffen –, er wartete. Er hat so lange gewartet, dass er an einem bestimmten Punkt eigentlich hätte aufgeben müssen. Aber er konnte nicht aufgeben, er konnte sich selbst nicht verleugnen (vgl. 2 Tim 2,13). Deshalb hat er geduldig weiter gewartet angesichts der Korruption von Menschen und Völkern.

Den Weg der Geschichte hindurch offenbart uns das Licht, welches das Dunkel durchbricht, dass Gott ein Vater ist und dass seine geduldige Treue stärker ist als die Finsternis und die Korruption. Das ist die eigentliche Botschaft der Weihnacht. Gott kennt keinen Wutanfall und keine Ungeduld; er ist immer da, wie der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn, in der Erwartung, von weitem die Rückkehr des Sohnes zu erkennen.

Die Prophetie des Jesaja kündigt den Aufgang eines gewaltigen Lichtes an, welches das Dunkel durchbricht. Es wird in Bethlehem geboren und aufgenommen von den liebevollen Händen Marias, der Liebe Josephs und dem Staunen der Hirten. Als die Engel den Hirten die Geburt des Erlösers verkündeten, sagen sie: » Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt « (Lk 2,12). Das „Zeichen“ ist die bis zum Äußersten getriebene Demut Gottes; es ist die Liebe, mit der er in jener Nacht unsere Schwachheit, unser Leiden, unsere Ängste, unsere Sehnsüchte und unsere Grenzen angenommen hat. Die Botschaft, auf die alle warteten, das, wonach alle tief innerlich suchten, war nichts anderes als die Zärtlichkeit Gottes: Gott, der uns mit einem von Liebe erfüllten Blick anschaut, der unser Elend annimmt, Gott, der in unser Kleinsein verliebt ist.

Wenn wir in dieser Heiligen Nacht das Jesuskind betrachten, wie es gleich nach der Geburt in eine Futterkrippe gelegt wird, sind wir zum Nachdenken eingeladen. Wie nehmen wir die Zärtlichkeit Gottes an? Lasse ich mich von ihm erreichen, lasse ich mich umarmen oder hindere ich ihn daran, mir nahe zu kommen. „Aber ich suche doch den Herrn“, könnten wir einwenden. Das Wichtigste ist allerdings nicht, ihn zu suchen, sondern zuzulassen, dass er mich findet und mich liebevoll streichelt. Das ist die Frage, die das Christuskind uns einzig mit seiner Gegenwart stellt: Lasse ich zu, dass Gott mich lieb hat?

Gehen wir noch einen Schritt weiter: Haben wir den Mut, mit Zärtlichkeit die schwierigen Situationen und die Probleme des Menschen neben uns mitzutragen, oder ziehen wir es vor, sachliche Lösungen zu suchen, die vielleicht effizient sind, aber der Glut des Evangeliums entbehren? Wie sehr braucht doch die Welt von heute Zärtlichkeit!

Die Antwort des Christen kann nicht anders sein als jene, die Gott angesichts unseres Kleinseins gibt. Das Leben muss mit Güte, mit Sanftmut angegangen werden. Wenn wir uns bewusst werden, dass Gott in unser Kleinsein verliebt ist, dass er selbst sich klein macht, um uns besser zu begegnen, können wir nicht anders, als ihm unser Herz zu öffnen und ihn zu bitten: „Herr, hilf mir, wie du zu sein; gib mir die Gnade der Zärtlichkeit in den schwierigsten Lebensumständen; gib mir die Gnade, in jeder Not nahe zu sein, die Gnade der Sanftheit in welchen Konflikten auch immer“.

Liebe Brüder und Schwestern, in dieser Heiligen Nacht betrachten wir die Krippe. Dort hat sich das ereignet: „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht“ (Jes 9,1). Das einfache Volk hat das Licht gesehen; jene, die bereit waren, die Gabe Gottes anzunehmen. Nicht gesehen haben es die Überheblichen, die Stolzen, diejenigen, die die Gesetze nach ihren persönlichen Maßstäben festlegen, die in ihrer Haltung verschlossen sind. Schauen wir auf die Krippe und bitten wir im Gebet die jungfräuliche Mutter: „O Maria, zeige uns Jesus!“.

(Übersetzung von Radio Vatikan)

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