Veröffentlicht am 2012-11-03 In Leben im Bündnis

Gaudet Mater Ecclesiae! Eine Wallfahrt durch die Wüste unserer Zeit

ITALIEN, Pamela Fabiano. 11. Oktober 1962. Eine feierliche, traumhafte Prozession, wie die damaligen Journalisten es ausdrückten, bewegte sich morgens um 8.30 Uhr über den Petersplatz. Die ganze katholische Kirche, mit fast 2500 Delegierten, begann ihren Weg der Suche unter der Führung von Johannes dem XXIII., um die unveränderliche Lehre zu diskutieren und zu vertiefen, der jeder Christ zugestimmt hat, zu einer Zeit, in der die Welt neue Wege der Glaubensweitergabe ersehnt. Mit dem II. Vatikanischen Konzil sucht die Kirche, wie schon oft in ihrer tausendjährigen Geschichte, die Herausforderungen der neuen Zeit anzunehmen: allen, die Christen eingeschlossen, das Wort Christi zu verkünden auf der langen Pilgerreise durch die Geschichte, auf unterschiedliche Weise, aber mit der gleichen Botschaft wie am Anfang.

Ein Kommentar zur Eröffnungsmesse zum Jahr des Glaubens

11. Oktober 2012. Die katholische Kirche versammelt sich in Rom auf dem sonnenüberstrahlten Petersplatz – so ist dieser große und wunderbare Tag in Erinnerung. Der Heilige Vater, Papst Benedikt XVI., führte die feierliche und beziehungsreiche Prozession mit den Synodenvätern, die sich in diesen Tagen versammelt hatten, um zum Thema „Die Neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens“ zu beraten und das Jahr des Glaubens offiziell zu eröffnen. Damals wie heute lädt der Hirte der universalen Kirche die Gläubigen ein und ermutigt sie, „in der ganzen Kirche jene positive Spannung, jenes tiefe Verlangen, Christus dem Menschen unserer Zeit erneut zu verkünden, wieder zu beleben.“ (aus der Predigt von Papst Benedikt XVI.) Verlangen, Spannung, neu verkünden. Sind wir fähig und wirklich bereit, solche Worte in unserem Wortschatz eines „guten Christen“ zu verwenden? Inwiefern sollte das zweite vatikanische Konzil uns verbessert haben? Hat es das? Aus dem Abstand von fünfzig Jahren – sind wir noch eine evangelisierende Kirche, offen für die Menschheit und ihre Nöte? Wird Glaube hier und jetzt gelebt? Leben, nicht ums Überleben kämpfen in einer sich ständig wandelnden Welt?

Die Kirche ist von ihrem Wesen her eine Pilgerin und Reisende

Pater Josef Kentenich war in Rom während der letzten Phase des Konzils, das am 7. Dezember 1965 endete, und er verfolgte mit großem Interesse und Erwartung die Überlegungen, Diskussionen und die Dokumente, die in den vier Konzilssitzungen entstanden. „Es ist eine dynamische Kirche, in einem ständigen Prozess der inneren Bekehrung und Erneuerung in ihrer Begegnung mit Gott und mit den Menschen.“ sagte Pater Kentenich am Ende des Konzils. „Gott will, dass wir alle ein Herz und eine Seele werden und als Werkzeuge der Gottesmutter ihnen helfen, das neue Ufer zu erreichen“, mit dieser Botschaft an seine Freunde richtete Pater Kentenich die Aufmerksamkeit aller auf die Aufgabe jedes Christen, Werkzeuge der Evangelisierung zu sein, Werkzeuge in Gottes Händen, um das Ufer der modernen Zeit zu erreichen – der modernen und post-modernen Welt, wie wir heute sagen würden – festzuhalten am Boot/Kirche, die von den Stürmen der Geschichte gewaltig hin und her geworfen wird.

Was hat die Kirche, die von ihrem Wesen her eine Pilgerin und Reisende ist, dem Menschen von heute zu sagen, fünfzig Jahre nach den revolutionären Konzilsversammlungen? Der Heilige Vater sagt uns in seiner Predigt „In diesen Jahrzehnten ist eine geistliche „Ver‑Wüstung“ vorangeschritten. Was ein Leben, eine Welt ohne Gott bedeutet, konnte man zur Zeit des Konzils bereits aus einigen tragischen Vorfällen der Geschichte entnehmen, heute aber sehen wir es leider tagtäglich in unserer Umgebung. Es ist die Leere, die sich ausgebreitet hat. Doch gerade von der Erfahrung der Wüste her, von dieser Leere her können wir erneut die Freude entdecken, die im Glauben liegt, seine lebensnotwendige Bedeutung für uns Menschen. In der Wüste entdeckt man wieder den Wert dessen, was zum Leben wesentlich ist […] Da sehen wir also, wie wir dieses Jahr des Glaubens bildlich darstellen können: als eine Pilgerreise durch die Wüsten der heutigen Welt, bei der man nur das Wesentliche mitnimmt: keinen Wanderstab und keine Vorratstasche, kein Brot, kein Geld und kein zweites Hemd – wie der Herr den Aposteln aufträgt, als er sie aussendet (Lk 9,3), sondern das Evangelium und den Glauben der Kirche.“

Neuer Mensch, Träger der alten und unwandelbaren Wahrheit, die Christus ist

Schlüsselworte der Kundgebung sind Evangelium, Glaube, Kirche. Anspruchsvolle Worte, um die wir nicht herumkommen. Mit der Erinnerung an das Konzil und den Beginn des Jahres des Glaubens ruft uns der Papst auf, uns in Bewegung zu setzen und unsere vermeintlichen Sicherheiten hinter uns zu lassen, und stattdessen unser Leben zu riskieren in dieser Wüstenzeit, aufeinander zuzugehen mit dem rettenden Angebot. „Welch eine Kühnheit das verlangt!“ meinte Pater Kentenich zu dem Risiko, das das Christsein mit sich bringt, als neuer Mensch Träger der alten und unwandelbaren Wahrheit zu sein, die Christus ist. Lasst uns die Herausforderung annehmen, in unserer Situation, in unserer Arbeit, in unseren Familien. Lasst uns die Konzilsdokumente neu lesen, machen wir uns bereit für den Augenblick des Zeugnisses, genau den Moment, wo wir gefragt sind, das umzusetzen, was das II. Vatikanische Konzil uns gezeigt hat.

Dr. Pamela Fabiano, Rom, Mitglied der italienischen Schönstatt-Bewegung, arbeitet im Sekretariat des Päpstlichen Rates Justitia et Pax

Original: Italienisch Übersetzung aus dem Englischen: Gerti Lehnen, Deutschland

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