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Veröffentlicht am 2023-07-29 In Kirche - Franziskus - Bewegungen, Leben im Bündnis

Königin der Versöhnung im Schönstatt-Kapellchen in Kietrz

POLEN, Maria Fischer •

„Auf der internationalen Webseite der Pallottiner www.sac.info ist eine interessante Nachricht“, schreibt ein pallottinischer Freund von schoenstatt.org aus Limburg. „Vielleicht können Sie auch Polnisch – ich kann nur ein paar Brocken“. Was ich dort finde, ist der Link zu einem langen, schönen Artikel des Portals Opole.Gosc.pl  über die Krönung des Bildes der Gottesmutter im Schönstatt-Kapellchen von 

(Kascher) in Schlesien. Königin der Versöhnung: Polen und Deutsche, Pallottiner und Schönstätter. Sie kann’s, sie bringt sie alle zusammen. Auch für diesen Artikel, zu dem ein weiterer Pallottiner, ursprünglich aus der polnischen Provinz, Hintergrundinformation und Übersetzungen von Texten beigetragen hat. —

Katscher 23.07.2023

Vier Bischöfe – Adrian Galbas SAC von Katowice/Kattowitz, Waldemar Musioł aus Opole/Oppeln, Jan Kopiec aus Gliwice/Gleiwitz und Martin David aus Ostrava, zahlreiche Priester, und ganz viel Volk Gottes hatte sich an diesem Sonntag, 23. Juli, in Kietrz eingefunden, um 90 Jahre dieser dem Urheiligtum in Schönstatt nachgebildeten Kapelle zu begehen – gebaut und eingeweiht auf Initiative von Pallottiner-Pater Richard Henkes, im Jahr 1933, lange bevor man vom „Urheiligtum“ sprach und an Filialheiligtümer dachte.

Gäste aus Tschechien, Deutschland und der Schönstatt-Bewegung, die mit dem Gnadenbild der Dreimal Wunderbaren Mutter verbunden sind, waren nach Kietrz/Katscher gekommen. Die musikalische Gestaltung der Liturgie übernahm eine Bläsergruppe aus dem Oppelner Dom, an der Orgel spielte Maciej Lamm. Anwesend waren auch Parlamentarier und Vertreter der Selbstverwaltung, u.a.: Vize-Landwirtschaftsminister Janusz Kowalski, zuständig auch für ländliche Entwicklung, Senatorin Ewa Gawęda, Senator Beniamin Godyla und der Bürgermeister von Piotrowice Wielkie Andrzej Wawrzynek.

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Geschichte: Nur so versteht man, wie besonders diese Kapelle ist

Die Pfarrei St. Thomas Apostel, zu der diese Kapelle gehört, die heute ca. 5000 Gläubige hat, wurde 1266 gegründet und gehörte zur Diözese Olmütz (Tschechien). Die Kirche wurde 1428 erbaut, das Gebäude allerdings mehrmals zerstört und wieder aufgebaut. Seit 1972 gehört die Pfarrei zur Diözese Opole/Oppeln (Dekanat Kietrz/Katscher). Die Pallottiner (Gesellschaft des Katholischen Apostolates) übernahmen im August 2020 die Seelsorge. Das hatte zur Folge, dass neue Formen der Seelsorge eingeführt wurden. Die Patres bemühen sich, die Pfarrei zu einer „Pfarrei der offenen Tür“ zu machen. Auf dem Gebiet der Pfarrei gibt es Papageien, Ziegen, Tauben, bunte Vögel und andere Tiere – ein Bild für die willkommene Buntheit und Vielfalt der Kirche. Pfarrer ist Pater Janusz Rempalski SAC. Weitere Seelsorger sind P. Jan Jabłuszewski SAC und P. Marek Kożak SAC. Die Pallottiner leiteten die Pfarrei in Kietrz/ Katscher vor und während des Zweiten Weltkrieges, wurden aber am Ende des Krieges von der Roten Armee vertrieben.

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Gedenktafel für P. Richard Henkes SAC

Eine wichtige Person, die mit der Pfarrei Kietrz/Katscher und dieser Kapelle verbunden ist, ist der Sel. Richard Henkes, ein Pallottiner, der in der Pfarrei wirkte. P. Henkes widersetzte sich der Politik der Nationalsozialisten und kam dafür ins Konzentrationslager Dachau. Er starb am 22. Februar 1945.
Er wurde 1900 in einer katholischen Großfamilie in Ruppach/Westerwald geboren. Sieben Jahre besuchte er die Volksschule in Ruppach; da er Missionar werden wollte, wechselte er 1912 auf die neu gegründete Schule der Pallottiner in Schönstatt. Während seiner Schulzeit wurde er zum Militär eingezogen, musste aber nicht mehr an die Front. Nach dem Abitur 1919 trat er in das Noviziat der Pallottiner in Limburg ein, wo er 1925 zum Priester geweiht wurde. Ab 1926 wirkte er als Lehrer und Erzieher in verschiedenen pallottinischen Schulen, zunächst im Westen Deutschlands, vor allem in Schönstatt, ab 1931 im Osten, im damals zu Deutschland gehörenden Katscher/Kietrz, Frankenstein (Ząbkowice Śląskie) und Strandorf (Strahovice, heute Tschechien). Kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten trat P. Henkes auf der Kanzel und in der Schule gegen die Ideologie des Nationalsozialismus auf und wurde dafür von der Gestapo verfolgt. Das erste Mal wurde er 1937 wegen einer Predigt in seinem Heimatdorf verhört. Zum zweiten Mal wurde er vor dem Sondergericht in Breslau (Wrocław) wegen Verleumdung Hitlers verurteilt. Das Urteil wurde jedoch wegen der Amnestie nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich nicht vollstreckt. Nach einer Predigt in Branitz (Branice), in der er den Nazi-Offizieren die Märtyrer der Römerzeit gegenüberstellte, wurde P. Henkes am 8. April 1943 in Ratibor (Racibórz) verhaftet und von dort ins Konzentrationslager Dachau gebracht. Auch dort führte er ein religiöses Leben, teilte die Mahlzeiten mit anderen Häftlingen und verkündete den inhaftierten Mitbrüdern das Wort Gottes. Als Ende 1944 eine Fleckfieberepidemie ausbrach, meldete sich Pater Henkes freiwillig, um die Kranken in Block 17 zu betreuen. Mitte Februar 1945 infizierte er sich selbst und starb am 22. Februar 1945. Nach dem Krieg wurde seine Asche von den heimgekehrten Pallottinern nach Limburg überführt und dort feierlich beigesetzt. Seine Seligsprechung fand am 15. September 2019 in Limburg statt.

Auf Initiative von P. Richard Henkes SAC ist diese Kapelle 1933 entstanden, zehn Jahre vor dem ersten Filialheiligtum. Vielleicht das erste „Vor-Filialheiligtum“ und ein Beweis, wie sich das Netzwerk der Heiligtümer einer zu rigorosen Kategorisierung entzieht.

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Wo Geschichte und Gegenwart sich begegnen

Die Feier der Krönung der Gottesmutter von Schönstatt in der Kapelle von  Kietrz war Teil der Feierlichkeiten zum dritten Welttag der Großeltern und älteren Menschen, der in Kietrz von der Pallottinergemeinde und der Schönstatt-Bewegung an diesem 23. Juli mitorganisiert wurde.

Hauptzelebrant der Messe war Erzbischof Adrian Galbas SAC, Erzbischof von Kattowitz und Beauftragter der Bischofskonferenz für die Schönstatt-Bewegung in Polen.  Erzbischof Adrian Galbas war neun Jahre Provinzial der „Provinz von der Verkündigung des Herrn“, mit Sitz in Posen; im dortigen Haus der Pallottiner wirken Marienschwestern.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Ein solches ist das Foto, auf dem man sieht, wie Elżbieta Sroka, die letzte noch lebende Vertreterin des Kurses „Mutter des Brotes“ des Institutes der Frauen von Schönstatt, die „Krone der Versöhnung“ Erzbischof Adrian Galbas überreicht. Dieser Kurs hat sich jahrzehntelang besonders für diese Kapelle eingesetzt, die ohne diese Frauen vielleicht verfallen und vergessen worden wäre.

Überreichung der Krone

Nicht nur Erinnerung, sondern ganz aktuell in Blick auf die Ukraine

„Pater Josef Kentenich, der Gründer der Schönstatt-Bewegung, hat immer vorgeschlagen, Maria in schwierigen Momenten zu krönen. Zweifellos befinden wir uns in einem schwierigen Moment, denn es herrscht Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Wir brauchen Versöhnung“, sagte Renata Kleszcz-Szczyrba aus der Schönstatt-Familienliga bei der Feier. „Der selige Richard Henkes, der vor Jahren in der Gemeinde Kietrz arbeitete, war ein großer Verfechter der Versöhnung und ein Diener der Wahrheit. Heute brauchen wir Versöhnung in uns selbst, untereinander, schließlich sind wir eine sehr gespaltene und polarisierte Nation, aber vor allem brauchen wir die Versöhnung mit Gott, die die Grundlage für jede andere Versöhnung ist“, betont R. Kleszcz-Szczyrba.

„Das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen und der Titel der Königin der Versöhnung sind eine wichtige Aufforderung an uns zur Einheit, zum Streben nach Frieden und Versöhnung, zur Sorge und Großzügigkeit füreinander und zur Zurückhaltung bei Urteilen und Verurteilungen“, sagte Bischof Musioł in seiner Predigt.

Auf drei Gefahren machte der Bischof ausgehend vom Evangelium aufmerksam: Die erste sei die Tendenz des Abschneidens von der Wurzel, die zweite die Verabsolutierung der Tradition, die sich in Worten ausdrückt wie: es war immer so, das gab es noch nie, die dritte  konzentriert sich verabsolutierend auf das, was jetzt ist, ohne Tradition, Geschichte und Zukunft.

„Im Gleichnis vom Unkraut spricht der Herr Jesus nicht nur über den letzten Tag, an dem sowohl das Unkraut als auch der Weizen geerntet werden, so dass ersterer ins Feuer und letzterer in die Kornkammer kommt, sondern er spricht auch über unsere irdische Zukunft, über unser Morgen. Lasst beides wachsen bis zur Ernte. Damit ihr, wenn ihr das Unkraut erntet, nicht auch den Weizen mit ausreißt“, betonte der Bischof. „Wir leben und werden in einer Welt leben, in der es einen ständigen Kampf zwischen Gut und Böse gibt. Wir leben in einer Welt, in der es gute und schlechte Menschen gibt, aber dieses Gleichnis warnt uns, dass es uns nicht zusteht, sie zu klassifizieren, geschweige denn zu beurteilen“, erklärte Bischof Musioł. Er ermutigte alle, eine Zukunft auf dem Fundament der Versöhnung zu schaffen und warnte davor, uns an Hasskommentaren zu beteiligen. Und an die ältere Generation gewandt: “ Liebe Senioren, die junge Generation ist kein Unkraut, sondern langsam wachsender Samen.“

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Predigt

Große Bühne für die kleine Magd des Herrn

Nach der Eucharistiefeier zogen alle in einer Prozession zum Kirchplatz, wo die Krönung des Bildes auf einer speziell dekorierten Bühne stattfand.

Anschließend wurde das Bildnis der Dreimal Wunderbaren Muttergottes in die Schönstattkapelle gebracht und wieder an seinen Platz angebracht.

Die kleine Magd des Herrn, die zur Königin der Versöhnung gekrönt wurde, hat eine große Aufgabe vor sich.

Denn wie Erzbischof Galbas sagte: „Es geht in der Tat bei der Geste der Krönung und bei dieser Feier heute vor allem darum, dass wir Maria erlauben, Königin von allem zu sein, von allem in uns.“

Nach dem Gottesdienst luden die Pallottiner alle Teilnehmer zu einem Konzert der Gruppe Universe ein. Die Musiker spielten im Amphitheater neben dem Pfarrhaus. Der Lead-Sänger der Gruppe Universe, Henryk Czich, nahm während des Konzertes Bezug auf die Krönung des Bildes der Gottesmutter von Schönstatt und holte dabei aus seiner Hosentasche einen Rosenkranz hervor.

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Das Versöhnungsgebet

„Auf die Fürsprache der Königin der Versöhnung beten wir für unsere eucharistische Gemeinschaft.

Möge unter uns der Geist wahrer Versöhnung herrschen – mit Gott, mit dem Nächsten und mit mir selbst, damit sich alle Geister in der Wahrheit und alle Herzen in der Liebe vereinen.“

Link zum ausführlichen Artikel (Polnisch) Fotos

Königin der Versöhnung

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