Veröffentlicht am 2010-11-29 In Leben im Bündnis

Gymnich und die Welt feiern den 125. Geburtstag Pater Kentenichs

Prozession über die Hauptstraße zur St. Kunibertus-KircheDEUTSCHLAND, Sandra Lezcano. Ein Besuch in Gymnich, im Geburtshaus Pater Kentenichs, macht immer Freude. „Gymnich“ steht für immer mehr Schönstätter für herzliches Willkommen seitens der Bevölkerung und für immer neues Entdecken von Einzelheiten aus der Kindheit Pater Kentenichs und der kleinen Familie, in der er seine ersten Lebensjahre verbrachte. Aus Anlass des 125. Geburtstags Pater Kentenichs luden die Pfarrei St. Kunibertus, der Förderverein Geburtshaus Josef Kentenich und die Schönstattfamilie nach Gymnich ein. Und so zog es am 22. November Kardinal Joachim Meisner, die Presse und Hunderte von Menschen in diesen kleinen Ort bei Köln. Hier wurde am 16. November 1885 ein Kind geboren, verkannt zuerst wegen seiner unehelichen Geburt, dann vergessen und heute mehr und mehr verehrt, in aller Welt und auch in seinem Geburtsort Gymnich.

Festgottesdienst mit Kardinal Joachim Meisner, Köln

Wo Internationalität zu Familie wird

Am frühen Morgen bereits fuhr in Schönstatt ein Bus Richtung Gymnich: ein echter Familienausflug! Pater Peter Nöthen, Rektor des Provinzhauses auf Berg Sion, begrüßte alle Mitreisenden und sorgte gleich von Anfang an für eine frohe Atmosphäre. Im Bus waren Schönstatt-Patres, Marienschwestern, die jungen Frauen aus der „Schönstatt-Zeit“ aus Mexiko, Argentinien, Uruguay und Paraguay. Mit dabei auch die Diakone und Patres der Sionszeit aus Nigeria, Burundi, Kongo und Indien in Begleitung von Pater Peter Locher und Pater Andrew Pastore. Und etliche Schönstätter vom Ort und aus der Umgebung sowie die Autorin, Mitarbeiterin des PressOffice aus Paraguay.

Unterwegs gab es eine schöne Erfahrung der Verbundenheit als weltweite Schönstattfamilie: es wurde, unter der Leitung von Pater Andrew Pastore, gemeinsam Rosenkranz gebetet – in Deutsch, Englisch, Spanisch und Französisch, mit Liedern zwischen jedem Gesätz. Alle hatten dazu die Texte in verschiedenen Sprachen und konnten so gut es ging mitbeten, gemeinsam als internationale Familie.

„Du, Gymnich, bist keineswegs die geringste Ortschaft unter den Ortschaften des Erftkreises

Vor dem Geburtshaus von Josef KentenichKurz vor Beginn des Programms kam der Bus am Geburtshaus von Pater Kentenich an; hier sollte die Prozession zur Kirche beginnen.

Die Ankunft von Kardinal Meisner – der einen Tag früher vom Konsistorium in Rom gekommen war und Grüße des Heiligen Vaters mitbrachte – war für alle ein festlicher Augenblick.

Nach den Begrüßungsworten durch Pfarrer Josef Pikos begann die Prozession; voran eine beachtliche Schar von Messdienern, danach die Mitglieder des Schützenvereins, die Diakone, Priester, der Kardinal, die Schwestern und alle anderen Gläubigen.

Eine große Gestalt des Rheinlandes

Heilige MesseDie heilige Messe war festlich gestaltet; man spürte, dass in die Gestaltung viel Liebe zum Detail und Sorgfalt hineingelegt worden war. Der Chor gab alles! Die Predigt von Kardinal Meisner vermittelte Optimismus und Mut und machte stolz auf den großen Sohn dieses kleinen Ortes. In Blick auf die Schriftstelle bei Micheas 5, 8 über Bethlehem ( „Du, Bethlehem-Efrata, so klein unter den Gauen Judas, aus dir wird mir einer hervorgehen, der über Israel herrschen soll“) begann Kardinal Meisner mit den Worten: „„Du, Gymnich, bist keineswegs die geringste Ortschaft unter den Ortschaften des Erftkreises, denn aus dir ging vor 125 Jahren Josef Kentenich hervor, der unserer Kirche und unserem Volk zum Segen geworden ist! Es ist ein Geheimnis der göttlichen Vorsehung, dass wir diesen großen Christen aus kleinen Verhältnissen in Gymnich am Christkönigsfest feiern dürfen. Wirklich Großes hat der Allmächtige an ihm, an den kleinen Leuten getan. Das ist der Arbeitsstil Gottes.“ Er lud ein, auf diese große Gestalt des Rheinlandes, den Gründer Schönstatts, zu schauen, „ um neue Orientierung in neuen Verhältnissen zu suchen und zu finden.“

Wie alle großen Gründer habe Pater Kentenich „im Leben der Gottesmutter Maria die authentische Auslegung des Christusgeheimnisses gefunden und praktiziert.“ Er zeigte dann auf, wie das Fiat (Ja, mir geschehe), das Magnifikat (der Lobpreis auf die Wundertaten Gottes und seine Größe) und das „beata quia credidisti“ (Glaube) Marias Grundmomente in ihrem Leben wie im Leben jedes Jüngers Christi sind, und wie sie im Leben Pater Kentenichs Gestalt angenommen haben.

Bei der Gabenbereitung begeisterte Kardinal Meisner sich so sehr an dem kleinen Modell-Heiligtum, dass er es als Erinnerung an seinen Besuch in Gymnich mitnahm … Dass es nur für den Gabengang ausgeliehen war, konnte er ja nicht wissen! Pater Nöthen muss also nun dem Eigentümer die Botschaft des Besitzerwechsels überbringen und auf ein „Fiat“ hoffen!

Ein Festnachmittag für Josef Kentenich

Conto de los niños ANach der heiligen Messe gingen alle Anwesenden ins Bruderschaftshaus in der Brüggestraße, wo wie auch immer die gut 500 Teilnehmer, die bei der Heiligen Messe gewesen waren, Platz fanden. Alles war vorbereitet: festlich gedeckte Tische, eine mit weißen Rosen geschmückte Bühne mit einem großen Bild von Josef Kentenich als Kind und seiner Mutter Katharina vor der Silhouette von Gymnich.

Nach dem Mittagessen begann der Festakt im Wechsel von Liedern und Grußworten: von Pfarrer Joseph Pikos, Pfr. Willi-Josef Platz (Diözesanpräses der Kölner Schönstattfamilie), Dr. Franz-Georg Rips (Erster Bürgermeister der Stadt Erftstadt) und Dr. Werner Stump, Landrat des Landkreises Bergheim.

Eine noch stärkere Verbindung

Landrat  Dr. Werner StumpBeide Politiker waren schon in Schönstatt gewesen und gaben ein beeindruckendes Zeugnis ihrer Bewunderung für Pater Kentenich und sein Lebenswerk. Als einen der herausragendsten Vertreter der katholischen Kirche in der neueren Zeit bezeichnete ihn Franz Georg Rips. Landrat Werner Stump berichtete, dass er als Kind schon durch seine Eltern losen Kontakt zu Schönstatt hatte, aber erst vor gut zwei Jahren Pater Kentenich und sein Werk wirklich bewusst kennen lernte. Seine moderne Spiritualität und seine unbeugsame Geradlinigkeit beeindruckten ihn, so der Landrat. Er wünsche sich eine noch tiefere Verbindung zwischen Gymnich, Pater Kentenich und Schönstatt.

Die Situation der Frau im ausgehenden 19. Jahrhundert

Conferencia de la Sra. Kläre SchmitzDen Festvortrag hielt Kläre Schmitz aus Gymnich über die Rolle der Frau, insbesondere der alleinerziehenden Frau, im ausgehenden 19. Jahrhundert, und schilderte in diesem Kontext das Leben von Katharina Kentenich, dieser jungen Frau, die in schwierigsten Umständen versuchte, ihrem Kind einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Für alle, die kein Deutsch konnten, lag der Vortrag in englischer und spanischer Übersetzung vor.

Pater Ángel Strada informierte angesichts der fortgeschrittenen Zeit nur kurz über den Stand des Seligsprechungsprozesses für Pater Kentenich; auch wenn es noch nicht nötig sei, schon ein Ticket nach Rom zu lösen, so sei doch in der letzten Zeit ein großer Fortschritt gemacht worden, auch wenn noch einiges an technischer Arbeit zu leisten sei, bis die abschließende Sitzung in Trier stattfinden und der Prozess dann in seine „römische Phase“ eintreten könne. Jeder der Redner, Musiker oder Sänger stellte am Ende seines Beitrags eine weiße Rose vor das Bild Pater Kentenichs und seiner Mutter.

Gymnich und Schönstatt, verbunden durch Pater Kentenich

Dr. Franz-Georg Rips, Erster Bürgermeister von ErftstadtAuch das musikalisch-kulturelle Element kam an diesem Festnachmittag nicht zu kurz. Die Kindergartenkinder von Gymnich, die Grundschulkinder, Familien aus der Schönstatt-Bewegung, die Diakone und Patres aus der Sionszeit und die Jugendlichen der Schönstattzeit brachten ihren Beitrag. Pater Nöthen moderierte auf der Bühne und schenkte den Kindern so lange Fotos mit Pater Kentenich, bis keine mehr übrig waren. „Gymnich-Briefmarken“, eigens für diesen Anlass gefertigt, wurden gezeigt und eifrig gekauft. Zum Schluss sprach Pater Heinrich Walter einige Dankesworte, wobei er betonte, dass Schönstatt und Gymnich einander vertraut geworden seien, wie man vor allem auch in den Reden der Politiker gespürt habe. Dann erteilte er zusammen mit den zahlreichen anwesenden Priestern den Segen.

Beim Herausgehen aus dem Festsaal ging es vorbei am Stand des Sekretariats Pater Kentenich, wo Sr. M. Adele und Sr Resia zusammen mit Herrn Labe Novenen und Kleinschriften anboten und die Gymnicher zum Besuch in Schönstatt und vor allem im Pater-Kentenich-Haus dort einluden. Das Material wurde gern mitgenommen.

Das Geburtshaus, ein Haus der Familie

Casa natalAuf dem Weg zum Bus, der die „Schönstätter“ wieder nach Hause bringen sollte, gab es noch einmal die Möglichkeit zum Besuch im Geburtshaus. Im Dunkel des Abends hatte das hell erleuchtete Haus etwas von Advent und Weihnachten… Drinnen sah man schemenhaft die Gestalten von Besuchern. Ein kleines Haus, in dem doch viele Menschen Platz hatten. Die kurze Begegnung hier war das Tüpfelchen auf dem I eines rundum guten Tages in Gymnich.

Eine schöne, bedeutsame Geburtstagsfeier für Pater Kentenich zum 125. Jahrestag seiner Geburt, eine gute Gelegenheit, nachzudenken über das, was Katharina Kentenich durchstehen musste und was sie eingesetzt hat, damit dieses Kind der Mensch werden konnte, den heute Hunderttausende auf der ganzen Welt ihren Vater nennen.

Hier zum Nachhören: Predigt von Kardinal Joachim Meisner

Predigt von Kardinal Meisner (pdf)

Die Rolle der Frau um die Jahrhundertwende: Kläre Schmitz, Gymnich

Fotoalbum

Video: Vormittag

Video: Nachmittag

Blick in den Festsaal

1 Responses

  1. Agathe Hug sagt:

    Das kleine Heiligtum gehörte Pater Haag, der vor ein paar Tagen seinen 85sten Geburtstag feierte. Er quittierte lachend den Besitzerwechsel seines Modell-Heiligtums.

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