Veröffentlicht am 2011-09-21 In Leben im Bündnis

„Den Vater neu entdecken – das Spiel der Liebe erlernen“ – Milwaukee-Pilgerexerzitien 2011

USA/DEUTSCHLAND, Jutta Krugmann, Alicja Kostka, Stephan Müller. „Durch die Begegnung mit den Exils-Orten und mit den Menschen, die Pater Kentenich aus nächster Nähe erlebt haben, können wir ihm selbst lebendig als Vater begegnen und das „Spiel der Liebe“, eine besondere Frucht der Exilzeit, erlernen.“ So hieß es auf der Einladung zu den „Milwaukee-Pilger-Exerzitien 2011“. 26 Pilger und Pilgerinnen aus den verschiedensten Gemeinschaften der Schönstatt-Familie machten sich auf den Weg und flogen am 20. August 2011 von Frankfurt aus nach Milwaukee. Dort wurden sie von Sr. M. Carol, Herrn Dekan Stephan Müller und Frau Alicja Kostka bereits herzlichst erwartet, die in den folgenden 14 Tagen mit unglaublichem Einsatz und Engagement die Gruppe begleiteten und alle Treffen und Begegnungen mit viel Liebe organisierten.

An den Exils-Orten dem Mann einer großen Liebe begegnen

In froher Pilgergemeinschaft lernten wir in den ersten Tagen all die Orte in Milwaukee kennen, in denen Pater Kentenich in den 14 Jahren seiner Exilszeit gelebt und als Seelsorger gewirkt hat: das Exilheiligtum, in dem er über 4800 hl. Messen gefeiert hat und immer wieder all die schwierigen Situationen gleichsam auf den Altar gelegt hat; der Friedhof, auf dem er täglich spazieren ging und unzählige seelsorgliche Gespräche geführt hat und in denen ihn viele immer wieder als Vater erfahren haben; die Fenster seines Büros im Provinzhaus der Pallottiner; das Bewegungshaus (Movement House) ganz in der Nähe; St. Michael, wo er jahrelang Predigten für die deutsche Gemeinde in Milwaukee gehalten hat, die in der Reihe „Aus dem Glauben leben“ (Bd.1-18) nachgelesen werden können.

Auch wir spürten an diesen Orten in ganz besonderer Weise seine Nähe und fanden schnell zu stillen Gesprächen mit dem Vater. Die biblische Erfahrung des Mose wurde für uns lebendig: Der Ort, auf dem wir stehen, ist heiliger Boden.

In den Herzen der Zeugen dem Vater begegnen

In Milwaukee begegneten wir Menschen, die P. Kentenich viele Jahre hindurch hautnah erleben konnten. Meistens wussten sie nicht, dass er der Gründer einer weltweiten Bewegung war. Er selbst sprach nie davon.

Für sie war er ein liebender Vater, – so Herr Horn, emeritierter Ingenieur aus Milwaukee – der sie mit größtem Interesse begleitete, sich um die großen und kleinen Angelegenheiten ihres Lebens kümmerte und sie so zu einer innigen Beziehung zu Gott, dem barmherzigen Vater, führte.

Familie Marge & Michael Fenelon erzählten begeistert von der Gnade der „transformation“, die ihre Eltern in den Begegnungen mit dem Gründer und dem Heiligtum der MTA erfahren haben: wie sich die Qualität des Familienlebens von Jahr zu Jahr positiv veränderte, wie der Vater immer mehr Zeit für die Familie fand. Zusammen mit der Mutter selbstlos und aufopfernd wurden sie immer mehr liebende Eltern.

„Öffnen Sie uns Ihr Herz, damit wir den Vater dort berühren können!“ – Diese Bitte, die Rektor Dr. Rainer Birkenmaier, der Initiator der Milwaukee-Pilgerexerzitien, der dieses Jahr aufgrund schwerer Erkrankung nicht dabei sein konnte, immer wieder den Zeugen der Exilszeit entgegenbrachte, wurde auch heuer wieder ganz erfüllt. Und in dieser Öffnung der Herzen Einzelner geschieht tatsächlich eine lebendige Begegnung mit dem Vater. Zu den wichtigen Zeitzeugen gehören Marienschwestern, die dem Gründer als Mädchen bzw. Studierende begegnet sind und durch ihn zur persönlichen Berufung fanden und so zu sich selbst.

Eine Schwester erzählte, wie er für jeden Spaß zu haben war. Als ihre Mutter eines Tages P. Kentenich besuchte und durch den Haupteingang zu ihm geführt wurde, kletterten sie und ihr Bruder die Feuerleiter hoch und klopften an die Tür. Zunächst etwas überrascht, verstand er sehr schnell und versteckte die beiden in seinem Zimmer. Groß war die Überraschung für die Mutter, als sie in das Zimmer kam.

Immer wieder erzählten die Einzelnen, dass sich Pater Kentenich um die kleinsten Dinge des Alltags gesorgt hat: da waren es Hustenbonbons, die er für eine Schwester besorgt hat; da war es ein Abendbrot zu später Stunde oder Geld für notwendige Anschaffungen…

Wie paradox es auch ist, viele von ihnen geben an, dass sie im Herzen traurig waren, als Pater Kentenich aus dem Exil nach Europa zurück kehrte; in diesem Moment haben sie ihn mit seiner direkten Nähe verloren …

„living shrine“ – „lebendiges Hausheiligtum“ live erleben

Im Hausheiligtum von Mark und Marge FenelonSehr aufschließend und inspirierend, besonders für die Familien in unserer Gruppe, war der Besuch bei Familie Marge & Mark Fenelon. Hier durften wir eine amerikanische Frucht der Exilszeit hautnah erleben, das „living shrine“, das „lebendige Hausheiligtum“. Das Hausheiligtum, das in 60er Jahren in Milwaukee entstanden ist, ist nicht nur ein Ort im Haus der Familie, sondern die Familie selbst stellt das lebendige Heiligtum dar, in dem jedes Familienmitglied sich mit einem Gegenstand des Hausheiligtums identifiziert. Der Einzelne verkörpert gleichsam das Symbol, z.B. das Kreuz, den Tabernakel, die Kerze u.a. und wird von dessen Wirklichkeit geistig gespeist und belebt.

Der Geschmack vom Neuen Ufer

Lake MichiganWenn man auf den Spuren Pater Kentenichs in Milwaukee pilgert, kommt man nicht am Michigansee vorbei, wohin er mit seinen Gästen gelegentlich einen Ausflug machte. Ein Bild von Pater Kentenich mit dem Blick „zum neuen Ufer“ – oder auch Richtung Heimat – voll Sehnsucht und Erwartung – ist fast jedem Schönstätter bekannt. So gehörte auch für uns ein Picknick im Grantpark dazu, ein Spaziergang am Ufer sowie für manche mutigen Pilger ein Bad im Michigan-See – ein Vorgeschmack des Schwimmens in Erbarmungsmeer Gottes (das wichtige Thema dieser Exerzitien).

Zu den weiteren Exils-Orten gehört Madison. Dort kamen wir Pilger mit dem Beginn der Schönstattbewegung in den USA in Berührung: in der Geschichte des Seminars der Pallottiner, in dem die ersten Marienschwestern zu wirken begannen und von dem aus die Bewegung in den USA schrittweise ausgebaut werden konnte; im Gründerheiligtum, in dem Pater Kentenich das Ideal des amerikanischen Heiligen verkündete und das als einziges in der Welt um mehrere hundert Meter auf die andere Seite des Highway versetzt wurde – ein technisches Meisterwerk; in den Erfahrungen der „pioneer couples“, mit denen P. Kentenich intensiv gearbeitet hat.

Schweigetage – Einführung in das Spiel der Liebe!

Der zweite Teil der Pilgerexerzitien bot die Gelegenheit, dem Vater in uns noch mehr Raum zu geben. Während dieser fünf Tage im Schweigen wurden wir in die Lebensanschauung von Pater Kentenich eingeführt, die in ihm in Milwaukee ausgereift ist gerade in den schwierigen Jahren der Prüfung durch die Kirche. Hinter allem den liebenden Vatergott entdecken, das ist das Ziel des Spieles, das zwischen Gottvater und jedem von uns Menschen in jeder Sekunde sich abspielt. Der ewige Vatergott ist zugleich Autor und Hauptspieler in diesem einzigartigen Spiel, wir spielen mit. „Es ist ein großes und immer neues ‚Versteck-, Such- und Findespiel Gottes‘ und ich kann mich in jedem Augenblick und in jeder Situation meines Lebens fragen: Vater, wo hast du dich da wieder versteckt? Eine spannende und lohnende Herausforderung.“ – formulierte eine Teilnehmerin.

Am liebsten „auf dem Land“ bleiben

In der Regel nutzen viele Teilnehmer der Pilgerexerzitien den Tag vor dem Rückflug für einen Ausflug nach Chicago. Doch nicht in diesem Jahr. Viele wollten einfach nur „auf dem Land“ um das International Schoenstatt Center in Waukesha bleiben, das Heiligtum, das Father House und das Gelände, auf dem Pater Kentenich oft weilte, genießen und diese einmaligen Tage nachkosten und ausklingen lassen.

Eine besondere Begegnung mit dem Vater war für uns alle die Begegnung mit der Vater-Statue vor dem Heiligtum am Center. Diese Statue, in Bronze gegossen, von der Künstlerin Gwendolin Gillen gestaltet, stellt Herrn Pater ausgesprochen lebendig dar, so dass wir uns gleichsam von ihm ins Heiligtum zur Gottesmutter begleitet und geleitet erlebten. So wundert sich sicher niemand, dass man dort fast zu jeder Tages- (und Nacht-) zeit jemanden von uns fand.

Erfahrungen einer Reise

Am Ende der Reise waren wir alle der Meinung, dass unsere Erwartungen und Sehnsüchte bei weitem übertroffen wurden und wir am liebsten noch viel länger an diesem gesegneten Ort bleiben würden.

„14 Tage, eigentlich viel zu kurz – möchte man meinen – aber ich kehre anders zurück, als ich gekommen bin“, so eine Teilnehmerin.
„Uns ist ein großes Geschenk der inneren Ruhe und Gelassenheit zuteil geworden“, so ein Ehepaar.
Und ein weiteres: „Wir durften uns als Ehepaar in diesen Tagen näher kommen und tiefer begegnen.“
Ein anderer Teilnehmer meint am Ende: „Ich habe zwei Fragen mitgebracht und beide sind geklärt, das ist das Schönste.“

Zusammenfassend können wir sagen: Wir sind dem Vater der Schönstattfamilie begegnet und wir durften uns in besonderer Weise in diesen Wochen als seine Familie erfahren und spüren: Hier hat der Himmel die Erde berührt. Wir bleiben hier und kommen wieder.

Vielleicht schon im kommenden Jahr, wenn Mitte August die nächsten Milwaukee-Pilgerexerzitien angeboten werden. Milwaukee, „Abenteuerspielplatz des Spiels der Liebe“, wie Dekan Stephan Mueller sagt, bewegt.

Fotoalbum

 

Informationen zu den kommenden Pilger-Exerzitien gibt es bei Dekan Stephan Müller stephangmmueller@web.de und rechtzeitig auf www.schoenstatt.org

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