Veröffentlicht am 2014-10-05 In Franziskus - Botschaft

Freude an der Vielfalt der Charismen in der Kirche

VATIKAN, rv. Von „Charismen“ ist in der Kirche viel die Rede: Die Vielfalt der Charismen und das Potential dieser Vielfalt war an diesem Mittwoch. 1. Oktober,  denn auch das Thema des Papstes bei der Generalaudienz. Charismen seien eine Gabe Gottes, so Papst Franziskus. Und ein Charisma sei mehr als ein Talent oder eine persönliche Qualität. Es sei eine Gnade, ein Gabe Gottes durch den Heiligen Geist.  Nicht, weil jemand besser als die anderen sei, sondern damit er dieses Charisma in den Dienst der anderen stelle, mit der Dankbarkeit und Liebe, in der er es empfangen habe. Papst Franziskus rief die Tausende von Pilger auf dem Petersplatz auf, sich zu fragen: Welches Charisma habe ich empfangen? Wie lebe ich dieses Charisma? Nehme ich es in Hochherzigkeit an und stelle es in den Dienst der anderen, oder habe ich es vernachlässigt oder vergessen? Und er fügte an: „Die schönste Erfahrung ist jedoch die Entdeckung, mit wie vielen verschiedenen Charismen und wie vielen Gaben seines Geistes der Vater seine Kirche erfüllt! Dies darf nicht als Grund für Verwirrung und mit Unbehagen betrachtet werden: Sie alle sind Geschenke Gottes an die christliche Gemeinschaft, sodass diese harmonisch, im Glauben und in seiner Liebe als ein Leib, der Leib Christi, wachsen kann. Der Geist selbst teilt die unterschiedlichen Charismen aus und schafft damit die Einheit der Kirche. Immer ist es der Geist. Angesichts dieser Vielzahl von Charismen muss sich unser Herz somit für die Freude öffnen“.

Die Kirche

Charismen – Vielfalt in der Einheit

 

 

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag.

Von Anfang an hat der Herr die Kirche mit den Geschenken des Heiligen Geistes erfüllt und sie so stets lebendig und fruchtbar gemacht. Unter diesen Geschenken zeichnen sich einige durch ihre besondere Kostbarkeit für den Aufbau und den Weg der christlichen Gemeinschaft aus. Es handelt sich dabei um die Charismen. In dieser Katechese wollen wir uns der folgenden Frage zuwenden: Was genau ist ein Charisma? Woran können wir es erkennen und wie können wir es annehmen? Und vor allem: Ist die Tatsache, dass in der Kirche eine Vielzahl unterschiedlicher Charismen vorhanden ist, als positiv zu betrachten, als etwas Schönes, oder ist dies ein Problem?

In der Alltagssprache ist mit „Charisma“ oft ein Talent gemeint, eine natürliche Begabung. Man sagt: „Dieser Mensch hat eine besondere Gabe zu lehren. Dabei handelt es sich um ein Talent, das er oder sie besitzt.“ Einen besonders fähigen und einnehmenden Menschen bezeichnen wir als „charismatisch“.  „Was bedeutet dies?“ „Ich weiß es nicht, aber er bzw. sie ist charismatisch“. So drücken wir es aus. Wir wissen nicht, aus welchem Grund wir dies tun, doch wir sagen: „Er bzw. sie ist charismatisch“. Aus christlicher Perspektive ist ein Charisma allerdings viel mehr als eine persönliche Qualität, eine Veranlagung, mit der man ausgestattet sein kann: Ein Charisma ist eine Gnade, ein von Gott dem Vater empfangenes Geschenk durch das Wirken des Heiligen Geistes. Es handelt sich um ein Geschenk, das jemand nicht erhält, weil er besser ist als die anderen oder es sich verdient hat. Vielmehr erhält er dieses Geschenk von Gott, um es mit der gleichen Freigiebigkeit und der gleichen Liebe in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen, zum Wohle aller. In menschlicheren Worten kann man es so ausdrücken: „Gott verleiht diese Eigenschaft, dieses Charisma, diesem Menschen, aber nicht für ihn selbst, sondern um der gesamten Gemeinschaft zu dienen“. Bevor ich heute hierher auf den Petersplatz gekommen bin, habe ich zahlreiche behinderte Kinder im Saal Pauls VI. empfangen. Viele gehören einer Vereinigung an, die sich der Sorge um diese Kinder widmet. Worum handelt es sich dabei? Diese Vereinigung, diese Personen, diese Männer und Frauen besitzen das Charisma für die Sorge um behinderte Kinder. Dies ist ein Charisma!

An dieser Stelle ist es wichtig hervorzuheben, dass man nicht alleine begreifen kann, ob und welches Charisma man besitzt. Oft haben wir Menschen gehört, die sagten: „Ich besitze diese Eigenschaft, ich kann gut singen“. Und niemand hat den Mut um zu sagen: „Sei lieber still, denn du quälst uns alle, wenn du singst!“. Niemand kann sagen: „Ich habe dieses Charisma“. Innerhalb der Gemeinschaft sprießen und blühen die Gaben, mit denen der Vater uns erfüllt; im Herzen der Gemeinschaft lernt man, sie als ein Zeichen seiner Liebe zu all seinen Kindern zu erkennen. Jeder von uns sollte sich daher fragen: „Hat der Herr in der Gnade seines Geistes ein Charisma in mich eingepflanzt, das meine Geschwister in der christlichen Gemeinschaft erkannt und ermutigt haben? Und wie verhalte ich mich diesem Geschenk gegenüber: Gehe ich großzügig damit um, indem ich es in den Dienst aller stelle, oder vernachlässige und vergesse ich es? Oder ruft es vielleicht Stolz in mir hervor, sodass ich mich ständig über die anderen beklage und verlange, dass sich die Gemeinschaft nach mir ausrichtet?“ Diese Fragen müssen wir uns stellen: Ist in mir ein Charisma vorhanden? Wird es von der Kirche anerkannt? Freue ich mich über dieses Charisma oder bin ich ein wenig eifersüchtig auf die Charismen der anderen? Wollte ich dieses Charisma? Ein Charisma ist ein Geschenk: Nur Gott kann es spenden!

Die schönste Erfahrung ist jedoch die Entdeckung, mit wie vielen verschiedenen Charismen und wie vielen Gaben seines Geistes der Vater seine Kirche erfüllt! Dies darf nicht als Grund für Verwirrung und mit Unbehagen betrachtet werden: Sie alle sind Geschenke Gottes an die christliche Gemeinschaft, sodass diese harmonisch, im Glauben und in seiner Liebe als ein Leib, der Leib Christi, wachsen kann. Der Geist selbst teilt die unterschiedlichen Charismen aus und schafft damit die Einheit der Kirche. Immer ist es der Geist. Angesichts dieser Vielzahl von Charismen muss sich unser Herz somit für die Freude öffnen und wir sollen denken: „Wie schön das ist! Viele verschiedene Gaben, denn wir alle sind Kinder Gottes und werden alle auf einzigartige Weise geliebt“. Wehe, wenn diese Gaben zu einem Grund des Neids, der Spaltung, der Eifersucht werden! Wie der Apostel Paulus in seinem ersten Brief an die Korinther in Kapitel 12 ausführt, sind alle Charismen in den Augen Gottes wichtig und zugleich ist keines unersetzlich. Dies bedeutet, dass wir einander innerhalb der christlichen Gemeinschaft brauchen und jedes empfangene Geschenk wird in vollem Maße verwirklicht, wenn es mit den Brüdern zum Wohle aller geteilt wird. Dies ist die Kirche! Und wenn sich die Kirche in der Vielfalt ihrer Charismen als Gemeinschaft ausdrückt, kann dies nur richtig sein: Es ist die Schönheit und die Kraft des „sensus fidei“, jenes übernatürlichen Sinns des Glaubens, der vom Heiligen Geist kommt, damit wir gemeinsam in das Herz des Evangeliums eintreten und die Nachfolge Jesu in unserem Leben lernen können.

Heute feiert die Kirche den Gedenktag der heiligen Therese vom Kinde Jesu. Dieser im Alter von 24 Jahren verstorbenen Heiligen lag die Kirche sehr am Herzen. Sie wollte Missionarin sein, aber alle Charismen besitzen und sagte: „Ich möchte dies und das tun“. Sie wollte alle Charismen. Sie betete und vernahm, dass ihr Charisma die Liebe war. So sagte sie diesen schönen Satz: „Im Herzen der Kirche werde ich die Liebe sein.“ Und dieses Charisma besitzen wir alle: die Fähigkeit zu lieben. Bitten wir heute die heilige Therese vom Kinde Jesu um diese Fähigkeit, die Kirche tief zu lieben und all jene Charismen mit der Liebe der Kinder der Kirche, unserer heiligen Mutter Kirche, anzunehmen.

Eine offizielle Übersetzung liegt noch nicht vor. Hier nach Zenit, aus dem Italienischen übersetzt von Sarah Fleissner]

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