Veröffentlicht am 2013-10-03 In Urheiligtum

Baustelle Urheiligtum

mda. Wir werden neue Postkarten brauchen. Denn rund ums Urheiligtum sieht es nicht mehr ganz so aus wie auf den Fotos und Postkarten von vor einem, 10 oder 20 Jahren. „Nach der Renovierung wird es rund ums Urheiligtum nie mehr ganz so aussehen wie der Ort, an den ich einige der tiefsten Erinnerungen meines Lebens habe. Und wie eigen mag es für die Pilger sein, es dort anders zu sehen als auf den Postkarten. Eine meiner besten Erinnerungen ist die, wie ich zum ersten Mal zum Urheiligtum kam und sagte: Es sieht genauso aus wie auf den Postkarten, aber es ist so viel besser, denn nun kann ich der Gottesmutter am Ur-Gnadenort begegnen“, so Sarah-Leah Pimentel. Seit dem 1. Oktober hängt ein großes Plakat am Bauzaun am Urheiligtum: Baustelle Urheiligtum. Die schon lange geplanten und noch länger notwendigen Ausbesserungsarbeiten hatten bereits am 30. September begonnen, verbunden mit einigen Veränderungen im Gelände, die dem Urheiligtum „mehr Luft zum Atmen“ und den Pilgern besseren Zugang und freie Sicht auf den Ort geben, von dem auch in den nächsten 100 Jahren eine Welle der Erneuerung ausgehen soll – und nicht nur für sie, sondern für die ganze Welt.

„Vor fast 100 Jahren haben Pater Kentenich und die ersten Kongreganten eine ähnliche Aufgabe begonnen“, sagt Queca Espinoza aus Lima. Auch sie haben diese Kapelle umgestaltet – äußerlich durch Anstreichen, Ausmalen (himmelblau mit Sternen), Girlanden, Statuen und Bilder, innerlich durch die „Umgestaltung in einen Wallfahrts- und Gnadenort“. Und im Laufe der hundert Jahre haben Schönstätter zuerst und dann Pallottiner zahlreiche Veränderungen vorgenommen – ein neuer Altar kam 1934, der Schornstein wurde abgebaut, die Glocke mehrfach ausgewechselt, Statuen, Symbole und Bilder kamen und gingen, und rund ums Urheiligtum wurden Bäume gefällt und neu gepflanzt, Mauern und Hecken gezogen, Schilder montiert und Kerzenständer an- und wieder abgebaut. „Renovierungen und Baumaßnahmen bringen immer Schmutz und Durcheinander mit sich“, so Melissa Janknegt. „Jetzt steht das Urheiligtum wirklich mehr vorn und in der Mitte – das Juwel in der Krone, die Quelle aller Gnaden für uns im Liebesbündnis. Und wir sind nicht mehr Mieter, sondern Eigentümer mit aller Verantwortung! Was für ein wunderbares Geschenk an die Familie  zum Jubiläum. Ein schöner Ort nicht nur für uns, sondern für alle.“ – „Rund ums Urheiligtum hat es so viele Änderungen gegeben in den letzten hundert Jahren”, meint auch Mary Cole, “das macht uns bewusst: Worauf es ankommt, ist das Urheiligtum selbst. Hoffen wir, dass die äußeren Veränderungen innere Veränderungen für uns alle mit sich bringen.“

Das Fundament stärken

Baustelle Urheiligtum: Arne Reichert mit seinem Bauunternehmen APS aus Vallendar, der schon den Umbau des Bundesheims mit Können und Einfühlung in die Hand genommen hat, ist für die Renovierungsarbeiten am Urheiligtum verantwortlich. Ziel ist, bis zum Jubiläum 2014  alle Schäden zu beseitigen, die den Bestand des Urheiligtums gefährden. Und da sind eine Menge. Regen und Feuchtigkeit sind in die Mauern und Fundamente eingedrungen, Risse und Putzschäden werden gleich bei der ersten Untersuchung sichtbar. Darum ist es nötig, schadhafte Stellen zu öffnen und die Nässe von unten und von den Seiten einzudämmen. Bruder Richard, der langjährige Sakristan des Urheiligtums, stand mit Rat und Tat zur Seite und zeigte, welche Drainage-Maßnahmen die Pallottiner in den letzten Jahren unternommen hatten. „Wir leben nun einmal in einem Land, in dem es viel und oft regnet“, sagt Rektor Egon Zillekens vom Verwaltungsrat des Urheiligtums. „Das Spritzwasser, das auf den normalen Putz an den Mauern trifft, zerstört Putz und Mauerwerk. Da werden wir nun einen Schutz schaffen, und ich glaube, das wird sehr gut aussehen.“

Ich denke an die Fundamente meines Lebens

Nicht nur unter den Mitarbeitern von schoenstatt.org haben die Bilder von den lange geplanten, notwendigen Renovierungsarbeiten lebhafte Diskussionen ausgelöst. Was sagt Rektor Zillekens zu den teilweise heftigen Reaktionen? „Ich freue mich, dass das Urheiligtum so im Mittelpunkt steht und so viel Interesse weckt! Und insgesamt überwiegt die Freude daran, dass wir Urheiligtum und Pilgerplatz jetzt für das Jubiläum vorbereiten, dass wir dem Urheiligtum Raum schaffen.“ Einer der Bauarbeiter habe am Morgen gesagt: „Es sieht so befreit aus!“

„Hier wird für Jahrhunderte gebaut“, meint Norbert Weweler, und Bernadette Weweler, seit Anfang September mit ihrem Mann als Küster am Urheiligtum, schaut auf die freigelegten Fundamente des Urheiligtums und sagt: „Ich denke an die Fundamente meines Lebens.“ –

Steine vom Urheiligtum

Vom ersten Tag an gab es eine starke Bewegung, um nicht zu sagen Strömung: Es wurden Schutt und Steine aus den geöffneten Stellen um die Fundamente des Urheiligtums gesammelt. Besonders eifrig die Anbetungsschwestern, die tütenweise Steine wegschleppten. Norbert Weweler hat jetzt Kartons bereitgestellt für die Sammler … und auch Rektor Zillekens hat etliche Steine mitgenommen.

Für Pilger, für Menschen, die vielleicht nie zum Urheiligtum kommen können. Das Urheiligtum berührbar machen. Viele denken an die Dachrenovierung vor über zehn Jahren und die vielen Dachschindeln, die damals in alle Welt geschickt wurden.

Die letzten wurden zum Symbol der Aussendung am Ende der Konferenz 2014, als die Vertreter jedes Landes eine erhielten. Damals kaum zu erhoffende Sehnsucht, heute Realität: Das Urheiligtum „gehört uns“ –  als Jubiläumsgeschenk der Pallottiner. Gaben sind Aufgaben.

Du führst mich hinaus ins Weite … (Ps 18)

Im Zusammenhang mit den Renovierungen finden auch einige Veränderungen im Umfeld des Urheiligtums statt. So ist die riesengroße Zypresse direkt neben dem Urheiligtum stark beschnitten worden, so dass der Platz mehr Luft und Licht bekommt; die vor gut zehn Jahren gepflanzten Bäume vor den Heldengräbern wurden gefällt, damit Urheiligtum und Gräber – Nichts ohne dich UND Nichts ohne uns – vom Pilgerplatz aus für alle sichtbar sind. Das rückwärtige Tor zum Pilgerplatz wurde erweitert und wird mit den gleichen Steinen aus der alten Mauer wieder aufgebaut. Und die auch noch nicht sehr alte Mauer, die hinter den Heldengräbern direkt ans Urheiligtum angebaut wurde, ist weggerissen worden, so dass das Urheiligtum jetzt frei steht.

Völker wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz. (Jes 60,3)

Während der ganzen Baumaßnahmen um das Urheiligtum bleibt dieses für die Beter geöffnet. Und bis zum 15. Oktober soll alles fertig sein und das Urheiligtum „strahlen wie noch nie“. Neuer Verputz, sofern notwendig, und natürlich ein neuer Außenanstrich schließen das Werk ab.  Und dann kann sie kommen, die Eröffnung des Jubiläumsjahres am Abend des 18. Oktober 2013 und die große Wallfahrt aus allen Ländern und Kontinenten am 18. Oktober 2014. „Wir möchten ganz sorgsam umgehen mit unserem Urheiligtum“, so Rektor Zillekens. Die Wände des Urheiligtums sind zu kostbar, um als Haltepunkt für Lautsprecher, Lampen und Kerzenständer zu dienen. Ein Zeugnis vom Heiligtum in Tuparenda kommt in den Sinn. Einer der Männer aus einer der Vorbereitungsgruppen zum 18. Oktober sagte einmal: „Für uns ist das Heiligtum wie eine Person. Es ist unendlich kostbar, es lebt. Und wir würden nie auch nur einen Nagel in die Wand schlagen, um irgendetwas daran zu befestigen…“. Für den Lautsprecher wird ein anderer Platz gesucht, selbstverständlich wird es auch wieder und mehr Möglichkeiten geben, Kerzen zu entzünden – und Scheinwerfer werden im Boden eingelassen, so dass das Urheiligtum angestrahlt werden kann, und leuchtet …

Gleichzeitigkeit als Signal

Ja, wir werden neue Postkarten brauchen im zweiten Jahrhundert Schönstatts. Und eine neue Einstellung.  „Die Gottesmutter gibt uns einen Schubs, um hinaus in die Welt zu gehen“, so formuliert es Kohnie Valderrama aus Madrid. Das Urheiligtum ist der Ort, an dem Jünger und Missionare geformt werden, die von hier aus – wie Franziskus es erbittet und fordert – bis an die Grenzen der Erde gehen, aus der Gestaltungskraft des Liebesbündnisses. Da passt es, dass gerade in den Tagen, in denen am Urheiligtum renoviert wird, ein paar Tausend Kilometer weiter, in Asunción, das „solidarische Haus“ des Urheiligtums entsteht – gestiftet von einer Pilgerin aus Deutschland, eines von 100 Häusern für die Ärmsten der Armen, die als Dank für „unser Haus in Schönstatt“ entstehen…

Wir füllen die Krüge des Urheiligtums mit unseren Gaben

Seit dem 23. Juni 2011 gibt es eine leise aber wirksame Wallfahrt zum Urheiligtum. Der erste Pilger kam aus Bolivien, in diesem Moment ist es gerade jemand aus Malaysia, der das Urheiligtum betritt, mit gefüllten Händen. Weit über 6000 Menschen waren es bis heute, die einen ein einziges Mal, die anderen jeden Tag, wie jene Mutter aus Paraguay, die unablässig für die Freilassung ihres inhaftierten Sohnes bittet. Sie kommen über den „direkten Draht zum Urheiligtum“ von schoenstatt.org. Sie schicken Dankbarkeit und Reue, Hingabe und Sehnsucht; sie schicken Krankheit, Pläne, Diagnosen, Briefe, Vorträge, Enttäuschungen, Hoffnungen, Vertrauen und die Namen von unzähligen Menschen.  Samstag für Samstag kommen ihre Bitten bei der Heiligen Messe „auf dem Weg nach 2014“ in den Krug. Leise, fast unbeachtet.   Als Rektor Zillekens fast nebenbei erwähnt, dass Norbert Weweler den alten Kamin entdeckt und gemeint hatte: „Da kann man noch was rein tun“, ist die Idee geboren. Alle – ja, alle  – Gaben, die auf diesem Weg zum Urheiligtum gekommen sind, werden auf einem USB-Stick in diesen Hohlraum eingelassen und bleiben dort für immer, als lebendiges Gnadenkapital für das offene Urheiligtum. Und wer noch dabei sein will: Bis Sonntag ist der Weg noch offen:

Urheiligtum Direkt auf dem Weg nach 2014 – „Wir füllen die Krüge mit unseren Gaben“

Fotoalbum 1 (Rektor Egon M. Zillekens)

 

September 30, 2013

 

Fotoalbum 2 (Norbert Weweler)

October 2, 2013

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