Veröffentlicht am 2014-05-25 In Jubiläum 2014

Mehr als du für möglich hältst

DEUTSCHLAND, fma. Es ist einen Augenblick lang ganz still. Die Alphörner schweigen. Alle Blicke sind auf einen Punkt gerichtet – dorthin, wo Kinder und Jugendliche ganz langsam, andächtig, Verschnürung und Packpapier lösen und das Bild der Dreimal Wunderbaren Mutter von Schönstatt herausholen. Jenes Bild, das am Tag zuvor aus dem Heiligtum in Memhölz herausgeholt worden war, für diesen Moment, in dem die Gottesmutter zum Beginn des zweiten Schönstattjahrhunderts neu einzieht ins Heiligtum. Kurz zuvor hatten alle – ohne Marienbild im Heiligtum – das Liebesbündnis erneuert, so schlicht wie nur denkbar. Oh meine Mutter… Und nun zieht sie wieder ein. Einer beginnt zu klatschen. Und dann gibt es kein Halten mehr… und mitten in den Applaus hinein fallen von der Spitze des Heiligtums weiße Stoffbahnen herunter mit Hunderten von Früchten, die das Liebesbündnis hervorgebracht hat – von hier aus. „In diesem Moment habe ich meinen 18. Oktober 2014 erlebt“, sagt jemand. „Und die Gnade 2014 empfangen.“ Und weil das Weiterreden gerade nicht mehr geht, ergänzt ein anderer: „Ich war so froh, dass wir in dem Moment gar nichts machen brauchten, nicht beten, nicht singen, nur da sein.“

Es ist der 18. Mai 2014. Das Wetter ist sonniger, als die beste Wettervorhersage angesagt und die kühnsten Optimisten gehofft hat. An ihrem Sonnenbrand werdet ihr sie erkennen, die „mehr als du für möglich hältst“, die Liebesbündnis pur gefeiert haben, wird es abends heißen. Kaum vorstellbar, dass 24 Stunden zuvor noch das Regenprogramm besprochen wurde und die Vigil der Jugend in die Hauskapelle verlegt wurde, weil es einfach zu kalt war …

Liebesbündnisfeier: Das bist du Herr, der immer bei uns ist, unsren Weg begleitet hin zum Fest …

„Das bist du Herr, der immer bei uns ist, unsren Weg begleitet hin zum Fest …” Das zwei Tage vor dem Fest entstandene Jubiläumslied von Kathi Strohmeyer hat sich doch eingesungen, auch dank der Jugendlichen, die es bei der Vigil schon gelernt hatten und des Festchores, der genau so spontan entstanden ist wie das Lied selbst. Es wird zu einer Melodie, die den Tag durchzieht und noch lange danach Ohrwurmcharakter hat: „Und das ist mehr, als du für möglich hältst …“

„Es strömt …“ Je nach Erwartung und Temperament wecken die ersten über eine Stunde vor Beginn ankommenden Gäste überschwängliche oder etwas gedämpfte Stimmung. Es hätten ruhig mehr sein können. Wir hatten für 1000 geplant, und jetzt bleibt am Ende so viel Kuchen übrig und so viele Bänke leer. Bleiben nicht. Bis zum Nachmittag sind es sicher 700, 800 Personen, und die vielen begeisterten Helfer von sieben bis siebzig zählen sowieso doppelt.

Christine und Erwin Hinterberger begrüßen um 11.00 Uhr alle, die schon da sind. Bis dahin hat es viele Gespräche gegeben. Der spätere Beginn entspannt und verschafft Zeit. Endlich einmal ein Fest, bei dem man unendlich viel Zeit zum Reden hat, sagt später jemand. Und wo man auch den ganzen Tag im Zelt sitzen und erzählen kann und keiner einen schief anschaut, weil man irgendeinen Programmpunkt verpasst. Programm ist hier das, was jedem gut tut.

Das nächste Jahrhundert kommt

Während Pater Elmar Busse die Ansprache hält, fällt nur wenigen auf, dass eigentlich wenig Kinder da sind. Nur die, die statt auf den Prediger zu schauen den 360°-Blick üben, merken es. Bei der Statue Pater Kentenichs hat sich das nächste Schönstattjahrhundert versammelt. Und dann zieht es los. Und wer jetzt hinschaut, vergisst zuzuhören (macht nichts, die Ansprache gibt es zum Nachhören). Kinder tragen das verpackte MTA-Bild den Berg hinauf, viele von ihnen im Alter der ersten Schönstätter oder noch viel jünger … Pater Kentenich hat dieses Schönstatt vor 100 Jahren mit jungen Menschen, fast noch Kindern, gegründet, und junge Menschen tragen es ins kommende Jahrhundert. Diese jungen Menschen hier und so viele rund um den Globus, die sich als Generation 2014, als Generation des missionarischen Aufbruchs verstehen … Und wer in die Gesichter der Kinder und Jugendlichen schaut, schaut der Neugründung Schönstatts ins Gesicht.

Mein Name auf deinem Bild

Direkt nach der Liebesbündnisfeier schreiben die Jugendlichen und die Kinder als erste ihren Namen auf eine Holztafel in der Form des MTA-Bildes. Im Laufe des Tages tun es viele, still, bewegt, aufgeregt… Kurz bevor das Bild nach der heiligen Messe am Ende des Tages wieder ins Heiligtum kommt, bringt Herr Hornung es noch zu den Musikern aus Memhölz, die erst zögernd und dann geradezu begeistert unterschreiben.

So viele Namen, so viele Bündnisgeschichten, so viel Einsatz, so viel Hoffnung auf diesem Bild.

Unterschriebene Gründungsurkunde des zweiten Schönstattjahrhunderts.

Wenn die Kirche eine „Universität der Religion“ wird, mit vielen schönen Gedanken, schönen Tempeln, schönen Museen, aber nicht Zeugnis ablegt, dann wird sie steril. Und der Christ ebenso. Sagt Papst Franziskus. Das gilt auch für Schönstatt und das Liebesbündnis. Mit der Idee vom Liebesbündnis kann man Bücher füllen und notfalls auch Museen. Fruchtbar wird es, wenn wir eine Antwort geben können auf die Frage: Was macht das Liebesbündnis mit Dir? Mit Deiner Familie? Mit deiner Arbeit?

Und diese Antworten kommen bei diesem Fest. Bei einer Fülle von „Bündnispunkten“, bei denen Referenten aus eigener Erfahrung davon erzählen, bei Interviews, beim Kinderprogramm, bei den vielen langen und intensiven Gesprächen am Rand und mittendrin.

Ausgesandt

Der Festgottesdienst um 15.00 Uhr bringt alle wieder zusammen, bündelt, vertieft, wird zur Aussendung. Österlich, pfingstlich, sonnig, leicht und tief zugleich. „Es war so beeindruckend, wie viele da waren, die seit Jahren nicht mehr hier waren“, meint einer der Vorbereiter, endlich versöhnt damit, dass es vielleicht doch keine 1000 waren an diesem Tag. Wirklich weg will nach der heiligen Messe und dem Anbringen des MTA-Bildes im Heiligtum eigentlich keiner. Auf der Terrasse vor der Cafeteria und im Zelt wird weitergefeiert …

Und irgendwann fragt einer: Wann ist eigentlich das nächste Fest?

Fotos

 

 

Ansprachen und Vorträge  von P. Elmar Busse (mp3)

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