Veröffentlicht am 2014-09-14 In Schönstatt im Herausgehen

In Erwartung der außerordentlichen Bischofssynode über die Familie: die „Pastoral der Hoffnung“ für wiederverheiratete Geschiedene

PARAGUAY, P. Antonio Cosp, Marina und Rolf Huber, mda. Die III. Außerordentliche Versammlung der Bischofsynode, von Papst Franziskus unter dem Thema „Pastorale Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung“ einberufen, findet vom 5. – 19. Oktober im Vatikan statt. Die Thematik umfasst Bereiche, die sich aus von einem hohen Prozentsatz von Familien in den letzten Jahrzehnten sozial und kirchlich kontrovers und leidvoll erlebten und gelebten Situationen ergeben: wiederverheiratete Geschiedene, Zusammenleben von Paaren, gleichgeschlechtliche Beziehungen und Adoption, gemischte oder interreligiöse Ehen, Alleinerziehende, Leihmutterschaft, Glaubensschwäche und -verlust im Blick auf das Ehesakrament und die Beichte. Es gibt manche Empfehlungen zum Thema Familie innerhalb wie außerhalb der Kirche, die sich bei näherem Hinschauen als akademische Lösungen auf der Suche nach ihrem Problem entpuppen. In der Linie der pastoral-pädagogischen Konzeption Pater Kentenichs entstand die Pastoral der Hoffnung, ein Projekt der Schönstatt-Familienbewegung in Paraguay, als Antwort des Lebens auf ein Anliegen, eine Seelenstimme – eine geöffnete Tür, die diejenigen, die in der Spur Pater Kentenichs gehen, zum Handeln ruft.

Angefangen hat alles, als eines Tages ein Paar beim Schönstattheiligtum in Tuparenda auftauchte. Sie erzählten dem Pater, dem sie über den Weg liefen, dass sie beide zur Schönstattjugend gehört hatten, und fragten ihn, ob es für sie nicht eine Möglichkeit gebe, erneut in der Bewegung aktiv zu werden, aber … als wiederverheiratete Geschiedene. Pater Antonio Cosp erwiderte ihnen, dass es im Moment nicht Entsprechendes gebe, und empfand dies zugleich als hängende Frage für die Kirche und ihn selbst als Priester und Hirten. Und so begann die Aufgabe. Es war der unscheinbare Anfang der Pastoral der Hoffnung für wiederverheiratete Geschiedene. „Unsere Pastoral ist inklusiv und sucht nicht nach einer sakramentalen Lösung, sondern einer Lösung von der Evangelisierung her“, betont Pater Antonio Cosp.

Anstehende Mission

Aus diesem denkbar einfachen Beginn wurde das, was heute Bestandteil der Familienpastoral mehrerer Diözesen Paraguays ist, und bereits die Grenzen des Landes überschritten hat. Die Pastoral der Hoffnung ist in Paraguay in drei Städten fest etabliert – in Asunción, Encarnación und Ciudad del Este. Von Asunción breitete sie sich in mehrere Gemeinden der Metropolitanregion aus und hat bereits einige Pfarreien des Zentralbezirks erreicht. Von Encarnación aus verbreitet sie sich in mehreren Pfarreien des Bezirks Itapúa. Dank der Verbreitung über Internet ist die Pastoral der Hoffnung inzwischen in gut 30 Ländern bekannt.

„Wir gehören zur Pastoral der Hoffnung in Paraguay und freuen uns über Ihr Interesse an diesem besonderen Thema, das so viele Menschen berührt, die Hilfe brauchen, um den Weg des Glaubens weiterzugehen“, schrieben Marina und Rolf Huber vor einigen Wochen an einen Priester aus Guatemala. „Wir sind ein wiederverheiratetes geschiedenes Ehepaar, leben seit 21 Jahren zusammen und haben vor einigen Jahren zusammen mit der Pastoral in der Schönstatt-Bewegung angefangen.“ – „Wir tauschen schon Mails aus mit Pfr. Julio und vermitteln ihm alle Informationen, die er braucht, und das wie immer mit der großen Freude, dieser Pastoral dienen zu können, die wir im Herzen tragen“, fügt Marina Salinas an.

Bei einer Pressekonferenz des Teams 2014 in Deutschland betonte  Kardinal Francisco Errázuriz – Mitglied des Kreises von Kardinälen um Papst Franziskus – die Pastoral der Hoffnung als einen der bedeutenden Beiträge Schönstatts im Bereich von Ehe und Familie. Bischof Julio Giménez, Vorsitzender der Bischofskonferenz Paraguays, wurde gebeten, sie bei der Synode vorzustellen.

Vom Liebesbündnis aus

Nochmal: Fruchtbarkeit eines unscheinbaren Anfangs aus dem realen Leben, gegründet auf dem Liebesbündnis. Im Jahr 2009 schloss die erste Gruppe – der Name Tembiapora, anstehende Mission, ist Programm – das Liebesbündnis. Heute haben alle ein Hausheiligtum.

Pro Jahr gibt es 10 Vorträge, einmal im Monat außer in den Sommerferien, immer am ersten Dienstag im Monat, im „Jungen Heiligtum“ in Asunción. Die Themen sind breitgefächert, ausgehend von dem, was wiederverheiratete Geschiedene interessiert. Jedes Jahr gibt es eine Tagung von 2 – 3 Tagen, immer am ersten Wochenende im Oktober; diese findet im Tuparenda, 39 km von Asunción entfernt, statt. Das Thema der letztjährigen Tagung lautete: Wir alle sind Nazarethfamilie. Aus der Tagung entwickeln sich die Vorträge für das folgende Jahr.

Derzeit bestehen vier feste Gruppen wiederverheiratet geschiedener Ehepaare, die von sakramental verheirateten Ehepaaren aus der Familienbewegung geleitet werden, „mit Ausnahme der jüngsten Gruppe, deren Leitung die Gottesmutter uns anvertraut (welch ein Segen!), als erste Gruppe, die von einem wiederverheiratet geschiedenen Ehepaar geführt wird. Eine riesige Freude. Wir bestehen nicht auf der Bildung von Gruppen, sondern überlassen es der Gottesmutter, wenn sie in den Herzen wirkt und den Wunsch nach Gemeinschaft weckt“, so Rolf Huber. Und: „Wir bestehen wohl, liebevoll und fest, auf der Teilnahme der wiederverheirateten geschiedenen Familien an den apostolischen Initiativen der Schönstatt-Bewegung in der Pfarrei, zu der sie gehören, und bei denen es vor allem um die Kinder geht.“ Wie gesagt, eine Lösung von der Evangelisierung her.

Die Getauften in „irregulären“ Situationen haben ihre Berufung zur christlichen Heiligkeit nicht verloren

„Das II. Vatikanische Konzil hat uns an die Wahrheit erinnert, dass jeder Getaufte zur Heiligkeit berufen ist. Die Getauften in „irregulären“ Situationen sind weiterhin zur Heiligkeit berufen. Sie haben ihre Berufung zur christlichen Heiligkeit nach dem Evangelium nicht verloren, im Gegenteil, sie müssen sie in dieser Situation leben. Diese dreifache objektive Wahrheit – Taufe, Glaube und Berufung zur Heiligkeit – ist Fundament und Quelle der übrigen doktrinären und pastoralen Prinzipien zum Thema Eheleute in irregulären Situationen“ (Die Situation der wiederverheirateten Geschiedenen im Licht des Evangeliums, Carlos Alberto Scarponi, S. 33).

Ein Zitat aus dem Buch, das zusammen mit dem Nachsynodalen Schreiben über die Sendung der Familie in der Welt von heute, Nr. 65 und vor allem Nr. 84, das Grunddokument der Pastoral der Hoffnung der Schönstatt-Bewegung bildet.

„Die evangeliumsgemäße und evangelisierende Haltung ist die des Guten Hirten, der das verlorene Schaf sucht, es auf seine Schultern nimmt, wenn er es findet, und es voller Freude zurück zur Herde trägt“, betont Pater Antonio Cosp, und erklärt die umfassende  Vision der Pastoral der Hoffnung: „Liebe in der Wahrheit: Wie Jesus, der Wahrheit und Heiligkeit immer gekündet und verteidigt und sich zugleich barmherzig gegenüber den Sündern gezeigt hat, so muss auch die Kirche eine einzigartige und ungeteilte Liebe zur Wahrheit und zu den Menschen haben und pflegen: Klarheit und Festigkeit in den Prinzipien und gleichzeitig Verständnis und Barmherzigkeit gegenüber den menschlichen Schwächen sind die beiden untrennbaren Merkmale, die ihr pastorales Handeln gegenüber den Ehepaaren in „irregulären“ Verhältnissen kennzeichnen müssen. Es geht darum, den wiederverheirateten Geschiedenen zu helfen, in Vertrauen und Freude den Weg der Umkehr, der Heilung und des Wachstums im Glauben und im christlichen, ehelichen und familiären Leben zu gehen, entsprechend jeder einzelnen Situation.“

Deine Gegenwart heilt mich

 

-> Die Pastoral der Hoffnung in den virtuellen Zelten der Bündniskultur

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