Publicado el 2014-12-15 In Franziskus - Initiativen und Gesten

Ihr seid in meinem Herzen – Botschaft von Papst Franziskus an die Christen im Irak

ROM/IRAK, aciprensa/news.va. Papst Franziskus hat bereits letzte Woche eine bewegende Video-Botschaft an die verfolgten Christen im Irak gesendet. «Ich bin in diesen Momenten der Prüfung bei euch», sagt er in dieser Botschaft, und fügt an, er würde gerne persönlich zu ihnen kommen, doch da eine Reise derzeit nicht realisierbar sein, möchte er auf diesem Weg zu ihnen kommen. Schon auf der Rückreise von seinem Besuch in der Türkei hatte Papst Franziskus Journalisten gegenüber den Wunsch geäußert, selbst in den Irak zu fahren. Die Christen würden aus dem Mittleren Osten vertrieben, unter unsäglichem Leid, so Papst Franziskus. Es scheine, als wolle man dort keine Christen haben und als sollte die zweitausend Jahre alte Geschichte des Christentums im Irak jetzt zu Ende gehen. Und doch: die Christen dort geben Zeugnis von Jesus Christus. Und Franziskus spricht nicht zuerst von der Tragödie einer christlichen Kultur, die vor der Vernichtung steht, nicht einmal vom Spenden, sondern von den Tränen der Mütter und ihrer Kinder, der Alten und Vertriebenen, der Wunden der Opfer all dieser wahnsinnigen Gewalt. Was er in der Audienz der Schönstatt-Bewegung gefordert hat, tut er: Begleiten, hautnah begleiten. Den Atem des anderen aufnehmen, würde Pater Kentenich sagen. Solidarität. Oder einfach: Väterlichkeit.

Wir veröffentlichen hier den vollständigen Text der Botschaft von Papst Franziskus an die Christen im Irak:

 

Liebe Brüder und Schwestern!

Ich möchte alle und einen jeden von euch grüßen, gemeinsam mit Kardinal Philippe Barbarin, der erneut die Sorge und die Liebe der ganzen Kirche zu euch bringt. Auch ich wäre gerne dort, aber da ich nicht reisen kann, tue ich es auf diese Weise … aber ich bin euch in dieser Zeit der Prüfung ganz nahe. Auf dem Rückweg meiner Reise in die Türkei habe ich gesagt: Die Christen werden aus dem Nahen Osten vertrieben und leiden. Ich danke euch für das Zeugnis, das ihr gebt; da ist so viel Leid in eurem Zeugnis. Danke! Vielen Dank!

Es scheint, dass sie dort nicht wollen, dass es Christen gibt, aber ihr gebt Zeugnis von Christus. Ich denke an die Wunden, die Schmerzen der Mütter mit ihren Kindern, der alten Menschen und der Vertriebenen, die Wunden all derer, die Opfer jeder Art von Gewalt sind.

Wie ich in Ankara gesagt habe, bereitet besonders die Tatsache Sorge, dass vor allem wegen einer extremistischen und fundamentalistischen Gruppe ganze Gemeinschaften, besonders – aber nicht nur – Christen und Jesiden aufgrund ihrer ethnisch-religiösen Identität unmenschliche Gewalt erlitten haben und noch erleiden. Christen und Jesiden wurden gewaltsam aus ihren Häusern vertrieben, mussten alles zurücklassen, um ihr Leben zu retten und den Glauben nicht zu verleugnen. Die Gewaltakte haben auch sakrale Gebäude, Monumente, religiöse Symbole und Kulturgüter getroffen, als wolle man jede Spur, jede Erinnerung des anderen auslöschen.

Als religiöse Führungspersönlichkeiten sind wir verpflichtet, alle Verletzungen der Menschenrechte und der Menschenwürde anzuprangern!

Ich möchte euch heute nahe sein, die ihr diese Leiden erduldet, bei euch sein… Und ich denke an die kleine Therese vom Kinde Jesu, die sagte, dass sie – und die Kirche – sich fühlt wie ein Schilfrohr: Wenn der Wind kommt, der Sturm, dann beugt sich das Rohr, aber es bricht nicht! Ihr seid in diesem Augenblick dieses Rohr, ihr seid schmerzgebeugt, aber ihr habt die Kraft, euren Glauben weiterzutragen, der für uns ein Zeugnis ist. Ihr seid heute die Schilfrohre Gottes! Die Schilfrohre, die sich in diesem grausamen Sturm niederbeugen, aber dann auferstehen werden!

Ich möchte nochmals Dank sagen. Ich bitte den Heiligen Geist, der alles neu macht, jedem von euch Kraft und Ausdauer zu verleihen. Das ist eine Gabe des Heiligen Geistes. Und zugleich fordere ich entschieden, wie ich dies bereits in der Türkei getan habe, eine größere internationale Übereinstimmung mit dem Ziel, die Konflikte zu lösen, die eure Heimatländer mit Blut beflecken, und den anderen Ursachen entgegenzuwirken, die Menschen zum Verlassen ihrer Heimat drängen, sowie Bedingungen zu schaffen, so dass sie bleiben oder zurückkehren können. Ich wünsche euch, dass ihr zurückkehrt, dass ihr zurückkehren könnt.

Liebe Brüder und Schwestern, ihr seid in meinem Herzen, in meinem Gebet und in den Herzen und im Gebet aller christlichen Gemeinschaften, die ich darum bitte, besonders am 8. Dezember für euch zu beten, die Muttergottes zu bitten, damit sie euch behüte: Sie ist Mutter, sie möge euch behüten.

Brüder und Schwestern, eure Ausdauer ist Martyrium, fruchtbarer Tau. Ich bitte euch für mich zu beten. Der Herr möge euch segnen, die Muttergottes euch behüten.

Es segne euch der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

 

[Übersetzung: Osservatore Romano]

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