Veröffentlicht am 2016-09-11 In Haus Madre de Tuparenda, Projekte, Werke der Barmherzigkeit

Haus Madre de Tupãrendá ist eröffnet!

PARAGUAY, María Fischer mit Ani Souberlich und Mirta Etchegaray •

„Heute, am Fest Maria Königin, haben wir unser Haus eröffnet! Die Gottesmutter hat uns einen herrlichen Tag geschenkt, einen Tag mit Sonne, Freude und vor allem Hoffnung für viele Jugendliche!  DieDie Jungs waren super glücklich und stolz, als sie sagten: Wir sind im Haus“, so mindestens ebenso stolz Mirta Etchegaray am Abend des 22. August. Doch etwas hat sie noch tiefer ergriffen: „Die noch im Gefängnis sind und davon gehört haben, möchten jetzt schon kommen – das geht mir ganz tief!  Die Herausforderung und Verantwortung sind riesig. Aber ich bin sicher, ganz sicher, dass dies ein Werk Gottes ist.“

Fundaprova (Verein zur Förderung von Werten und Gewaltprävention) als Rechtträger hat das Berufsbildungszentrum „Casa Madre de Tupãrendá“ eröffnet, das jugendlichen Ex-Häftlingen eine Berufsausbildung ermöglicht mit dem Ziel der Wiedereingliederung in die Gesellschaft.  Vertreter des Justizministeriums und von Fundaprova kamen zur Einweihung dieses Zentrums zur Wiedereingliederung von Jugendlichne und jungen Erwachsene bis zum Alter von 20 Jahren, der Casa Madre de Tuparenda in der Nähe von Ypacaraí. Jugendliche, die in irgendeinem Moment ihres Lebens im Gefängnis waren, können dort aufgenommen werden. Der Anfang wird mit einer Gruppe von 20 Jugendlichen gemacht, die hier Bäckerhandwerk und Gartenbau erlernen können; für ihre Arbeit erhalten sie eine Entlohnung. Die einzigen Anforderungen sind dabei, auf eigene Initiative zum Zentrum zu kommen und einen Brief zu schreiben, in dem sie ihr Interesse daran, dort aufgenommen zu werden.

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Was vom Heiligen Jahr der Barmherzigkeit bleibt

Früh am Morgen des 22. August kamen die ersten Mitglieder von Fundaprova, Vertreter des Justizministeriums, Schönstätter und viele der immer mehr Mitarbeiter von Marias großem Werk im Schatten des Heiligtums: eines Hauses, wo die ärmsten Jugendlichen einen Beruf erlernen und sich angenommen und geliebt erleben können. Bevor das symbolische Band in den Landesfarben Paraguays durchschnitten wurde, dankte Pater Pedro Kühlcke, Initiator dieses Werkes, das aus seinen Besuchen im Jugendgefängnis in der Nähe von Tupãrendá, für alle Hilfe und bat, auch weiterhin mitzuwirken, weil die Jugendlichen und die Mitarbeiter Hilfe brauchen – im Gebet und finanziell.

Anschließend vollzog Bischof Giménez von Caácupé die Segnung jedes Raumes im Haus, des Speisesaales, der Bäckerei und schließlich des Gewächshauses. Auf dem Weg dorthin zogen alle an dem einfachen Bildstock vorbei, dem ersten „Bauwerk“ auf dem Gelände und sichtbaren Versprechen der Gottesmutter, das Wunder dieses großen Werkes der Barmherzigkeit im Jahr der Barmherzigkeit zu wirken. Ani Souberlich, Leiterin der Casa Madre de Tupãrendá, erklärt: „Die 100 solidarischen Häuser sind das, was vom Jubiläum des Liebesbündnisses bleibt, die Casa Madre de Tupãrendá bleibt vom Jahr der Barmherzigkeit.“

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Arbeit mit den Familien

„Im Moment fangen wir mit 20 Jungs an. Sie schlafen nicht hier, aber in dem Vertrag, den sie beim Eintritt unterschreiben, verpflichten sie sich, einige Punkte einzuhalten, etwa pünktliches Erscheinen, im Haus keine Drogen zu nehmen und nicht unter Drogen herzukommen.

Die Sanktionen im Fall der Nichterfüllung bestehen nur im Verlust einiger Vorteile, die alle haben, die hier sind“, erläutert Ana María Mendoza de Acha, die Vorsitzende von Fundaprova.

Fürs erste hat der Ausbildungsbetrieb mit zwei Berufen begonnen, doch ist nicht ausgeschlossen, dass das Spektrum erweitert wird. Die Jugendlichen bleiben nicht länger als sechs Monate im Zentrum; es laufen bereits jetzt Verhandlungen darüber, dass sie, wenn sie hier mit dem Abschlusszeugnis entlassen werden, in einem Unternehmen oder einer Institution eine Anstellung erhalten. Um die dargestellten Ziele zu erreichen, arbeitet ein Team von Spezialisten eng mit den Berufsausbildern zusammen an der psychologischen Unterstützung sowohl der Jugendlichen wie ihrer Angehörigen.

„Eine Psychologin arbeitet hier im Haus direkt mit den Jugendlichen. Es gibt Suchtberatung und -therapie, und die Sozialarbeiterin geht in die Familien, denn es ist ersichtlich, dass eine Resozialisierung von Jugendlichen schwer glücken kann, wenn nicht gleichzeitig seine Umgebung in diesen Prozess einbezogen wird. Wir versuchen, zu erst die Familie zu stabilisieren, damit der Jugendliche wiederhergestellt wird“, schließt sie.

„Was wir erleben, ist Produkt eines Systems, das Ungleichheit begünstigt, Unwissenheit und Elend fördert und einem großen Teil der Bevölkerung ihre Chance raubt“, erklärt Mariju Fukuoka, eine Schönstätterin, die sich seit Jahren politisch engagiert. „Ohne die Gleichgültigkeit zu vergessen und das mangelnde Engagement der Gesellschaft, die nicht ernsthaft für einen realen Wandel kämpft und sich auf philanthropische Aktionen reduziert, die die Probleme aber nicht an der Wurzel lösen.“

 

Die ersten Produkte zum Verkauf am Heiligtum

„Am Sonntag verkaufen wir die ersten Backwaren aus der Casa Madre de Tupãrendá beim Heiligtum, nach den Messen“, erzählt Ani Souberlich. „Mit den Einnahmen können wir dann wieder Mehl kaufen, damit es in der Bäckerei weitergeht.“

In der ersten Woche nach der Eröffnung füllte sich das Haus mit neuen Nutzern, während zugleich die ganze brutale Realität ihres Lebens offenbar wird. „N. haben sie niedergestochen, er ist im Bett und erholt sich, darum kommt er nicht. Wie gut zu wissen, dass er eine Patin hat, die jeden Tag für ihn betet“, so Ani. Einer hat sich am Fuß verletzt und bekam natürlich Heilsalbe drauf und ein Pflaster. „Noch nie im Leben hat mir jemand eine Wunde verbunden… Noch nie.“ Ein anderer Jugendlicher, der auch bereits eine Patin hat, erschien zwei Tage hintereinander nicht. „Gestern kam er dann wieder, wir haben lange geredet und wenn er heute nicht pünktlich käme, bräuchte er nicht mehr kommen, bis er wirklich entschlossen wäre, sich zu ändern.“ Kräftige Gebete, Typ „sanfte Gewalt, nicht sanft“.

Wie schwer fällt es uns, jahrelange Gewohnheiten abzulegen… Schokolade, obwohl sie dick macht, mit 100 Sachen fahren, wo nur 70 erlaubt ist und man weiß, dass das bestraft wird, viel zu spät schlafen gehen und morgens die ersten Arbeitsstunden nur mit Unmengen Kaffee überleben, vor dem PC einschlafen, obwohl das Kopfschmerzen bringt… Wie viele weit gravierendere Gewohnheiten müssen diese Jungen ablegen… „Ich mach es mit meiner schlechten Angewohnheit, Klamotten zu kaufen, die ich nicht wirklich brauche“, sagt sich die Patin von X. und löscht alle Mails mit den verlockend günstigen Angeboten von Markenmode. Am Mittwoch kommt die erlösende Nachricht: „Heute um Punkt acht  kam X. angerannt und sagte mir: „Ich will mich ändern, ich tue was dafür…“ Ja, X., du schaffst das!

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Da werden sie auf einmal Kinder

Am Freitag brachten Mitarbeiter und Jugendliche die Markisen zurück nach Tupãrendá, wo sie in der Nähe der Cafeteria abgestellt wurden. Dort ist auch der Kinderspielplatz. Kaum hatten sie den entdeckt, wurden sie wieder Kinder“… Lange Zeit vergaßen sie alles rundherum, saßen selig wie Kinder auf der Schaukel und der Wippe …

 

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Ich danke für dieses Chance – und möchte nur sagen, dass es geht, wenn man will

„Ich danke für die Chance, die ihr mir gebt“, schreibt einer der Jungen. „Als ich durch Pater Pedro davon gehört habe, habe ich überlegt, dass das eine gute Chance ist, einfach weil ich vielen Jugendlichen zeigen könnte, dass wir wirklich können, wenn wir wollen…“ Und dann gesteht er sein großes Ziel und den Grund, warum er sich so anstrengen möchte: er will den Schulabschluss schaffen und vorher hier einen Beruf lernen. Aber da gibt es noch etwas Größeres: „Ich möchte es schaffen, ein Ausbilder zu werden wie Rodolfo und Luis. Ich würde gern mit Jugendlichen arbeiten, ich möchte zu dieser Familie gehören… Von meiner Seite aus werde ich ganz doll viel Mühe, Aufmerksamkeit und Verantwortung reinstecken…“

Video von TeleFuturo, Paraguay)

Wenn sie Gebetspate werden möchten: Ani Souberlich anisouberlich@fundaprovapy.org oder P. Pedro Kühlcke vice@fundaprovapy.org

Wenn Sie mit einer Spende beitragen möchten (jeder Beitrag zählt):

Konto in Paraguay:

Banco GNB
Cta Nro. 001-065259-003
BIC BGNBPYPX
Congregación Padres de Schoenstatt
VWZ: Casa Madre de Tuparenda

Konto in der SEPAzone

Schönstatt-Patres International e. V.
IBAN DE91 4006 0265 0003 1616 26
BIC/SWIFT GENODEM1DKM
VWZ: P. Pedro Kuehlcke, Casa Madre de Tuparenda

In Deutschland steuerabzugsfähig, bitte Adresse angeben!

 

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Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer, schoenstatt.org

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