Veröffentlicht am 2014-11-11 In Schönstätter

Der Weggefährte von Joao Pozzobon: Hermann Arendes

mda. Das Urheiligtum war sein zweites zu Hause. So lange er konnte, ging er dorthin, zweimal täglich, um zu beten. Und er nahm alle Anliegen mit und auf, die ihm anvertraut waren. Ein Mensch, der zugleich mit beiden Füßen auf dem Boden der Wirklichkeit stand, Handwerker, Apostel durch und durch, überzeugter Künder der beiden Grundformen des Apostolates der Laien: der Beruf als Feld des Apostolates – als dessen Modell er gerne Mario Hiriart zeichnete, dessen Novizenmeister er gewesen war. Und Apostolat neben dem Beruf. Und da sprach er von Joao Pozzobon, den er jahrelang geistlich und als Freund begleitet hat. Einer Gruppe junger Frauen, die apostolisch bewegt meinten, ihren Beruf wechseln und Krankenschwestern und Gemeindereferentinnen werden zu sollen, sagte er: Lassen Sie das. Wenn alle nur noch Apostolat im Beruf machen, dann bleibt auf der Strecke, was Leute braucht, die sich in ihrer freien Zeit engagieren. Am frühen Morgen des 11. November ist er verstorben: Hermann Arendes aus dem Institut der Schönstätter Marienbrüder, Weggefährte von Joao Pozzobon, dem Initiator der Kampagne der Pilgernden Gottesmutter.

Hermann M. Arendes wurde im Jahr 1925 geboren und gehörte seit 1951 zum Institut der Schönstätter Marienbrüder; er war gelernter Schmied und Katechet und wirkte viele Jahre in Santa Maria, Brasilien, für den Aufbau des Instituts und in der Männerarbeit. Hier wurde er zum engsten Vertrauten und geistlichen Begleiter des Initiators der Kampagne der „Pilgernden Gottesmutter“, Joao Luiz Pozzobon.

Auf den großen Kongressen in der Anfangszeit der weltweiten Ausbreitung der Kampagne der Pilgernden Gottesmutter, 1987 und 1989 in Santa Maria, wurde er für die Verantwortlichen der Kampagne zu der Person, die ihnen Person und Mission von Joao Pozzobon nahebringen konnte wie kaum jemand sonst. Akribisch hielt er seine Gespräche mit Joao Pozzobon und die Erfahrungen auf den Wegen mit der Pilgernden Gottesmutter fest und stand Rede und Antwort, wenn es darum ging, das authentische Wesen der Kampagne zu klären und dem Wirken des Heiligen Geistes in Joao Pozzobon. Er wusste um dessen Mut, als es darum ging, mit der Pilgernden Gottesmutter von Schönstatt weiterzumachen, als kirchliche Institutionen im Zusammenhang der Verbannung des Gründers jegliche Schönstatt-Aktivität untersagten; er konnte anschaulich und gewinnend vermitteln, wie die Kampagne für Pozzobon nie einfach eine pastorale Strategie und noch weniger eine Theorie war, sondern Erfüllung seiner Lebensmission, der er sich klug, radikal und konsequent für immer verschrieben hatte. Und Hermann Arendes wusste auch darzustellen, wie viel Leid es für Joao Pozzobon bedeutete, ausgerechnet von führenden Schönstattkreisen abgelehnt und in Person und Wirken als „nicht wirklich schönstättisch“ verleumdet zu werden. Und gern war er bis in sein hohes Alter bereit, davon zu erzählen.

Wie er von Joao Pozzobon erzählte

Herr Arendes erzählt es so – und man spürt darin nicht nur den Schmerz von Joao Pozzobon, sondern auch seinen eigenen:

„Die schwerste Zeit war für ihn von 1969 bis 1973. Auf einmal gab es Gründe gegen Pozzobon, die im Raum standen. Auf einmal hieß es, er habe eine Sendung für die Zeit des Exils und der Verbote gehabt. Mit der Rückkehr und Freiheit Pater Kentenichs sei diese Sendung erfüllt. Denn er konnte ja während der ganzen Exilszeit frei arbeiten, die anderen ja nicht! Jetzt können sie ja wieder arbeiten…

Ein anderes Motiv: Bei der Kampagne der Pilgernden Gottesmutter sei Herr Pozzobon nicht inspiriert von Schönstatt, sondern von Fatima. (Herr Pozzobon hat nach jedem Rosenkranzgesetz das Fatimagebet gebetet „O mein Jesus, verzeih uns unsere Sünden…“).

Jemand hatte dann gesagt: „Der Pozzobon ist kein richtiger Schönstätter!“

Ein weiteres Argument war: „Pozzobon verwirklicht sich selbst, um selber im Rampenlicht zu stehen. Also, Pozzobon ist stolz!“ Wir können uns denken, dass diese Vorwürfe – die er auch selbst gehört hat – dann Auswirkungen auf das Verhalten der Schönstattfamilie hatten. Herr Pozzobon hat sofort gemerkt, dass da etwas nicht stimmt und ist auch auf die entsprechenden Leute zugegangen. Was ihn getroffen hat war, dass diese Vorwürfe nicht von außen kamen, da konnte er sich gegen wehren; sondern dass sie aus seiner geliebten Familie kamen, von Leuten, die ihn bis dahin förderten und unterstützten. Und jetzt kommt das! In seinem Nachlass hat man nach seinem Tod zwei Notizen gefunden:

„Ich arbeite von früh bis spät abends für Schönstatt und dann sagt man mir: Das ist gar kein Schönstatt!“ Und: „Die Pilgernde Mutter darf alle Familien Brasiliens besuchen, nur keine Schönstattfamilien!“ (…) Das letzte Ereignis war 1973. Herr Pozzobon wollte in der Diözese Santa Cruz mit der Kampagne beginnen und wurde von den Verantwortlichen Schönstatts weggeschickt, da dies dort nicht angebracht sei. Wie er das erzählte, hat er geweint und gesagt: „Die eigene Bewegung hat der Gottesmutter die Türe nicht geöffnet!“ (…) Wie hat er diese ganzen Dinge verkraftet? Er selber sagt: „Wahre und echte Liebe überwindet alle Schwierigkeiten.“ Er selber hat geschwiegen. Seine einzige Kritik war: „Man versteht mich nicht!“ (…) Er hat seinerzeit wirklich gelitten, er war ein emotionaler Mensch und innerlich ergriffen von dem Unrecht, dass ihm da angetan wurde. Und mehr als einmal, wenn wir auf diese Dinge zu sprechen kamen, dann konnte er die Tränen nicht zurückhalten. Und trotzdem machte er für sich keine Abstriche und auch keine Gegenaktion! (…)

Und wie er das als Person gemeistert hat: das alles zu ertragen, aber nicht nachzutragen, zu verzeihen und sich zu versöhnen. Und damit sind die Dinge gelöst! Und es ist auch für uns wichtig, bei solchen Dingen nicht die Brocken hinzuwerfen. Damit rechnen, dass solche Dinge passieren, und auch dass man verleumdet wird.

1951 hat Pater Kentenich gesagt: „Es ist heute an der Tagesordnung. Man wird verleumdet und die Leute drehen sich um und tun, als wäre nichts gewesen!“

(Abschrift eines Vortrags aus dem Jahr 2003 für die Berufstätigen Frauen)

Danke, Herr Arendes. Einfach Danke. Und ein wunderbares Wiedersehen mit Joao Pozzobon.

Totenbrief von Generaloberer Ernest M. Kanzler

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