Veröffentlicht am 2014-09-02 In Schönstatt im Herausgehen

Ein Hauch des Heiligen Geistes (Joh 20,22) auf brasilianischem Boden: Der Männerrosenkranz

BRASILIEN, mda. Am 18. August 2014 wurde Gustavo Gama, Agraringenieur,  25 Jahre alt. Genau an diesem Tag trat er mit der Redaktion von schoenstatt.org in Kontakt mit dem Vorsatz, noch viele andere in Verbindung zu bringen mit dem, was sein Leben völlig verändert hat: Der Männerrosenkranz, die große, geistige Strömung unter den Männern Brasiliens. Ein weiterer Wunsch von ihm ist, dass diese Strömung auch in anderen Ländern heimisch wird. Wir sprachen mit Gustavo über seine Begegnung mit der Initiative Männerrosenkranz, über die Bedeutung für die brasilianische Kirche und die soziale Verpflichtung, die eine Zugehörigkeit einschließt.

Wie kamen Sie in Kontakt und wie lange kennen Sie schon die Männerrosenkranzbewegung?
Den Männerrosenkranz habe ich im Januar 2014 kennengelernt, als ich im Staat Maranhão arbeitete. Seit den ersten Zeugnissen von Mitgliedern war ich begeistert. Da berichteten Männer, die ihren Frauen untreu gewesen waren oder solche, die mit ihnen stritten, die Drogen konsumierten, Alkoholiker waren, ihre Kinder nicht beachteten, Christus und die Kirche hassten, sexuelle Abnormitäten hatten, antichristlichen Ideologien nachhingen, unter Phobien und geistlicher Verwirrung litten, unehrliche und schlechte Beamte waren, usw. Als sie zum Männerrosenkranz kamen, wandelten sie sich total.

Wie hat der Männerrosenkranz Ihr Leben verändert?

Der Männerrosenkranz war ein ausgezeichnetes Umfeld für meine Konversion von einem oberflächlichen zu einem echten gläubigen  Katholiken.

Was bedeutet der Männerrosenkranz für die heutige Kirche in Brasilien?

Ich sehe den Männerrosenkranz als die größte religiöse Bewegung in Brasilien (zur Zeit hat sie 1 Million Mitglieder), die am besten die christliche Familie wahrnimmt und erneuert, die die erwachsenen jungen Männer am meisten überzeugt, die die Ehen stabil und geeint hält, und als die Bewegung, die am stärksten wächst. Es ist umwerfend. Wir sind überzeugt, dass es sich um einen Hauch des Heiligen Geistes (Jo 20,22) auf brasilianischem Boden handelt.

Im Blick auf die Kontinentalmission, die Aparecida angestoßen hat, könnte man fragen: Was verbindet den Männerrosenkranz mit der Botschaft von Aparecida?

„O Terço dos Homens“, der Männerrosenkranz,  ist die männliche Konkretisierung Aparecidas.  Aber die Wirkung in der Gesellschaft ist tiefer, denn – wie man in den Gruppen des Männerrosenkranzes sagt – wenn der Mann betet, zittert die Erde, und eine Familie, die gemeinsam betet, bleibt zusammen. In Bezug auf diese Worte des Dieners Gottes P. Patrick Peyton (Gründer des Familienrosenkranzes) erinnere ich mich an eine Studie von Retrouvaille International 1980, in der es heißt: Bei Paaren, die täglich gemeinsam beten und sonntags in die Kirche gehen, kommt auf 1.105 (!) Ehen nur eine Ehescheidung.

Die Mitglieder des Männerrosenkranzes beten nicht täglich miteinander oder mit ihren Ehefrauen und Familien, aber sie bleiben sich treu, auch ihren Frauen und Kindern. Viele beten Zuhause zusammen.

Papst Franziskus hat uns seit dem ersten Tag seines Pontifikates aufgerufen, auf die Straßen zu gehen, an die Peripherien, nicht in der Sakristei zu verweilen, sondern dem Volk die Frohe Botschaft von Jesus zu bringen. Ist der Männerrosenkranz nicht etwas, was dagegen steht, nicht nur eine fromme Sache? Wie inspiriert er das missionarische Handeln?

Der Rosenkranz, die Bibel des Volkes, ist ein vollständiges Gebet. Es beinhaltet mit der Betrachtung des 2. Geheimnisses vom freudenreichen Rosenkranz (Begegnung zwischen Maria und ihrer Base Elisabeth) den Wunsch nach Liebe. Und das spiegelt sich in zahlreichen örtlichen Aktivitäten der Mitglieder des Männerrosenkranzes für Arme, Kranke, Alte und Bettler. Dabei geschehen viele missionarische Aktivitäten im Verborgenen als Frucht der eigenen Bekehrung. Da der Männerrosenkranz keine offizielle Institution ist, bemerkt man kaum, was die einzelnen Mitglieder tun: „Die rechte Hand soll nicht wissen, was die linke tut (Mt 6,3).

Warum ist der Männerrosenkranz gerade in Brasilien entstanden?

Das brasilianische Volk ist von Natur aus auf Familie eingestellt, und besitzt ein marianisches Fundament, das von der portugiesischen Kolonisation her begründet ist.

Was beeindruckt Sie am stärksten  beim Männerrosenkranz?

Was mich sehr stark beeindruckt, sind die Begegnungen mit so vielen Männern, die beten. Sie erinnern mich an die Berichte in den Evangelien und an die Apostelgeschichte.

Welche Bereiche im Leben der Kirche sind schon sehr stark vom Männerrosenkranz geprägt, und wo hat er noch Wachstumspotenzial?

Der Männerrosenkranz ist bereits stark an den Peripherien, in ländlichen Gegenden  und in den brasilianischen Gemeinden, die der Gottesmutter geweiht sind. Er ist noch schwach in den reichen Vierteln, in den luxuriösen Wohngebieten, in den Pfarreien und Gemeinden, die anderen Heiligen geweiht sind und in Regionen der Ureinwohner oder auch in den deutschen Kolonien

Die Bewegung kann schnell wachsen in spanisch-portugiesischsprachigen Gebieten (wie z.B. in Mexiko, Nicaragua, Angola, Mozambique usw.) und in spanisch sprechenden Regionen der USA (Texas, Kalifornien, Florida). In Paraguay gibt es schon Gruppen. Langsamer wachsen wird der Männerrosenkranz in angelsächsischen und asiatischen Gebieten.

Schönstatt ist eine kirchliche Bewegung, in der alle  nach ihrer Berufungswahl und koordiniert, im Bündnis, der Kirche und ihrer Mission und der Welt, die der Vater uns anvertraut hat, dienen.  Das ist eine Vision der Kirche, in der die Laien auf apostolischer Ebene und in Blick auf die Eigenführung eine  Rolle haben, die es bis zum II. Vatikanischen Konzil so in der Praxis nicht gab. Von einer Rolle der Unterwerfung zur Anerkennung ihrer autonomen und mitverantwortlichen Rolle. Als Ideal zu haben, Herz der Kirche zu sein, bewegt uns, das zu sein, was wir wollen und was wir anbieten müssen, und in dieser Kirche haben alle ihren Platz und ihre eigene Funktion. Wie sehen Sie den Männerrosenkranz in diesem Kontext?

Durch den Männerrosenkranz fühlt sich der Laie als Teil der Kirche und als Apostel in einer eigenen, persönlichen Art mit einem ‚Leben in Fülle‘ (Jo 10,10).

Wenn Sie an die Verbreitung des Männerrosenkranzes denken, an welchen Elementen müsste mit Rücksicht auf die unterschiedlichen soziologischen und kirchlichen Strukturen der Länder unbedingt festgehalten werden?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Männerrosenkranz muss exklusiv für Männer bleiben, die sich wöchentlich treffen und in Gruppen den Rosenkranz beten. Diese drei Punkte sind unverzichtbar, man kann etwas hinzufügen, aber nichts wegnehmen.

Was meinen und erhoffen Sie vom Männerrosenkranz?

Ich meine,

(1) er ist das größte Gottesgeschenk für die ganze Welt seit dem II. Vatikanum;

(2) er ist die christliche Bewegung, die im 21. Jahrhundert am stärksten wachsen wird;

(3) er wird Teil der christlichen, männlichen, katholischen Identität werden;

(4) er wird die Familienhaftigkeit der Gemeinschaften und Pfarreien erneuern und damit neue Basisgemeinschaften der Kirche bilden;

(5) er wird mit seinen Einkommen und finanziellen Hilfen unverzichtbare Quelle caritativer Werke sein;

(6) er wird die Gemeinden vor dem schrecklichen Einfluss von Drogen, Ehescheidung, Abtreibung, innerer Abspaltung bewahren;

(7) seine Auswirkung wird mit der Zeit immer mehr im christlichen Leben bemerkbar werden;

(8) der Männerrosenkranz wird den Glauben der Priester erneuern, wie dann auch die Priester den Glauben der Laien befestigen, „einer trage des anderen Last“ (Gal 6,2);

(9) er ist eine unzerstörbare Bewegung, weil er offen und dezentral  ist;

(10) er war und ist das größte Glück auf meinem Weg als Christ, für das, was er für mich und Dutzende meiner Freunde und eine Million Brasilianer getan hat.

Was wünschen Sie sich von den Lesern dieses Artikels über den Männerrosenkranz?

Ich wünsche, dass sie in ihren Gemeinden Gruppen des Männerrosenkranzes bilden, sonst nichts.

Wer Hilfe braucht, um eine Gruppe für den Männerrosenkranz zu bilden, wende sich an Gustavo: gustavobndg@gmail.com, mit Betreff ‚Männerrosenkranz‚.

Schönstatt: Der Männerrosenkranz hat im Schönstatt-Heiligtum seine Wiege und erhält von dort seine apostolische Fruchtbarkeit. Auf Grund dieser Gebundenheit an die Schönstattbewegung hat er sich in Brasilien und in der ganzen Welt verbreitet. http://www.tercodoshomens.org.br/ oder www.tercodoshomensmaerainha.org.br

Männerrosenkranz allgemein: http://www.tercodoshomens.com.br

Der Männerrosenkranz Schönstatts in den virtuellen Zelten der Bündniskultur (Bereich Kirche)

Original: Portugiesisch. Übersetzung: Mechthild Jahn, Renate Dekker, Bad Ems, Deutschland

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