Veröffentlicht am 2014-09-18 In Franziskus - Botschaft

Der Heilige Geist überwindet alle Schranken, auch die Versuchung, sich in sich selbst zu verschließen

org. Papst Franziskus hat am 17. September 2014 auf dem Petersplatz vor Tausenden von Gläubigen und Pilgern gesagt, dass die Kirche „katholisch ist, weil sie universal ist: Sie hat die Mission, die Frohe Botschaft der Liebe Gottes bis an die Enden der Erde zu bringen, alle zu lehren, was für die Erlösung notwendig ist. Und sie ist apostolisch, weil sie missionarisch ist: wie die Apostel und in Weiterführung ihres Auftrags ist sie ausgesandt, das Kommen des Herrn zu verkünden und seine Worte zu begleiten mit den Zeichen der Zärtlichkeit und der Macht Gottes.“ Franziskus erklärte: „Die universale und missionarische Kirche rechnet mit dem Beistand des Heiligen Geistes, der sie ständig aus sich herausgehen zur Begegnung mit den Brüdern und in den Sprachen der ganzen Welt sprechen lässt, um allen die Freude des Auferstandenen mitzuteilen.“ – „Stellen wir uns eine Gruppe von Christen vor, die folgendes machen: ‚Wir sind die Auserwählten, nur wir’… am Ende sterben die. Sie sterben zuerst in der Seele, dann im Körper, weil sie kein Leben haben, weil sie nicht fähig sind, in anderen Menschen, in anderen Völkern Leben zu wecken. Sie sind nicht apostolisch.“

Vollständiger Text der Katechese von Papst Franziskus am 17.9.2014

Die katholische und apostolische Kirche

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag.

Im Rahmen der heutigen Katechese wollen wir unsere Katechesenreihe über die Kirche fortsetzen. Wenn wir unseren Glauben bezeugen, so bezeichnen wir die Kirche als „katholisch“ und „apostolisch“. Worin besteht jedoch die tatsächliche Bedeutung dieser beiden Worte, dieser beiden für die Kirche charakteristischen Bezeichnungen? Und welchen Wert haben sie für die christlichen Gemeinden und jeden von uns?

1. Katholisch bedeutet universal. Eine vollständige und klare Definition liefert uns einer der Kirchenväter der ersten Jahrhunderte, der hl. Cyrill von Jerusalem, mit den folgenden Worten: „Zweifellos ist der Grund für die Bezeichnung der Kirche als katholisch und daher universal der Umstand, dass sie vom einen bis zum anderen Ende der Erde überall verbreitet ist;  ferner lehrt sie universell und ohne Abfall alle Wahrheiten lehrt, die der Kenntnis der Menschen zugänglich werden sollen. Dies betrifft sowohl die himmlischen als auch die irdischen Dinge“ (Katechese XVIII., 23; eigene Übersetzung).

Ein offensichtliches Zeichen der Katholizität der Kirche ist der Umstand, dass sie alle Sprachen spricht. Und dabei handelt es sich um nichts anderes als um die Wirkung des Pfingstereignisses (vgl. Apg. 2,1-13): So hat der Heilige Geist die Apostel und die gesamte Kirche in die Lage versetzt, bis an die Grenzen der Erde alle Menschen die frohe Botschaft des Heils und der Liebe Gottes vernehmen zu lassen. So ist die Kirche ihrem Ursprung nach „katholisch“, das heißt „symphonisch“. Sie kann daher in ihrem Entwurf hin nur katholisch und auf die Evangelisierung und die Begegnung mit allen ausgerichtet sein. Das Wort Gottes kann heute in allen Sprachen gelesen werden, denn alle verfügen über ein Evangelium in ihrer Sprache. Ich möchte nun einen Gedanken  wiederholen: Es ist immer gut, ein kleines Evangelium bei uns in der Tasche oder der Handtasche zu tragen und während des Tages einen Absatz daraus zu lesen. Das tut uns gut. Das Evangelium ist in allen Sprachen verbreitet, denn die Kirche, die Verkündigung Jesu Christi, des Erlösers, geschieht in aller Welt. Die Bezeichnung der Kirche als katholisch rührt somit daher, dass sie universell ist.

2. Wenn die Kirche ihrem Ursprung nach katholisch ist, so bedeutet dies, dass sie ihrem Ursprung nach „hinausgehend“ und missionarisch ist. Wenn die die Apostel im Abendmahlssaal geblieben wären, anstatt hinauszugehen und das Evangelium zu verkündigen, so wäre die Kirche nur die Kirche jenes Volkes, jener Stadt, jenes Abendmahlssaals. Ab dem Zeitpunkt der Geburt der Kirche sind jedoch alle in die Welt hinausgegangen, da der Heilige Geist auf sie herabgekommen ist. Aus diesem Grund ist die Kirche ihrem Ursprung nach „hinausgehend“ und somit missionarisch. Dies drücken wir aus, wenn wir sie als „apostolisch“ bezeichnen, denn ein Apostel überbringt die frohe Botschaft von der Auferstehung Jesu.  Dieser Begriff erinnert uns daran, dass die Kirche auf dem Fundament der Apostel steht und eine Kontinuität mit ihnen bildet – die Apostel sind es, die hinausgingen und neue Kirchen gründeten, neue Bischöfe kreierten und dies innerhalb der Kontinuität in aller Welt getan haben. Heute stehen wir alle in Kontinuität mit jener Gruppe von Aposteln, die den Heiligen Geist empfangen haben und dann „hinausgingen“ um zu predigen. Er wurde gesandt, um, begleitet von den Zeichen der Zärtlichkeit und der Macht Gottes, diese Verkündigung des Evangeliums an alle Menschen heranzutragen. Auch dies geht auf das Pfingstereignis zurück: So überwindet der Heilige Geist jeden Widerstand, jede Versuchung eines Sich-In-Sich-Selbst-Verschließens weniger Auserwählter und der Betrachtung als einzige Empfänger des Segens Gottes. Wenn einige Christen dies tun und sagen: „Wir sind die Auserwählten, nur wir“, so werden sie am Ende sterben. Zuerst stirbt ihre Seele, dann ihr Leib, da sie ohne Leben sind und kein Leben, keine neuen Menschen, keine neuen Völker hervorbringen können: Sie sind nicht apostolisch. Gerade der Geist führt uns zur Begegnung mit den Brüdern, auch mit dem in jeder Hinsicht am weitesten entfernten, sodass sie mit uns die Liebe, den Frieden und die Freude teilen können, die uns der auferstandene Herr als Geschenk hinterlassen hat.

3. Welche Konsequenzen ergeben sich für unsere Gemeinden und für einen jeden von uns aus der Zugehörigkeit zu einer katholischen und apostolischen Kirche? Vor allem bedeutet diese, sich das Heil der gesamten Menschheit  zu Herzen zu nehmen, dem Schicksal zahlreicher unserer Brüder nicht gleichgültig oder unberührt gegenüberzustehen, sondern ihnen gegenüber offen und solidarisch zu sein. Darüber hinaus bedeutet es, von einem Sinn für die Fülle, die Vollständigkeit und die Harmonie des christlichen Lebens erfüllt zu sein und  parteiische und einseitige Positionen, die uns in uns selbst verschließen, abzulehnen.

Die Zugehörigkeit zur apostolischen Kirche entspricht dem Bewusstsein, dass unser Glaube in der Verkündigung und dem Zeugnis der Apostel Jesu verankert ist – er ist dort verankert, er ist eine lange Kette, deren Anfang dort zu suchen ist -; daher sollen wir uns stets dazu gesandt und beauftragt fühlen, in Gemeinschaft mit den Nachfolgern der Apostel mit von Freude erfüllten Herzen Christus und seine Liebe zur gesamten Menschheit zu verkündigen. An dieser Stelle möchte ich an das heroische Leben vieler, vieler Missionare und Missionarinnen erinnern, die ihre Heimat zurückgelassen haben, um das Evangelium in anderen Ländern und anderen Kontinenten zu verkündigen. Von einem recht intensiv in Amazzonien tätigen brasilianischen Kardinal erfuhr ich, dass ihn jede Reise an einen Ort, in ein Land oder eine Stadt in Amazzonien an den Friedhof führt. Dort sieht er die Gräber dieser Missionare, Priester, Brüder und Schwestern, die zur Predigt des Evangeliums von ihnen braucht aufgebrochen sind: Aposteln. Und sein Gedanke lautet: Sie alle können jetzt kanonisiert werden. Sie haben für die Verkündigung Jesu Christi alles zurückgelassen. Danken wir dem Herrn für die vielen Missionare und Missionarinnen in unserer Kirche, von denen noch mehr benötigt werden! Danken wir dem Herrn dafür. Vielleicht befindet sich jemand unter den vielen jungen Menschen, den hier anwesenden Burschen und Mädchen. Wenn jemand Missionar werden will, vorwärts! Es ist schön, das Evangelium Jesu zu überbringen. Möge er mutig sein!

Bitten wir nun den Herrn, in uns das Geschenk seines Geistes zu erneuern, auf dass jede christliche Gemeinde und jeder Getaufte zu einem Ausdruck der heiligen Mutter der katholischen und apostolischen Kirche werde.

Worte des Papstes über die Reise nach Albanien:

Am kommenden Sonntag werde ich mich mit der Hilfe Gottes nach Albanien begeben. Ich habe mich zu dem Besuch dieses Landes entschlossen, da es unter einem furchtbaren atheistischen Regime sehr gelitten hat und nun ein friedliches Zusammenleben zwischen den verschiedenen religiösen Komponenten verwirklicht. Ich richte nun einen zärtlichen Gruß an das albanische Volk und danke für die Vorbereitung dieses Besuches. Ich bitte alle um ihre Begleitung im Gebet auf die Fürsprache der Mutter Gottes vom Guten Rat hin. Danke.

Quelle: Zenit. Aus dem Italienischen übersetzt von Sarah Fleissner


Traducción del italiano: María Cecilia Mutual, Griselda Mutual – Radio Vaticana

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