Publicado el 2012-10-28 In Leben im Bündnis

Lateinamerikanisches Seminar zur Kentenich-Pädagogik

ARGENTINIEN, Del Valle Nadal. Organisiert von den Kentenich-Pädagogik-Zentren Argentiniens, Paraguays, Ecuadors und Chiles hat vom 14.-16. Oktober in Buenos Aires, Argentinien (Confidentia) ein Forschungs- und Studienseminar zum pädagogischen Charisma Pater Kentenichs stattgefunden. Anliegen des Seminars war die Vorbereitung des Lateinamerikanischen Treffens von Kentenich-Pädagogen in Santiago de Chile im Oktober 2013.

 

 

Die 30 Teilnehmer aus Argentinien, Brasilien, Chile, Paraguay, Ecuador und Costa Rica arbeiteten an der Begegnung der heutigen pädagogischen Welt und der relevantesten psycho-pädagogischen Strömungen mit der Kentenich-Pädagogik.

Identität der Bildungseinrichtungen mit dem Titel “Kentenich” im Programm

Eins der zentralen Themen war das Mühen um eine bessere Definition des neuen Paradigmas der Kentenich-Pädagogik und der Identität der Bildungseinrichtungen mit dem Titel „Kentenich“ im Programm.

Referenten waren P. Ángel Strada, Martha G. de Iglesia, Cecilia Barni, Gerardo Suárez, P. Raúl Espina, P. Guillermo Carmona und Diego Durán.

In einer Atmosphäre vertrauensvoller, offener Zusammenarbeit kam es zu guten Fortschritten in der Erarbeitung dieser Thematik, die das zentrale Anliegen der Tagung im kommenden Jahr sein wird.

Im vielstimmigen Konzert der Welt

Hundert Jahre sind vergangen, seit Pater Kentenich seine pädagogische Arbeit begonnen hat. Der kulturelle Kontext hat sich geändert und die pädagogische Landschaft sieht heute anders aus als damals. Der Gründer kannte weder Internet noch hatte er ein Facebook-Profil, er nutzte die faszinierende neue Welt der Kommunikation und sozialer Netzwerke nicht und hat sich wohl auch nicht eine Biotechnologie mit tiefgefrorenen Embryonen, Reagenzglas-Babys und Leihmüttern vorstellen können.

Wenngleich seine Botschaft weder Kraft noch Aktualität eingebüßt hat, gilt es doch, sie entsprechend in die neuen Herausforderungen hineinzustellen, mit den Zeichen der Zeit in Dialog zu bringen und mit den Stimmen, die sich im vielstimmigen Konzert der Welt erheben.

Bei dieser Suche ging es zuallererst um eine gewisse Synthese der Metaphysik, auf die sich das Denken Pater Kentenichs stützt. Was sind deren Prinzipien? Was sind seine tiefsten Anregungen und seine grundlegenden Inspirationen? Was sind seine „Offensichtlichkeiten“ oder zentralen Intuitionen? Pater Kentenich spricht von einer auf das Sein bezogenen Denkstruktur (siehe: “ordo essendi est ordo agendi). Beim Eindringen in seine Gedankenwelt stößt man immer wieder auf dieses „sein müssen“, nicht allerdings als kantianischer Imperativ, sondern als ehrfürchtigen Ansporn zu autonomem und kreativem Wachsen jeder einzelnen Persönlichkeit.

Wenn auch wahr ist, dass Pater Kentenich ein autodidaktischer Pädagoge war, so lässt sich sein Denken doch mit modernen psychopädagogischen Strömungen vergleichen. Um seine Pädagogik zu beschreiben, genügt es andererseits nicht, bei seinen ideenmäßigen Konzepten stehen zu bleiben; man muss gleichzeitig die Modelle anschauen, die er geschaffen hat – heißt konkret, auf die Persönlichkeiten schauen, die er erzogen hat und auf die Gemeinschaften und Einrichtungen, die er gründete und begleitete. Wie  man nach Don Bosco den salesianischen Geist in den Mauern von Turin findet, so müssen wir heute die lebendigen Modelle aufsuchen, um eine Pädagogik zu verstehen, die Dienst am Leben sein will und sonst nichts.

Der gesellschaftliche Wandel und seine Herausforderungen im Licht der Bewegungspädagogik

Eine der schwierigsten pädagogischen Herausforderungen besteht darin, „mit der Hand am Puls der Zeit“ die großen Veränderungen, in denen wir leben, zu verstehen und zu integrieren. Pater Kentenich sprach von einem epochalen Wandel, von Veränderungen, die bis ins Wesen gehen. Dafür gibt es zahlreiche Zeichen:  Geschwindigkeit, Zeitmangel, der Drang zu ständiger Bewegung, Verlust von Tradition einerseits und dem Staunen über Neues andererseits. Was alt ist, wird als Dinosaurier oder Museum angesehen, das man – vielleicht auch bewundernd – anschaut, das aber weder Bedeutung noch Einfluss gewinnt. Alles hat ein kurzfristiges Verfallsdatum. Alles muss sich ändern.

Es geht nicht darum, die Welt zu verteufeln, sondern das Positive zu greifen, und von der Bewunderung für das Faszinierende auch die Schwachstellen eines Riesen auf tönernen Füßen zu sehen, den Unsicherheit, Brüchigkeit der Bindungen und Sinnverlust verfolgen.

Gerardo Suárez zeigte in seinem Vortrag einige dieser Veränderungen auf, ging ihren Ursachen nach und wies, ausgehend von der Bewegungspädagogik, hin auf Fragestellungen, die sich daraus ergeben. Kurz gefasst: „das Ziel bleibt, der Weg verändert sich in steter Anpassung an die Menschen und die Zeiten.“

Das Paradigma Kentenichs vom Wissen

Nach einer Einführung durch Pater Guillermo Carmona ging es in Gruppenarbeit und anschließend im Plenum um die Frage: Was ist das Wissenskonzept Pater Kentenichs?

Es schadet nicht, diese Frage zu stellen. Es geht um ein neues Paradigma. Die Krise der Erziehung oder, wie Benedikt XVI. sagt, der „erzieherische Notstand“, erfordert dringend eine Therapie. Man erlebt die Orientierungslosigkeit der Lehrer, die Apathie der Schüler und die Mutlosigkeit der Eltern: A) die Orientierungslosigkeit der Lehrer: Wie um alles in der Welt soll es glücken, die Schüler zu motivieren? Wie umgehen mit Disziplinlosigkeit, mit dem respektlosen Umgang einiger Schüler, dem Vertrauensverlust und  -missbrauch so vieler Schüler? B) Die Gleichgültigkeit der Schüler, die nur das Nützliche, das Neue, das Schnelle, Leichte und Angenehme suchen. C) Die Mutlosigkeit der Eltern: „Sagen Sie mir doch bloß, was ich tun soll, ich mache ja alles.“ Viele Eltern flüchten aus der Verantwortung oder delegieren sie an “irgendwen”, an die Schule zuerst. Die Zukunft des Kindes hängt aber ab von der Familie, die aber oft nicht weiß, wie damit umgehen.

In diesem Kontext entsteht die Frage: Was ist Lehren? Was ist Lernen? Wie kann man ein Wissen beibringen, das das Schema von Gleichgültigkeit der Schüler bricht, die Hilflosigkeit der Lehrer löst und die Ängste der Eltern deutet? Es gibt eine starke Kritik am heutigen Wissenskonzept – und es gibt einen originären Beitrag Pater Kentenichs dazu.

Zur Evaluierung einer Kentenich-Schule

Pater Raúl Espina, Mitglied der Generalleitung der Schönstatt-Patres, gab ein persönliches Zeugnis von seiner pädagogischen Aufgabe und gab einige interessante Hinweise darauf, wie das Einmalige, das Alleinstellungsmerkmal von Kentenich-Schulen, entdeckt werden kann. Was ist, konkret, der Unterschied von einer Kentenich-Schule zu einer anderen guten katholischen oder auch öffentlichen Schule?

In unseren Kentenich-Schulen werden verschiedene Methoden und Werkzeuge der Evaluierung benutzt, sprich der Bewertung von Verhalten und Entwicklung der Schüler, der Lehrer, der Leitungs- und Verwaltungsabläufe. Dafür werden in der Regel Fragebögen und Listen verwendet, die beim Ausfüllen eine gewisse Verwirrung über das, was nun eigentlich damit erreicht werden soll, zurücklassen. In der Regel wird alles reduziert auf eine quantitative Qualifizierung, die sich nachher in Gehalt, Bewertung und Zukunft des Lehrers auswirkt. Viele dieser Parameter kommen aus den nordamerikanischen und europäischen Kulturschemata.

Das führt zu nicht wenig Frustration; man hat den Eindruck, in einer Sackgasse zu stecken. Das Systemische – oder Organische, wie Pater Kentenich sagt – scheint sich in Einzelheiten und Tausenden von Unterpunkten zu verlieren, die nicht immer den neuralgischen Punkt treffen: in der Selbsterziehung zu wachsen, in der Verwirklichung eines Wofür, in Gesten des Dienstes und der effizienten, pädagogischen Hilfe für die anderen.

Evaluierung ist zweifellos grundlegend für jedes Wachstum, sei es in der Persönlichkeit, sei es im Beruf oder in der Sozialisation. Man spürt, dass dies nicht ein utilitaristisches Konzept sein darf – wie etwa bei der Bewertung der Mitarbeiter einer Firma unter der Prämisse der Produktionseffizienz -, sondern eine Evaluierung, die den ganzen Menschen sieht und bei der das Menschliche in seiner Ganzheit im Blick auf Wachstum zur Fülle des Lebens gesehen wird.

Option für das Pädagogische

In allem Suchen begleitete den Kreis die Sicherheit, dass das Pädagogische die erste Herausforderung war, die Pater Kentenich vor nun 100 Jahren angegangen ist: am 27. Oktober 1912 sagte er:

“Da kommt nun meine Ernennung zum Spiritual – ganz und gar ohne mein Zutun. Es muss also wohl so Gottes Wille sein. Darum füge ich mich, fest entschlossen, alle meine Pflichten euch und jedem einzelnen gegenüber aufs vollkommenste zu erfüllen. Ich stelle mich euch hiermit vollständig zur Verfügung mit allem, was ich bin und habe: mein Wissen und Nichtwissen, mein Können und Nicht-Können, vor allem aber mein Herz.“

Und es ist die Überzeugung gewachsen, dass das Pädagogische wesentlich ist im Charisma Pater Kentenichs. So schreibt er: „Wir wollten nie eine dogmatische, philosophische oder psychologische Bewegung sein, sondern nur Verbindungsoffizier zwischen Wissenschaft und Leben. Unsere Aszese und unsere Pädagogik wollen angewandte Dogmatik, Philosophie und Psychologie sein.“

Fotos

October 17, 2012 – Seminario

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