Veröffentlicht am 2013-12-29 In Franziskus - Initiativen und Gesten

Sein Gebet zur Heiligen Familie

org. Nach dem Angelusgebet heute, am Festtag der Heiligen Familie, erinnerte Papst Franziskus daran, dass die kommende Bischofssynode – im Oktober 2014, gerade vor den Jubiläumsfeiern in Schönstatt und Rom – sich mit dem Thema der Familie befasse; die Vorbereitung darauf habe bereits vor einiger Zeit begonnen. Darum wolle er heute, am Fest der Heiligen Familie, Jesus, Maria und Josef die synodale Arbeit anvertrauen, und für die Familien der ganzen Welt beten. Er lud dann  die auf dem wieder überfüllten Petersplatz versammelten Gläubigen sowie die bei den großen Feiern dieses Festes in Nazareth, Loreto, Barcelona und Madrid zugeschalteten Menschen ein, sich dieses sein persönlich verfasstes Gebet zu eigen zu machen und es mit ihm zu beten.

Hier das Gebet an die Heilige Familie:

Jesus, Maria und Josef,
in euch betrachten wir
den Glanz der wahren Liebe,
an euch wenden wir uns voll Vertrauen.

Heilige Familie von Nazareth,
mache auch unsere Familien
zu Orten der Gemeinschaft und Räumen des Gebetes,
zu echten Schulen des Evangeliums
und kleinen Hauskirchen.

Heilige Familie von Nazareth,
nie mehr gebe es in unseren Familien
Gewalt, Verschlossenheit und Spaltung:
Wer Verletzung erfahren oder Anstoß nehmen musste,
finde bald Trost und Heilung.

Heilige Familie von Nazareth,
möge die kommende Bischofssynode
in allen wieder das Bewusstsein erwecken
für die Heiligkeit und Unantastbarkeit der Familie,
für ihre Schönheit im Plan Gottes.

Jesus, Maria und Josef,
hört und erhört unser Flehen!

Text der Ansprache vor dem Angelus

 

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

An diesem ersten Sonntag nach Weihnachten lädt die Liturgie uns dazu ein, die Heilige Familie von Nazareth zu feiern. Tatsächlich sehen wir in jeder Krippe das Jesuskind mit Maria und Josef im Stall zu Betlehem. Gott wollte in einer menschlichen Familie zur Welt kommen, wollte eine Mutter und einen Vater haben, genau wie wir.

Heute zeigt das Evangelium uns die Heilige Familie auf dem schmerzvollen Weg ins Exil, auf der Flucht nach Ägypten. Josef, Maria und Jesus lernen das Drama aller Flüchtlinge kennen, das aus Angst, Ungewissheit und Schwierigkeiten besteht (vgl. Mt 2,13-15.19-23). Leider gibt es in unseren Tagen Millionen von Familien, die sich in dieser traurigen Geschichte wiedererkennen können. Fast täglich melden Fernsehen und Tageszeitungen Nachrichten von Menschen, die vor Hunger, Krieg oder anderen schweren Gefahren fliehen, auf der Suche nach Sicherheit und nach einem würdevollen Leben für sich und ihre Familien.

In der Fremde werden die Flüchtlinge und Migranten, selbst wenn sie Arbeit finden, nicht immer freundlich aufgenommen, geachtet und für die Werte respektiert, deren Träger sie sind. Ihre berechtigten Erwartungen stoßen mit komplizierten Situationen zusammen, treffen auf Probleme, die manchmal unüberwindbar scheinen. Wenn wir also die heilige Familie von Nazareth im Augenblick ihrer Flucht betrachten, denken wir auch an das Drama der Migranten und Flüchtlinge, die Opfer von Ablehnung und Ausbeutung werden, Opfer des Handels mit Menschen und mit unfreier Arbeit. Aber denken wir auch an eine andere Art von „Vertriebenen“, die ich als die „unsichtbaren Vertriebenen“ bezeichnen will: die Vertriebenen, die es in den Familien selbst geben kann; die Alten zum Beispiel, die manchmal behandelt werden, als seien sie eine lästige Bürde. Manchmal denke ich, dass ein gutes Zeichen, um zu erkennen, wie gesund eine Familie ist, darin besteht, dass man sich ansieht, auf welche Weise die Kinder und die Alten behandelt werden.

Jesus hat sich eine Familie ausgesucht, die diese Schwierigkeiten gut kannte, damit niemand sich von der liebevollen Nähe Gottes ausgeschlossen fühlt. Die Flucht nach Ägypten wegen der Bedrohung durch Herodes zeigt uns, dass Gott dort ist, wo ein Mensch sich in Gefahr befindet, wo er leidet, flieht, Ablehnung und Ausgrenzung kennenlernt; aber auch dort, wo ein Mensch Träume hat und hofft, in die Heimat und in die Freiheit zurückzukehren; wo er Pläne schmiedet und Entscheidungen trifft für das Leben und die Würde seiner Familie.

Unser Blick fällt heute auch auf den bescheidenen Lebensstil, den die heilige Familie in Nazareth führt. Dieses Vorbild tut unseren Familien gut und hilft ihnen, immer mehr zu Gemeinschaften der Liebe und des Friedens zu werden, in denen man Zärtlichkeit, gegenseitige Hilfe und gegenseitige Vergebung kennenlernt. Wir wollen uns die drei Schlüsselworte merken, die es uns erlauben, friedlich und fröhlich in der Familie zu leben: bitte, danke, Entschuldigung. Wenn man im Familienleben nicht rücksichtslos ist, sondern „bitte“ sagt; wenn man nicht egoistisch ist, sondern lernt, „danke“ zu sagen, und wenn man im Familienleben bereit ist, zu erkennen, wenn man etwas falsch gemacht hat, und „Entschuldigung“ sagt, dann gibt es in der Familie Frieden und Freude. Wir wollen uns diese drei Wörter merken. Wir können sie auch alle gemeinsam wiederholen: bitte, danke, Entschuldigung.

Ich will die Familien auch dazu aufrufen, sich der Bedeutung bewusst zu werden, die sie für Kirche und Gesellschaft spielen. Denn die Verkündung des Evangeliums erfolgt in erster Linie durch die Familien, um von dort aus alle Bereiche des täglichen Lebens zu erreichen.

Lasst uns andächtig zu Maria, der heiligen Mutter Jesu, unserer Mutter beten, und zu Josef, ihrem Gatten. Lasst uns sie bitten, dass sie jede Familie der Welt erleuchten, trösten und lenken mögen, damit sie mit Würde und in Frieden die Mission erfüllt, die Gott ihr anvertraut hat.

Nach dem Angelus und dem Gebet zur Heiligen Familie

Einen besonderen Gruß richte ich an die Gläubigen, die von der Verkündigungsbasilika in Nazareth mit uns verbunden sind, wo sich auch der Generalsekretär der Bischofssynoden befindet; und an die, die aus der Basilika „Sagrada Familia“ in Barcelona mit uns verbunden sind, wo sich auch der Präsident des Päpstlichen Rats für die Familien befindet; und an die, die aus der Basilika „Santa Casa“ in Loreto mit uns verbunden sind. Ich beziehe meinen Gruß auch auf alle Gläubigen, die in der ganzen Welt an Feiern teilnehmen, die die Familie zum Thema haben, zum Beispiel in Madrid.

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