Publicado el 2014-11-30 In Schönstatt im Herausgehen

Weitermachen. Auch wenn`s eng wird

DEUTSCHLAND, fma. «Weitermachen. Auch wenn`s eng wird» – das Thema des Jour Fixe für Unternehmer und Führungskräfte aus der Wirtschaft passt an diesem Samstag, 22. November, schon einmal ganz wörtlich beim Richten des Saales, denn kaum dass noch ein paar Stühle mehr in den Kreis gestellt worden sind, kommt die nächste Ansage: Da hat sich nochmal jemand angemeldet. Die Ahnung der Verantwortlichen aus der Internationalen Kentenich-Akademie für Führungskräfte, die den Jour Fixe veranstalten, bestätigt sich: Das Thema ist dran. Umgehen mit Druck, Erfahrung von immer mehr sich einschränkendem Gestaltungsraum, von Zeit- und Performancevorgaben, die keinen Raum mehr zu lassen scheinen für Kreativität und persönliches Interesse an Mitarbeitern und Kollegen: Das treibt nicht nur sie selbst um, sondern viele andere auch. Und wie eine Welle der Entspannung, die Kräfte freisetzt, ist dann gleich der Einstieg von Christine und Erwin Hinterberger: Erzählen wir einander von einer geglückten Erfahrung der letzten Woche …

Ein Auto kommt den Berg hinaufgefahren. Von den vier Personen drinnen will eigentlich nur eine zum Jour Fixe. Was das genau ist, weiß sie auch nicht, aber sie hat die Einladung von ihren Eltern bekommen und denkt, dass wäre was für ihren Mann. Ihre beiden kleinen Töchter im Auto wollen gar nicht und am liebsten gleich wieder nach Hause, ihr Mann weiß auch nicht mehr, warum er eigentlich mitgefahren ist. Das Auto hält gleichzeitig mit dem anderer Teilnehmer. Emilia R. springt auf die beiden Mädchen zu, begrüßt sie – und das ist das letzte Mal, dass man etwas von ihnen sieht oder hört, bis die Eltern Stunden später als letzte doch endlich nach Hause aufbrechen, mit einem dankbar-entschlossenen „Bis zum nächsten Mal.“

Vierzig Erfolge der Woche

„Dass ich ganz normal durch diese Woche gekommen bin“: Erfolg der Woche beim ersten der gut 40 Teilnehmer in der Runde. Aufatmen, Lachen, „Ich auch“. Und dann folgt ein Erfolg nach dem anderen: Da soll ein Youtube-Video gezeigt werden, doch am Veranstaltungsort gibt es kein Internet (ja, das gibt es …). Die angeforderte DVD kommt nicht an. Und ein Praktikant, der eher nebenbei davon erfährt, weiß, wie man Youtube-Videos runterladen und damit offline zeigen kann … Da ist ein doppelt vergebener Termin in einer Gerüstbaufirma irgendwie doch noch hingekommen, ein eigentlich nach Dienstschluss angenommenes Telefonat verhindert, dass eine Lieferung retour gehen muss, in einem „Minenfeld“ sind endlich die Zuständigkeitsgrenzen klar abgesteckt worden, und jemand kann trotz gestohlenen Papieren mit dem Flugzeug von Barcelona zurück nach München fliegen … „Wir haben nach endlos langer Suche endlich einen Apotheker gefunden, den wir einstellen, und der uns entlastet“, so ein Ehepaar, das gemeinsam eine Apotheke führt, eine längst überfällige Besprechung hat stattgefunden und die immer wieder überlegte Entlassung eines Mitarbeiters, dessen Sozialverhalten den Betrieb massiv stört, wird durch dessen eigene Kündigung „erledigt“ … Und alle, die da sitzen und gekommen sind, um über Strategien zum „Weitermachen, auch wenn`s eng wird“ zu reden, sind irgendwie beschwingt und ja, erleichtert.

Klarheit, Kraft, Herbheit, Würde

Melanie und Ulrich Grauert bewegen anschließend mit einer großen Fülle authentischer Erfahrungen mitten aus Momenten starken Drucks. Wo sich Druck aufbaut, so ihre erste Botschaft, da verliert sich die Klarheit, da fährt man auf einmal wie im Nebel und hat keine Vision mehr vor Augen, die zum Weitermachen Kraft gibt. Klarheit für mich und Klarheit für andere – das befreit. Wer sich ständig auf die erlebte Enge konzentriert, bekommt Angst, und das lähmt. Es reicht, Klarheit für den nächsten Schritt zu haben.

Und woher die Kraft nehmen? Die Referenten können zurückgreifen auf das Erlebnis der Runde mit dem Erfolg der Woche: Freude ist die Quelle der Kraft. Und als Beleg dafür bringen sie etwa das Beispiel der Führungskraft, die die Frage: „Und was ist die gute Nachricht des Tages?“ so beharrlich stellt, dass sie mittlerweile Teil der Unternehmenskultur ist. Oder vom Segeltörn einiger Manager eines Unternehmens, die sich einen Tag gemeinsam rausnehmen, weil die Zeit so knapp und der Druck so hoch ist, dass das Miteinander – eigentlich die stärkste Kraft – abhanden gekommen ist. Und dass es geht, beweist die Antwort eines Mithäftlings von Pater Kentenich im Konzentrationslager Dachau auf die Frage, wie sie dort diese grausame Realität ausgehalten haben. „Wenn wir zusammen waren, dann haben wir oft Witze erzählt und miteinander viel gelacht.“ Einer der Teilnehmer greift das nachher im Gespräch auf: „Wir saßen als Geschwister zu Hause und warteten auf den Anruf aus dem Krankenhaus. Unserem Vater ging es sehr schlecht, aber die Ärzte hatten uns nach Hause geschickt. Wir saßen herum, schweigend, angespannt, traurig. Da sagt mein jüngster Bruder: Ich hole jetzt Skatkarten, und dann spielen wir Skat! Daran hat Papa immer so viel Spaß gehabt! Unser Vater ist am anderen Morgen verstorben, wir waren alle dabei – nach einer Nacht, in der wir so gut und so intensiv wie lange nicht mehr miteinander gelacht und über meinen Vater gesprochen hatten.“

Und manchmal, so die Referenten, braucht es auch Herbheit. Wegen Kleinigkeiten und Marotten riskierte Pater Kentenich in Dachau sein Leben nicht – und dafür muss man auch nicht den Job riskieren. Es geht nicht darum, hart zu werden – aber widerstandsfähig. Und zur Widerstandsfähigkeit mag auch gehören, zwischen klaren Tatsachen und Hiobsbotschaften im Konjunktiv zu unterscheiden.

Und dann der tiefere Blick auf die Gefahr der Verbitterung, bei einem selbst und bei Mitarbeitern, wenn durch menschliche Schwächen oder auch durch echtes Unrecht die innere Würde verletzt wird. Geht es, zwischen der Person und deren Tun zu unterscheiden, das Tun der Person zu verurteilen, die Person selbst aber stehen zu lassen? Gerade da, wo persönliche Bindungen bestehen, ist die Gefahr der Verletzung groß und gehen Verletzungen tief.

Durch verschlossene Türen gehen

Melanie und Ulrich Grauert verweisen auf das Bündnis mit Gott, das am Ende trägt – und Engen sprengt.

Und unter dem Gelächter der Anwesenden erzählen sie von dem Gast, der spätabends anreiste und den irgendwo hinterlegten Schlüssel nicht fand. Drei Optionen bleiben nach zehn Minuten vor der Tür: im Auto schlafen – ist nicht, ist zu kalt. Die Leute aus dem Bett klingeln – will ich nicht.

Dann bleibt nur noch, wie Jesus durch verschlossene Türen gehen. Geht. Denn die Tür war offen.

Jour Fixe in den virtuellen Zelten der Bündniskultur

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