Veröffentlicht am 2011-11-06 In Schönstätter

Wir haben jetzt wirklich einen Engel im Himmel…

ARGENTINIEN, Alejandro Vargas und Silvia Papaño de Vargas. Am Mittwoch, 2. November, dem Allerseelentag, hat San Luis eine furchtbare Tragödie erlebt. Ein Güterzug überrollte am Übergang bei Zanjitas, etwa 70 km von der Hauptstadt entfernt, einen Bus, in dem Schülerinnen der Santa-Maria-Schule unterwegs waren. Die Mädchen im Alter zwischen 10 und 11 Jahren waren mit einigen Lehrern zusammen auf dem Weg nach Cazadores, einem Ort im ländlichen Gebiet von San Luis. Sie wollten dort in den Schulen als kleine Missionare unter ihren Schulkameraden wirken. Sie haben ihre Freude dorthin bringen wollen; Leute erzählten, kurz vor dem Zusammenstoß habe man die Kinder laut singen hören. Und nach dem apostolischen Einsatz wollten sie dort für sich zum Ende des Schuljahres einen Besinnungstag halten.

„Die erste Heilige der Schönstattfamilie von San Luis“

Dann kam der Zusammenstoß. Viele Verletzte, und sechs tote Kinder, darunter Luz María Bianciotti – die erste Heilige der Schönstattfamilie von San Luis, wie Kaplan Alan Sosa aus dem Institut der Schönstattpriester sagte.

Und sicherlich hat sich Kaplan Alan Sosa – einer der wenigen, der ihre Leiche gesehen hat, da er sie identifizieren musste – mit dieser Bemerkung nicht vertan. Luz Maria war die älteste Tochter von Guillermo und Leonor, Leiter der zweiten Gruppe des Familienwerkes von San Luis mit dem Namen „Auserwählt sind wir“ und Mitglieder der Gründergruppe des Familienwerkes mit dem Namen „Seliggepriesen sind wir“.

Guillermo und Leonor sind ein Ehepaar, die immer wieder mit der Erziehung ihrer Kinder in der Pädagogik Pater Kentenichs für viele ein Zeichen gesetzt haben; jetzt zeigten sie eine einzigartige Stärke, die ihnen ganz offensichtlich die Gottesmutter in diesen schwersten Stunden ihres Lebens schenkte.

Mit festem, starken Glauben

Viele der Ehepaare aus den verschiedenen Gruppen der Familienbewegung waren ins Krankenhaus nach San Luis gekommen, um sie in den Stunden des Wartens zu begleiten und zu unterstützen. Es wurde ein langes, ein entsetzlich langes Warten, bis endlich die Nachricht kam: In den Krankenwagen, die seit dem Mittag mit den Schwer- und Schwerstverletzten ankamen, kam ihre kleine Lucecita nicht. Sie war noch am Unfallort gestorben, höchstwahrscheinlich direkt beim Zusammenstoß.

Es waren viele Stunden vergangen, seit wir durch die Medien von der Katastrophe gehört hatten. Und ich kann bezeugen: Guillermo und Leonor sind nicht zusammengebrochen. Wir waren gekommen, um sie zu trösten, und sie gaben uns in jedem Augenblick ein Beispiel des Glaubens, wie wir es selten erlebt haben. Sie haben furchtbar gelitten und waren zugleich stark und fest wie wenige.

Gottesmutter, dir ist dasselbe passiert, damals unter dem Kreuz

Die Regierung von San Luis verhängte 48 Stunden Trauer, und unser Bischof Pedro Daniel Martínez sagte, dass die Totenwache für die Kinder in der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag in der Kathedrale sein sollte. Der Tag endete mit dem Requiem, anschließend war die Beisetzung der Mädchen.

Der erste Sarg, der die Kathedrale verließ, war der von Luz Maria, die auf dem Friedhof San José beigesetzt wurde. Die ganze Schönstattfamilie war da: Ehepaare, Missionare der Kampagne, Jugendliche, Berufstätige, auch Oscar und Miriam Tapia aus Mendoza als Begleitfamilie, Pfr. Ignacio als priesterlicher Assistent der Diözese und Kaplan Alan Sosa Tello aus dem Institut der Schönstattpriester. Sie alle begleiteten Guille und Leo und waren tief beeindruckt von ihrer Stärke und ihrem Ja zum Willen Gottes.

Mit Liedern, Gebeten und Responsorium haben wir Lucecita verabschiedet, viele mit Tränen in den Augen und in Gedanken bei unseren eigenen Kindern. Was für ein Schmerz, Gottesmutter! Du versteht uns, dir ist dasselbe passiert, damals unter dem Kreuz.

Beim Verabschieden am Friedhofstor sagte Guille zu Oscar, Miriam und mir: „Ich hatte den Heiland gebeten, mich sein Kreuz noch mehr mittragen zu lassen, und jetzt hat er mir dies zugemutet.“ Mein Gott, was für ein Glaube… „Du, Vater, wirst kein Kreuz und Leid mir senden ohne mir die Kraft zum Tragen reich zu spenden…“

“Berg Tabor”

Ist das Schwerste nun vorbei? Vielleicht, vielleicht nicht. Lucecita ist im Himmel, wir sind hier auf der Erde, wir, die wir sie gekannt haben, die wir sie gern gehabt haben; ihre Eltern und ihre Geschwister Paulina und Esteban, sieben und acht Jahre alt, die sie so sehr vermissen, wissen, dass sie bei der Gottesmutter ist, die sie jeden Morgen im Hausheiligtum zusammen angerufen und die sie vor dem Schlafengehen gegrüßt haben. „Wer mich sucht, findet mich im Hausheiligtum…“, scheint Lucecita ihnen zu sagen.

Wir waren so oft im Hausheiligtum „Berg Tabor“ und haben dort mit Guille, Leo und Luz Maria gebetet; heute bitten wir, dass unsere Schönstattfamilie für sie betet, und vor allem für ihre Familie, dass sie treu und stark bleiben, ein lebendiges Zeugnis von Glaube, Hoffnung und Liebe.

Heilige Messe im Urheiligtum

Bei der heiligen Messe in der Kathedrale bat Bischof Martínez die Gottesmutter, „die Eltern und Geschwister zu stärken und zu trösten. Sie kennt den Schmerz. Sie stand am Fuße des Kreuzes ihres Sohnes. Mögen die neuen Engel Fürbitte halten. Eins der Mädchen hatte noch den Rosenkranz in den Händen. Den Rosenkranz, den sie beteten…

Gott der Vater hat gestern acht Engel – sechs Kinder und zwei Lehrerinnen – in den Himmel gerufen. Es war am Mittag, etwa um die Zeit, in der die Schulglocke zur Pause läutet. Aber diesmal läutete der Vatergott sie, um sie zu sich zu rufen zu einer ewigen „Pause“, in der ewigen Seligkeit. Luz María, Julieta, Daira Rocío, Paula Lucía, Iara Melina, Virginia, Yesica Sabrina und Salomené: Bittet für San Luis und bittet für uns,“ schloss er.

Als sie den Brief von Ehepaar Vargas erhielten, schickten María Cora und Marcelo Lescano, Nationalsekretäre der Familienliga, ihn an die ganze argentinische Schönstattfamilie mit der Bitte „um eine Gebetskette, und dass wir unsere Bündniskerzen in unseren Heiligtümern, Hausheiligtümern und Bildstöcken entzünden, damit wir – verbunden mit der Gottesmutter und als ihre Verbündeten – den Familien, die diese Tragödie getroffen hat, und besondern der Familie von Luz Maria und der Schönstattfamilie von San Luis, Licht, Wärme, Kraft und Hoffnung schenken.“ Am Abend des 4. November brannten schon Hunderte von Kerzen – nicht nur in Argentinien.

Am Morgen des 5. November feierte P. Francisco Sobral die heilige Messe „auf dem Weg nach 2014“ im Urheiligtum (live von Schoenstatt-TV) übertragen, besonders für Luz Maria, ihre Familie und alle Opfer. „Ich schaue gerade die Aufzeichnung der Übertragung an und höre „Maria Luz“ im Hochgebet…“, schreibt Claudia Echenique. Sie hatte den Brief an schoenstatt.org weitergeschickt. Wenige Tage nach der Eröffnung des Jahres der Heiligtumsströmung beten wir, als Familie, für Luz Maria und ihre Schulkameradinnen… und zu ihnen.

 

Übersetzung: Marissa Ludos, Buenos Aires, Argentina

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