Veröffentlicht am 2011-09-21 In Allgemein

Ihr öffnen sich alle Türen – auch in Nicaragua

Agathe Hug. Preisfrage: Was haben Avocado, Chili, Kojote, Ozelot, Schokolade, Kakao, Tomate und Nicaragua gemeinsam? – Diese Begriffe stammen ursprünglich alle aus der gleichen Sprache, nämlich dem Nahuatl, einer Uto-Aztekischen Sprache. Nicaragua: nican = „hier“, aráhuac = „Menschen“.

 

 

 

Hier – Menschen, im Jahr 2007 um die 5,7 Millionen. Im Jahr 1552 schrieb der Mönch Bartolomé de Las Casas: „Im gesamten Nicaragua dürften heute 4.000 bis 5.000 Einwohner leben, früher war es eine der am dichtesten bevölkerten Provinzen der Welt“. Es fragt sich, was passiert war.

Die Kolonialisierung Nicaraguas durch Spanien, die um 1520 begann, passierte in höchstem Maße blutig. Jeglicher Widerstand gegen die Unterwerfung galt den Konquistadoren als Rebellion, die prinzipiell mit Krieg und Versklavung beantwortet wurde. Die wirtschaftlich und kulturell sehr hoch entwickelten Völker der Mangues, Pipil, Nicarao und Choroteguas wurden verschleppt und versklavt, Nicaragua wurde entvölkert. Ein bedeutender Teil der Bevölkerung wurde 1538 nach Peru und Bolivien deportiert wo sie unter unmenschlichen Bedingungen in Minen und Bergwerken arbeiten mussten und die meisten starben.

Eine von Krieg und Gewalt geprägte Geschichte

Die gesamte weitere Geschichte Nicaraguas ist bis in die jüngste Zeit von Bürgerkriegen, Aufständen gegen die gerade herrschende Gruppe, vom Freiheitskampf der indigenen Bevölkerung und später auch der Mestizen gekennzeichnet. Eine Blutspur durchzieht die ganzen Jahrhunderte bis in die neueste Zeit.

Marxismus, Befreiungstheologie / Ernesto Cardenal, Bürgerkrieg, Landreform, Kommunismus, Diktatur, Korruption, Morde durch Todesschwadronen und noch vieles andere Unschöne mehr sind die Stichworte, die einem bei Nicaragua einfallen. Und so wundert es nicht, dass Nicaragua nach Haiti das zweitärmste Land Lateinamerikas ist.

Ungefähr 90% der Bevölkerung lebt in der Pazifikregion und im Gebiet von Managua. Sie Gesamtbevölkerung besteht aus ungefähr 70% Mestizen, also Menschen mit gemischt europäisch-indigenen Vorfahren. Gut 17% sind Spanier, ungefähr 9% afrikanischer Herkunft. 3,2% sind Indígenas, mehrheitlich Miskito sowie die kleineren ethnischen Gruppen Sumo (Mayangna) und Rama, deren Siedlungsgebiete im Landesinneren und an der Atlantikküste liegen. Hinzu kommen etwa 30.000 Araber (hauptsächlich Syrer und Libanesen). In Managua existiert eine Gemeinde von rund 8.000 chinesischen Einwanderern.

Kirche in Nicaragua

Spanische Missionare folgten um 1530 den Eroberern ins Land. Bis auf wenige Ausnahmen wurde die indigene Bevölkerung zum katholischen Glauben zwangsbekehrt, was immer wieder zu (verständlichen) Aufständen führte und für die indigene Bevölkerung mit der bereits beschriebenen Zwangsdeportation endete.

Nichts desto trotz sind heute 80% der Nicaraguaner römisch-katholisch – und sie sind dies hoffentlich freiwillig. Zugleich gewinnen protestantische Freikirchen zunehmend an Einfluss. Die Herrnhuter Brüdergemeine kam im 19. Jahrhundert aus Deutschland, um Mission an der englisch-sprachigen Miskitoküste zu beginnen. Fast alle Miskito- und Rama-Indianer gehören dieser evangelischen Gemeinschaft an.

Eine andere Kirche im Land ist die Neuapostolische Kirche, die dort nach eigenen Angaben etwa 2.000 Mitglieder betreut. Darüber hinaus sind weitere Glaubensgemeinschaften wie Mormonen oder Zeugen Jehovas (20’000) aktiv.

Insgesamt 367 katholische Geistliche wirken in dem Land (274 Nicaraguaner und 93 Ausländer). Ein Priester kommt auf etwa 11.800 Einwohner und versorgt statistisch gesehen ein Gebiet mit 326 Quadratkilometern.

Die katholische Kirche hatte besonders in der jüngsten Geschichte des Landes immer eine besondere Bedeutung. So wandte sich der spätere Kardinal Obando y Bravo (Erzdiözese Managua) bereits Anfang der siebziger Jahre gegen die Somoza-Diktatur. In der Kirche fand der demokratische Widerstand starken Halt. Während der Regierungszeit der Sandinisten in den 1980er Jahren waren politisch aktive Gläubige und Priester starken Repressionen ausgesetzt. Zugleich versuchte die Regierung unter Daniel Ortega, durch Installation einer sogenannten „Volkskirche“ («iglesia popular») die eigene Politik christlich zu rechtfertigen und propagandistisch zu stützen. Ihr prominentester Vertreter war Ernesto Cardenal.

Und Schönstatt in Nicaragua?

Ja, Schönstatt gibt es in Nicaragua – und wie in so vielen „kleinen“ Ländern der Geographie des Liebesbündnisses, sind es die beiden bewährten beweglichsten Verbündeten, die Nicaragua als erstes erreicht haben: der Pilgernde Gottesmutter und schoenstatt.org.

Die Pilgernde Gottesmutter ist im Jahr 2002 durch Colomba N., die in Washington bei der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) arbeitet und hier die Pilgernde Gottesmutter kennen gelernt hat, in ihr Heimatland Nicaragua gekommen; vielleicht war sie aber auch schon viel früher dort – Pater Esteban Uriburu hat in den achtziger Jahren auf vielen Wegen die Kampagne der Pilgernden Gottesmutter in Mittelamerika verbreitet, und Schönstatt ist an Orten entstanden, die noch nie von einem anderen Schönstätter betreten worden sind.

„Alle Türen öffnen sich für sie, um sie aufzunehmen. Alle Herzen öffnen sich, seien sie arm oder reich, klug oder unwissend“, so Joao Pozzobon. Und sie findet immer wieder Missionare, die sie dorthin bringen, wohin sie gehen möchte.

Managua, Juigalpa, Granada

Missionare des dritten Jahrtausends sind auch alle, die aus der missionarischen Kraft des Liebesbündnisses als Redakteure, Übersetzer und Programmierer für schoenstatt.org arbeiten und dem Liebesbündnis helfen, Grenzen zu überschreiten. Seit Mai 2011 haben 35 Personen aus Nicaragua die internationale Internetseite www.schoenstatt.org besucht – 32 Personen aus Managua, zwei aus Juigalpa und eine aus Granada. Was sie dabei von Schönstatt gelesen und aufgenommen haben, was ihre Herzen berührt hat, das weiß wohl nur die Gottesmutter.

Und dank der vom Team 2014 angeregten Sammlung der Länder im Urheiligtum, Samstag für Samstag, weiß es jetzt die Schönstatt-Bewegung und verbindet sich am Samstag, 1. Oktober, in der heiligen Messe im Urheiligtum – live übertragen von Schoenstatt-TV – mit den Menschen, die jetzt schon und mit denen, die in Zukunft in Nicaragua das Liebesbündnis leben und den Lebens- und Gnadenstrom, der die Welt umkreist, mit ihren Beiträgen lebendiger und stärker und reicher machen.

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