Paz Leiva und Miguel Ángel Rubio, 2. Kurs des Familienbundes in Spanien •
Psychologen, Soziologen und sogar Politiker sind sich einig, dass wir anders aus der Pandemie hervorgehen werden: stärker, gesünder und erneuert. Diejenigen, die überleben, natürlich. Wenn sich die Pandemie dadurch charakterisiert, dass sie sich zeitgleich auf viele Länder ausdehnt und fast alle Individuen angreift, dann leiden wir Schönstätter unter einer doppelten Pandemie: der des Coronavirus und der, die durch die von Alexandra von Teuffenbach seit dem 1. Juli letzten Jahres veröffentlichten Dokumente ausgelöst wurde. Wir werden aus beidem nicht so herauskommen, wie wir hineingeraten sind. —
Die ersten Reaktionen auf diese Dokumente, die offenbar jeder kannte, waren nicht, sie mit Beweisen, Dokumenten oder Argumenten zu widerlegen. Die ersten Reaktionen waren, den Überbringer der schlechten Nachricht zu töten, zur Verleumdung aufzurufen, die Autorin des Buches zu beleidigen und zu diskreditieren.
In diesen Monaten hat die Verteidigung unseres Gründers nichts anderes getan, als Misstrauen zu säen. Wenn etwas so lange verborgen war und wenn man versucht, es weiterhin zu verbergen, werden Zweifel gefördert, und das wiederum erzeugt Unsicherheit und Misstrauen.
Die Reaktionen vieler auf Schönstätter, die nicht gleich (oder sollte ich sagen, linientreu?) denken, sind überraschend. Wir sind im „organisierten Schönstatt“ (obwohl es, um Schönstätter zu sein, nicht notwendig oder wesentlich ist, in der Organisation zu sein – es gibt die Pilgerbewegung, das große nicht-organsierte Schönstatt) und nutzen unsere Freiheit, wir äußern unsere Meinung und schreiben mit Respekt, ohne abzuwerten, ohne zu versuchen, jemanden zu überzeugen, auf der Suche nach der Wahrheit und dem Dialog.
Seit Jahren arbeiten wir im Redaktionsteam von schoenstatt.org im Dienst des Lebens der internationalen Schönstattfamilie, in einem freien Kommunikationsprojekt.
Allein aus diesem Grund stehen wir auf der „schwarzen Liste“. Man wirft uns vor, nicht gut für die Bewegung oder für die Kirche zu sein. Warum? Die Wahrheit zu suchen widerspricht dem Geist des Evangeliums?
Wir haben uns nicht verlaufen. Unsere Richtung wird bestimmt durch das, was wir in Schönstatt gelernt haben, seit wir Teenager waren. Schönstatt hat uns gelehrt, dass einer der kostbarsten Schätze eines Menschen die innere Freiheit ist. Und kein Schlagwort und kein Druckmittel kann uns dazu bringen, ihr abzuschwören.
Es wird mit Heiligenbildchen, virtuellen Wallfahrten und Gebetsmarathons auf die Heiligsprechung gedrängelt. Unklug, wenn man das Interview kennt, das Bischof Ackermann gegeben hat.
Da werden Workshops zum Buch von Alexandra von Teuffenbach angeboten: Das, was ich Ihnen darüber erzähle, ist das, was Sie wissen müssen, das Buch brauchen Sie nicht lesen. Seit wann werden denn von oben Anweisungen gegeben, damit es in der Schönstattfamilie ein einheitliches Denken gibt?
Da werden juristische Schritte unternommen. Glücklicherweise erlaubt die föderative Organisation Schönstatts, dass das, was nur eine Gemeinschaft durchführt, die anderen nicht mitreißt.
All das geschieht zähneknirschend, und wenn jemand aus der Reihe tanzt, wird er kritisiert, herabgesetzt, und was noch schlimmer ist: Es werden Boten geschickt, die versuchen, ihn zu retten. Wovon sollen wir gerettet werden? Von der Liebe zu Schönstatt und unserem Gründer in Zeiten der Pandemie?
Wir haben immer darauf gewartet, dass die Kirche Pater Kentenich heilig spricht. Da das bisher nicht der Fall ist, haben wir selbst ihn nie auf die Altäre erhoben. Wir müssen ihn also auch nicht vom Altar herunterstoßen, wenn die Kirche beschließt, den Prozess nicht fortzusetzen. Mit einem Gründer aus Fleisch und Blut, selbst mit einem Gründer, der auf tönernen Füßen steht, kann die Mission weitergehen.
Gott sei Dank sind sich einige über die Mission im Klaren und wir haben Schönstätter, die sich in verschiedenen Teilen der Welt für Kirche und Gesellschaft engagieren. Das ist eine große Hoffnung, dass wir als Bewegung nach „unserer“ Pandemie nicht verschwinden werden.
Und alles, was in diesem Text steht, teilen wir in Zeiten der Pandemie, aus Liebe zum Gründer und zur Familie, aus einem freien Raum heraus, in dem Vielfalt zugelassen und geschätzt und Diskrepanz zugelassen und ausgehalten wird.
Möge Gott gewähren, dass wir anders, stärker, gesünder und erneuert aus der Pandemie hervorgehen.
Das Liebesbündnis mahnt und drängt uns.