Veröffentlicht am 2013-11-05 In Franziskus - Botschaft

Die Kirche ist Mutter

org. Alle Stände der Kirche und viele andere außerhalb, ob gläubig oder nicht, haben die klaren, Hoffnung machenden und zugleich motivierenden Worte von Franziskus erhalten, die Verantwortung wahrzunehmen, die wir alle haben, eine Welt nach dem Willen Gottes zu bauen, in der Kraft des Heiligen Geistes und auf dem Weg Christi. Kardinäle und Bischöfe, Priester, Ordensmänner und Ordensfrauen, Novizen und Seminaristen, Familien, Jugendliche und Alte, Gemeinschaften und Institutionen haben diese Empfehlung erhalten, hinaus „auf die Straße“ zu gehen, um eine Hoffnung zu bringen, nicht eine utopische, sondern eine Hoffnung in konkreten Taten, in Projekten der Evangelisierung des Menschen, wo immer er sei, und wenn er an der „Peripherie“ ist, dann genau dort und mit allen damit verbundenen Risiken und Gefahren. Ich ziehe eine verunglückte Kirche, die hinausgegangen ist, um zu dienen, einer aus Selbstbezogenheit kranken vor, wiederholt er immer wieder. Zeugnis all dessen ist der Bereich von schoenstatt.org, in dem Woche für Woche Texte ausgewählt werden, die uns auf unserer eigenen Wallfahrt zum Jubiläum 2014 anregen. Und kein Zweifel, da wir Kirche sind, sind diese Worte auch an uns gerichtet. Wie mag unser Vater sich an diesem missionarischen Impuls freuen, der uns aus dem Herzen der Kirche selbst geschenkt wird! (P. José María García)

WOCHE 45/2013

Wenn die Kirche nur über Dokumente kommuniziert, ist sie nicht nahe, dann ist sie wie eine Mutter, die sich ihren Kindern per Brief mitteilt, sie aber nicht küsst, nicht umarmt … Eine Mutter geht doch so mit ihrem Kind um: sie sorgt für es, küsst es, streichelt, nährt es. Und nicht per Korrespondenz.

Franziskus

Hoffnung ist nicht Optimismus, ist nicht jene Fähigkeit, die Dinge mit guter Stimmung anzuschauen und weiterzumachen. Nein, das ist Optimismus, nicht Hoffnung. Hoffnung ist auch nicht eine positive Voreingestelltheit den Dingen gegenüber. Diese strahlenden, positiven Leute … Das ist gut, aber das ist nicht Hoffnung. Es ist gar nicht so leicht zu verstehen, was Hoffnung ist. Man sagt, es sei die demütigste der drei Tugenden, weil sie im Leben versteckt sei. Den Glauben sieht man, spürt man, da weiß man, was es ist. Liebe tut man, und man weiß, was es ist. Aber was ist Hoffnung? Was ist diese Tugend der Hoffnung? Um uns ein wenig zu nähern, können wir zunächst einmal sagen, dass die Hoffnung ein Wagnis ist, eine riskante Tugend, wie der heilige Paulus sagt, „eine brennende Erwartung der Offenbarung des Sohnes Gottes“. Es ist keine Wunschvorstellung. Mir kommt eine Frage in den Sinn: Wo sind wir verankert, jeder von uns? Sind wir dort am Ufer jenes weiten Ozeans verankert oder an einem künstlichen Teich, den wir selbst gemacht haben, mit unseren Normen, unseren Verhaltensmustern, unserer Tagesordnung, unserem Klerikalismus, unseres kirchlichen Haltungen … oder nicht ganz kirchlichen, ja? Sind wir dort verankert? Alles bequem und sicher, ja? Da gibt es keine Hoffnung. Wo ist mein Herz verankert, an dem künstlichen Teich, mit wahrhaft tadellosem Verhalten?

Santa Marta 29.10.

Der Abschnitt aus dem Lukasevangelium des heutigen Sonntags zeigt uns Jesus, der auf seinem Weg nach Jerusalem in die Stadt Jericho einzieht. Das ist die letzte Etappe einer Reise, die in sich den Sinn des ganzen Lebens Jesu zusammenfasst, das der Suche nach den verlorenen Schafen des Hauses Israels und deren Errettung gewidmet ist. Doch je mehr sich der Weg dem Ziel nähert, desto mehr schließt sich um Jesus ein Kreis der Feindseligkeit. Und dennoch trägt sich in Jericho eines der freudigsten Ereignisse zu, von denen der hl. Lukas berichtet: die Bekehrung des Zachäus. Dieser Mann ist ein verlorenes Schaf, er wird verachtet und ist ein »Exkommunizierter«, da er ein Zöllner ist, mehr noch, er ist der oberste Zollpächter der Stadt, Freund der verhassten römischen Besatzer, er ist ein Dieb und ein Ausbeuter. Da er wahrscheinlich aufgrund seines schlechten Rufs daran gehindert wird, sich Jesus zu nähern, und weil er von kleiner Statur ist, klettert Zachäus auf einen Baum, um den vorbeigehenden Meister sehen zu können. Diese ein wenig lächerliche äußere Handlung ist jedoch Ausdruck einer inneren Geste des Mannes, der versucht, sich über die Menschenmenge zu erheben, um mit Jesus in Kontakt zu treten. Zachäus selbst weiß nicht um den tiefen Sinn seiner Geste, er weiß nicht, warum er dies tut, doch er tut es. Er wagt nicht einmal zu hoffen, dass der Abstand, der ihn vom Herrn trennt, überwunden werden könnte. Er begnügt sich damit, ihn nur vorübergehen zu sehen. Doch als Jesus in die Nähe jenes Baumes gelangt, ruft er ihn beim Namen: »Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein« (Lk 19,5). Jener kleinwüchsige, von allen abgelehnte und von Jesus ferne Mensch ist gleichsam in der Anonymität verloren. Doch Jesus ruft ihn, und in der Sprache jener Zeit hat der Name »Zachäus« eine schöne Bedeutung voller Anspielungen: »Zachäus« nämlich heißt »Gott erinnert sich«.

Angelus 3.11.

Die Heiligen sind weder Übermenschen noch perfekt zur Welt gekommen. Sie sind wie wir, wie jeder von uns, sie sind Menschen, die, bevor sie die Herrlichkeit des Himmels erlangten, ein normales Leben geführt haben, mit Freuden und Schmerzen, Mühen und Hoffnungen. Was aber hat ihr Leben verändert? Als sie die Liebe Gottes erkannt haben, sind sie ihm mit ganzem Herzen nachgefolgt, bedingungslos und ohne Heuchelei. Sie haben ihr Leben im Dienst an den anderen hingegeben, sie haben Leiden und Feindseligkeiten ertragen, ohne zu hassen und indem sie auf das Böse mit dem Guten geantwortet und Freude und Frieden verbreitet haben. Das ist das Leben der Heiligen: Menschen, die aus Liebe zu Gott ihm in ihrem Leben keine Bedingungen gestellt haben; sie sind keine Heuchler; sie haben ihr Leben im Dienst an den anderen hingegeben, um dem Nächsten zu dienen; sie haben viele Feindseligkeiten erlitten, doch ohne zu hassen. Die Heiligen haben nie gehasst. Versteht das gut: die Liebe ist von Gott, doch der Hass – vom wem kommt er? Der Hass kommt nicht von Gott, sondern vom Teufel! Und die Heiligen haben sich vom Teufel ferngehalten; die Heiligen sind Männer und Frauen, die die Freude im Herzen tragen und sie den anderen weitergeben. Niemals hassen, sondern den anderen, den Bedürftigsten dienen; beten und in der Freude leben; das ist der Weg der Heiligkeit! Heilig sein ist kein Privileg weniger, so als hätte jemand eine große Erbschaft gemacht; wir alle haben mit der Taufe das Erbe, heilig werden zu können. Die Heiligkeit ist eine Berufung für alle. Wir alle sind daher dazu berufen, auf dem Weg der Heiligkeit zu gehen, und dieser Weg hat einen Namen, ein Antlitz: das Antlitz Jesu Christi. Er lehrt uns, heilig zu werden. Im Evangelium zeigt er uns den Weg: die Seligpreisungen (vgl. Mt 5,1-12). Das Himmelreich nämlich ist für alle, die ihre Sicherheit nicht auf die Dinge gründen, sondern auf die Liebe Gottes; für alle, die ein einfaches, demütiges Herz haben, die nicht den Anspruch erheben, gerecht zu sein, und die nicht über die anderen urteilen; für alle, die es verstehen, mit dem Leidenden zu leiden und sich zu freuen mit dem, der froh ist; die nicht gewalttätig sind, sondern barmherzig und sich bemühen, Stifter von Versöhnung und Frieden zu sein. Der Heilige, die Heilige ist Stifter von Versöhnung und Frieden; er hilft den Menschen immer, sich zu versöhnen, und er hilft immer, damit Frieden herrsche. Und so ist die Heiligkeit schön; sie ist ein schöner Weg!

Angelus, 1.11.2013

Die ersten Christen stellten die Hoffnung als Anker dar, so als sei das Leben der Anker, der an das Ufer des Himmels geworfen wurde, wir alle uns auf dem Weg zu jenem Ufer befinden und uns dabei am Ankertau festklammern. Das ist ein schönes Bild der Hoffnung: das Herz dort verankert haben, wo unsere Vorfahren sind, wo die Heiligen sind, wo Jesus ist, wo Gott ist. Das ist die Hoffnung, die niemals zugrunde gehen lässt; heute und morgen sind Tage der Hoffnung. Die Hoffnung ist ein wenig so wie der Sauerteig, der deine Seele groß werden lässt. Es gibt schwierige Augenblicke im Leben, aber mit der Hoffnung geht die Seele voran und blickt auf das, was uns erwartet. Heute ist ein Tag der Hoffnung. Unsere Brüder und Schwestern sind in der Gegenwart Gottes und auch wir werden dort sein, aus reiner Gnade des Herrn, wenn wir den Weg Jesu gehen. Der Apostel Johannes schließt: »Jeder, der dies von ihm erhofft, heiligt sich« (V. 3). Auch die Hoffnung reinigt uns, macht uns leichter; diese Reinigung in der Hoffnung auf Jesus Christus lässt uns bereitwillig eilen. Heute, kurz vor dem Sonnenuntergang am Ende dieses Tages, kann jeder von uns an das Ende seines Lebens denken: »Wie wird mein Lebensende aussehen? « Wir alle werden ein Lebensende haben, jeder! Blicke ich mit Hoffnung darauf? Betrachte ich es mit der Freude, vom Herrn aufgenommen zu werden? Das ist ein christlicher Gedanke, der uns Frieden schenkt. Heute ist ein Tag der Freude, aber einer zuversichtlichen, ruhigen Freude, der Freude des Friedens. Denken wir an das Lebensende so vieler Brüder und Schwestern, die uns vorausgegangen sind, denken wir an unsere letzte Stunde, wenn sie kommt. Und denken wir an unser Herz und fragen wir uns: »Wo ist mein Herz verankert?« Wenn es nicht gut verankert ist, dann verankern wir es dort, an jenem Ufer, wissend, dass die Hoffnung nicht enttäuscht, weil der Herr niemals enttäuscht.

Predigt zu Allerheiligen, Friedhof El Verano, 1.11.2013

Es gibt keinen Beruf oder sozialen Stand, es gibt keine Sünde oder kein Verbrechen irgendeiner Art, die auch nur eines seiner Kinder aus dem Gedächtnis und dem Herzen Gottes löschen könnten. »Gott erinnert sich«, immer, er vergisst keinen von denen, die er erschaffen hat. Er ist Vater, immer in der wachsamen und liebevollen Erwartung, im Herzen des Sohnes das Verlangen neu entstehen zu sehen, nach Hause zurückzukehren. Und wenn er jenes auch nur angedeutete und viele Male fast unbewusste Verlangen erkennt, ist er sofort an seiner Seite, und mit seiner Vergebung macht er ihm den Weg der Umkehr und der Heimkehr leichter. Schauen wir auf Zachäus, heute, auf dem Baum: seine Geste ist eine lächerliche Geste, doch es ist eine Geste des Heils. Und ich sage dir: Wenn etwas dein Gewissen belastet, wenn du dich vieler Dinge schämst, die du getan hast, dann halte ein wenig inne, erschrick nicht. Denk daran, dass dich jemand erwartet, weil er nie aufgehört hat, sich an dich zu erinnern; und dieser Jemand ist dein Vater, es ist Gott, der dich erwartet! Klettere hinauf, wie es Zachäus getan hat; steig auf den Baum des Verlangens, Vergebung zu erhalten; ich versichere dir, dass du nicht enttäuscht werden wirst. Jesus ist barmherzig und wird nie müde zu vergeben! Behalte das gut im Gedächtnis, so ist Jesus. Brüder und Schwestern, lassen auch wir uns von Jesus beim Namen rufen! In der Tiefe des Herzens wollen wir seine Stimme hören, die sagt: »Heute muss ich in deinem Haus zu Gast sein«, das heißt in deinem Herzen, in deinem Leben. Und nehmen wir ihn voll Freude auf: er kann uns verändern, er kann unser Herz aus Stein in ein Herz aus Fleisch verwandeln, er kann uns vom Egoismus befreien und aus unserem Leben ein Geschenk der Liebe machen. Jesus kann es tun; lass dich von Jesus anblicken!

Angelus 3.11.

Wenn diese Verwurzelung in der Quelle der Liebe, die Gott ist, vorhanden ist, dann findet auch die umgekehrte Bewegung statt: von den Brüdern zu Gott. Die Erfahrung der brüderlichen Gemeinschaft führt mich zur Gemeinschaft mit Gott. Untereinander vereint zu sein, führt uns dazu, mit Gott vereint zu sein, es führt uns zu dieser Verbindung mit Gott, der unser Vater ist. Das ist der zweite Aspekt der Gemeinschaft der Heiligen, den ich hervorheben möchte: Unser Glaube braucht die Unterstützung der anderen, besonders in schwierigen Augenblicken. Wenn wir vereint sind, wird der Glaube stark. Wie schön ist es, uns im wunderbaren Abenteuer des Glaubens gegenseitig zu unterstützen! Ich sage das, weil die Tendenz, sich im Privaten zu verschließen, auch den religiösen Bereich beeinflusst hat, so dass man sich manchmal schwertut, den geistlichen Beistand jener zu erbitten, die mit uns die christliche Erfahrung teilen. Wer von uns allen hat auf dem Weg des Glaubens nicht Unsicherheit, Verwirrung und sogar Zweifel erlebt? Wir alle haben das erlebt, auch ich: Es gehört zum Weg des Glaubens, es gehört zu unserem Leben. All das darf uns nicht verwundern, denn wir sind Menschen, gezeichnet von Schwächen und Grenzen; wir alle sind schwach, wir alle haben Grenzen. In diesen schwierigen Augenblicken ist es jedoch notwendig, durch das kindliche Gebet auf Gottes Beistand zu vertrauen. Und gleichzeitig ist es wichtig, den Mut und die Demut zu finden, sich den anderen zu öffnen, um Beistand und Hilfe zu erbitten. Wie oft haben wir das getan und konnten dann das Problem überwinden und Gott wieder finden! In dieser Gemeinschaft – »comunione [Gemeinschaft]« heißt »comune-unione [miteinander geteilte Einheit]« – sind wir eine große Familie, in der alle Mitglieder einander Beistand leisten und sich gegenseitig unterstützen.

30.10.2013

Der Heilige Geist wirkt. Man sieht ihn nicht, aber er existiert. Das ist eine Gnade, die erbeten sein muss. Eine Sache ist, Hoffnung zu leben, denn in der Hoffnung sind wir gerettet, und eine andere Sache ist, als gute Christen zu leben, mehr aber auch nicht. In der Hoffnung der Offenbarung leben oder die Gebote halten; am Ufer des Darüberhinaus verankert sein oder an einem künstlichen Teich kleben. Ich denke an Maria, eine junge Frau, die, nachdem sie gehört hat, dass sie Mutter ist, ihre Haltung verändert und losgeht, hilft und dieses Lied des Lobes singt. Wenn eine Frau schwanger wird, bleibt sie Frau, aber sie ist nicht mehr nur Frau: sie ist Mutter. Und die Hoffnung hat etwas davon. Sie ändert unsere Haltung. Wir sind wir, aber wir sind nicht wir; wir sind wir und suchen das Darüberhinaus, die Verankerung im Darüberhinaus.

Santa Marta, 29.10.

 

Alle „Worte von Franziskus an die Pilger 2014“ hier

Ziel der Wallfahrt
ist die Erneuerung des Liebesbündnisses
in seiner missionarischen und einheitsstiftenden Gestaltungskraft
– nach innen als Erneuerung der Schönstatt-Familie,
nach außen in der Gestaltung einer Bündniskultur.

Arbeitsdokument 2014

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