Veröffentlicht am 2014-10-17 In Franziskus - Botschaft

Unsere Mutter Kirche, das pilgernde Gottesvolk

VATIKAN, mda. Während der Generalaudienz am Mittwoch, 15. Oktober, hat Papst Franziskus vor der auf dem Petersplatz versammelten Menge mit seiner Katechesenreihe über die Kirche weitergemacht; diesmal lag der Akzent auf dem letzten Ziel des Volkes Gottes; dabei stellte er Teresa von Avila als Modell der Radikalität des Evangeliums vor Augen. Papst Franziskus nannte bei der Audienz die Kirche „eine brennende Lampe, die die Hoffnung der Welt lebendig halten soll.“ Und er fragte die Menge, ob sie das glauben. Dreimal ließ er die Pilger wiederholen: „Und so werden wir für immer beim Herrn sein.“

Vollständiger Text der Katechese von Papst Franziskus

Die Kirche –

9. Die Braut Kirche erwartet ihren Bräutigam

 

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Im Rahmen dieser Katechesen-Reihe beschäftigten wir uns mit der Kirche, unserer heiligen hierarchischen Mutter Kirche, dem auf dem Weg befindlichen Volk Gottes. Heute wollen wir uns der folgenden Frage zuwenden: Was wird letzten Endes aus dem Volk Gottes werden? Was wird aus jedem von uns? Was können wir uns erwarten? Diese Fragen stellten sich die Christen der Gemeinde von Thessaloniki. Auf die Ermunterung des Apostels Paulus antworteten sie mit den folgenden Worten, die eine der schönsten Stellen des Neuen Testamentes bilden: „Dann werden wir immer beim Herrn sein“ (1 Thess 4,17). Diese Worte sind schlicht, doch von einer großen Intensität und Hoffnung! Beispielhaft wird im Buch der Offenbarung des Johannes, mit einem Rückgriff auf die Eingebung der Propheten, die letzte, endgültige Dimension beschrieben als „heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat“ (Offb 21,2). Das ist es, war wir erwarten können! Und so ist die Kirche: das Volk Gottes, das dem Herrn Jesus nachfolgt und sich Tag für Tag auf die Begegnung mit ihm vorbereitet wie eine Braut auf ihren Bräutigam. Das ist nicht nur eine Redensart: Es kommt zu einer richtigen Hochzeit, denn Christus hat sich zu einem Menschen gemacht, wie wir alle sind, und hat uns so mit sich vereint. Durch seinen Tod und seine Auferstehung hat er sich tatsächlich mit uns vermählt, und aus uns als Volk seine Braut gemacht. Dabei handelt es sich um nichts anderes als um die Erfüllung des Planes der Gemeinschaft und der Liebe Gottes in der ganzen Geschichte, des Volkes Gottes und eines jeden einzelnen. Der Herr bewirkt dies alles.

Allerdings gibt es noch ein zweites Element, das uns weiteren Trost spendet und unser Herz öffnet: Bei Johannes lesen wir, dass sich in der Kirche, der Braut Christi, das „neue Jerusalem” offenbart. Dies bedeutet, dass die Kirche nicht nur dazu berufen ist, eine Braut, sondern auch eine Stadt zu werden; ein Inbegriff des Zusammenlebens und der menschlichen Beziehungen. Wie schön ist es also, in einem weiteren eindrucksvollen Bild der Offenbarung alle Menschen und alle Völker gemeinsam in dieser Stadt versammelt zu sehen; wie in einer Wohnung, der „Wohnung Gottes“ (vgl. Offb 21,3)! In diesem glorreichen Rahmen gibt es keinerlei sozial, ethnisch oder religiös bedingte Isolierung, Übergriffe und Unterschiede mehr. Vielmehr werden wir alle in Christus vereint sein. Angesichts dieses neuen und wunderbaren Szenariums ist es unmöglich, dass sich unser Herz nicht stark in der Hoffnung gestärkt fühlt. Die christliche Hoffnung ist nicht allein ein Verlangen, ein Wunsch oder Optimismus: Für einen Christen ist die Hoffnung Erwartung, brennende und leidenschaftliche Erwartung der letztendlichen und endgültigen Erfüllung eines Geheimnisses, des Geheimnisses der Liebe Gottes, in dem wie wiedergeboren wurden und bereits leben. Sie ist das Warten auf jemanden, der kommen wird: Christus, der Herr, der uns Tag für Tag immer näher kommt und uns letzten Endes in die Fülle seiner Gemeinschaft und seines Friedens einführt. Die Kirche hat daher die Aufgabe, das Licht der Hoffnung brennen und sehen zu lassen, sodass es weiterhin als ein sicheres Zeichen des Heils erglänzen und für die ganze Menschheit den Weg erleuchten kann, der zur Begegnung mit dem barmherzigen Antlitz Gottes führt.

Liebe Brüder und Schwestern, wir erwarten daher die Rückkehr Jesu! Die Kirche – seine Braut – erwartet ihren Bräutigam! Wir müssen uns jedoch mit großer Aufrichtigkeit die folgende Frage stellen: Sind wir wirklich leuchtende und glaubhafte Zeugen dieser Erwartung, dieser Hoffnung? Leben unsere Gemeinden noch im Zeichen der Gegenwart Jesu, des Herrn, und in der glühenden Erwartung seines Kommens, oder sind sie müde, betäubt, unter der Last der Mühe und der Resignation? Laufen auch wir Gefahr, das Öl des Glaubens und der Freude zu erschöpfen? Seien wir wachsam!

Beten wir zur Jungfrau Maria, der Mutter der Hoffnung und Königin des Himmels. Mögen wir mit ihrer Hilfe stets eine Haltung des Zuhörens und des Wartens bewahren, sodass wir bereits jetzt von der Liebe Christi durchdrungen und eines Tages in der vollen Gemeinschaft mit Gott an der unendlichen Freude teilhaben werden. Vergesst eines nicht: „Dann werden wir immer beim Herrn sein“ (1 Thess 4,17).

Übersetzung nach Zenit.

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