Veröffentlicht am 2014-03-30 In Franziskus - Initiativen und Gesten

Berührt von seiner Botschaft und seinen Gesten: die “Generation Franziskus” geht mit dem Hirten

ARGENTINIEN, Claudia Echenique. Die Feier von einem Jahr des Pontifikates von Papst Franziskus war Anlass für eine Begegnung am 15. März im Jesuitenkolleg San José in San Miguel (Buenos Aires), wo Jorge Mario Bergoglio 18 Jahre gelebt hat: Hier hat er studiert, hier wurde er zum Priester geweiht und hier war er Rektor.

 

Die „Generation Franziskus“ hatte verschiedene Gruppen, Bewegungen und Institutionen eingeladen, um die vielen verschiedenen Aktionen, Gesten und Initiativen kennenzulernen und zu vernetzen, die seit jenem 13. März 2013 entstanden sind, als der lateinamerikanische Papst auf der Loggia des Petersdomes erschien und diesen Frühling der Kirche einläutete.

Im Verlauf des intensiven  Treffens, das um 9.00 Uhr morgens begann, wurde in mehreren Kommissionen über Themen wie Kultur der Begegnung, Arme Kirche für die Armen, Solidarität und Teilhabe, Herausforderungen der Jugend und Armut und die existenziellen Peripherien gesprochen; dabei wurde der Bedarf an Dialog und Austausch von Erfahrungen, Erlebnissen und Projekten, die durch den Erneuerungsimpuls des argentinischen Papstes ausgelöst worden sind, deutlich.

Die gut 250 jugendlichen und erwachsenen Teilnehmer kamen aus der gesamten Region: der Metropolitanregion Buenos Aires, La Plata, Santa Fe, Entre Ríos, Córdoba, Jujuy, Tucumán, La Pampa und sogar aus dem Nachbarland Uruguay. Unter ihnen waren Mitarbeiter in der Pastoral, Priester, Ordensleute, Parlamentarier, Funktionäre, Erzieher, Politiker und Führungskräfte aus der Wirtschaft, den Gewerkschaften und sozialen Initiativen, Künstler und Sportler, darunter auch eine Gruppe von zehn Lehrern und Leitungskräften der Estrada-Schule in City-Bell, einer Schule, in der nach der Kentenich-Pädagogik unterrichtet wird.

Führen aus der Unterscheidung

Andrea Ilaqua, eine junge Politikerin aus Buenos Aires, sagte: „Ich hätte niemals gedacht, dass es mir so gefallen würde, Schaf zu sein; es macht mir Freude, Teil der Herde zu sein, denn wir erkennen die Stimme unseres Hirten. Franziskus geht uns voran und gibt uns Hoffnung; er ist mitten unter uns mit seiner Einfachheit und bringt uns die Barmherzigkeit und Zärtlichkeit Gottes; und er geht auch hinter uns her, um den Verspäteten und Verletzten zu helfen.“

Beim Mittagessen traten verschiedene Folklore-Gruppen auf mit Liedern und Texten in Bezug auf Papst Franziskus. Zum Nachtisch gab es dann eine große Geburtstagstorte, und alle sangen „Happy birthday“ zum ersten Jahrestag des Heiligen Vaters.

Die Peripherien im Zentrum

Am Nachmittag eröffnete Jorge Benedetti, einer der Organisatoren des Treffens, einen Runden Tisch mit der These, dass die Zeichen der Zeit zeigen, dass die Achse der Welt sich verändert. Franziskus habe die existentiellen Peripherien ins Zentrum der weltweiten Aufmerksamkeit gerückt. In Rio de Janeiro habe er die Jugendlichen gebeten, „zu verändern“, „hinauszugehen“ und „Durcheinander zu stiften“. „Heute ist die Zeit Lateinamerikas, denn heute ist die Zeit der Völker.“

Pfarrer Pepe Di Paola, Priester in den Armenvierteln von Buenos Aires, hob hervor, dass die Welt die radikale Neuheit von Franziskus sehe, die aber „eine Fortsetzung dessen ist, was wir hier in Buenos Aires sehen und miterleben konnten an Pater Jorge Bergoglio, immer nah beim einfachen Volk.“ Und er betonte die Bedeutung, die für den Papst „die Heiligtümer“ haben „also Orte der tiefen Begegnung des Menschen mit Gott und des Ausdrucks der Volksfrömmigkeit.“

Die Jugend: neue Räume und bessere Bindungen

Nadia Bilat, die junge Leiterin der NGO Nueva Ciudadanía in Paraná (Entre Ríos), zeigte die Erfahrung mit dem Schaffen eines Raumes der aktiven Teilnahme, um die Anliegen und Herausforderungen zu kanalisieren, die Franziskus den Jugendlichen ins Herz gelegt hat. „Die Wahl von Franziskus und alles, was in diesem ersten Jahr passiert ist, hat unsere Hoffnung erneuert, dass eine bessere Welt möglich ist. Er ruft uns auf, einen Wandel auf den Weg zu bringen, auf dem er bereits geht“, schloss sie.

Martín Palma, politischer und sozialer Aktivist, bezog sich auf die “Revolution der Zärtlichkeit”, die Franziskus empfiehlt angesichts einer “heutigen Welt, die aus uns alleinstehende und egoistische Wesen gemacht hat und die uns dazu bringt, uns in unsere Häusern einzuschließen, ohne dass es uns auch nur von Ferne interessiert, was dem Nachbarn passiert oder dem, der neben uns arbeitet. Und 2013 erscheint Franziskus und empfiehlt uns den Weg der Zärtlichkeit, Christus im Fleisch des Armen zu berühren, ihm in die Augen zu schauen und ihm zuzulächeln.“

Solidarität in der Kultur der Begegnung

Dr. Roberto Ré berichtete, Red Sanar Argentina habe 1994 in La Pampa angefangen, nachdem dort innerhalb von nur 70 Tagen sieben Selbstmorde von Jugendlichen passiert seien. Als Psychiater gründete er zusammen mit einigen Kollegen und pastoralen Mitarbeitern diese NGO, die sich kostenfrei und solidarisch im Bereich der geistigen Gesundheit engagiert; dabei zählt sie auf 200 ausgebildete Ehrenamtliche, die wirkliche Agenten der Solidarität in der Kultur der Begegnung sind.

Neues Paradigma der Mission

Gustavo Escobar, Leiter des Santa Maria-Verlags, sprach davon, dass es schon immer Jugendliche gegeben habe, die für ein paar Wochen auf Misiones gingen und dann in ihren Alltag zurückkehrten. Heute habe sich das geändert. Die Misiones seien an dem Ort, an dem die einzelnen seien und sie seien andauernd. Das Paradigma der Mission heute sei begleitet vom kohärenten Zeugnis des Lebens. Jeden Tag und überall.

Wesentliche Folgerungen

Unter den von den Teilnehmern angenommenen Folgerungen sind hervorzuheben:

  • Die Notwendigkeit, weiterhin das Denken und Handeln von Franziskus aktiv zu verbreiten
  • Die Bedeutung einer klaren und einfachen Sprache mit konkreten Gesten, die eine wirkliche Kultur der Begegnung ermöglichen
  • Hinausgehen auf die Straße und im Kontakt mit den Leuten sein, um ihre Bedürfnisse zu kennen und Bindungen aus Vertrauen und Zärtlichkeit aufzubauen
  • In Kommunikation bleiben durch die sozialen Netzwerke, damit diese Initiative wächst und nationale oder sogar internationale Reichweite bekommt

Schlussworte von Dr. Carlos Ferré

Carlos Ferré aus der Gruppe, die das Treffen organisiert hat – er gehört zur Schönstatt-Bewegung, wie mehrere andere aus dem Kernteam der “Generation Franziskus“ – meinte zum Schluss: „Wir sind freudig überrascht von der Zahl der Personen und Institutionen, die teilgenommen haben. Das zeigt, dass alle Bereiche von Franziskus berührt werden, von seiner Botschaft und seinen Gesten. Beten wir für unseren Papst und dass die Generation Franziskus ein Netz der Netze wird, das sich ausbreitet, denn es ist ein Segen für Argentinien, für Lateinamerika und die Welt. Das Versprechen ist erfüllt: nach 50 Jahren ist das II. Vatikanische Konzil dabei, Wirklichkeit zu werden.“

Pancho Cassano, ein junger Manager aus Paraná, hatte die Aufgabe, das Treffen zu beschließen. „Man sagt immer, wir seien Weltmeister in der Diagnose und in Empfehlungen, und hinterher versagten wir im Tun. Heute haben wir all das gemacht. Was hat sich verändert? Wir werden von oben angetrieben, wir werden von Franziskus angetrieben, einem Weltführer ersten Ranges, der fähig ist, diese Gegenströmung, zu der er uns aufruft, zu einer Lebensströmung werden zu lassen.“ Und er forderte alle heraus mit der Schlussfrage: „Haben wir den Mut, Träger dieser Veränderung zu sein, herauszugehen um zu evangelisieren, und zwar mit Freude und mit Franziskus?“

Zum Anschluss feierte Bischof Sergio Fenoy von San Miguel mit den Teilnehmern die heilige Messe. In seiner Predigt bezog er sich auf das Evangelium von der Verklärung und sagte: „Das leuchtende Gesicht Jesu zeigt auch unsere Schönheit. Der Künstler ist einer, der ein Kunstwerk in einem einfachen Steinblock sieht, in einem Stück Ton. Und Gott sieht unsere Schönheit in unserer armen Menschlichkeit. Die Berufung des Gläubigen besteht darin, das Beste aus jeder Situation herauszuholen, das Gute in jedem Menschen zu entdecken, Gemeinschaft und Dienst, Einheit und Dialog zu fördern.“

Video (Claudia Echenique): Carlos Ferré: Wer ist Franziskus? (spanisch)


Quien Es Francisco – Carlos Ferre.mp4 from schoenstatt org on Vimeo.


Video (Claudia Echenique): Carlos Ferré: Was ist die „Generation Franziskus“? (spanisch)


Generacion Francisco 2014.mp4 from schoenstatt org on Vimeo.

Fotos

March 25, 2014 – Generación Francisco

 

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