Veröffentlicht am 2013-06-16 In Jubiläum 2014

Heimholung unserer Ersten: von Ausgrabungen und Entdeckungen

P. H. Peter Lechler. Im Kontext des 20. Jubiläums Schönstatts 1934 entstand die Idee, die sterblichen Überreste der gefallenen Mitgründer aus der Marianischen Kongregation im Studienheim aus ihren Gräbern in Frankreich zu heben und sie in der „Heimholung der Heldensodalen“ zum Heiligtum zu bringen. Ursprungsgeist sollte neu ent- deckt werden! Auch unsere Jubiläumswallfahrt 2014 beginnt mit einer Vergewisserung des Ursprungs­geistes und einem dankbaren Gedenken an unsere lieben Toten aus 100 Jahren Schönstattgeschichte. Wo graben wir ? nicht mehr in Gräbern von Soldaten. Wir graben in unserer Erinnerung, halten fest, was nicht in Vergessenheit geraten darf, publizieren Lebensbeschreibungen herausragender Schönstätter. Und wir „graben“ auch in unseren Archiven…

Seit einigen Jahren darf ich im Archiv der Schönstattpatres (Sionsprovinz) mit den Dokumenten aus der Marianischen Kongregation im Studienheim arbeiten, um sie zu sichern – scherzhaft und im Ernst gesagt: für die baldige 500- Jahr Feier Schönstatts. Auch dann sollen noch Originale da sein, nicht nur elektronische Derivate! Von den allermeisten Sodalen existieren bei uns noch die „Weiheformen“ der Aufnahme in die Kongregation, die von jedem Kandidaten sorgfältig selbst von Hand geschriebene Marienweihe. Wer ragt aus ihnen allen hervor? Josef Engling? ganz sicher. Max Brunner und Hans Wormer? Dass gerade ihre Gebeine geborgen werden konnten, war Fügung, um nicht zu sagen: Zufall. (Weil sie schon früh gefallen waren, konnte die Armee bei ihnen sich noch den „Luxus“ von Einzelgräbern leisten, später legte man die mehrerer Toten zusammen.)

Wer ist der erste?

Es gibt unter den 209 bekannten Namen der „Gründersodalen“ (also der Mitgründer, die den Spiritual und Gründer P. Kentenich von 1914- 1919 erlebten) einen, der die alphabetische Liste anführt. Sein Name ist Nikolaus Aatz, geb. 1899 in Eiweiler (Nohfelden) im nördlichen Saarland, gest. am 24. Nov. 1916 im Krankenhaus in Vallendar. Es war (wie Esser, Wormer, Girke, Bönki, Hagel u.a.) ein Klassenkamerad von Josef Engling und hat mit Engling auch am 11. April 1915 im Urheiligtum (kurz nach Einzug des MTA-Bildes dort) seine Sodalenweihe abgelegt. Er ist alphabetisch der erste, und irgendwie der „erst- beste“, denn er trägt diesen besonderen Familiennamen, der von A bis Z reicht. Macht ihn das zum Stellvertreter für all die vielen „kleinen, unscheinbaren“ Schönstätter? Unseren Schönstatt- VIP’s!

Die Armen zuerst.

Nikolaus konnte keine auffallenden Heldentaten vollbringen. Zum 8. Dezember 1915 reichte er noch einmal seine Weiheerneuerung ein, schon mit dem handschriftlichen Vermerk auf dem Formular- Vordruck: „Erneuert auf dem Kranken­bett zu Vallendar im Hospital, den 8. Dez. 1915“. Vielleicht konnte er irgendwann zwischendurch auch wieder zurück ins Studienheim, aber ein weiteres Jahr später ist er im Krankenhaus Vallendar gestorben. Beerdigt wurde er auf dem benachbarten Vallendarer Friedhof (bei der Pfarrkirche) am 27.11 1916. Im Brief vom selben Tag an den ersten Präfekten Josef Fischer schreibt P. Kentenich: „Komme eben vom Begräbnis unseres jugendlichen Mitsodalen Aatz…“

Die Armen zuerst: Wahrscheinlich war seine Familiensituation der Grund, daß er nicht krankheitsbedingt nach Hause entlassen wurde, wie es sehr vielen Mitschülern und Mitsodalen ergangen ist. Von seinem Sterbebildchen wissen wir: Die Beerdigung ging ab 15.30 h. in Prozession vom Krankenhaus St. Josef zu seinem Grab. Der Gründer ging diesen Weg mit. Mir kommt es so vor, daß er uns Heutigen sagt: „Ich war bei seiner Beerdigung. Kümmert Ihr Euch dann um sein Grab!“ Dieses existiert schon lange nicht mehr. (Damals war es laut Eintragung im Friedhofsbuch die No 1323, die Position läßt sich heute aber nicht mehr lokalisieren.) Können wir nicht auch heute noch irgendwie „Grabpflege“ übernehmen?

In der Nähe der Todesstätte von Josef Engling in Cambrai ist ein „Engling- Memorial“. Auch von Josef haben wir ja kein Grab. Die Erinnerung an ihn ist dafür virtuell um so mächtiger, in aller (Schönstatt-) Welt! Und Nikolaus? Josefs lieber „Freund Klaus von A bis Z“? Das Schönstätter „Grab eines (bisher) unbekannten Sodalen“ auf dem Vallendarer Friedhof ?

Die Armen zuerst! Ich schlage vor: Die „Helden“ kommen bei unser großen Jubiläumswallfahrt 2014 diesmal unter „ferner liefen“! Zuerst sind in der ersten Prozessionsgruppe schon jetzt unterwegs unsere „Armen Seelen“ aus dem Jenseits und Diesseits. Wer ins himmlische Schönstatt heimgekehrt ist, wird von uns erinnert (re-cordari = sich zu Herzen nehmen) und somit ins irdische Schönstatt neu heimgeholt, in einem großen „Rückstrom“ nach Ur- Schönstatt.

Nikolaus Aatz zuerst. Wir könnten auch ihm ein Memorial bauen, besser: „in seinem Namen“ eine Erinnerung und Ehrung für die „Schön­stätter von A bis Z“. Mit deinem Segen, Klaus? Signiert von Dir? Wie bei der Weiheformel 1915, mit deinem Namenszug:

Ein Schönstatt-Memorial für alle

Das würde ein Schönstatt- Memorial für alle, von Elmar Agosti bis Alois Zeppenfeld, von Argentinien bis Zimbabwe, von nah und fern und früh (1914) bis spät (2014). Klaus’ (neuen) Familiennamen übersetzen wir am besten in den internet- Slang: A@Z – und sammeln in diesem (seinem) Namen die ganze Fülle von Leben@Schönstatt, also von dem, was „gelebtes Schönstatt“ war, ist und bleibt. Vergelt’s Gott für euch Erste, Josef, Max, Hans, ihr alle – und besonders auch für dich und deine Treue, Freund „Klaus von A bis Z“! Wir hüten euer Erbe!! So steht es beim Grab unseres „Ausgräbers“ Albert Eise. Auch er hat nicht nur den Spaten zur Hand genommen, sondern – aufgrund einer deutlichen Bitte P. Kentenichs 1928, „das Leben Deines Freundes Wilhelm Girke zu schreiben“ – seine Hände auf die Schreibmaschine. Er hat sich große Mühe gemacht und 70 Seiten geliefert, die inzwischen vom Archiv „ausgegraben“, überarbeitet und ergänzt wurden. So können wir – zum Beispiel – Klaus’ und Engling’s Klassenkameraden Willi bald kennen lernen. Doch es gibt noch viele weitere Schönstatt- Schätze zu heben und (missionarisch) zu präsentieren!!

Kontakt zum Verfasser: lechler@schoenstatt-patres.org


Heilige des Werktags auf schoenstatt.org

Wer spanisch, englisch oder portugiesisch kann, wird entdecken, dass etwas wie ein solches Memorial – genannt „Heilige des Werktags“ – bereits seit 2010 auf schoenstatt.org besteht. Bisher 21 Personen aus fast hundert Jahren Schönstattgeschichte werden dort mit einer Kurzbiografie vorgestellt:

Was hat das Liebesbündnis aus ihnen gemacht?
Was haben sie aus dem Liebesbündnis gemacht?

Auch die Nachrichten-Kategorie „Menschen“ bietet manche Biografien gelebten und gestalteten Liebesbündnisses. Bis 2014 sollten 100 Personen dargestellt werden. Da ist noch etwas zu tun!

 

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