Veröffentlicht am 2011-05-15 In Leben im Bündnis

Auf zur Heiligkeit in der neuen Welt – JP II.

2004ROM, Alan Shaun Cabello. Freitagabend, ich war müde, endlich von der Arbeit nach Hause gekommen, ich setzte mich hin, um die Lokalzeitung durchzublättern. Beim Aufschlagen sah ich auf der ersten Seite ein Bild des Mannes, den zweimal zu sehen ich das Glück hatte. Ein Mann, dem es irgendwie gelungen war, meine Seele in einer Weise tief zu berühren, dass mir beim Anblick des Bildes eine Träne in den Augenwinkel trat, Johannes Paul II. Ich lese, soviel ich kann, von der französisch geschriebenen Zeitung über die Seligsprechung am Sonntag auf dem Petersplatz und denke bei mir, wie gern ich dabei wäre. Nicht nur wegen der historischen Bedeutung des Anlasses, sondern auch wegen des Eindrucks, den sein Leben und Sterben auf mich gemacht haben. In diesem Moment überkommt es mich … warum nicht hinfahren? Einen Augenblick denke ich, das ist vielleicht ein unverantwortlicher Gedanke, angesichts der Menge Arbeit, die ich kommende Woche habe und beträchtlicher Schulden auf meiner Kreditkarte.

Am nächsten Morgen um 7.30 Uhr, nachdem ich erfolglos versucht hatte, ein Zugticket zu bekommen, stand ich vor der Autovermietung und wartete darauf, dass sie öffnete. Um 8.00 Uhr waren wir unterwegs, 916 km von Rom entfernt, mit Kleidung zum Wechseln, Sandwiches und meiner kleinen Schönstattfahne, meine Freundin Valerie und ich.

Die Rolle, die er im Leben von Millionen Menschen spielte …

Valerie ist der einzige Mensch, den ich kenne, der lieber reist als ich und ich bin froh, dass sie meinen impulsiven und plötzlichen „großartigen“ Ideen keinen großen Widerstand entgegensetzt. So kaufte ich ihr vor der Abfahrt eine Ausgabe des „Figaro“, in der es um Leben und Werk von Johannes Paul II. ging, damit sie unterwegs lesen konnte. Obwohl sie natürlich von dem Mann gehört hatte, wusste sie wenig darüber, wer er war und welche Rolle er spielte nicht nur in der Geschichte, sondern im Leben von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt. Obwohl katholisch geboren und aufgewachsen, hat sie, wie die meisten Schweizer, wenig Interesse an Religion, mehr Fragen über Gott als ich beantworten kann und eine ziemlich negative Sicht der Kirche. Seit wir zusammen sind (auch der hiesige Priester ist nicht sehr hilfreich …), begleitet sie mich jeden Sonntag zur Kirche und versucht zu verstehen, was das soll, dass ich einen kleinen „Baby-Jesus“ (die MTA) und anderes „religiöse Zeug“ in meinem Zimmer habe (mein Hausheiligtum). So las sie unterwegs die ganze Zeitschrift durch, machte immer wieder überraschte Bemerkungen und fragte mich, ob ich dieses oder jenes Detail über das Leben Karol Wojtylas wusste oder gehört hätte.

Spürst du es?

Wir kamen um kurz vor 6.00 Uhr in Rom an, nachdem wir Hunderte von PKWs und Bussen aus Deutschland, den Niederlanden und Polen gesehen hatten. Da wir noch nie in Rom gewesen waren, staunten wir über die Pracht der Stadt und wie viel Geschichte vor unseren Augen lag. Zum ersten und einzigen Mal schafften wir es, den Petersplatz zu umrunden, wo Tausende von Menschen sich schon mit Schlafsäcken, Fahnen, Bildern und einem großem Lächeln niedergelassen hatten. Als wir langsam durch die Menge zogen und versuchten, alles um uns herum aufzunehmen, wandte ich mich einmal zu Valerie um und fragte: „Spürst du es?“, und sie sagte einfach: „Ja, ich kann es nicht erklären.“ Ich freute mich beim Anblick mehrerer mexikanischer Flaggen am Weg, denen ich zurief „Viva Mexiko!“ und bekam wie aus der Pistole geschossen ein „Viva“ zur Antwort von meinen Landsleuten so weit fort von zu Hause. An jedem Laternenmast Roms waren Bilder von Johannes Paul II. zu sehen. Im ganzen Vatikan waren große Bildschirme und Lautsprecher aufgestellt, an denen sich bereits große Menschenmengen sammelten, um ein für diese Gelegenheit vorbereitetes Video zu sehen. Kirchen waren bis spät in die Nacht geöffnet und boten Messfeier in verschiedenen Sprachen an. Alle paar Minuten waren große Gruppen von polnischen jungen und nicht so jungen Leuten zu sehen. Der Verkehr war ein einziges Chaos wegen der Menge, die mitten auf der Straße lief, aber kaum oder gar keine Beschwerden kamen von den betroffenen Fahrern. Bei den Leuten, die wir in dieser Nacht getroffen haben, war eine kleine Gruppe aus Madrid, von einem Priester begleitet, der mit Pater Jose Maria García zusammengearbeitet hat und mit ihm befreundet ist. Die Welt ist wirklich klein!

Weshalb Tausende nach Rom kamen

Als wir am nächsten Morgen um 6.00 Uhr zum Petersplatz kamen und alle möglichen Eingänge durchprobierten, stellten wir fest, dass es schon unmöglich war, hineinzukommen. Etwa eine Stunde lang kamen wir langsam voran auf einen der Bildschirme in der Nähe der Vatikanischen Museen zu, bis es gegen 8.00 Uhr in keiner Richtung mehr weiter ging. Wir beschlossen einfach, zu bleiben wo wir waren, in der Gesellschaft einer Gruppe aus Puerto Rico, die zu diesem Anlass nach Rom gereist war. Nur mit meinem Weltjugendtag-2005-T-Shirt, einer kleinen Schönstattflagge und meinem „Himmelwärts“ ausgerüstet, hatte ich großartige Gespräche mit allen Leuten um uns herum. Mit dem Austauschen von Erfahrungen, Anekdoten, Liedern und Gebeten vergingen die nächsten Stunden relativ schnell. Valerie sprach immer wieder davon, wie viele Menschen wir waren, und wie friedlich sie alle sich durch die Menge bewegten auf der Suche nach dem bestmöglichen Platz. Sie hörte fasziniert, wenn Leute ihr erzählten, dass sie von anderen Kontinenten angereist waren oder mehrere Tage blieben, und warum sie es taten.

Durch Schönstatt lasse neu sich füllen der heiligen Kirche weite Hallen

Genau um 10.00 Uhr begann die Feier mit einer Welle von Applaus beim Anblick von Benedikt XVI. Als die Lebensgeschichte von Karol Wojtyla vorgelesen wurde, hörte ich rundherum Seufzen und Tränen. Ich konnte weder Ausschau halten noch Fotos machen, ich war vollkommen gepackt von dem, was da vor sich ging. Was ich erlebte, füllte meine Augen mit Tränen und mein Herz mit Freude, dafür habe ich keine Worte, um es zu beschreiben … und als die Menge langsam in den Hintergrund trat in der Stille des Gebetes und dem Klang der Lieder, betete ich. Ich betete, das Schönstatt ins neue Jahrhundert gehen möge, „die Hand am Puls der Zeit und das Ohr am Herzen Gottes“ und dass durch Schönstatt „die weiten Hallen der Kirche sich wieder füllen.“ Ich betete, dass ich eines Tages wieder an dieser Stelle sein kann bei der Feier der Seligsprechung von Pater Kentenich.

Revolutionäre

Ich komme aus einem Land, das seine Kultur hat, es ist noch relativ leicht, den Geist junger Menschen mit der Macht der MTA zu entflammen. Doch in den letzten Jahren, die ich in Europa lebe, sehe ich um mich herum Jugend und Glauben auseinanderdriften. Man findet entweder ultrakonservative Christen oder einfach Gleichgültigkeit wie bei Valerie. Als wir am gleichen Tag zurückfuhren, dachten wir nach über das was wir erlebt hatten und seine Bedeutung. Ich denke nicht, dass diese Erfahrung sie umgekrempelt hat, aber vielleicht hat sie eine kleine Tür geöffnet, die eines Tages zu unserer MTA führt. Johannes Paul II. und Pater Kentenich waren beide Revolutionäre, die nahe blieben, die die Herzen der Menschen verstanden und sie zu Gott zu führen wussten. Lasst uns beten, dass ihr Vermächtnis den Nachfolgenden das Gleiche ermöglicht.

 

Übersetzung: Gerti Lehnen, Deutschland

 

1 Responses

  1. Gisela sagt:

    Vielen Dank Alan für diesen Bericht !!!!!!

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