Cardenal Adalberto Martínez Flores en Tuparenda, 18.10.2023

Veröffentlicht am 2023-10-22 In Leben im Bündnis

Kardinal Adalberto Martínez Flores: Junge Menschen drängen uns, eine synodale Kirche zu sein

PARAGUAY, Predigt von Kardinal Adalberto Martínez in Tuparenda, 18. Oktober 2023 •

Eine große Zahl von Gläubigen nahm am 18. Oktober teil am Fest zu Ehren der Gottesmutter von Schönstatt im Heiligtum von Tuparenda, das sich bei „KM 37“ der West-Os-Verbindungsstraße in Ypacaraí befindet. Vier heilige Messen wurden gefeiert, die zweite von Kardinal Adalberto Martínez Flores, Metropolitanerzbischof von Asunción und Vorsitzender der Bischofskonferenz von Paraguay. Der 18. Oktober in Tupãrenda stand unter dem Thema: „Mit Maria, Familie im Bündnis im Dienst einer synodalen Kirche“.

Cardenal Adalberto Martínez Flores en Tuparenda, 18.10.2023

Kardinal Adalberto Martínez Flores in Tupãrenda, 18.10.2023

Wir veröffentlichen hier in deutscher Übersetzung die Predigt von Kardinal Adalberto Martínez, die nicht nur für Paraguay von außerordentlicher Aktualität ist:

Schwestern und Brüder:

Es ist eine große Freude, diese Eucharistie mit euch zu teilen, mit so vielen Pilgern, die von so vielen Orten gekommen sind, am Fest Unserer Lieben Frau, in diesem schönen Heiligtum, das uns alle umarmt, in Gemeinschaft mit der Weltkirche, die mit Petrus und unter der Leitung von Petrus, Papst Franziskus, Vertreter aus allen Ländern und Kontinenten in der Synode versammelt, um im Geist zu sprechen, zu unterscheiden und in der Synodalität gemeinsam zu gehen.

Wie gut, dass die Schönstattfamilie in allen Gliederungen und Gemeinschaften in Paraguay und in dieser Messe, vor allem mit der Jugend, diesen Moment im Leben der Kirche mit Feiern, Gebet und Sendung verbindet unter dem Motto: „Mit Maria, Familie im Bündnis im Dienst einer synodalen Kirche“.

Maria sorgt und kümmert sich um uns; sie geht hinaus, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen

Maria sorgt und kümmert sich um uns; sie geht hinaus, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Maria stellt sich in ihrer Armut, ihrer Entbehrung und ihrem Leiden zwischen ihren Sohn und uns. Sie stellt sich „in die Mitte“, sie vermittelt nicht als Fremde, sondern in ihrer Sendung als Mutter; im Bewusstsein, dass sie als solche ihrem Sohn unsere Bedürfnisse vorlegen kann „darf“.

Heute brauchen wir mehr denn je Hoffnung und Freude, aber wir brauchen auch aufmerksame Menschen wie Maria, die es wagen, die Nöte der anderen zu verstehen, die ohne Zögern und ohne Ausreden handeln und konkrete Antworten auf die Nöte ihrer leidenden Nächsten geben. (Mary-icha, oñeanimáva ojagarrávo ambue tapicha remikotevẽ, ( ha) oactuáva, retraso’ỹre excusa’ỹre, ha’e techakua’a ivecino ohasa’asývape).

Maria nimmt an diesem Heilsplan Gottes teil und zeigt uns die Eigenschaften eines jungen Mädchens aus Nazareth, das ein inspirierendes Beispiel für das Streben nach Heiligkeit ist, insbesondere ein Modell der Heiligkeit für jeden von euch, liebe junge Menschen.

Maria war noch ein junges Mädchen (mitakuñai-ete), als Gott ihr die edle Aufgabe antrug, die Mutter des Erlösers zu sein. Gott bricht also in das Leben Marias ein, als sie noch jung ist, als sie gerade beginnt, sich der Welt zu öffnen, als ihr Herz voll von Hoffnungen, Projekten und großen Idealen ist.

Und Maria gibt sich großherzig dem Plan Gottes hin. Sie sagt „Ja“. Marias Antwort zeugt von einer großen Fähigkeit zu Glauben, Vertrauen, Hingabe und Verfügbarkeit. Aber sie zeigt auch ihren jugendlichen Geist, indem sie die riskante Verpflichtung annimmt, sich dem Neuen öffnet und ein großes Herz hat (Ha avei ohechauka Kuñatai ojepe’áva Espíritu Santo-pe, o’aceptágui compromiso arriesgado, ojeabri haguére pe ipyahúvape ha ikorasõ guasúre).

Die Jungfrau Maria macht die lebenswichtige Erfahrung ihrer Armut, ihrer Bedürftigkeit und ihres Bedürfnisses nach dem rettenden Eingreifen Gottes. Im Gesang des „Magnificat“ (Lk 1,46-55) verkündet sie, dass Gott den Kleinen hilft und die Situation von Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Privilegien verändert, die die Mächtigen zu ihrem eigenen Vorteil aufrechtzuerhalten versuchen. Maria ist für uns alle ein Zeichen der Befreiung. Wie sie können wir unsere eigene vollständige Befreiung vom Bösen, von der Sünde und von der Sklaverei oder von ungerechten Situationen anstreben, indem wir auf die Hilfe Gottes vertrauen.

„Das Vertrauen, und nichts anderes als das Vertrauen, kann uns zur Liebe führen“

In diesen Tagen, am 15. Oktober, hat uns Papst Franziskus ein wunderbares und inspirierendes Apostolisches Schreiben über das Leben einer anderen jungen Frau geschenkt, der heiligen Therese vom Kinde Jesus, die Papst Leo XIII. im Alter von 15 Jahren um die Erlaubnis bat, in das Karmelitinnenkloster von Lisieux einzutreten, und die nach neun Jahren eines intensiven Lebens des Gebets und des Dienstes, obwohl sie in Klausur lebte, im Alter von nur 24 Jahren starb. Sie ist ein Vorbild für die Kirche. Eine junge Frau von 24 Jahren, die keine großen Studien oder Qualifikationen hatte, ist dennoch eine Lehrerin der Kirche aufgrund ihrer geistlichen Lehre, in deren Zentrum die Liebe steht.

Papst Franziskus beginnt sein Apostolisches Schreiben mit den Worten: “ »Das Vertrauen und nichts als das Vertrauen soll uns zur Liebe führen!«. Diese kraftvollen Worte der heiligen Theresia vom Kinde Jesus und vom Heiligen Antlitz sagen alles, sie fassen die Genialität ihrer Spiritualität zusammen und würden ausreichen, um sie zur Kirchenlehrerin zu erklären.

(Mitãkuña Thérèsa rekove ha testimonio ñanembo’e pe santidad ha’eha opavave guará, precisamente ikatúgui ja’aspira santidad-pe japraktikavo caridad tekove ára ha ára, jepe ñañeñandu michĩ ha mérito’ỹre, con confianza, totalmente ña ño añuaro Túva rehe).

Die kleine Therese lebt die Liebe im Kleinen, in den einfachsten Dingen des täglichen Lebens, und sie tut dies in der Gesellschaft der Jungfrau Maria, von der sie lernt, dass » lieben heißt, alles hergeben und dazu noch sich selbst schenken«. Während die Prediger ihrer Zeit nämlich oft triumphalistisch von der Größe Marias sprachen, so als sei sie uns fern, zeigt die kleine Therese, ausgehend vom Evangelium, dass Maria die Größte im Himmelreich ist, weil sie die Kleinste ist (vgl. Mt 18,4), diejenige, die Jesus in seiner Erniedrigung am nächsten ist. Sie sieht, dass die Erzählungen der Apokryphen zwar voller beeindruckender und wunderbarer Vorkommnisse sind, die Evangelien uns aber ein demütiges und armes Leben in der Einfachheit des Glaubens zeigen. Jesus selbst möchte, dass Maria das Beispiel für die Seele ist, die ihn mit bloßem Glauben sucht. (Apostolisches Schreiben über die hl. Therese, Nr. 36).

Kardinal Adalberto Martinez: Die jungen Menschen verlangen nicht, dass wir etwas anders machen, sondern dass wir anders sind

Während der Jugendsynode von 2016 bis 2019 hat die Kirche einen Prozess durchlaufen, in dem sie erkannt hat, dass ihr, die jungen Menschen, uns nicht bittet, etwas anders zu machen, sondern anders zu sein. Das ist eine große Herausforderung, die uns dazu bringt, nicht mehr nur an euch als Adressaten zu denken, sondern mit euch über unsere kirchliche Identität nachzudenken. Bei der Jugendsynode wurde das Wort Synodalität hervorgehoben; es scheint, dass es zum ersten Mal im Zusammenhang mit Jugendlichen verwendet wird. Als ob die Synodalität mit den Jugendlichen nur der Anfang neuer Synodalitäten wäre, vielleicht mit den verfolgten Kirchen, oder mit den Frauen, oder mit den Armen, oder mit den anderen Kirchen, oder mit der Welt im Allgemeinen. Als ob die Jugendsynode, ein unumstrittenes Thema, das alle Hoffnungen weckt, den Weg zu einer neuen Art des Kircheseins in Unterscheidung geebnet hätte.

Wie die Jungfrau Maria, wie die heilige Theresia vom Kinde Jesus, wie unsere selige Maria Felicia von Jesus im Sakrament, müssen wir in unseren Herzen und in unserem täglichen Handeln die Liebe und Barmherzigkeit Jesu offenbaren. Wir dürfen dem Leiden unserer Brüder und Schwestern nicht gleichgültig gegenüberstehen, sondern müssen zu Akteuren der Veränderung und zu Förderern der Gerechtigkeit werden. Das bedeutet, unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst, andere junge Menschen zu lieben, die in die schmerzhafte Abhängigkeit von Drogen geraten sind und ihren Horizont der Hoffnung verloren haben, barmherzige Samariter zu sein, Apostel der Hoffnung und der Prävention, um der Hölle der Drogenabhängigkeit zu entkommen, zu lieben wie Jesus, denen zu vergeben, die uns verletzt haben, und den Bedürftigsten die Hand der Barmherzigkeit zu reichen.

Der Herr will eine Kirche, die „leichtfüßig“ ist (vgl. Mt 11,30), die keine Lasten aufbürdet und die allen sagt: „Kommt her, alle, die ihr bedrängt und beladen seid, kommt her, alle, die ihr euch verloren oder fern fühlt, kommt her, alle, die ihr die Tür der Hoffnung verschlossen habt, die Kirche ist für euch da! Die Kirche mit offenen Türen für alle, alle, alle (Franziskus, 4. Oktober 2023).

Handwerker des Friedens

Brüder und Schwestern, Jugendliche und Familien, in dieser unruhigen und herausfordernden Welt dürfen wir den Ruf Jesu, seinen Spuren zu folgen, nicht vergessen. Wir müssen Träger seiner Liebe und Barmherzigkeit, lebendige Zeugen seiner Auferstehung und seiner Hoffnung sein. Wir müssen in unserem Glauben mutig sein und dürfen uns von Hass und Gewalt nicht entmutigen lassen. Wir beten für Frieden im Nahen Osten. Mit Jesus, dem Friedensfürsten, sind die Jugendlichen auch in Paraguay berufen, Baumeister des Friedens, des sozialen Friedens zu sein. Die Jungfrau Maria weint bitterlich, wenn Zwietracht und Hass das Leben ihrer Kinder zerstören. Wenn in unserem Land ihre Kinder aus dem Schoß der Familie verschwunden sind, mit unbekanntem Verbleib, Hunderte von Kindern und Jugendlichen, die von ihren Eltern entführt oder verlassen wurden oder die irgendeine Form von Missbrauch erlitten haben, Jugendliche ohne Arbeit oder solche, die ihre Arbeit verloren haben. Jugendliche und Familien, die als Handwerker des Friedens die Tränen des Leids abwischen und mit den zuständigen Behörden, der Justiz, der Nationalpolizei oder anderen Instanzen zusammenarbeiten, um Fälle von Verschwinden (mehr als 1000 Fälle) und Missbrauch von Minderjährigen und schutzbedürftigen Erwachsenen anzuzeigen.

Als Jünger Christi ist es unsere Pflicht, den Mächten des Bösen nicht nachzugeben, sondern ihnen mit dem Licht der Liebe und der Wahrheit zu widerstehen.

Durch Ihre Erfahrung als apostolische Familie können Sie zum Geist und zur Praxis der Synodalität in der Kirche beitragen.

Deshalb wiederhole ich meine Freude und Genugtuung darüber, dass die Schönstattfamilie von Paraguay aus ihrer spezifischen Spiritualität heraus die Orientierungen des Zweiten Vatikanischen Konzils treu aufnimmt und den Nachfolger Petri begleitet, um eine synodale Kirche zu fördern und zu verwirklichen, die dem Willen Christi, des Herrn, entspricht. Aus ihrer Erfahrung als apostolische Familie können sie zum Geist und zur Praxis der Synodalität in der Kirche und in der Familie beitragen, um ihre Sendung als sozialer Pfeiler, als Gnadenkapital, als Förderer und Verteidiger des Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod, als Erzieher und Vermittler des Glaubens, als Wiege der Berufungen und als Förderer des Sozialen zu verteidigen und zu fördern. Das Leben im Liebesbündnis mit Maria und mit den Brüdern und Schwestern soll sie anspornen, die Synodalität in den Gruppen, Gliederungen und Gemeinschaften dieser großen Schönstattfamilie zu leben.

Nehmt als Getaufte aktiv teil an der Sendung der Kirche und seid Träger und Zeichen des besten Weines, der durch die Freude des Evangeliums zum Festmahl wird. Macht unsere Heimat zu einem heiligen und marianischen Land, zu einem Volk Gottes.

Mit Maria in unserer Mitte, wie im Abendmahlssaal, gehen wir als Synodalkirche von Paraguay, in voller Gemeinschaft mit dem Lehramt von Papst Franziskus, und seien wir Zeugen der Liebe Gottes, indem wir dem Nächsten mit Barmherzigkeit dienen, denn das ist das Maß der Liebe zu Gott, das ist das Protokoll der Heiligkeit und der Weg, der die Tür öffnet, um den Preis zu empfangen, der den Gerechten vorbehalten ist (vgl. Mt 25,34-40).

18. Oktober 2023, Tag der Gottesmutter und des Heiligen Lukas, Evangelist.

+ Adalberto Cardenal Martínez Flores
Metropolitanerzbischof von La Asunción
Präsident der paraguayischen Bischofskonferenz

Cardenal Adalberto Martínez Flores en Tuparenda, 18.10.2023

Kardinal Adalberto Martínez Flores in Tupãrenda, 18.10.2023

Anm: die Textabschnitte in Guarani (in Klammern) sind im spanischen Original so eingefügt und sind jeweils eine Zusammenfassung des Gesagten.

Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

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