Veröffentlicht am 2014-06-27 In Franziskus - Botschaft

Kirche – das ist, wozu wir gehören

ROM, org. „Franziskus hat die Gabe, den Petersplatz – immer überfüllt – zu durchqueren und gleichzeitig alle und einige zu sehen. Er schaut und unterscheidet und wählt die Momente und die Personen, wo er anhält, und diejenigen, denen er eine Geste besonderer Nähe schenkt. Und er tut es mittendrin, lässt sich dabei vom Geist führen und bewegen. Und wie immer sind die „Weggeworfenen“ seine Bevorzugten: Alte, Kinder und Kranke. Er segnet alle, aber nicht in der Masse. Er individualisiert. Er personalisiert.“ – So der Kommentar des spanischen Journalisten José M. Vidal über die Generalaudienz am 25. Juni, die letzte vor der Sommerpause. Franziskus spricht dabei von der Kirche als Volk. Als Familie. „Das ist die Kirche“, sagt er: „Eine große Familie.“ Eine Familie mit einem VATER, mutig und frei von Komplexen, für eine Kultur der Begegnung, des Dialogs, eine Bündniskultur.

Worte des Heiligen Vaters:


Die erste Katechese über die Kirche vom vergangenen Mittwoch begann mit der Initiative Gottes, ein Volk zu schaffen, das seine Segnung unter allen Völkern der Erde verbreiten sollte. Er begann mit Abraham und mit großer Geduld – und Gott hat so viel davon! – bereitet er dieses Volk im Alten Bund vor, bis er es in Jesus Christus als Zeichen und Werkzeug der Einheit der Menschen mit Gott und untereinander konstituiert (vgl. Dogm. Konst. „Lumen Gentium“, Nr.1). Heute möchten wir bei der Bedeutung der Zugehörigkeit der Christen zu diesem Volk verweilen und in diesem Zusammenhang die Zugehörigkeit zur Kirche beleuchten.

1. Wir sind nicht isoliert und keine individuellen Christen. Nein, unsere christliche Identität besteht in der Zugehörigkeit! Wir sind Christen, da wir zur Kirche gehören und tragen gleichsam einen Nachnamen: Wenn unser Name lautet: „Ich bin ein Christ“, so ist der Nachname: „Ich gehöre zur Kirche“. Es ist schön zu bemerken, dass diese Zugehörigkeit auch in dem sich selbst zugeschriebenen Namen von Gott zum Ausdruck kommt. Als er Moses in der wunderbaren Geschichte vom „brennenden Dornbusch“ (vgl. Ex 3,15) antwortet, bezeichnet er sich als „Gott der Väter“. Er sagt nicht: Ich bin allmächtig, sondern: „Ich bin der Gott Abrahams, Isaks und Jakobs“. Auf diese Weise zeigt er sich als Gott, der ein enges Bündnis mit unseren Vätern geschlossen hat, seinem Pakt stets treu bleibt und uns zum Eintritt in diese uns vorausgehende Beziehung aufruft. Diese Beziehung Gottes mit seinem Volk geht uns allen voraus und stammt aus dieser Zeit.

2. In diesem Sinne denken wir vor allem mit Dankbarkeit an „all jene, die uns vorausgegangen sind“ und uns in der Kirche aufgenommen haben. Niemand wird von selbst Christ! Ist das klar? Niemand wird von selbst Christ. Christen entstehen nicht im Labor. Ein Christ ist ein Teil dieses von weit her kommenden Volkes. Ein Christ gehört zum Volk namens Kirche und diese Kirche macht ihn am Tag seiner Taufe und später im Laufe der Katechese zum Christen. Allerdings wird niemand von alleine zum Christen. Wenn wir glauben und beten können, den Herrn kennen, sein Wort hören können, ihn als nahe empfinden und in unseren Brüdern erkennen, so liegt das daran, dass andere vor uns den Glauben erlebt haben und ihn an uns weitergegeben haben. Den Glauben haben wir von unseren Vätern, unseren Vorfahren, empfangen und sie haben ihn uns vermittelt. Wenn wir darüber tief nachdenken, wie viele liebe Gesichter werden wir in diesem Augenblick vor unseren Augen sehen: das Gesicht unserer Eltern, die um die Taufe für uns gebeten haben; jenes unserer Großeltern oder von Familienmitgliedern, die uns das Kreuzzeichen und die ersten Gebete gelehrt haben. Ich erinnere mich stets an das Gesicht der Nonne, die mich den Katechismus gelehrt hat – sie ist gewiss im Himmel, denn sie ist eine heilige Frau – doch ich erinnere mich immer an sie und danke Gott für diese Schwester. Ebenso denke ich an das Gesicht des Pfarrers oder eines anderen Priesters, einer Nonne, einer Katechetin, die uns den Inhalt des Glaubens weitergegeben hat und uns als Christen wachsen ließ… Das ist die Kirche: eine große Familie, in der man aufgenommen wird und als Gläubige und Jünger des Herrn Jesus zu leben lernt.

3. Diesen Weg können wir nicht nur dank anderen Menschen erfahren, sondern mit ihnen. In der Kirche existieren keine „do-it-yourself“-Christen, keine „Individualisten“. Wie oft hat Papst Benedikt die Kirche als ein kirchliches „Miteinander“ bezeichnet! Manchmal geschieht es, dass jemand sagt: „Ich glaube an Gott, ich glaube an Jesus, doch die Kirche interessiert mich nicht…“. Wie oft haben wir diesen Satz gehört? Das ist nicht in Ordnung. Manche glauben, eine persönliche, direkte und unmittelbare Beziehung zu Jesus Christus außerhalb der Gemeinschaft und Vermittlung der Kirche zu haben. Dabei handelt es sich um gefährliche und schädliche Versuchungen. Der große Paul VI. sprach in diesem Zusammenhang von absurden Dichotomien. Es stimmt, dass ein gemeinsamer Weg anspruchsvoll ist und manchmal mühsam erscheinen kann: Es kann dazu kommen, dass manche Brüder und Schwestern Schwierigkeiten bereiten oder Anstoß erregen. Der Herr hat den Menschen, uns allen und den Zeugen jedoch die Heilsbotschaft anvertraut; und in unseren Brüdern und Schwestern mit ihren Gaben und Grenzen kommt er uns entgegen und macht sich erkennbar. Dies bedeutet, der Kirche anzugehören. Erinnert euch gut an Folgendes: Ein Christ zu sein, bedeutet, der Kirche anzugehören. Der Name lautet „Christ“, der Nachname: „Zugehörigkeit zur Kirche“.

Liebe Freunde, bitten wir den Herrn durch die Fürsprache der Jungfrau Maria, der Mutter der Kirche, um die Gnade, niemals der Versuchung zu erliegen, zu denken ohne die anderen und ohne die Kirche leben zu können, uns selbst retten zu können und Laborchristen zu sein. Vielmehr können wir Gott nicht ohne die Liebe zu unseren Brüdern und außerhalb der Kirche lieben; eine Gemeinschaft mit Gott ohne eine Gemeinschaft mit der Kirche ist nicht möglich und wir können nur gemeinsam mit jenen, die sich um die Nachfolge des Herrn Jesus bemühen, gute Christen sein; als einziges Volk, einziger Leib, und das ist die Kirche. Danke.

Übersetzung nach Zenit

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