Veröffentlicht am 2013-12-05 In Franziskus - Initiativen und Gesten

Evangelii Gaudium in Sätzen

org. Evangelii Gaudium, die “Freude des Evangeliums” zeichnet die Kirche, die Papst Franziskus möchte. Papst Franziskus hat dieses Apostolische Schreiben als Schlussbemerkung zur Bischofssynode vom Oktober 2012 verfasst, in der die Bischöfe der Welt zusammengekommen waren, um darüber zu reden, wie das Evangelium in der Welt von heute verkündet werden kann. „Die  innige und tröstliche Freude der Verkündigung des Evangeliums“, so bezeichnet  Franziskus im Vorwort seines Apostolischen Schreibens Mission und Verkündigung der Evangelisierung.  „Das Gute neigt immer dazu, sich mitzu­teilen. Jede echte Erfahrung von Wahrheit und Schönheit sucht von sich aus, sich zu verbrei­ten, und jeder Mensch, der eine tiefe Befreiung erfährt, erwirbt eine größere Sensibilität für die Bedürfnisse der anderen. Wenn man das Gute mitteilt, fasst es Fuß und entwickelt sich“, so Franziskus weiter. Und das tun wir. Indem wir 10 Sätze aus dem Apostolischen Schreiben, dem ersten großen Dokument des Pontifikates von Franziskus, ausgesucht im Licht der Botschaft 2014, verbreiten… und einladen zum Weitersagen.

Die Freude des Evangeliums erfüllt das Herz und das gesamte Leben derer, die Jesus begegnen. Diejenigen, die sich von ihm retten lassen, sind befreit von der Sünde, von der Traurigkeit, von der inneren Leere und von der Vereinsamung. Mit Jesus Christus kommt immer – und immer wieder – die Freude.(1)

Wenn das innere Leben sich in den eigenen Interessen verschließt, gibt es keinen Raum mehr für die anderen, finden die Armen keinen Einlass mehr, hört man nicht mehr die Stimme Gottes, genießt man nicht mehr die innige Freude über seine Liebe, regt sich nicht die Begeisterung, das Gute zu tun. Auch die Gläubigen laufen nachweislich und fortwährend diese Gefahr. Viele erliegen ihr und werden zu gereizten, unzufriedenen, empfindungslosen Menschen. Das ist nicht die Wahl eines würdigen und erfüllten Lebens, das ist nicht Gottes Wille für uns, das ist nicht das Leben im Geist, das aus dem Herzen des auferstandenen Christus hervorsprudelt. (2)

Das Gute neigt immer dazu, sich mitzuteilen. Jede echte Erfahrung von Wahrheit und Schönheit sucht von sich aus, sich zu verbreiten, und jeder Mensch, der eine tiefe Befreiung erfährt, erwirbt eine größere Sensibilität für die Bedürfnisse der anderen. Wenn man das Gute mitteilt, fasst es Fuß und entwickelt sich. Darum gibt es für jeden, der ein würdiges und erfülltes Leben zu führen wünscht, keinen anderen Weg, als den anderen anzuerkennen und sein Wohl zu suchen.. (9)

»Die Missionstätigkeit stellt auch heute noch die größte Herausforderung für die Kirche dar«, und so »muss das missionarische Anliegen das erste sein«. Was würde geschehen, wenn wir diese Worte wirklich ernst nehmen würden? Wir würden einfach erkennen, dass das missionarische Handeln das Paradigma für alles Wirken der Kirche ist. Auf dieser Linie haben die lateinamerikanischen Bischöfe bekräftigt: »Wir können nicht passiv abwartend in unseren Kirchenräumen sitzen bleiben« und die Notwendigkeit betont, »von einer rein bewahrenden Pastoral zu einer entschieden missionarischen Pastoral überzugehen«. Diese Aufgabe ist weiterhin die Quelle der größten Freuden für die Kirche: »Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren« (Lk 15,7). (15)

Die Freude aus dem Evangelium, die das Leben der Gemeinschaft der Jünger erfüllt, ist eine missionarische Freude. Die zweiundsiebzig Jünger, die voll Freude von ihrer Sendung zurückkehren, erfahren sie (vgl. Lk 10,17). Jesus erlebt sie, als er im Heiligen Geist vor Freude jubelt und den Vater preist, weil seine Offenbarung die Armen und die Kleinsten erreicht (vgl. Lk 10,21). Voll Verwunderung spüren sie die Ersten, die sich bekehren, als am Pfingsttag, in der Predigt der Apostel, »jeder sie in seiner Sprache reden« hört (Apg 2,6). Diese Freude ist ein Zeichen, dass das Evangelium verkündet wurde und bereits Frucht bringt. Aber sie hat immer die Dynamik des Aufbruchs und der Gabe, des Herausgehens aus sich selbst, des Unterwegsseins und des immer neuen und immer weiteren Aussäens. Der Herr sagt: »Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen!« (Mk 1,38). Wenn der Same an einem Ort ausgesät ist, hält Jesus sich dort nicht mehr auf, um etwas besser zu erklären oder um weitere Zeichen zu wirken, sondern der Geist führt ihn, zu anderen Dörfern aufzubrechen. (21)

Diese Weltlichkeit kann besonders aus zwei zutiefst miteinander verbundenen Quellen gespeist werden. Die eine ist die Faszination des Gnostizismus, eines im Subjektivismus eingeschlossenen Glaubens, bei dem einzig eine bestimmte Erfahrung oder eine Reihe von Argumentationen und Kenntnissen interessiert, von denen man meint, sie könnten Trost und Licht bringen, wo aber das Subjekt letztlich in der Immanenz seiner eigenen Vernunft oder seiner Gefühle eingeschlossen bleibt. Die andere ist der selbstbezogene und prometheische Neu-Pelagianismus derer, die sich letztlich einzig auf die eigenen Kräfte verlassen und sich den anderen überlegen fühlen, weil sie bestimmte Normen einhalten oder weil sie einem gewissen katholischen Stil der Vergangenheit unerschütterlich treu sind. Es ist eine vermeintliche doktrinelle oder disziplinarische Sicherheit, die Anlass gibt zu einem narzisstischen und autoritären Elitebewusstsein, wo man, anstatt die anderen zu evangelisieren, sie analysiert und bewertet und, anstatt den Zugang zur Gnade zu erleichtern, die Energien im Kontrollieren verbraucht. In beiden Fällen existiert weder für Jesus Christus noch für die Menschen ein wirkliches Interesse. Es sind Erscheinungen eines anthropozentrischen Immanentismus. Es ist nicht vorstellbar, dass aus diesen schmälernden Formen von Christentum eine echte Evangelisierungsdynamik hervorgehen könnte. (94)

Dieses Heil, das Gott verwirklicht und das die Kirche freudig verkündet, gilt allen, und Gott hat einen Weg geschaffen, um sich mit jedem einzelnen Menschen aus allen Zeiten zu vereinen. Er hat die Wahl getroffen, sie als Volk und nicht als isolierte Wesen zusammenzurufen.Niemand erlangt das Heil allein, das heißt weder als isoliertes Individuum, noch aus eigener Kraft. Gott zieht uns an, indem er den vielschichtigen Verlauf der zwischenmenschlichen Beziehungen berücksichtigt, den das Leben in einer menschlichen Gemeinschaft mit sich bringt. Dieses Volk, das Gott sich erwählt und zusammengerufen hat, ist die Kirche. Jesus sagt den Aposteln nicht, eine exklusive Gruppe, eine Elitetruppe zu bilden. Jesus sagt: »Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern« (Mt 28,19)Der heilige Paulus bekräftigt, dass es im Volk Gottes »nicht mehr Juden und Griechen [gibt] … denn ihr alle seid „einer“ in Christus Jesus« (Gal 3,28). Zu denen, die sich fern von Gott und von der Kirche fühlen, würde ich gerne sagen: Der Herr ruft auch dich, Teil seines Volkes zu sein, und er tut es mit großem Respekt und großer Liebe! (113)

Die Verkündigung an die Welt der Kultur schließt auch eine Verkündigung an die beruflichen, wissenschaftlichen und akademischen Kulturen ein. Es geht um die Begegnung zwischen dem Glauben, der Vernunft und den Wissenschaften, die anstrebt, ein neues Gespräch über die Glaubwürdigkeit zu entwickeln, eine ursprüngliche Apologetik,109 die helfen soll, die Voraussetzungen zu schaffen, damit das Evangelium von allen gehört wird. Wenn einige Kategorien der Vernunft und der Wissenschaften in die Verkündigung der Botschaft aufgenommen werden, dann werden ebendiese Kategorien Werkzeuge der Evangelisierung; es ist das in Wein verwandelte Wasser.Wenn dies einmal aufgenommen ist, wird es nicht nur erlöst, sondern bildet ein Werkzeug des Geistes, um die Welt zu erleuchten und zu erneuern. (132)

Wir haben gesagt, dass das Volk Gottes durch das ständige Wirken des Geistes in ihm fortwährend sich selber evangelisiert. Was bringt diese Überzeugung für den Prediger mit sich? Sie erinnert uns daran, dass die Kirche Mutter ist und zum Volk so predigt wie eine Mutter, die zu ihrem Kind spricht im Bewusstsein, dass das Kind darauf vertraut, dass alles, was sie es lehrt, zu seinem Besten ist, denn es weiß sich geliebt. Außerdem weiß die gute Mutter alles anzuerkennen, was Gott in ihr Kind hineingelegt hat, hört seine Sorgen an und lernt von ihm. Der Geist der Liebe, der in einer Familie herrscht, leitet die Mutter ebenso wie das Kind in ihren Gesprächen, wo gelehrt und gelernt wird, wo man korrigiert und das Gute würdigt; und so geschieht es auch in der Homilie. Der Heilige Geist, der die Evangelien inspiriert hat und der im Volk Gottes wirkt, inspiriert auch die rechte Art, wie man auf den Glauben des Volkes hören muss und wie man in jeder Eucharistie predigen muss. Die christliche Predigt findet daher im Herzen der Kultur des Volkes eine Quelle lebendigen Wassers, sei es, um zu wissen, was sie sagen soll, sei es, um die angemessene Weise zu finden, es zu sagen. Wie es uns allen gefällt, wenn man in unserer Muttersprache mit uns spricht, so ist es auch im Glauben: Es gefällt uns, wenn man im Schlüssel der „mütterlichen Kultur“, im Dialekt der Mutter zu uns spricht (vgl. 2 Makk 7,21.27), und das Herz macht sich bereit, besser zuzuhören. Diese Sprache ist eine Tonart, die Mut, Ruhe, Kraft und Impuls vermittelt. (139)

Einen himmlischen Vater zu bekennen, der jeden einzelnen Menschen unendlich liebt, schließt die Entdeckung ein, dass er »ihm dadurch unendliche Würde verleiht«141. Bekennen, dass der Sohn Gottes unser menschliches Fleisch angenommen hat, bedeutet, dass jeder Mensch bis zum Herzen Gottes erhöht worden ist. Bekennen, dass Jesus sein Blut für uns vergossen hat, hindert uns, auch nur den kleinsten Zweifel an der grenzenlosen Liebe zu bewahren, die jeden Menschen adelt. Seine Erlösung hat eine soziale Bedeutung, denn »Gott erlöst in Christus nicht nur die Einzelperson, sondern auch die sozialen Beziehungen zwischen den Menschen«. Bekennen, dass der Heilige Geist in allen wirkt, schließt die Erkenntnis ein, dass er in jede menschliche Situation und in alle sozialen Bindungen einzudringen sucht: »Der Heilige Geist verfügt über einen für den göttlichen Geist typischen unendlichen Erfindungsreichtum und findet die Mittel, um die Knoten der menschlichen Angelegenheiten zu lösen, einschließlich der der kompliziertesten und undurchdringlichsten.« Die Evangelisierung versucht, auch mit diesem befreienden Wirken des Geistes zusammen zu arbeiten. Das Geheimnis der Trinität selbst erinnert uns daran, dass wir nach dem Bild der göttlichen Gemeinschaft erschaffen sind, weshalb wir uns nicht selber verwirklichen, noch von uns aus retten. Vom Kern des Evangeliums her erkennen wir die enge Verbindung zwischen Evangelisierung und menschlicher Förderung, die sich notwendig in allem missionarischen Handeln ausdrücken und entfalten muss.(178)

Aus unserem Glauben an Christus, der arm geworden und den Armen und Ausgeschlossenen immer nahe ist, ergibt sich die Sorge um die ganzheitliche Entwicklung der am stärksten vernachlässigten Mitglieder der Gesellschaft.(186)

 

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