Veröffentlicht am 2012-01-24 In Allgemein

Es war ein richtiger Gnadentag in Dachau …

DEUTSCHLAND, Sr. Ingrid-Maria Krickl/fma. „Es war ein richtiger Gnadentag in Dachau“. Ein Tag mit Sturm, Schneeflocken und Kälte, dieser 20. Januar 2012 in Dachau, siebzig Jahre nach jener unmöglichen Entscheidung Pater Kentenichs, sein noch kaum richtig angefangenes Schönstatt aufs Spiel zu setzen und das Vertrauen seiner kleinen Familie auf das große Wunder seiner Befreiung zu enttäuschen, indem er alle menschlichen Mittel ausschlägt und seine Hand (und die seiner Familie) in die Hand Gottes gibt. Diese Entscheidung bringt ihm Dachau und seiner Familie die Erfahrung grenzenlos möglicher Freiheit und Gestaltungskraft im Liebesbündnis. Und darum feiert diese seine Familie diesen Tag als Gnadentag. Seit genau fünfzig Jahren pilgern die Augsburger Schönstattfamilie und viele, die mit dem Schönstattzentrum Memhölz verbunden sind, an jedem 20. Januar nach Dachau.

„Lieber Pater Kentenich! „Unmöglich“ hieß es vor 50 Jahren. Keine Chance, auf dem Berg ein Heiligtum und ein Haus zu bauen. „Weil unmöglich, deshalb möglich!“ – hast du uns in unserer Geschichte erfahren lassen.

„Unmöglich!“ – drängt es sich auch heute manchmal auf unsere Lippen, in unsere Herzen, in unseren Geist. Unmöglich – in unserer heutigen Zeit viele Menschen für Gott zu gewinnen. Unmöglich – in den turbulenten wirtschaftlichen Zeiten ein so großes Haus ohne unsere Sendung aufzugeben nicht nur am Leben zu erhalten, sondern zum Mittelpunkt und Ausgangspunkt neuen, weltgestaltenden Lebens zu machen.

Sagst du uns nicht auch heute: „Weil unmöglich, deshalb möglich!“? Möglich, wenn und weil wir unsere Hand in deine Hand legen. Deshalb wird Unmögliches möglich …“

Ein Text aus den Gebeten dieses Tages, der in der Morgenfrühe des 20. Januar noch verschickt worden ist an alle diejenigen – bis in die Schweiz –, die am liebsten auch mit nach Dachau gefahren wären und die nun geistig dabei sind.  „… wir danken ganz herzlich für die Texte zum Mitfeiern. Um 13.30h sind in unserem Hausheiligtum in Verbundenheit mit Ihnen (in stürmischem Wetter?) von Herzen auch hier dieselben Lieder erklungen und Texte mitgelesen worden. So durften wir uns am Nachmittag und auch nochmals heute am Abend beim Hören und Erzählen mit einschalten – gleichschalten und von der Ferne mit in den Gnadenstrom steigen, der Memhölz umweht“, so schreiben Melanie und Ulrich Grauert am Abend des 20. Januar aus der Schweiz. Ja, es war ein richtiger Gnadentag.

Dachau und 20. Mai

Es war eines der starken Erlebnisse bei der Memhölzer Konferenz im Dezember letzten Jahres, als ein Zusammenfließen von zwei Strömungen deutlich wurde: Am 20. Januar sind es 50 Jahre seit der ersten Dachauwallfahrt der Verantwortlichen der Augsburger Schönstattfamilie im Anliegen des Heiligtums, am 20. Mai – dem Tag der Heimkehr Pater Kentenichs aus Dachau in unmittelbarer Nähe des Weihetages des Heiligtums – kommt die Vaterstatue nach Memhölz. Felsen werden dafür weggeräumt.

Steine von dem Felsen werden mitgenommen nach Dachau und auf Block 26, dem Ort, an dem Pater Kentenich die längste Zeit seines Dachauaufenthaltes verbrachte, abgelegt. In den Steinen von Dachau die Steine des Felsens, der Platz machen muss für Pater Kentenich und nun den Blick freigibt aufs Heiligtum. „Es ist so deutlich geworden in den Texten, dass unser Vater in der Vaterstatue nach Memhölz kommen muss„, sagt jemand.

„Vor 50 Jahren kamen die Ersten hierher, um ihr Versprechen der Treue zu Herrin, Haupt und Heiligtum zu erneuern. Auf unserem Weg zum großen Schönstattjubiläum 2014 – im Heiligtumsjahr, im Jahr, da du, lieber Pater Kentenich, im Zeichen der Vaterstatue dich in besonderer Weise in Memhölz niederlassen willst, möchten auch wir heute und hier unser Liebesbündnis erneuern…“ So beten die dick vermummten Pilger an Block 26.

„Für mich war ein echtes Wunder das Wetter. Am 19. abends habe ich noch im Internet die Wettervorhersage für Dachau abgefragt: 80% Niederschlags-Wahrscheinlichkeit, Regen/Schneeregen, 5° C und in roter Schrift: Windstärke 55-60 km/h, d.h. bereits Sturmwarnung. In Memhölz hatte es am 19. abends schon zu stürmen begonnen und die ganze Nacht durchgetobt“, erzählt Sr. Ingrid-Maria. „Ich war schon sehr entschlossen, die Statio vom Block 26 irgendwohin zu verlegen – und dann war in Dachau fast Windstille. Wir haben vor der Heiligen Messe schon auf Block 26 unsere Felsen-Steine bereitgelegt – und als wir um 15.00 Uhr mit der Statio begannen, schneite und windete es – aber da war dann eindeutig: Wir halten stand. Es gab nicht einmal einen einzigen Moment des Zweifels, dass die Statio woanders sein sollte/könnte.“

Freiheit – unbeeinflussbar von menschlichem Unrecht

Begonnen hatte die seit langem geistig vorbereitete Jubiläums- Dachauwallfahrt am Morgen mit einer Führung durch Sr. Elinor Grimm, die zum offiziellen Gedenkstätten-Team gehört.

„Man konnte wirklich den Weg nachgehen, den unser Vater bei seiner Einlieferung gegangen ist und mit kurzen, prägnanten Hinweisen links und rechts noch einiges mitnehmen“, so ein Kommentar.

Bei der heiligen Messe in der Karmelkirche waren 115 Personen da. Ein staunender Blick: Die Kirche ist wirklich richtig voll. „Die Predigt von Pfr. Erhard hat Antwort gegeben auf viele Fragen, mit denen ich hergekommen bin“, sagt jemand nachher.
In dieser Predigt deutet Pfr. Erhard den Augsburger Dachaupilgern und denen, die weit über diese hinaus mitgepilgert sind, die Entscheidung Pater Kentenichs am 20. Januar 1942 mit ihrer Gleichzeitigkeit zur Wannsee-Konferenz als Zeichen des Wirkens Gottes, der Neues schon machtvoll beginnen lässt, wenn aller Augen noch auf die Katastrophe gerichtet sind. Es geht am 20. Januar „um Freiheit – unbeeinflussbar von menschlichem Druck, unbeeinflussbar von allem menschlichen Unrecht, unbeeinflussbar von allen menschlichen Vorteilen, die man für sein Leben erkämpfen könnte“. Wo ein Mensch in diese Freiheit hineinwächst, wenn er der Gottesmutter auch das Letzte schenkt, eröffnet sich darin eine unüberbietbare Lebensfülle und Wirkmöglichkeit des Vatergottes. Alles Unmögliche ist möglich geworden, so Pfr. Erhard, weil die Gottesmutter, bewegt durch Pater Kentenich, den Himmel mitgebracht hat in die Hölle von Dachau. Das möchte sie heute in jedem Menschen wirken, der im Liebesbündnis lebt.
Pater Kentenich steht im 20. Januar nicht für sich. An Pater Kentenich hat sich alles Streben, Leben und alle Schwierigkeiten seiner Familie festgemacht. An ihm hat die Gottesmutter ihre Gaben und Gnaden festgemacht. Die Gottesmutter will jedem, der im Liebesbündnis steht, Anteil geben an seinem Charisma – im Bündnis mit ihm, damit der ganze Reichtum, den sie ihm geschenkt hat, sich da verwirklicht, wo seine Mitarbeiter stehen. Wenn die Vaterstatue auf dem Weg zum Heiligtum stehen wird, dann ist das nicht einfach ein Denkmal – dann ist das ein neuer Beginn seines verstärkten Wirkens in seiner Familie und durch sie, in der vollen Tiefe des Liebesbündnisses. Wir möchten unsere Hand in seine Hand legen, damit er auf uns übertragen kann, was er gesagt hat im Blick auf das Liebesbündnis in der Dimension des 20. Januar: Von nun an wird alles Unmögliche möglich.

Hier die komplette Predigt von Pfr. Leonhard Erhard zum Nachhören


Download der Predigt (mp3)

Bau von hier aus eine Welt …

Nach der heiligen Messe geht es mit 50 Rosen, dem Vatersymbol, das durch die Diözese wandert und persönlichen kostbaren Symbolen zum Block 26 zur Statio mit den tiefen Texten, die die Botschaft der Vaterstatue, wie sie in der Predigt angeklungen ist, aufgreifen: Meine Hand in deiner Hand. Damit Unmögliches möglich wird.

Die 50 Rosen haben die Pilger dann in den Gedenkraum zur „Lagerkönigin“ gebracht. Mit einem Stein vom Felsen und einer Karte mit dem Motto auf dem Grundstein des Heiligtums – dem Motto, das auch auf den Karten steht, mit dem sich jeder in das Fundament der Vaterstatue hineingeben kann (und die auch schon Schönstätter aus Brasilien, Argentinien und Chile ausgefüllt haben!), gehen sie zurück: „Bau von hier aus eine Welt, wie dem Vater sie gefällt.“

 

1 Responses

  1. Hildegard Blender; Diözesanvertretung der Frauen und Mütterbewegung sagt:

    vielen Dank für diesen schönen Bericht und vor allem für die Möglichkeit die Predigt von Hr. Pfarrer Erhard im Original zu Hören. Dadurch konnten wir, die nicht dabei sein konnten, indirekt daran teilnehmen.

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