Veröffentlicht am 2012-03-03 In Allgemein

Das Urheiligtum im März

Agathe Hug. Der Monat Februar ließ einen Blick zu auf die rein räumliche Gestaltung des Urheiligtums. Boden, Wände, Heizung. Der Monat März lädt dazu ein, die Figuren im Urheiligtum in den Blick zu nehmen.

 

 

 

Logischerweise steht am 19. März immer wieder die Statue des heiligen Josef im Mittelpunkt:

19. März         1927
Die Marienschwestern stellen auf das linke Eckschränkchen eine Statue des heiligen Josef – der heilige Aloysius wird auf das rechte Eckschränkchen gestellt; die Figur des heiligen Johannes Berchmans wird entfernt; ihre weitere Verwendung ist unklar.

(Klammersatz: Haben Sie sich auch schon mal gefragt, wie der heilige Aloysius in die Gründungsurkunde kommt? Wie Pontius Pilatus ins Credo? Nein, natürlich nicht. In der Gründungsurkunde spricht Pater Kentenich ja vom zweiten Patron, dem heiligen Aloysius. Aloysius wurde aus der jesuitischen Tradition heraus Patron der Marianischen Kongregationen. Er gehörte sozusagen zum pädagogischen System. Es gab die aloysischen Sonntage im Juni und zwar die sechs Sonntage nach dem 21. Juni. Diese Sonntage wurden mit unterschiedlichem Brauchtum begangen – mit Predigten und Andachten, Beichte, Kommunion und so weiter – für die Jugend.

Zum Vorbild für die Jugend wurde Aloysius, der Sohn eines Markgrafen, weil er schon mit 17 Jahren in den Jesuitenorden eintrat, mit 23 Jahren in Rom an der Pest verstarb und schon 14 Jahre nach seinem Tod am 19. Oktober 1605 durch Papst Paul V. selig gesprochen wurde. Am 31. Dezember 1726 wurde er zusammen mit einem weiteren Jesuiten-Novizen, Stanislaus Kostka, durch Papst Benedikt XIII. heiliggesprochen. Derselbe Papst erklärte ihn im Jahre 1729 zum Schutzheiligen für junge Studenten. Im Jahre 1926 wurde er von Pius XI. zum Schutzheiligen der christlichen Jugend erklärt. Er war Patron der Pestopfer und ist heute auch der Patron der AIDS-Kranken.)

Als Nachklang auf die Seligsprechung Vinzenz Pallottis (22.01.1950) wurde ein Jahr später (am 21.01.1951) im Urheiligtum anstelle der bisherigen Statue des hl. Aloysius eine Pallottigruppe aufgestellt. Deren Symbolsprache befriedigte nie ganz, da sie den Betrachter leicht in die Irre führen kann, indem sie Pallotti in übertriebenem Maße eine geschichtlich nie dagewesene Funktion für das Heiligtum zuzuweisen scheint. Eine Marienschwester hatte zur selben Zeit eine andere Pallottifigur geschaffen, die jedoch im Urheiligtum nicht zum Einsatz kam. Diese Figur hatte Pater Kentenich im Blick, als er 1949 auf einer Schallplatte aus Südamerika die Ankündigung der Aufstellung einer Pallottigruppe anstelle der Aloysiusstatue machte, welche die Tradition des neuen Schönstatt besser zur Darstellung bringt.

19. Mär           1953
Am Fest des heiligen Josef wird durch die Pallottiner-Brüder eine Darstellung des heiligen Josef als Schutzherr der Kirche aufgestellt; sie ersetzt die bisherige Statue des heiligen Josef, die mit den Marienschwestern auf Berg Schönstatt geht (man stelle sich das mal bildlich vor: der heilige Josef zieht in Prozession aus dem Urheiligtum aus, um dem nächsten heiligen Josef Platz zu machen) und später dort im Heiligtum der Schwestern Aufstellung findet.

25. März / 09. April                    1934
Der diskutierte neue Altar (mit zwei Anbetungsengeln und einer neuen Holzkrone für die Gottesmutter) und eine neue Kommunionbank werden im Heiligtum aufgestellt. Auf den alten Bildern ist ja das MTA-Bild einfach vorne an der Wand im Chorraum hängend zu sehen.

Der 9. April spielt hier deswegen eine Rolle, weil der Provinzial, Pater Baumann, dem Kapellchen am 9.4.1934 die kirchliche Weihe auf den Titel der Mutterschaft Mariens gab. Patronatsfest wird der 11. Oktober, so dass eine jährliche feierliche Oktav vom 11.10. bis 18.10. gefeiert werden kann. – (Als Einweihungstag war ursprünglich das Fest Mariä Verkündigung [25.3.] geplant, das 1934 aber auf den Palmsonntag gefallen wäre und deswegen auf den Montag nach dem Weißen Sonntag verlegt wurde.) Zur Einweihung existieren zwei Berichte:

http://urheiligtum.de/DE/01-Werden/05-1920_- 934/12-1934_Einweihung_des_Altars.html
http://urheiligtum.de/DE/01-Werden/05-1920_-_1934/11-1934_Erinnerungen_von_Pater_Kolb.html

Im Januar 1935, also fast ein Jahr, nachdem der neue Altar im Urheiligtum seinen Platz gefunden hatte, sagte P. Kentenich, dass jetzt das Innere des Heiligtums kaum mehr eine Veränderung ertragen könne, wenn es für alle Zeiten einen typischen Charakter behalten soll. Eine Veränderung erfährt es trotzdem noch: Zum 12. November 1935 werden die beiden Anbetungsengel durch die Apostelfürsten Petrus und Paulus ersetzt und die Holzkrone der Gottesmutter wird vergoldet. Nun kann man sich fragen: Anbetungsengel rein, Anbetungsengel raus, Apostelfürsten rein … und das in so kurzer Zeit. Warum das denn? Erläutert wird dies auf der Website www.urheiligtum.de an folgender Stelle:

http://urheiligtum.de/DE/01-Werden/06-1934_-_1939/03-1935_Apostelkoenigin_Maria.html

1963 wurde P. Kentenich in Milwaukee nach seiner Einstellung gefragt, was er im Heiligtum als unveränderlich ansehe und was veränderbar sei. In seiner Weisung legte er Wert auf den psychologischen Eindruck, den das Heiligtum ausstrahle. Deswegen sprach er sich dafür aus, dass das Chörchen mit dem Altar in den Filialheiligtümern möglichst nahe dem Urheiligtum nachgebildet werde: zum Verwechseln ähnlich. Im Übrigen aber könne den örtlichen Anliegen und Interessen weitgehend entgegen gekommen werden. Diese Weisheit wird bis heute an den zentralen Filialheiligtümern festgehalten und umgesetzt.

27. März         1961
Pater Fellner segnet die neue Kapellchentüre, die von der Krankenliga eropfert wurde. Während die alte Türe sich nach innen öffnete, geht diese neue Türe jetzt nach außen auf.

März               1951
Der durch die neue Heizung überflüssige Kamin auf dem Urheiligtum wird abmontiert.

21. Mär           1932

Einsturz eines der beiden Türme am Montag der Karwoche. Auch hierzu ist ein Bericht erhalten:

http://urheiligtum.de/DE/01-Werden/05-1920_-_1934/09-1932_Zwei_alte_Tuerme.html

Zu den Fotos

1.      Foto: Das Heiligtum 1934 – Der neue Altar wurde aufgestellt. Auf dem Foto sieht man die beiden Anbetungsengel.

Das Traditionsstück Betschemel hatte der Altarbauer als Teil eines ehemaligen Barockaltars erkannt und in den neuen Altar eingefügt. Da der gestaltete Teil des ehemaligen Betschemels, auch als Kommunionbank genutzt, genau die erwünschte Höhe des Tabernakels aufwies, wurde er als Hintergrund und Umrahmung eines solchen genutzt.

2. Foto: Das Heiligtum am 19. März 1927. Die Marienschwestern schenken dem Urheiligtum eine Statue des Heiligen Josef. Er soll ihnen auch in ihrer wirtschaftlichen Armut helfen.

3. Foto: Einsturz eines „Alten Turmes“ – Am 21. März 1932 stürzt einer der beiden Türme, und zwar der linke, ein. Das Foto wurde 5 Minuten vor dem Einsturz gemacht.

 

Quelle: www.urheiligtum.de

1 Responses

  1. Peter Bosch sagt:

    Danke für diese tiefgehende Unterrichtung welche der Laie aufsaugt wie ein trockener Schwamm.

    Im Gegensatz zu meiner Schwester die ja – damals 15-jährig – nunmehr 55 Jahre sehr eng mit Schönstatt verbunden ist bin ich – erst seit etwa 6 Jahren wieder zuhause. Ich habe zwar am 3.3. 1968 Herrn Pater noch persönlich erleben dürfen, war aber danach, bis auf die letzten Jahre weit weg und habe die Wirkung seines Rats damals, der meinen weiteren Weg beeinflusste erst spät begriffen. Unbewusst habe ich einige Zeit nach dem Gespräch die Weichen richtig gestellt.

    Ich habe in meinem Leben später mit vielen Leuten – auch mit großem Namen – zu tun gehabt. Das Gefühl, dass jemand dieses Charisma hat, so authentisch wirkt wie Herr Pater, hatte ich in dem Umfange nie danach – zuvor sowieso nicht. Diese Augen!

    Als vor wenigen Jahren anlässlich des Kapellenjubiläums in Oberkirch beschlossen wurde, die Heiligen auf Wanderschaft gehen zu lassen während der Renovierung, kam Josef Wieland zu mir mit dem hl. Petrus. Dies für 4 Nächte. Eine große Idee und Ehrung zugleich. Unser Münsterpfarrer heißt Peter wie ich – und dem habe ich nach der ersten Nacht den Petrus in die Sakristei gebracht. Für zwei Nächte. Sehr verblüfft der Gute, "Wieso"?
    "Ich habe vor in Ihrer Pfarrei zu wildern". "Wieso – wollen Sie ein Heiligtum bauen?" "Nein, nur ein paar Ihrer Schäflein nach Schönstatt bringen". Unser Münsterpfarrer ist da heikel in jeder Richtung. Habe den hl. Petrus nach zwei Nächten abgeholt und seither ein näheres Verhältnis zum mittlerweile Dekan.

    Dies als Erlebnis aus der jüngeren Praxis. Aber (Diaspora) ist so schwer. Das hatte auch St. Fridolin, den wir jetzt am 6. feiern damals als viel mehr als Krux.

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