Veröffentlicht am 2014-08-14 In Jubiläum 2014

Heimholung von Max Brunner und Hans Wormer am 20. Aug. 1934 – vor 80 Jahren

P. Hans Peter Lechler. Wir möchten im Jubiläumsjahr 2014 die Ursprünge Schönstatts neu berühren und als wirksam erleben. Auch vor 80 Jahren war das ganz ähnlich. Im Jahr 1934 entschloss man sich, die sterblichen Überreste der gefallenen Gründersodalen Hans Wormer und Max Brunner, deren Gräber einwandfrei festgestellt werden konnten, nach Schönstatt zu überführen und im Schatten des Heiligtums beizusetzen. Die Initiative dazu ging im Wesentlichen von Pater Alex Menningen aus, der in der Zeit des 20-jährigen Jubiläums Schönstatts Spiritual im Jugendheim Schönstatt war.

Im Rückblick beschreibt er das leitende Anliegen als Bemühen, „die Schönstattjugend (…) in der Tradition unserer Bewegung zu verwurzeln“ indem wir „sie vertraut machten mit den Lebensbildern unserer Heldensodalen.“ Dann schreibt er weiter: „In den letzten Jahren erhielt diese Art der Erziehung besondere Antriebe durch das Zeitgeschehen um uns herum. (…) Da mußte so vieles, was die Zeitströmungen an die Jugendseele herangetragen, gereinigt, umgebogen oder abgewehrt werden. Wir haben das ohne viel Polemik und Analyse einfach in der Weise getan, dass wir das vaterländische und religiös- sittliche Heldentum unserer Gefallenen in den konkreten Lebensbildern vor die Seele der Jungen stellten.“ Der Zeithintergrund war das Erstarken des Nationalsozialismus am Vorabend des Zweiten Weltkriegs.

Ein Leben für Schönstatt – ganz und gar

Neben der Patresgruppe der Ausgräber und Zeitzeugen im Auto fuhren mit P. Menningen als Reiseleiter auf einem Lastwagen 41 Jungen der Schönstätter Oberklassen mit auf die strapaziöse Fahrt. Sie wurden in Schönstatt am 13. August früh morgens verabschiedet. Am 15. August konnte man die Gebeine von Hans Wormer (in Verlud) und tags darauf jene von Max Brunner (in Neuville Saint Vaast) ausgraben. Ehemalige Kursgenossen und Kriegsteilnehmer, jetzt Pallottinerpatres, legten Hand an. Die Gebeine wurden jeweils in einen neuen Sarg gebettet und darin in die Heimat überführt. Auf Maxens Sarg stand das Wort, das er einst in jugendlicher Begeisterung ausgerufen und dann buchstäblich wahr gemacht hat: Ave, Imperatrix, morituri te salutant! Auf dem Sarg Hans Wormers stand dessen Leitwort, sein Persönliches Ideal: „Aut Caesar aut nihil.“ (Entweder ganz oder gar nicht.)

Bleibt treu dem Heldengeiste derer, die das ganze Werk, dem wir jetzt dienen dürfen, erstmalig geschaffen haben!

Am Freitag, den 17. August, kam die Gruppe abends 19 Uhr wieder in Schönstatt an. Die beiden Särge wurden im Vortragsraum hinter der Kapelle des Bundesheimes aufgebahrt, P. Kentenich hielt zur Begrüßung eine Ansprache. Er hob die geistliche Begleitung des Unternehmens durch die ganze Schönstattfamilie hervor: „Ihr habt einen Platz erobert im Herzen der ganzen Bewegung. Ich weiß nicht, ob Ihr herausgefühlt habt, wie sehr unsere Bundesschwestern und unsere Marienschwestern stolz auf Euch sind. Ich weiß nicht, ob Ihr dessen bewußt seid, daß Ihr eine Heldentat vollbracht habt (…) Ja, die Heimholung soll ein Denkstein sein in der Schönstattgeschichte. (…) Vernehmt ein herzliches Deo gratias aus dem Munde der Gottesmutter, aus dem Munde aller, die hier eine Heimat haben, auch von meinen Lippen und in meinem Namen. (…) Bleibt treu der Tradition! Bleibt treu dem Geiste der Heldensodalen! (…) Bleibt treu dem Heldengeiste derer, die das ganze Werk, dem wir jetzt dienen dürfen, erstmalig geschaffen haben!“

Eine große Jugendtagung begann, gegliedert für Theologen, Jungmänner und Gymnasiasten. Der Bericht spricht von „beinahe tausend Teilnehmern.“ Die im Bundesheim aufgebahrten Särge wurden am Sonntag tagsüber geöffnet. Auf dem Pilgerplatz war ein großer Feldaltar aufgebaut worden, an dem ein festliches Choralamt gefeiert wurde. Am Abend wurde er zur Freilichtbühne für das „Chorspiel: Das Geheimnis Schönstatts.“ Eine gewaltige Kulisse war dies für „etwa dreitausend Teilnehmer, mit anschließender Übertragung der Gebeine ins Kapellchen und „Ehrenwache der Schönstatt- Jugend bis zum anderen Abend.“

Schwarze Kreuze

Am Montag, 20. August war morgens auf dem Pilgerplatz ein feierliches Requiem und abends dann die Beisetzung, wobei ein eigens für diesen Anlass delegierter Vertreter des Generaloberen der Pallottiner in Rom, Pater Peter Resch, der liturgischen Feier vorstand. Die Abendfeier war vor allem geprägt durch ein „Weihespiel: ‚Ave Imperatrix’. Von Pater Hermes eigens für diesen Zweck geschaffen. etwa 4- 5000 Besucher.“

Die beiden Gefallenen „Heldensodalen“ wurden also mit eindrucksvollen Feierlichkeiten und unter außerordentlich zahlreicher Beteiligung aller Gliedgemeinschaften Schönstatts und darüber hinaus, neben dem Kapellchen neu beigesetzt. Das Grabkreuz von Max war das Originalkreuz vom Friedhof in Neuville Saint Vaast. Jenes von Hans Wormer wurde deswegen ähnlich gestaltet – und beide zusammen ließen dann einige damalige Schülerklassen im Studienheim für sich den Namen und das Ideal „Generation der Schwarzen Kreuze“ wählen. Sie waren ausgezogen, nicht nur tote Gebeine, sondern vor allem den lebendigen Ursprungsgeist Schönstatts heimzuholen und sich zu erobern.

Heiligtum und Heldengräber – Nichts ohne dich, nichts ohne uns

Was zunächst nur als vorläufiges Provisorium gedacht war – die schlichten Gräber nämlich, direkt beim Kapellchen – erwies sich bald schon, im einhelligen Urteil der Schönstattfamilie, als ganz und gar stimmig und aussagekräftig; es sollte deswegen Bestand haben. Denn aufgrund der symbolischen Kernbotschaft der Zusammengehörigkeit von Heiligtum und Gräbern – später auch noch jener von P. Reinisch und P. Eise – ist der Ereignischarakter des Ur­sprungs Schönstatts anschaulich vor Augen. Es wird das Baugesetz Schönstatts verdeutlicht, das der Gebetsruf „Nichts ohne dich!Nichts ohne uns!“ prägnant in eine Formel bringt. Gott und die Gottesmutter einerseits, die menschlichen Werkzeuge andererseits sind notwendig als Partner im Liebesbündnis, das frei geschenkt ist und frei angenommen werden will.

Das Wort des Vaters und Gründers gilt: Ja, die Heimholung soll ein Denkstein sein in der Schönstattgeschichte.“ Denn so bleibt der Ur­sprungsgeist beim Heiligtum präsent. Die „Helden“ der Anfangszeit stehen uns vor Augen und werden dabei Zeugen der vielen Gebete und Entscheidungen, die sich mit dem Ursprungs- und Mittelpunkt Schönstatts verbinden. Max und Hans sind deshalb – zumindest dem Namen nach – in aller Welt bekannt. Sie sind gewissermaßen erste „Namensträger“ für die Beiträge zum Gnadenkapital geworden, die in unzähligen Feierstunden über die Jahrzehnte hin – und per realer und geistiger Lokalisierung auch von vielen anderen Schönstatt- Stätten aus in aller Welt – hierher gebracht, hier der Bündnisherrin Maria dargebracht wurden und werden. Es geschieht dies jedenfalls oft, geistig und real, „bei den Heldengräbern“, in Verbindung mit den Zeugen des Ursprungs.

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