Veröffentlicht am 2012-01-24 In Leben im Bündnis

Überrascht uns das?

Margaret Steinhage Fenelon. „Wie konnte das passieren? Du bist so jung!“ Nach meiner Herzoperation habe ich diesen Kommentar in den vergangenen Wochen wieder und wieder gehört. Ich gebe zu, dass es uns alle unvorbereitet erwischt hat, mich selbst eingeschlossen; es kam so plötzlich, wie aus dem Nichts – und ich bin tatsächlich ein bisschen jung dafür. Es hat sogar meine Ärzte überrascht. Komisch, gestern Abend unterhielt ich mich mit jemandem aus der Schönstattfamilie, der mehrere Herzoperationen hinter sich hat einschließlich der Implantation eines Defibrillators und eines Herzschrittmachers. Er ließ mich meine Hand auf seine Brust legen, so dass ich das kleine mechanische Wunderwerk fühlen konnte. Obwohl er fast zwanzig Jahre älter ist als ich, dachte ich bei mir, „Wie kann das sein? Er ist noch so jung!“ In diesem Moment ging mir auf, dass im Liebesbündnis Alter relativ ist.

Liebesbündnismäßig spielt unser Alter keine Rolle, so wenig wie unsere körperliche Verfassung, Gesellschaftsschicht, Lebensstil, Gliederung oder Aufgabenbereich in der Bewegung. Schließlich kümmert sich die MTA nicht wirklich um diese Dinge; sie kümmert sich um unsere Herzen. Unsere Herzen möchte sie erobern, bedingungslos, ungeteilt. Alle möchte sie gewinnen, und sie wird alles dafür tun, wenn wir nur offen sind für ihre Gnade und die Wunder, die sie für uns bereithält. Die Gottesmutter nimmt unser Liebesbündnis ernst, das wird uns immer mehr klar, wenn wir selbst es ernst nehmen. Wenn wir das Liebesbündnis schließen, werden wir für immer ihre Kinder, in diesem Sinne „werden wir nie erwachsen“.

Ganz gleich, wozu wir berufen sind, wir werden nie allein davor stehen

Ende November hatte ich eine Not-Angioplastie und bekam einen Stent in eine Koronararterie eingesetzt. Einige Leute gehen mir jetzt aus dem Weg, sie sind eingeschüchtert. Ich erinnere sie an ihre eigene Sterblichkeit und die Möglichkeit, sie könnten auch zu einem solchen Fiat aufgefordert sein. Ich kann verstehen wie sie sich fühlen; mir ging es selbst auch schon so. Es ist eine Sache, das Pauluswort zu hören vom Ergänzen, was am Leiden Christi noch fehlt, eine andere Sache, in der Realität davor zu stehen, wenn es einen selbst betrifft oder einen unserer Lieben. Es ist eine Sache, zu versprechen, unserem Bündnis treu zu bleiben bis zum bitteren Ende; eine andere Sache ist es, daran zu denken, dass das bittere Ende näher kommt und dann standhaft zu bleiben. Menschen wie ich, die gerufen wurden, ohne dass die körperliche Verfassung das erwarten lässt, machen andere darauf aufmerksam, dass auch sie in jedem Augenblick ähnlich gerufen werden könnten.

Aber, jetzt kommt das Gute daran: Was es auch sein mag, wir brauchen es nicht allein oder mit eigener Kraft zu schaffen. Das ist das nicht zu erklärende, verblüffend Schöne am Liebesbündnis! Vor Jahren, als ich eine anders geartete, sehr schwierige Situation durchmachte, sagte Pater Carlos Boskamp zu mir in seinem liebenswerten ausgeprägten Deutsch-Latino-Akzent: “Vat you sink when you make the Covenant of Love?” – (Was denkst du, wenn du das Liebesbündnis schließt?) Damals war ich jung und neu im Liebesbündnis, und so gab ich zu, ich wüsste es nicht. P. Carlos erklärte mir, dass wir uns im Liebesbündnis nicht nur mit unserer MTA verbinden, sondern mit jeder anderen Person, die jemals das Bündnis geschlossen hat und jemals schließen wird. Und außerdem bekämen wir das Recht, ihre Beiträge zum Gnadenkapital in Anspruch zu nehmen. Das muss man mal ins Herz sinken lassen und eine Weile darüber nachdenken. Es ist einfach absolut überwältigend, oder?

Natürlich. Ich habe das Liebesbündnis geschlossen

Und doch weiß ich, dass es absolut wahr ist. Als ich die Diagnose vom Zustand meines Herzens bekam, hatte ich einen Augenblick des Schreckens und der Angst. Dann, fast unmittelbar darauf, kam ein Moment des vollständigen Begreifens und der Hingabe. Die Worte, die mir kamen, waren: „Natürlich! Ich habe das Liebesbündnis geschlossen!“ Das kam auf keinen Fall von mir, das kann ich versichern. Ich bin von Natur aus ein ziemlicher Feigling. Nein, das kam allein von den Verdiensten der Kinder des Bündnisses, mit denen ich verbunden bin in alle Ewigkeit und ihren Beiträgen zum Gnadenkapital. Ihre Gnaden ermöglichten mir, vollkommen im Frieden zu sein in dem ganzen Vorgang, obwohl ich wusste, dass die Sache leicht auch ganz anders enden könnte.

Das kenne ich aus den Geschichten anderer Bündniskinder. Autounfälle, Arbeitsunfälle, Krebs, wirtschaftlicher Ruin, Geburtskrisen, Krankheiten, Naturkatastrophen, lebensbedrohliche Infektionen … und so weiter. Die Kreuze unterscheiden sich, doch die Antwort ist die gleiche: „Natürlich! Ich habe das Liebesbündnis geschlossen!“ Ich habe gesehen, wie aus ganz gewöhnlichen Leuten ganz ungewöhnliche Helden wurden angesichts des Unglücks, alles wegen ihrer Treue zur MTA, und wegen der Treue der MTA zu ihnen im Bündnis der Liebe. Und versprochen: Wer zu einem solchen Opfer gerufen ist, wird mit dem gleichen Frieden und der gleichen Entschlossenheit erfüllt werden.

Aufs Höchste steigern

Ein Zitat von Pater Kentenich kommt mir in den Sinn. 1915 schrieb er eine Änderung zur Ersten Gründungsurkunde (18.Oktober 1914). Er sprach zu den jungen Sodalen (Kongregationsmitgliedern) über Selbstheiligung. Er sagte: „Glaubt nicht, dass es in der heutigen ernsten und großen Zeit, wenn gigantische Entscheidungen gefällt werden, etwas Außergewöhnliches ist, wenn ihr die Anforderungen an euch aufs Höchste steigert.“

Rund um uns herum gibt es gigantische Entscheidungen – in unserer Schönstattfamilie, in unserer Kirche, in unserem Land, und auch in unseren eigenen Gemeinschaften und Familien. In den Spuren unseres Gründers sollten wir nicht glauben, es wäre etwas Außergewöhnliches, unser Streben aufs Höchste zu steigern, selbst wenn es bedeutet, der Realität unserer eigenen Sterblichkeit oder der Sterblichkeit eines uns Nahestehenden gegenüberzustehen.

Nach meiner Operation schrieb mir ein guter Freund, ich brächte ihm den Ernst des Liebesbündnisses in Erinnerung, wie weit wir tatsächlich gehen müssen. Ja, im Bündnis sind wir aufgefordert, weit zu gehen, vielleicht weiter als wir uns je vorstellen konnten. Allerdings, wie weit wir auch gehen sollen; die Gottesmutter wird weiter gehen. Das wird die fantastischsten Segnungen und Wunder einschließen wie auch die traurigsten Momente und schwersten Kreuze. So oder so, wir können mit freudiger Erwartung in die Zukunft schauen, weil wir wissen, was auch immer auf uns zukommen wird, wir werden dabei nicht allein sein. Je mehr gefordert wird, desto mehr wird uns geschenkt. Warum sollten wir überrascht sein?

 

Übersetzung: Gerti Lehnen, Deutschland

1 Responses

  1. Irmhild Peters sagt:

    Liebe Marge,
    danke für Ihr "Liebesbündnis-Zeugnis"! Aus diesen Zeilen höre ich Sie sprechen, so wie Sie es in Ihrem Zuhause bei den Milwaukee-Pilgern machten. Ich wünsche Ihnen viel Gnade und Kraft und die erfahrbare Geborgenheit bei Vater.
    Ihre Irmhild Peters

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