Veröffentlicht am 2020-09-11 In Neue Gesellschaftsordnung, Schönstatt im Herausgehen

Schönstatt in der Politik? Lateinamerikanisches Politiker-Forum

COSTA RICA/LATINOAMÉRICA, P. José Luis Correa/María Fischer •

Die Einladung, die sich an Schönstätter in politischen Ämtern und Aufgaben richtet, wurde Anfang September ausgesprochen und zirkuliert bereits in mehreren WhatsApp-Gruppen und sozialen Netzwerken. Schönstätter in der Politik ist nichts Neues – wir kennen Bürgermeister, Gemeinderäte, Stadträte, Parteigründer, Präsidentschaftskandidaten, Abgeordnete, Minister -, neu ist aber ein Treffen (virtuell wegen der Pandemie) von Politikern aus der Schönstatt-Bewegung zum Austausch und mit der leitenden Idee, sich nicht (nur) als Schönstätter in dieser Aufgabe zu heiligen, sondern Schönstatt-Politiker zu sein, bereit, als Politiker die Welt zu heilen und die Frohe Botschaft in der Politik umzusetzen. Das ist wirklich neu. Und geschieht am 21. September 2020.

„Wir wollen eine lateinamerikanische Begegnung von Brüdern und Schwestern im Liebesbündnis haben, die eine Berufung zum politischen Dienst haben“, erklärt Pater José Luis Correa, der die Begegnung initiiert hat und der kontinentale Koordinator für Schönstatt ist. „Wir öffnen diesen Raum für sie, damit sie einander kennen lernen und sich gegenseitig als Brüder und Schwestern im Bündnis unterstützen können, die die gleiche Mission haben“.

Unsere Welt und unsere Kultur evangelisieren

„Pater Kentenich hat einen Bazillus entlarvt, der die ganze Menschheit betrifft; er nannte ihn Mechanismus, der Glaube und Leben trennt und einer säkularisierten Kultur Platz macht, in der Gott Moral, Lehre, Politik, Kunst usw. nicht mehr gestaltet“, so Pater José Luis in der Einladung zum Forum der lateinamerikanischen Schönstätter im politischen Dienst.

Als Männer und Frauen, Mitglieder der Schönstatt-Bewegung im politischen Dienst, wissen wir, dass wir berufen sind, unsere Welt und unsere Kultur zu evangelisieren. Nicht nur, indem wir uns in der Politik heiligen, indem wir das Gewöhnliche außerordentlich gut tun, sondern auch, indem wir unsere Arbeit mit den Kriterien des Evangeliums und des Lehramtes der Kirche durchdringen. Schönstatt ist eine Bewegung der religiösen und moralischen Erneuerung von Kirche und Gesellschaft.

Schönstatt schlägt eine neue Vision des Menschen und der Gemeinschaft vor, die von „den wirtschaftlichen, sozialen, politischen, moralischen und religiösen Bedürfnissen aller Menschen“ ausgeht und darauf antwortet [1]“.

Im Konzentrationslager Dachau traf Pater Kentenich den Politikwissenschaftler Fritz Kühr. Mehr als 20 Jahre später erinnerte Pater Kentenich bei einem Besuch in eben diesem nationalsozialistischen Gefangenenlager daran, dass „ein besonderes Anliegen von ihm die Besetzung höchster politischer und wirtschaftlicher Posten durch Schönstätter (war). Er hatte eine weite Sicht, hat immer gemeint, wir müßten überall hinein, freilich erst, wenn wir echt schönstättisch erzogen (sind); wie auch er, überall im Vordergrunde gestanden, hatte einen großen Namen, ist aber später mehr in den Hintergrund getreten. Das ist eben die große Aufgabe, die wir alle einmal lösen müssen, wenn wir uns mehr gesammelt (und) eine Welt für uns darstellen: dann müssen die Unsrigen auch an höchste Posten, an gefährlichste Posten mitten in die Welt hineingesetzt werden.[2]“

Nachdem er das Konzentrationslager verlassen hatte, sagte er, dass, auch wenn wir uns nicht direkt in Politik oder Wirtschaft einmischten, „wir doch zu all diesen Problemen wesentliche Dinge zu sagen haben.“[3]

In Milwaukee beharrte er auf der Notwendigkeit von Politikern: „Die Unseren müssten Verantwortung in der Politik übernehmen.“[4] Und er betonte, dass Schönstätter auf allen Gebieten führend tätig sein sollten, auf Gebieten, in denen sie Fachleute sind, eben auch im Gesellschaftlichen und Politischen.[5]

Ein Jahr vor seinem Tod sagte er: „Wenn wir jenseitige Menschen werden wollen im Sinne der heutigen Zeit, dann heißt es, nicht nur gottergriffen zu sein, sondern auch menschenergriffen zu sein; dann heißt es, nicht nur die Menschen heimisch zu machen im Himmel, also in der jenseitigen Welt, sondern sie auch anzuregen, eine neue Schöpfung zu schaffen, eine neue Gesellschaftsordnung, eine neue Gesellschaftsordnung hervorzubringen, die vor allem jetzt die großen Probleme wirtschaftlicher, politischer Art löst, die die Enterbten in allen Ländern, zumal in Südamerika, angehen.“[6]

“Mich dünkt, das sollten sich zumal die südamerikanischen Länder, die Schönstatt über- und aufgenommen, merken; sie haben ja nunmehr durch Männer (die Möglichkeit), die in ihrem Geiste das Ruder der Politik zum Teile mit in der Hand haben. Wir wollen uns das merken: Das alles wollen wir auch. Was wollen wir? Führend sein in der Politik, führend werden auch in der Gesellschaft, in der Wirtschaft. Überall müssen wir Männer haben, die dort das Ruder mit in der Hand haben. Aber alles in Verbindung mit dem Ideal des Religiös-Sittlichen. (…) Genauer: Wir dürfen diese
Umwandlung der Welt –  die Welt muss ja gewandelt werden, (das) ist das Programm, das Marx den Seinen gegeben –  nicht überlassen den anderen und dann mit Mühe, Ach und Krach nachlaufen mit Taufwasser. Nein, was wir sollen, was wir müssen: selber der Welt ein neues
Gesicht geben!“[7]

Podiumsteilnehmer aus Paraguay, Chile, Ecuador, Mexiko

Moderiert von Mayi Antillón (Costa Rica) und Christa Rivas (Paraguay), die beide über umfangreiche politische Erfahrung in ihren Ländern verfügen, startet das Forum mit thematischen Impulsen von P. Alexandre Awi, Rom, und P. José Luis Correa.

Die Podiumsteilnehmer sind Sebastián Villarejo (Paraguay, Abgeordneter), Sergio Giacaman (Chile, Bürgermeister), Xavier Lazo (Ecuador, Minister) und Miguel Treviño (Mexiko, Bürgermeister).

Die Fragen des Podiums sind Fragen an uns alle als Schönstätter:

  • Was und wie kennzeichnet mein Schönstätter-Sein meinen politischen Dienst?
  • Da wir „gottes- und menschenergriffen“ sind, wollen wir die Gestaltung der Welt nicht in die Hände anderer legen. Wie helfen wir mit, eine neue christliche Gesellschaftsordnung zu schmieden, die die großen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Probleme Lateinamerikas lösen wird?

Das Forum wird über Facebook Live Schoenstatt Costa Rica übertragen.

[1] Vgl. P. Josef Kentenich, Brief aus Nueva Helvecia, 1948.
[2] P. Josef Kentenich. Vorträge in Dachau. 16. Juli 1967.
[3] P. Josef Kentenich. Kampf um die wahre Freiheit, 1946.
[4]Vgl.  P. Josef Kentenich,  Desiderio Desideravi. 1963
[5] P. Josef Kentenich, ebd.
[6] P. Josef Kentenich. Exerzitien für Schönstatt-Patres, 1967.
[7] P. Josef Kentenich. ebd.

Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

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