PARAGUAY, Maria Fischer •
Und plötzlich taucht Sergio auf. Sergio, der Protagonist, oder besser gesagt, der Held einer der vielen realen Geschichten aus dem Leben, die auf schoenstatt.org erzählt werden. Sergio, der junge Teilnehmer des Programms von Casa Madre de Tupãrenda, der jeden Tag um 2:00 Uhr morgens aufstand und zum Ort seines Praktikums, der Bäckerei eines Supermarktes, gelaufen ist, um pünktlich zum Arbeitsbeginn um fünf Uhr morgens da zu sein… Jetzt, so Sergio, spare er darauf, bald seine eigene kleine Bäckerei eröffnen zu können. Er lebt sein Leben, unterstützt seine kleine Familie und niemand würde denken, dass er noch vor ein paar Jahren ein Sträfling und vorher eines dieser Straßenkinder war, die stehlen, um zu essen und Drogen nehmen, um ihr Elend zu vergessen… —
Es ist der Freitag der Osterwoche und zusammen mit Babbio Sallustro besuche ich die Casa Madre de Tupãrenda, zum ersten Mal seit fast vier Jahren. Sergio ist nicht der einzige Protagonist einer wahren Geschichte, dem ich begegne. Es gibt auch diesen „Pepito“, der ein Foto des Heiligtums von Tupãrenda mit dem Kommentar: „Zurück zu Hause“ auf seinem WhatsApp-Status gepostet hatte. Er gehört noch zu denen des ersten Monats, des Probemonats, und sein Lächeln reicht von Ohr zu Ohr.
Und mein Besuch an diesem sonnigen Tag ist auch wie ein „Zurück zu Hause“, in ein Haus mit neuen Bewohnern und vielen Verbesserungen innen und außen, aber mit dem gleichen hölzernen Bildstock, die am Tag der Entscheidung errichtet wurde, hier ein Haus für junge Menschen zu bauen, die nach dem Verlassen des Gefängnisses eine erste Chance für ihr Leben suchen und verdienen.
So viele Träume, so viele Geschichten
Wir wurden zum Mittagessen erwartet und verteilten uns auf die Tische der Jugendlichen. Meine Tischnachbarn sind die Soft Skills-Lehrerin Lourdes (kann ich sie mir für zwei Monate für die jungen Mitarbeiter in unserer Firma ausleihen?), Alexis und Gonzalo, die ihre Erfahrungen teilen und mit großem Erstaunen hören, dass auch junge Deutsche in ihrem ersten Job Schwierigkeiten haben, pünktlich zu sein…
Danach treffen wir uns für eine halbe Stunde und tauschen uns aus… Es gibt einige junge Leute, die in den ersten Wochen sind, andere arbeiten bereits in der Gärtnerei, in der Industrie-Schneiderei, oder in der Bäckerei. So viele Geschichten, so viele Träume von einer Familie, einem Haus, einem anständigen Job… So viele Momente des Leidens, des Verlassenseins, der Kriminalität, der Stürze und der neuen Versuche, die die Lebensgeschichte eines alten Menschen füllen könnten. So viele unschuldig lächelnde Kinder, die aussehen wie fünf, sechs Jahre alt.
Einer der jungen Männer, groß, stark und sicher mit großen Kenntnissen im Diebstahl von Handys oder Motorrädern, stirbt fast vor Verlegenheit, als er Babbio Sallustro um einen kleinen Gefallen bittet…
Sie arbeiten ohne Pause
Es steht noch ein wichtiger Besuch an: in der neuen Bäckerei, dem ersten und bisher einzigen Unternehmen von Casa Madre de Tupãrenda. Ein Unternehmen, in dem drei junge CMT-Absolventen zusammen mit einem Bäckereifachmann ihren ersten Job haben und in dem andere ihr Praktikum machen können. Eine Chance vor allem für Minderjährige, denn es ist schwierig, Arbeit für sie zu finden…
Wir gehen rein und ja, wir sind jetzt in einer Arbeitsumgebung. Die jungen Leute grüßen uns, aber sie hören nicht auf zu arbeiten. Die Produkte werden in Tupãrenda, nach der Messe, im Heiligtum in Asunción und hoffentlich, nach einigen noch ausstehenden Verfahren, in Supermärkten verkauft. Auf diese Weise werden sie die Casa Madre de Tupãrenda wirtschaftlich unterstützen.
Die Bäckerei ist mir ganz neu, obwohl wir sie mit den Artikeln auf schoenstatt.org über ihren Bau und ihre Eröffnung inmitten der Pandemie begleiten.
Wiederbegegnung mit Dario
Aber es gibt ein Wiedersehen. „Ich kenne dich aus dem Knast“, ruft einer der jungen Männer, als er mich sah. Es ist Dario, den ich fast nicht erkannt hätte, nicht nur wegen der Maske, sondern weil er jetzt viel größer und viel glücklicher ist.
Ja, Darío, ich kenne dich noch aus dem Gefängnis. Ich erinnere mich an deine Worte, deine Träume, deine Zweifel… Ich erinnere mich an den regnerischen Tag im September 2018, als ich mich mit den Worten verabschiedete: „Wir sehen uns wieder, aber nicht hier, sondern in Casa Madre de Tupãrenda!“ Hier sind wir nun, mit diesem jungen Mann von meinem letzten Besuch im Jugendgefängnis, und unser Traum hat sich erfüllt. All die Anstrengung, all die Hoffnung, verdichtet in einem einzigen Wiedersehen.
Es ist die Mühe wert. Es ist alles wert, alles, was diese Teams der Gefängnispastoral tun, was die Verantwortlichen von Casa Madre de Tupãrenda tun, die große Anstrengung von Fundaprova, was die Redakteure und Übersetzer von schoenstatt.org tun, was die Wohltäter tun…Es ist es wert für Darío und für so viele weitere Daríos, Pepitos, Sergios…
Es lohnt sich, gemeinsam für mehr zu träumen…
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