Veröffentlicht am 2014-07-22 In Schönstätter

Letzter deutscher Konzilsvater – Bischof Johannes Jobst SAC

AUSTRALIEN/DEUTSCHLAND, www.pallottiner.org/red. Mit 42 Jahren ist Bischof Johannes Jobst einer der jüngsten Bischöfe gewesen, die 1962 zum Zweiten Vatikanischen Konzil in Rom zusammenkamen. Am vergangenen Samstag, dem 05. Juli 2014, ist er als letzter deutscher Konzilsvater verstorben. Er wirkte lange Jahre in Australien und wird von der dortigen Schönstatt-Bewegung als großer Freund verehrt.

Die Teilnahme an der Versammlung in Rom (1962-65) war eines der großen Ereignisse im Leben des Bischofs von Broome in Western Australia.  „Hier habe ich ganz neues theologisches Denken kennengelernt“, sagte Bischof Jobst bei einem Interview 2009 über seine Mitarbeit in der Konzilsaula. Über die Liturgiereform, die das Konzil angestoßen hatte, war er besonders erfreut. Endlich konnte der Gottesdienst mit den Aborigines in ihren Sprachen gefeiert und Riten konnten in ihr kulturelles Empfinden umgesetzt werden. Seiner sozialen Pflicht kam Bischof Jobst vor allen Dingen in den Bereichen Bildung und Gesundheitsfürsorge der australischen Ureinwohner nach.

Jeder Getaufte ist Missionar

Das Erleben der Weltkirche gab dem gebürtigen Oberpfälzer Elan, in seinem Bistum noch mehr auf die sogenannten Laienmissionare zu setzen, denn „jeder Getaufte ist ein Missionar“.

Am 4. Februar 1920 im oberpfälzischen Frankenberg geboren, trat Johannes Jobst kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in die Gemeinschaft der Pallottiner ein. Erst nach Kriegsende konnte er das Studium der Theologie an der Hochschule wieder aufnehmen und wurde am 9. Juli 1950 zum Priester geweiht und anschließend nach Australien gesandt. Am 13. Januar 1959 wurde er als Nachfolger seines Mitbruders und apostolischen Vikars von Kimberley, Otto Raibel (1887-1966), zum Bischof ernannt. 1966 wurde das Apostolische Vikariat zum Bistum Broome erhoben.

1995 – mit Erreichen des 75. Lebensjahres – trat der Pallottiner von seinem Amt als Bischof von Broome zurück und kam fünf Jahre später wieder nach Europa. Seinen Lebensabend verbrachte der letzte deutsche Konzilsvater in Patsch bei Innsbruck.

Flying bishop – ein Bischof mit Pilotenschein

Im Totenbrief heißt es:

Im März 1951 wird er mit einer Gruppe von Pallottinerbrüdern und -patres nach Australien ausgesandt. Am 5. April landet das Schiff im Hafen von Fremantle. Erste Erfahrungen in der Mission unter den Landesgeborenen macht er in Beagle Bay im Nordwesten des Kontinentes, die die Pallottiner 1901 übernommen hatten. Hier entwickelt er sofort ein Gespür für die Mentalität und die Bedürfnisse der Aborigines. P. Jobst bleibt nicht lange; sein eigentlicher Auftrag ist es, in Sydney das Noviziat der Gemeinschaft aufzubauen. Dort überrascht ihn am 13. Januar 1959 die Ernennung durch Papst Johannes XXIII. zum Administrator des Kimberley-Vikariates. Am 19. März 1959 wird er in Sydney als Nachfolger von Bischof Otto Raible SAC zum Bischof geweiht und reist quer durch den Kontinent in seine neue Wirkungsstätte. Dort ist der Empfang nicht nur freundlich. Der neue Bischof ist ein Deutscher. Viele hatten den Zweiten Weltkrieg noch nicht vergessen. Und viele halten ihn für zu jung und zu unerfahren. Die Aborigines mögen ihn; und ihnen vor allem gilt nun sein Wirken.

Bischof Jobst verlegt den Bischofssitz von Beagle Bay in die größte Stadt der Region, nach Broome. 1966 wird das Vikariat zum Bistum erhoben. Es hat eine Fläche von der Größe Frankreichs. Von den heute 35.000 Einwohnern sind an die 14.000 Katholiken, die meisten Aborigines. Wegen der Weite des Bistums machte Bischof Jobst den Pilotenschein und wurde als „flying bishop“ bekannt. In den ersten Jahren konnte er sich vor allem auf die Pallottiner-Brüder und -Patres stützen und auf Irische Missionsschwestern.

In der ihm eigenen Tatkraft setzte er sich für das Gesundheitswesen, die Bildung und Ausbildung der Aborigines ein. Er reformiert das Erziehungssystem in den kirchlichen Schulen, gründet etliche neue und ist besonders stolz auf die Gründung der Notre Dame University in Broome, die sich in besonderer Weise der Aborigines-Studenten annimmt.

Erlebnis der Weltkirche

Ein großes Ereignis im Leben des jungen Bischofs ist das Zweite Vatikanische Konzil. Die Stärkung der Ortskirche und die erneuerte Theologie der Mission berühren den Oberpfälzer besonders, der seit dieser Zeit eine gute Verbindung mit seinem Landsmann Josef Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., hatte. Das „Erlebnis der Weltkirche“ gab ihm den Elan, in seinem Bistum noch mehr auf die sogenannten Laienmissionare zu setzen. „Denn jeder Getaufte ist ein Missionar.“ Im Osten Australiens erklärten sich junge Menschen bereit, drei Jahre in den Kimberley in der Schule und Gemeindearbeit zu wirken. Nach einer entsprechenden „Ausbildung“ bei den Pallottinern gingen sie dann in die eher karge Welt des Nordwestens. Und Bischof Jobst war die Liturgiereform des Konzils ein großes Anliegen. Endlich konnte man die Sakramente in den Sprachen der Aborigines feiern, was natürlich eine sensible Übersetzungsarbeit erforderte. Zu den großen Herausforderungen seiner Zeit als Bischof von Broome gehörte auch die Entflechtung der Jurisdiktionsgepflogenheiten zwischen Pallottinern und Bistum. So gab es z. B. die Frage zu regeln, wer Pfarrer versetzt, der Bischof oder der Obere.

Um den Geist des II. Vatikanischen Konzils

Mit dem Erreichen seines 75. Lebensjahres trat Bischof Jobst von seinem Amt zurück und siedelte zunächst nach Perth über, wo er in der Pastoral des Bistums half und an der Universität Vorlesungen gab.

Durch freundschaftliche Verbindungen angeregt kehrte er 2000 nach Europa zurück und wirkte von Pasch bei Innsbruck aus gerne in der Firmspendung und in der ganz normalen Sonntagsaushilfe. Die Freundschaft mit Bischof Reinhold Stecher (1921 – 2013) half sehr beim Ankommen in der neuen Heimat. Bischof Jobst schätze Freundschaften, er pflegte sie und er nutze sie. Während seiner Heimaturlaube besuchte er Freunde aus der Schul- und Militärzeit, die seine Arbeit unter den Aborigines unterstützten. Er pflegte den Kontakt zu seiner Heimat, wo er sehr geschätzt war und nicht zuletzt zum Missionssekretariat der Pallottiner (damals noch in Limburg) und zu den deutschen Hilfswerken.

Für seinen nachhaltigen Einsatz unter den Aborigines erhielt er höchste Auszeichnungen des British Commonwealth und der Regierungen von Deutschland und Österreich. Die Sorge um den Erhalt des Geistes des Zweiten Vatikanums prägte sein Alter, das in den letzten Jahren zunehmend eingeschränkt war. In guter Obhut konnte er dieses Kreuz tragen, von dem ihn der Herr über Leben und Tod nun erlöst hat. Ihm hat sich unser Mitbruder sein ganzes Leben anvertraut und wir sind ihm dankbar für seinen Einsatz für das Evangelium Jesu Christi und für die Würde des Menschen, gerade der wenig beachteten.

Quelle: www.pallottiner.org – Mit freundlicher Genehmigung der Pressestelle der Pallottiner, Friedberg

Erinnerung an einen Freund

Bischof Jobst ist für die Schönstattfamilie in Australien ein echter Freund gewesen. Er verfasste eine Übersetzung der „Werktagsheiligkeit“ in Englische, so berichtet Pfr. Denis Foley. Ein Foto, das anlässlich seines Todes  in einer australischen Zeitung veröffentlicht wurde, zeigt ihn vor der Kirche in Lombadina, in der noch immer das MTA-Bild hängt.

Schw. Lucy-Ann, seit vielen Jahren in Australien tätig,  schreibt: „Er war von Anfang ein guter Freund und besonders in der Zeit, in der Pater Kentenich im Exil war. Im Herzen hatte er vieles von Schönstatt bewahrt und ließ uns das auch wissen.“

Siehe auch:

Pallottiner-Bischof Johannes Jobst über die letzte Reihe in der Konzilsaula und seinen Erstkontakt

Kimberley’s ‚flying bishop‘ John Jobst dies aged 94


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