Veröffentlicht am 2011-12-04 In Leben im Bündnis

Mitarbeiter sind verschieden… manche sehr. Zum Glück

DEUTSCHLAND, fma. „Mitarbeiter sind verschieden… manche sehr“, sinniert ein Unternehmer am späten Nachmittag des 26. November vor dem fast noch unberührten Fingerfood-Buffet. „Zum Glück“, meint sein Gegenüber, und dann lachen beide herzhaft und langen ebenso herzhaft zu zum Kommentar des dritten: „Aber es ist schon wahr, für einen Erzcholeriker ist es ein schwieriger Prozess, wenn jemand überhaupt nur langsamer ist als ich, oder?“ Die Pädagogik Pater Kentenichs ist in der Personalführung praktisch und anwendbar, so die Erfahrung vieler Führungskräfte.

Dort, wo sie gelebt wird, entsteht ein Klima der Freude, der Freiheit, des Wachsens. Aus dieser Grunderfahrung hat die Internationale Kentenich-Akademie für Führungskräfte (IKAF), gegründet im Mai 2009, im letzten Jahr das Projekt „Jour fixe für Führungskräfte“ gestartet. Am Samstag vor dem ersten Advent stand der dritte „Jour fixe“ in Memhölz mit 16 Teilnehmern aus der Schweiz und Deutschland unter dem Thema: „Qualität durch Originalität. Weil jeder anders ist.“

Der Jour Fixe für Unternehmer und Führungskräfte unter dem Motto: „Wie wir Zukunft gestalten“ ist eine Initiative der IKAF (Internationale Kentenich Akademie für Führungskräfte): Er bietet Führungskräften Zeit und Raum für Vorträge zu Themen der Unternehmens- und Mitarbeiterführung basierend auf der Pädagogik Pater Kentenichs. Anschließend ist Diskussion sowie Austausch bei einem kleinen Imbiss.

Von Planern und Tuern, Chaoten und Ordnungstypen, Nomaden und Sesshaften, Wissensmanagern und Kreativarbeitern … lebt ein Unternehmen

Nur was echt ist, bleibt. Und nur was wächst, lebt. Den zu klein geratenen Christbaum mit ein paar angenagelten Zweigen aufzuhübschen funktioniert ebenso wenig wie die Einordnung von Mitarbeitern in Exceltabellen. Auch wenn eine Exceltabelle leichter zu handhaben ist als ein Mitarbeitergespräch. So der Einstieg von Christine und Erwin Hinterberger in ihrem Impuls – in gewohnter IKAF (sprich Kentenich)-Manier prall gefüllt mit Beobachtungen aus dem Unternehmensalltag und aus Familienleben. Ein Unternehmen entwickelt sich um eine Unternehmensidee herum und lebt von den Menschen, die darin mitarbeiten. Und je unterschiedlicher die Mitarbeiter, desto unterschiedlichere Kunden kann ich gut bedienen. Schlüsselqualifikation von Führungskräften, so die Referenten, ist dabei der „staunende Blick“ auf den Mitarbeiter – den Mitarbeiter als „Unikat“, als Einzelanfertigung, als einmaligen und mit einer einzigartigen Mischung von Anlagen, Talenten und Eigenschaften. Ehrfurcht davor macht den Mitarbeiter groß und lässt ihn wachsen und weckt das Beste in ihm; der Veränderungsblick („du solltest nicht so sein, wie du bist, sondern so werden, wie ich das gerne hätte“) blockiert und erzeugt Druck. „Der Mensch kann nicht lange müssen ertragen. Die Schwungkraft geht verloren, das Schönste und Feinste“, so Pater Kentenich. Mitarbeiter, die Freude an ihrer Arbeit haben, sind auch bereit, für das Ganze zu denken und sich für das Unternehmen einzusetzen. Diese Freude wächst – so simpel das klingt – auch und vielleicht vor allem aus der Ehrfurcht, mit der Führungskräfte vor der Originalität des einzelnen Mitarbeiters stehen. Von Planern und Tuern, Charismatikern und Ordnungstypen, Nomaden und Sesshaften, Wissensmanagern und Kreativarbeitern … lebt ein Unternehmen.

Menschen unterscheiden sich…

Die Unterschiedlichkeit von Menschen als Potential zu sehen, das lernt man bei Pater Kentenich. Menschen unterscheiden sich in ihrem Streben nach Glück, in ihrem Lebenstempo, ihrer Grundstimmung und Wertempfänglichkeit.

Glück empfindet der „Eroberer“, wenn er die Welt gestaltet und eine (möglichst große) Aufgabe lebt; der „Verschenker“, wenn er im Du lebt und etwas „für den Chef“ tut. „Jetzt wird mir alles klar…“, sagt nachher einer der anwesenden Führungskräfte, auch „jeder anders“. „Und ich weiß jetzt auch, was ich ändern muss.“

„Schnelle können langsam, aber Langsame nie schnell“: der Blick in die Runde zeigt, wie manchen gerade ganze Christbäume aufgehen. In Reaktion und Dauer sind Menschen schnell oder langsam/langanhaltend. Auf den vier Kombinationsmöglichkeiten daraus beruht die klassische Einteilung der Temperamente. Dass bei Unternehmern die Kombination „schnell – langanhaltend“ (Choleriker) vorherrscht, liegt auf der Hand… „Das Problem ist ja, dass wir immer meinen, wir hätten die beste Lösung! – Und meistens ist das auch noch so!“ – so der Kommentar im letzten und sowieso wichtigsten Teil des Jour Fixe, beim Austausch unter denen, die sich spontan zusammenfinden, weil das gleiche Thema sie gleich stark angesprochen hat…

Was nützt es? Fragt der eine. Ist das schön? Der andere. Warum ist es so, will der dritte wissen, und: wie und wem hängt es zusammen, der nächste. Das Gute, das Wahre, das Schöne und das Eine: Gott selbst ist alles das. Auf dem Weg dahin suchen die Nützlichkeits-, Wahrheits-, Schönheits- und Verbindungstypen ihren zentralen Lebenswert…

Und dann gibt es noch die vielen anderen Potentiale – männlich und frauliche Denkart, Spontaner und Planer, Praktiker und Denken, Sicherheitstypen und Abenteurer und und und… Und erfolgreiche Teams brauchen eine Mischung – brauchen Visionäre und Organisationstalente, brauchen einen Experten und einen Vernetzer und ja, das ist viel anstrengender als Visionäre (Man könnte auch gleich die ganze Welt umgestalten) oder Vernetzer (Wir verstehen uns so gut, dass wir gar keine Arbeit mehr brauchten) unter sich. Aber nur so wird gemeinsam etwas Großes gestaltet.

Und damit in all dem Vielerlei der vielen Originalitäten etwas wachsen kann, braucht es etwas oder jemanden, an dem die vielen verschiedenen Originale andocken können, wo sie sich gewertet und geschätzt und ergänzt wissen. Braucht es eine Mitte, braucht es eine personale Mitte, braucht es den Unternehmer als Urheber eigenständigen Lebens…

Zeit zum Austauschen

„Wie schon bei den letzten beiden Jour fixe war der Austausch sehr rege und anschließend weit über den offiziellen Abschluss hinaus. Auch hier kam im Austausch das Thema unvermittelt, aber klar und direkt auf die Frage nach der personalen Mitte. Viele Teilnehmer wollten dort noch tiefer graben“, so erzählen Melanie und Ulrich Grauert noch am selben Abend in einem Brief an die Mitglieder der IKAF. Denn es war klar geworden – um Vielfalt und Fülle der Originalitäten „halten“ zu können, braucht es denjenigen oder diejenige in der Mitte, die Arten und Eigenarten, Visionen und Pläne, Geschwindigkeiten und Werte ehrfürchtig miteinander und mit dem Ganzen verknüpft. In einem solchen Klima, so auch der Tenor des lebhaften und langen Austauschs, werden Veränderungsprozesse individualisierter gestaltet und Mitgestaltung zu mehr als nur einem schönen Wort…

Wer nun Lust auf Jour fixe bekommen hat: Der nächste ist am 31. März in Memhölz. Und ab 2012 findet er auch in Quarten/Schweiz statt. Termine auf www.ikaf.de und www.schoenstatt-memhoelz.de

 

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