Veröffentlicht am 2014-07-11 In Jubiläum 2014

Maria achtet die Kulturen der Völker – Kardinal Errázuriz über die Internationalität Schönstatts und seine apostolischen Projekte

org.Männer und Frauen aus den verschiedenen Kulturen begegnen in den Schönstatt-Heiligtümern der Mutter des Herrn, die die Mutter der Kirche und der ganzen Welt ist. Sie führt zu Jesus Christus, um in den aktuellen Herausforderungen jeden Landes eine Antwort zu geben. Und sie verpflichten sich, mit aller Kraft für die Erneuerung der Kirche und der Gesellschaft zu wirken“, sagt Kardinal Francisco Javier Errázuriz, Mitglied der Gruppe von Kardinälen, die Papst Franziskus unterstützen.  „Wie sie in Lourdes, in Guadalupe, in Fátima und in Czestochowa  erschienen ist und die Kulturen der Völker, zu denen sie kam, achtete und ihnen den Geist des Evangeliums einflößte, so übt sie auch keine Gewalt aus über die Kulturen, die sich in ihren Heiligtümern zu Hause fühlen. Sie respektiert und bereichert sie. Darum, und wegen der unterschiedlichen Herausforderungen, denen diese Völker gegenüber stehen, ist das Erscheinungsbild der Bewegung in jedem Land anders.

Schönstatt, was tust du für uns?

Während einer Pressekonferenz in Deutschland, zu dem das Team 2014 eingeladen hatte, um Journalisten über das Jubiläum in Schönstatt und Rom zu informieren, betonte Kardinal Errázuriz die Internationalität Schönstatts und seine apostolischen Projekte.

“Der Hauptbeitrag Schönstatts besteht in der Erziehung und Verlebendigung des Glaubens gemäß unserer christlichen und kirchlichen Berufung. Manche der Initiativen haben sich schnell von einem Land auf den ganzen Kontinent oder weltweit verbreitet. Ich bringe einige wenige Beispiele aus den wenigen Ländern, die ich besser kenne.“

Er geht aus von dem, was die Kirche erwartet, wenn sie Schönstatt fragt: Was macht ihr für uns? Und was der Kardinal als Antwort heraushebt, ist ziemlich genau das, was wenige Tage zuvor ein Priester aus Guatemala, der in einem Hausheiligtum in Nazareth Schönstatt kennen lernte, nach einem kurzen Studium von schoenstatt.org erbat: „Die Pilgernde Gottesmutter für alle, die Pädagogik für Schulen für die Zukunft unserer Kinder, und etwas wie Maria Ayuda für die Ärmsten, vor allem für die größte Katastrophe in unserem Land, die vielen minderjährigen Schwangeren …“

Die Kampagne der Pilgernden Gottesmutter

Kardinal Errázuriz: Eine Initiative ist die Kampagne der Pilgernden Gottesmutter, die der brasilianische Laie Don João Pozzobon ins Leben rief, der zu der Zeit noch nicht einmal richtig lesen und schreiben konnte. Sein Seligsprechungsprozess ist im Gange. Er legte mit dem Bild der dreimal wunderbaren Mutter 140.000 Kilometer zu Fuß zurück und brachte es zu Familien, in Krankenhäuser und Schulen. Die Kampagne wurde zu einer apostolischen Aktion von großem Wert. Sie entfachte den Glauben von Millionen von Brasilianern und verbreitete sich auf der ganzen Welt. Es ist Maria, die Mutter der Kirche, die in die Welt hinausgeht, um ihre Töchter und Söhne zu evangelisieren.“

Pädagogisches Zentrum Josef Kentenich

„Ausgehend von Argentinien entstand in Lateinamerika das Projekt, die schönstättische Pädagogik für die Lehrer vieler Schulen zugänglich zu machen. Es entwickelte sich das „Centro pedagógico José Kentenich“, das seine Dienste Multiplikatoren im Erziehungsbereich anbietet“, fährt Kardinal Errázuriz fort. „Dieses Projekt hat dazu geführt, dass sich in mehreren Ländern ein Netz von Schulen entwickelt hat, welche die pädagogischen Richtlinien und Prinzipen von P. Josef Kentenich anwenden, um so Antwort zu geben auf die großen Herausforderungen des kulturellen Wandels. Es ist ein Dienst, den mit großer Dankbarkeit nicht nur Schulen annehmen, die von Schönstättern gegründet wurden, sondern auch eine große Zahl von Lehrern öffentlicher Schulen.“

Internationale Föderation der Rektoren der Heiligtümer Mittel- und Südamerikas

Kardinal Errázuriz nennt eine weitere Initiative im selbstlosen Dienst an der Kirche, konkret im Bereich der Wallfahrtspastoral:

„Einige Priester, die zur Schönstattbewegung gehören, hat das Anliegen umgetrieben, die großen Wallfahrten mit Millionen von Pilgern zu den Heiligtümern der Kirche in Lateinamerika noch tiefgreifender als Möglichkeit zur Evangelisierung zu nutzen. Ihrer Inspiration ist das Vorantreiben einer internationalen Konföderation der Rektoren der Wallfahrtsorte in Zentral-und Südamerika zu verdanken. Ziel ist die Zusammenarbeit der Rektoren zwecks einer besseren pastoralen Betreuung und wirksamen Evangelisierung der Pilger, so dass es in diesen zutiefst marianischen Völkern nicht nur eine marianische Volksfrömmigkeit gibt, sondern auch  eine marianische Spiritualität und eine marianisch-pastorale Pädagogik und damit verbunden eine Marien- und Heiligenverehrung, die den Willen einschließt, sich deren Lebensstil, Gebetsgeist, apostolische Großherzigkeit und soziale Einflussnahme zum Vorbild zu nehmen. Es war ein großes Projekt, das vor allem die Lateinamerikanischen Bischofskonferenzen in Puebla und Aparecida aufgriffen und inspirierten.“

Dimensionen der Spiritualität Schönstatts, durch die der Heilige Geist das Volk Gottes bereichert

„Die Kirche der heutigen Zeit ist von der Botschaft des 2. Vatikanischen Konzils geprägt, die alle Getauften zur Heiligkeit, zum Apostolat und zum Dienst an der Menschheit aufruft. In dieser Zeit wurden in der Kirche viele charismatische Bewegungen und neue Gemeinschaften gegründet, die reich an Spiritualität waren und ihre Mitglieder auf diesem Weg ermutigten. Schönstatt ist Vorreiter auf dem Gebiet dieser neuen kirchlichen Bewegungen. Zwar stimmt es, dass sich auch eine Welle der Entchristlichung verbreitet und die Zahl der Agnostiker in der Welt zunimmt, aber der Sauerteig, den der Heilige Geist in die Kirche hineingegeben hat, wächst kraftvoll. Das ist unsere Erfahrung sowohl in Schönstatt wie in anderen geistlichen Gemeinschaften, mit denen wir uns geschwisterlich verbunden wissen“, so Kardinal Errázuriz, der deutlich macht, von welchem Ausgangspunkt aus er die Rolle Schönstatts in der Weltkirche betrachtet – von den Dimensionen der Spiritualität Schönstatts her, durch die der Heilige Geist das Volk Gottes bereichert.

„Die Liebe zur Kirche, die Pater Kentenich auszeichnete, und sein Wille, mit der Hand am Pulsschlag der Zeit und dem Ohr am Herzen Gottes zu leben und zu wirken, inspirierten die Gründung Schönstatts, die mit dem Segen der Päpste und dem Vertrauen der Bischöfe wächst. Die Spiritualität und Pädagogik Schönstatts und die Gemeinschaften, die sie aufgenommen haben, sind eine lebendige und kraftvolle Antwort auf die Erfahrung, dass die Kulturen der Völker in vielen Ländern sich von der Frohen Botschaft Jesu Christi immer weiter entfernen.

In verschiedenen Dimensionen bereichert die Spiritualität Schönstatts das Leben der Kirche:

Sie bewirkt einen in Taten umgesetzten Glauben an die Führung Gottes durch seine Vorsehung, sowie ein Leben im Alltag, das aus den Sakramenten der Kirche beseelt und inspiriert wird.

Durch die vertrauende und umwandelnde Liebe der Gottesmutter, mit der sie das Liebesbündnis besiegelt, wird dem einzelnen eine tiefe Erfahrung des Glaubens an Christus und an die Kirche geschenkt.  So wächst das Netz der marianischen Heiligtümer, als Orte der Gnade, der Glaubenserfahrung, des Gebetes, der inneren Wandlung und der apostolischen Sendung; bis hin zur Familie als Heiligtum, als “Hauskirche”, und bis hin zum eigenen Herz als Heiligtum des dreifaltigen Gottes.; die Pflege lebendiger Begegnung, der Gemeinschaft in vielfältigen familienhaften Gemeinschaften, die Verantwortung für notleidende Menschen, für die missionarische Aufgabe der Kirche und für die Gesellschaft weckt.

Nun muss man für diejenigen, die lieber Normen und Verbote bei ihrer Erziehungsarbeit haben, betonen, wie gut die Pädagogik Schönstatts tut, die  von einer tiefen Ehrfurcht vor der Originalität inspiriert ist, die Gott jedem einzelnen seiner Kinder schenkt. Daher ist sie gekennzeichnet von Freiheit und Vertrauen, Dankbarkeit und Freude aus dem Geiste des Magnifikat, von der Verheißung und Hoffnung des Evangeliums, was die kindliche Bejahung von Kreuz und Leid erleichtert und beseelt, immer unter dem Primat der Nächstenliebe.“

Aus freier Initiative und in eigener Verantwortung

Nicht die Statistiken zeigen das Wachstum der Kirche, sagte Papst Franziskus kürzlich in einer seiner Morgenmeditationen in Santa Marta. Gilt auch für Schönstatt. Kardinal Errázuriz spricht nicht von Zahlen, sondern von freien Initiativen als Kennzeichen Schönstatts:

„In der Wahl der beruflichen und apostolischen Arbeit charakterisiert sich Schönstatt durch die Freiheit seiner Mitglieder. Die Projekte entstehen aus eigener Initiative und in eigener Verantwortung, im Zusammenschluss oder einzeln, in Zusammenarbeit mit Aufgaben, die Bischöfe und Pfarreien auf den Weg bringen oder in anderen Initiativen, die der Heilige Geist anregt und beseelt. Darum ist es unmöglich zu sagen, wie viele lebendige und erneuernde Beiträge Laien, Religiose, Priester und Bischöfe bringen, die zur Schönstatt-Bewegung gehören.“

Missionarischer Geist

Der Geist schafft sich Formen. Aus dem missionarischen Geist als Voraussetzung entsteht eine Vielfalt von sozialen und missionarischen Projekten, die Schönstatt als apostolische Bewegung ausmachen. Kardinal Errazuriz geht aus von der Einladung durch Papst Franziskus:

Papst Franziskus lädt die ganze Kirche ein, vor allem die Jugendlichen, leidenschaftliche Missionare des Evangeliums zu sein. Sie sollen Zeugen der Barmherzigkeit Gottes sein bis an die geographischen und existentiellen Peripherien der Gesellschaft.

Der Aufruf von Papst Franziskus ist vom Heiligen Geist gegenüber dem Hirten der Universalkirche inspiriert; von demselben Geist, der dieses Engagement in unzähligen Katholiken geweckt hat und weckt, und der viele Gründer und Bischöfe angeregt hat, die Herde, die Gott ihnen anvertraut hat, auf diese Wege zu führen.“

Er zeigt dann diese Vielfalt an Formen, die aus demselben missionarischen Geist entspringen und sich in Jugendlichen in Burundi ebenso zeigen wie in den Misiones, in der Pastoral der Hoffnung für wiederverheiratete Geschiedene, Maria Ayuda, Voluntarias de Maria, Dequeni... und wieder, in der Kampagne der Pilgernden Gottesmutter.

Jugendliche Missionare in Burundi

„Dieser missionarische Geist erwachte zum Beispiel in Burundi, als die Regierung sich entschied, die Schüler der Schulen im Land zu verteilen. Auch wenn hierdurch die bereits bestehenden Schönstattgruppen auseinandergerissen wurden, konnten die Jugendlichen mit missionarischem Geist und auf Basis ihrer Erfahrungen neue Gemeinschaften an ihren neuen Studienorten gründen. So entstand das große Netzwerk der tausenden von Schülern und Studenten, das der Bewegung in Burundi ein sehr jugendliches Gesicht gibt.“

Misiones

„Vor mehr als dreißig Jahren entstand in Ländern, deren missionarischer Geist noch nicht erwacht war, zunächst in Chile, später auch in Argentinien, Paraguay und anderen Ländern das Projekt der Jugend-Misiones und  der “Misiones Familiares”, das von Familien realisiert wird. Eltern und Kinder fahren in Dörfer und Randgebiete, in denen Priester nur gelegentlich anzutreffen sind. 10 bis 12 Tage lang besuchen sie dort die Bewohner, organisieren Treffen und Workshops, beleben den Glauben und erfahren echte Bekehrungen; die Misiones steigern in denen, die  die Botschaft Christi bringen, auch die Freude, Missionare zu sein. Das gleiche geschieht bei den Jugend-Misiones, die Tausende von Jugendlichen mobilisieren. Es ist ein Einsatz, der sie begeistert. Mit ihrem missionarischen Feuer haben sie an mehrere Universitäten die Pastoral angesteckt. Dort sind es die Jugendlichen, die die Orte aussuchen, an denen sie missionarisch wirken möchten; sie suchen die Priester, die sie begleiten.“

Pastoral der Hoffnung

„Ein wichtiges Echo auf die Sorge des Papstes um die Situation der Familie ist die pastorale Arbeit mit den Familien, die in Pfarreien, Schulen und in den Diözesen läuft, bei der Bildung neuer Familiengemeinschaften sowie Ehevorbereitungskurse und die Zentren der „Pastoral der Hoffnung“, um den Glauben und die lebendige Teilnahme am Leben der Kirche von Eltern zu wecken oder wiederzubeleben, denen das Sakrament der Ehe verschlossen ist.“

María Ayuda, Voluntarias de María, Dequeni

Die Initiative „Maria Ayuda“, zum Beispiel, die ein chilenischer Priester ins Leben gerufen hat, ist sehr fruchtbar. Sie wird unterstützt von Laien der Bewegung und ermöglicht jungen Mädchen, die, um Geld für ihre armen Familien zu verdienen, in der Straßenprostitution der Großstädte landeten, den Zugang zum Glauben und zur Bildung. Die Anzahl der Häuser, die die jungen Mädchen aufnimmt und ihnen einen Ausweg aus dieser Sklaverei bietet, wächst stetig. In Paraguay gibt es eine weitere Initiative (Dequeni), die sich Kindern annimmt, die als Straßenverkäufer arbeiten. Ihnen wird damit eine Schulbildung ermöglicht. Ein Geschenk in Blick auf 100 Jahre Schönstatt sind 100 Häuser, die in Paraguay mit Spenden aus aller Welt für bitterarme Familien gebaut wurden.“

Die Kampagne der Pilgernden Gottesmutter

„Zum Schluss möchte ich die Rosenkranz-Kampagne der Pilgernden Gottesmutter nochmals nennen, die in Brasilien aufgekommen ist. Sie dringt bis an die Peripherien der Städte und des menschlichen Leides. Das Bild der Großen Missionarin, die in den Schönstatt-Heiligtümern als Dreimal Wunderbare Mutter verehrt wird und die die besuchten Familien verbindet, vertieft die Verbindung zu Christus und zur Kirche, führt die Gläubigen zu den Pfarreien zum Empfang der Sakramente, die sie noch nicht empfangen haben, und evangelisiert Monat für Monat mit neuen katechetischen Themen. Dadurch werden viele Familien selbst zu Missionaren, in ihnen wird der Wunsch geweckt, zu beten und zu den Heiligtümern zu pilgern, von denen aus die ‚Pilgernde Gottesmutter‘ sie besucht hat.“

Was erwartet Kardinal Errázuriz vom Jubiläum?

In diesem Jubiläumsjahr möchten wir von ganzem Herzen für das neue Pfingsten danken, das wir in diesen 100 Jahren Schönstatt-Bewegung erfahren durften. Es hat zu einer Bewegung geführt, die Sprachen auf allen fünf Kontinenten spricht. Viele Wege zur Heiligkeit haben sich eröffnet. Lebendige Gemeinschaften sind entstanden, die den Glauben mit Überzeugung und Ausstrahlungskraft leben. Beim Jubiläum wollen wir uns in Christus und Maria neu der Mission Schönstatts und der missionarischen Aussendung des Heiligen Vaters verpflichten.

 

Original: Spanisch. Übersetzung der Texte von Kardinal Errázuriz: Birgitt Winter, Haus Regina, Schönstatt; Rest: M. Fischer/schoenstatt.org

Die Aussagen von  Kardinal Errázuriz stammen aus dem Originalmanuskript in Spanisch eines Beitrags für eine Pressekonferenz in Deutschland zum Jubiläum 2014, bei der er eine gestraffte Version in Deutsch vortrug; die weiteren Redner waren P. Heinrich Walter, Vorsitzender des Generalpräsidiums, über die Struktur Schönstatts; Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch über die Familienpastoral und Schwester M. Veronika Riechel über das Programm des Jubiläums.

Informationen zu dieser Pressekonferenz gibt es (in Deutsch) auf der offiziellen Seite des Jubiläums: www.schoenstatt2014.org

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