Veröffentlicht am 2014-03-15 In Franziskus - Botschaft

Gib mir die Hälfte deiner Barmherzigkeit!

org. Alle Stände der Kirche und viele andere außerhalb, ob gläubig oder nicht, haben die klaren, Hoffnung machenden und zugleich motivierenden Worte von Franziskus erhalten, die Verantwortung wahrzunehmen, die wir alle haben, eine Welt nach dem Willen Gottes zu bauen, in der Kraft des Heiligen Geistes und auf dem Weg Christi. Kardinäle und Bischöfe, Priester, Ordensmänner und Ordensfrauen, Novizen und Seminaristen, Familien, Jugendliche und Alte, Gemeinschaften und Institutionen haben diese Empfehlung erhalten, hinaus „auf die Straße“ zu gehen, um eine Hoffnung zu bringen, nicht eine utopische, sondern eine Hoffnung in konkreten Taten, in Projekten der Evangelisierung des Menschen, wo immer er sei, und wenn er an der „Peripherie“ ist, dann genau dort und mit allen damit verbundenen Risiken und Gefahren. Ich ziehe eine verunglückte Kirche, die hinausgegangen ist, um zu dienen, einer aus Selbstbezogenheit kranken vor, wiederholt er immer wieder. Zeugnis all dessen ist der Bereich von schoenstatt.org, in dem Woche für Woche Texte ausgewählt werden, die uns auf unserer eigenen Wallfahrt zum Jubiläum 2014 anregen. Und kein Zweifel, da wir Kirche sind, sind diese Worte auch an uns gerichtet. Wie mag unser Vater sich an diesem missionarischen Impuls freuen, der uns aus dem Herzen der Kirche selbst geschenkt wird! (P. José María García)

WOCHE 11/2014

Die Fastenzeit ist eine geeignete Zeit für den Verzicht. Bringen wir jeden Tag ein Opfer, mit dem wir anderen helfen können.

Tweet vom 5.3.2014

Es war damals, als ich Generalvikar war und in der Kurie wohnte. Jeden Morgen in der Frühe ging ich herunter zum Faxgerät, um nachzuschauen, ob etwas angekommen war. Und am Ostermorgen las ich ein Fax des Oberen der Gemeinschaft: „Gestern, eine halbe Stunde  vor der Osternachtfeier, ist Pater Aristi verstorben. Er wurde 94 oder 96 Jahre alt. Die Beerdigung ist dann und dann…“ Und an diesem Ostermorgen musste ich zum Mittagessen mit den Priestern im Altenheim gehen – wie ich es allgemein an Ostern machte. Danach, sagte ich mir, gehe ich in die Kirche. Es war eine große Kirche, sehr groß, mit einer schönen Krypta. Ich ging herunter in die Krypta und dort stand der Sarg, und nur zwei ältere Frauen waren dort und beteten, und es stand nicht eine einzige Blume dort. Ich dachte: Das gibt es doch nicht, für diesen Mann, der die Sünden des ganzen Klerus von Buenos Aires vergeben hat, auch meine, nicht einmal eine einzige Blume … Ich ging zu einem Blumenhändler – in Buenos Aires gibt es an den Straßenkreuzungen überall Blumenhändler – und kaufte Blumen, Rosen… Dann ging ich zurück und begann, den Sarg schön mit Blumen zu schmücken… Ich sah den Rosenkranz in seiner Hand… und da kam mir… der Verbrecher, den wir alle in uns haben, nicht? – Jedenfalls, während ich die Blumen richtete, griff ich nach dem Kreuz von seinem Rosenkranz, und mit etwas Gewalt habe ich es abgerissen. In diesem Moment habe ich ihn angesehen und ihm gesagt: „Gib mir die Hälfte deiner Barmherzigkeit!“ Ich spürte etwas Starkes, das hat mir den Mut gegeben, das zu tun und darum zu bitten. Und danach habe ich mir dieses Kreuz hierhin getan, in meine Tasche (er zeigt auf seine Brust). Und auch wenn die Hemden des Papstes keine Taschen haben, trage ich immer eine kleine Stofftasche hier (er zeigt auf die Brust) und seit jenem Tag bis heute ist dieses Kreuz immer bei mir. Und wenn ich etwas Schlechtes über jemanden denke, dann geht meine Hand dorthin (er zeigt auf die Brust), immer. Und ich spüre die Gnade. Und das tut mir gut. Wie gut tut doch das Beispiel eines barmherzigen Priesters, eines Priesters, der sich den Wunden nähert …

Begegnung mit den Priestern der Diözese Rom

Wir sind eingeladen, uns auf einen Weg einzulassen, auf dem wir der Routine trotzend uns mühen, Augen und Ohren, aber vor allem das Herz zu öffnen, um aus unserm kleinen „Schrebergarten“ herauszutreten. Sich Gott und den Brüdern und Schwestern öffnen. Wir leben in einer immer artifizielleren Welt, in einer Kultur des „Machens“ und des „Nützlichen“, wo wir ohne es zu merken Gott aus unserem Horizont ausschließen. Die österliche Bußzeit lädt uns dazu ein, uns wieder „aufzurütteln“, uns daran zu erinnern, dass wir Geschöpfe sind, dass wir nicht Gott sind.  Und wir riskieren, auch anderen gegenüber uns zu verschließen und sie zu vergessen. Aber nur wenn die Nöte und Leiden unserer Brüder und Schwestern uns wirklich nahe gehen, können wir unseren Weg der Bekehrung zu Ostern hin beginnen. Es ist ein Weg, der das Kreuz einschließt und den Verzicht. Das heutige Evangelium zeigt die Elemente dieses spirituellen Wegs auf: das Gebet, das Fasten und das Almosengeben. (vgl. Mt 6,1-6.16-18). Alle drei schließen die Notwendigkeit ein, sich nicht beherrschen zu lassen von den Dingen, die aufscheinen: es zählt nicht der Schein; der Wert des Lebens hängt nicht von der Anerkennung der anderen ab oder vom Erfolg, sondern von dem, was wir drinnen haben.

Messe am Aschermittwoch

Die Taufe in der Tiefe zu leben bedeutet auch, sich nicht zu gewöhnen an die Situationen von Erniedrigung und Elend, denen wir begegnen, wenn wir durch die Straßen unserer Städte und unserer Länder gehen. Es besteht immer die Gefahr, passiv bestimmtes Verhalten zu akzeptieren und uns nicht mehr zu wundern über die traurigen Realitäten, die uns umgeben. Wir gewöhnen uns an die Gewalt, als wäre es eine tagtägliche Randnotiz; wir gewöhnen uns an Brüder und Schwestern, die auf der Straße schlafen, die kein Dach über dem Kopf haben. Wir haben uns gewöhnt an die Flüchtlinge auf der Suche nach Freiheit und Würde, die nicht aufgenommen werden, wie es sich gehörte. Wir haben uns daran gewöhnt, in einer Gesellschaft zu leben, die Gott zur Seite stellt, in der die Eltern den Kindern nicht mehr beibringen, wie man betet oder das Kreuzzeichen macht. Ich frage euch: eure Kinder, wissen die, wie man das Kreuzzeichen macht? Überlegt mal. Eure Enkel, wissen die, wie man das Kreuzzeichen macht? Habt ihr es ihnen beigebracht? Überlegt und antwortet in eurem Herzen. Können sie das Vaterunser beten? Wissen sie, wie man zur Gottesmutter betet mit dem Gegrüßet seist du Maria? Denkt nach und antwortet. Das ist dieses daran gewöhnt sein, uns als Nicht-Christen zu verhalten, und diese Bequemlichkeit narkotisiert das Herz.

Generalaudienz, 5. März

Priester, die – ich erlaube mir dieses Wort – „aseptisch“ sind, die wie frisch aus dem Labor kommen und ganz sauber und schön, die helfen der Kirche nicht!“ – Die Kirche heute kann man mit einem Feldlazarett vergleichen; wir müssen die Wunden heilen. … Es gibt so viele verletzte Menschen, verletzt von materiellen Problemen, von den Skandalen, auch in der Kirche. Wir Priester müssen dort sein, nahe an diesen Leuten. Barmherzigkeit bedeutet vor allem anderen und zuerst, die Wunden zu heilen. Später dann können wir uns um die Analyse kümmern. Es gibt auch verdeckte Wunden, Leute, die weggehen, um ihre Wunden nicht zu zeigen; sie gehen weg vielleicht mit einem zornigen Gesicht und sind der Kirche böse: aber im Grund ist da drin eine Wunde. Sie wollen eine Geste der Zärtlichkeit. Ich frage euch, liebe Mitbrüder: kennt ihr die Wunden der Menschen in eurer Pfarre? Sag mir: Weinst du? Oder haben wir die Tränen verloren? In den alten Messbüchern gab es ein wunderschönes Gebet um die Gabe der Tränen. Wie viele von uns weinen angesichts des Leidens eines Kindes, oder angesichts einer zerbrechenden Familie, oder für so viele Menschen, die ihren Weg nicht finden? Weinst du für dein Volk? Das Weinen des Priesters … Weinst du, oder haben wir im Pfarrhaus das Weinen verlernt? Weinst du um dein Volk? Bittest du um Fürsprache vor dem Allerheiligsten? Kämpfst du mit dem Herrn für dein Volk, so wie Abraham gekämpft hat?

An den Klerus der Diözese Rom, 6.3.

Die österliche Bußzeit weckt uns mit ihren Appellen zur Umkehr in von der Vorsehung bestimmter Weise auf, sie schüttelt uns aus der Schläfrigkeit auf, von der Gefahr, aus Trägheit einfach nur so weiterzumachen. Die Mahnung, die der Herr durch den Propheten Joel an uns richtet, ist stark und klar: „Kehrt um zu mir von ganzem Herzen!“ (Joel 2,12) Warum müssen wir zu Gott umkehren? Weil etwas in uns nicht richtig läuft, in der Gesellschaft, in der Kirche, und wir brauchen Veränderung, eine Kehrtwende, unsere Bekehrung! Erneut richtet die österliche Bußzeit an uns ihren prophetischen Appell, uns daran zu erinnern, dass ein Neuanfang möglich ist in uns und um uns herum, einfach weil Gott treu ist, weil er auch weiterhin reich an Güte und Barmherzigkeit ist, und weil er immer bereit ist zu vergeben und einen Neuanfang zu machen. Mit diesem kindlichen Vertrauen machen wir uns auf den Weg!

Messe am Aschermittwoch

Das Christentum ist keine Regel ohne Seele, kein Handbuch formaler Benimmregeln für Leute, die gute Miene machen zur Scheinheiligkeit, um ein Herz ohne Liebe zu verbergen. Christentum ist das Fleisch Christi, der sich ohne sich zu schämen über den Leidenden beugt. Es ist Tatsache, dass die Schriftgelehrten die Beobachtung der Gebote in eine Formalität verwandelt und so das religiöse Leben zu einer Ethik gemacht hatten, und dabei die Wurzel vergessen haben, die Erlösungsgeschichte, die Erwählung, den Bund: vom Herrn die Liebe eines Vaters empfangen, vom Herrn die Identität als Volk erhalten zu haben und das dann in eine bloße Ethik verwandeln heißt, die Gabe der Liebe ablehnen. Diese scheinheiligen Leute sind gute Leute, sie tun alles, was man tun muss. Sie scheinen so gut! Sie sind Ethiker, aber Ethiker ohne Güte, denn sie haben den Sinn für die Zugehörigkeit zu einem Volk verloren. Der Herr schenkt Erlösung inmitten eines Volkes, in der Zugehörigkeit zu einem Volk.“

Santa Marta 7.3.

Ganz klar hat schon der Prophet Jesaja beschrieben, was ein Fasten in den Augen Gottes ist: „Ungerechte Ketten lösen“, „Gefangene befreien“, aber auch „dein Brot mit dem Hungrigen teilen und die Obdachlosen beherbergen“, „die Nackten bekleiden“. Das ist das Fasten, das dem Herrn gefällt! Fasten, das sich um das Leben des Bruders kümmert, das sich nicht – so sagt derselbe Jesaja – des Fleisches seines Bruders schämt. Unsere Vollkommenheit, unsere Heiligkeit wächst mit unserem Volk, zu dem wir erwählt und in das wir hineingenommen sind. Unsere größte Tat der Heiligkeit ist im Fleisch des Bruders und im Fleisch Jesu Christi. Der Akt der Heiligkeit heute, unserer, hier, auf dem Altar, ist kein scheinheiliges Fasten. Es ist ein Sich-nicht-Schämen vor dem Fleische Christi, der heute kommt. Es ist das Geheimnis des Leibes und Blutes Christi. Es ist das Brot mit dem Hungrigen teilen, die Kranken heilen, die Alten, alle, die uns nichts dafür zurückgeben können: sich vor dem Fleisch Christi nicht schämen, darum geht es!

Santa Marta 7.3.

Das schwierigste Fasten ist das Fasten der Güte. Es ist das Fasten dessen, der fähig ist, Guter Samariter zu sein, sich über dem verletzten Menschen niederzubeugen, und nicht das des Priesters, der den Unglücklichen anschaut und weiter geht, vielleicht aus Angst, sich anzustecken. Und das ist darum heute die Empfehlung der Kirche: Schäme ich mich vor dem Fleisch meines Bruders, meiner Schwester? Wenn ich ein Almosen gebe, lasse ich dann die Münze in die Hand fallen, ohne die Hand zu berühren? Und wenn ich sie aus Versehen berührt habe, ziehe ich sie dann sofort zurück? Wenn ich ein Almosen gebe, schaue ich dabei in die Augen meines Bruders, meiner Schwester? Wenn ich weiß, dass jemand krank ist, gehe ich ihn besuchen? Grüße ich ihn mit Zärtlichkeit? Es gibt ein Zeichen, das uns dabei vielleicht helfen kann, es ist eine einfache Frage: Kann ich die Kranken, die Alten, die Kinder streicheln, oder habe ich den Sinn für die zärtliche Berührung verloren? Die Scheinheiligen können nicht streicheln. Sie haben es vergessen… Sich nicht des Fleisches unseres Bruders schämen – es ist unser Fleisch und Blut. Wir werden einmal gerichtet werden nach der Art und Weise, wie wir mit diesem Bruder, jener Schwester umgegangen sind.“

Santa Marta, 7.3.

Woche für Woche: Papst Franziskus für die Pilger 2014

Botschaft zur Fastenzeit

Botschaft zum Weltjugendtag 2014

Evangelii Gaudium

Ziel der Wallfahrt
ist die Erneuerung des Liebesbündnisses
in seiner missionarischen und einheitsstiftenden Gestaltungskraft
– nach innen als Erneuerung der Schönstatt-Familie,
nach außen in der Gestaltung einer Bündniskultur.

Arbeitsdokument 2014

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