Veröffentlicht am 2013-03-17 In Franziskus - Botschaft

Heilige Woche 2013: Ostern ist der lebendige Christus

ARGENTINIEN, mda. In seinem Pastoralbrief zur Heiligen Woche hat Kardinal Jorge Mario Bergoglio, Erzbischof von Buenos Aires und Primas von Argentinien(seit dem 13.3. Papst Franziskus), allen Bewegungen und Pfarreien empfohlen, auf die Straßen zu gehen „als lebendiger Christus“, unsere Kirche umzuformen in eine „Kirche der offenen Türen“, Türen, die nicht nur offen sein sollen, um aufzunehmen, sondern um hinauszugehen aus den geschlossenen kirchlichen Räumen, um zu feiern und denen zu helfen, die von selbst nicht hineinkommen, denn, so sagt er, die Kirche, „die uns unaufhörlich zur Evangelisierung ruft, bittet uns um konkrete Gesten, die von der Taufe zeugen, die wir empfangen haben.“ Der Brief wurde Ende Februar in Spanisch, Portugiesisch und Italienisch auf schoenstatt.org veröffentlicht als Aufruf und Anregung im Sinne des internationalen Wallfahrtsgebetes 2014: „Erziehen uns zu deinen Missionaren für dieses Jahrhundert.“

Seit Jahren arbeiten wir alle daran, dass die Kirche auf der Straße ist, damit sich dort die Gegenwart des lebendigen Jesus offenbart. Es ist das Bemühen, das zu leben, was wir so oft im Hochgebet  der Heiligen Messe beten: Lass die Gläubigen die Zeichen der Zeit verstehen

und sich mit ganzer Kraft für das Evangelium einsetzen. Mache uns offen für das, was die Menschen bewegt, dass wir ihre Trauer und Angst, ihre Freude und Hoffnung teilen und als treue Zeugen der Frohen Botschaft mit ihnen dir entgegengehen.“ 1 Mehr oder weniger haben alle Gemeinden diese Herausforderung angenommen. Aparecida hat diesen Weg bestätigt und uns gezeigt, dass dies, damit es nicht nur ein Funke bleibt, eine wirkliche pastorale Bekehrung erfordert. Wir brauchen diese unaufhörlich, denn sehr oft fallen wir in Versuchung, zurückzukehren zu den Fleischtöpfen Ägyptens.  Wir alle wissen, dass die Realität unserer Pfarreien unendlich stark begrenzt ist im Verhältnis  der Zahl der Menschen, die es gibt  zu denen,  die wir nicht erreichen. Die Kirche, die uns unaufhörlich  zur Evangelisierung ruft, bittet uns um konkrete Gesten, die von der Taufe zeugen, die wir empfangen haben. Das Bleiben in der Taufgnade bestimmt sich vom Weg und vom Tun. Ein Tun, das nicht nur in einzelnen Taten besteht sondern ein Stil ist, der den Stil Jesu sucht und daran teilhaben möchte. Das  „allen alles werden, um einige für Christus zu gewinnen“ geht in diese Richtung.2

Hinausgehen, teilen und verkünden: das verlangt zweifelsohne eine Askese des Verzichtes  als Teil der pastoralen Bekehrung. Angst und Müdigkeit können uns übel mitspielen und dazu verleiten, bei dem zu bleiben, was wir kennen und was keine Schwierigkeiten macht, was uns eine Teilsicht der Wirklichkeit bietet und uns vor allem in Ruhe lässt. Bei anderer Gelegenheit fallen wir in die Perfektionsfalle, die uns von den anderen abgrenzt und uns Entschuldigungen liefert wie: „Ich habe viel zu tun“, „Ich habe keine Leute“, „Wenn wir dies und das machen, wer macht dann die Sachen der Pfarrei?“ usw.

Wie schon im Jahr 2000 möchte ich sagen: „Die Zeit drängt. Wir haben kein Recht, im Streicheln unserer eigenen Seelen zu verharren. Kein Recht, uns einzuschließen in unsere eigenen Sächelchen, so winzig und eng. Wir haben kein Recht, still und ruhig unter uns uns gegenseitig gern zu haben… Wir müssen rausgehen und zu den Menschen der Stadt, die wir auf den Balkonen stehen sehen, reden. Wir müssen raus aus unserer Eierschale und ihnen sagen, dass Jesus lebt, und dass Jesus für ihn lebt, für sie lebt, und wir müssen das mit Freude sagen… auch wenn es uns manchmal ein wenig verrückt vorkommt.

Wie viele Alte führen ein langweiliges Leben, wie vielen reicht das Geld nicht um Medizin zu kaufen. Wie vielen Kindern verwirren Ideen die Köpfe, die wir als große Neuerung aufnehmen, während sie in Europa und den USA schon  vor zehn Jahren auf den Abfall geworfen worden sind, und wir halten sie für pädagogischen Fortschritt.

Wie viele Jugendliche verbringen ihr Leben zwischen Drogen und Lärm, weil sie keinen Sinn finden, weil niemand ihnen erzählt, dass es etwas Großes gibt. Wie viele Sehnsüchtige gibt es auch in unserer Stadt, die die Theke brauchen, wo sie einen nach dem anderen kippen, um zu vergessen.

Wie viele gute aber eitle Menschen leben von der äußeren Erscheinung und laufen Gefahr, stolz und überheblich zu werden.

Und da wollen wir im einfach zu Hause bleiben? Uns in unseren Pfarreien einschließen? Hängenbleiben im Klatsch und Tratsch der Pfarrei, der Schule, der innerkirchlichen Themen? Wo so viele Menschen auf uns warten!  Die Menschen unserer Stadt! Einer Stadt, die religiöse Potentiale hat, einer wunderbaren, schönen Stadt, die aber auch vom Bösen verführt wird. Wir können nicht unter uns bleiben, wir können nicht abschottet drinnen in der Pfarrei oder der Schule bleiben.

Die Heilige Woche schenkt uns eine neue Gelegenheit, ein abgeschlossenes Modell der evangelisierenden Erfahrung abzuschaffen, das immer nur mehr desselben macht, und dafür eine Kirche der offenen Türen erreichten, der Türen, die sie nicht nur aufmacht, um zu empfangen, sondern die sie offen stehen lässt, um herauszugehen und zu feiern und auf die zuzugehen, die von selbst nicht kommen.

Mit diesen Gedanken schaue ich auf die kommende Palmfeier, das Fest des Gehens Jesu hinein ins Volk, als Segen für alle, die ihm begegnen. Ich bitte, dass wir dieses Fest nicht zur Privatsache machen, dieses Fest, das für alle ist und nicht nur für einige. Die Erzdiözese hat sich entschieden, es missionarisch am Samstagabend zu feiern, von den missionarischen Stationen der Vikarien aus.  Darum bitte ich die Pfarrer und die Verantwortlichen der Schulen und Seminare, dass sie ihre Gemeinden für diesen starken Moment des Glaubens und der Verkündigung mobilisieren in der Gewissheit, dass das Leben unserer Gläubigen sich erneuert, wenn sie die Schönheit und Freude der Begegnung mit anderen im Teilen des Glaubens erleben: Denn es ist unmöglich, dass ein Mensch das Wort aufgenommen hat und sich dem Reich Gottes hingibt, ohne zu einem Menschen werden, der Zeugnis gibt und verkündet. 4

Ich danke von Herzen und grüße

Mit väterlichem Gruß

Kard. Jorge Mario Bergoglio s.j.

25. Februar 2013.

1. Hochgebet für besondere Anliegen: Jesus unser Weg

2-4: Aus früheren Schreiben von Kard. Bergoglio

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