Publicado el 2014-06-25 In Franziskus - Botschaft

Über die Kirche sprechen heißt über unsere Mutter sprechen

WORTE VON PAPST FRANZISKUS, org. «Das ist ein wenig so wie ein Sohn, der über die eigene Mutter spricht, über unsere Familie.» – Papst Franziskus hat die vorletzte Generalaudienz vor der Sommerpause der Kirche und ihrer Geschichte als Volk Gottes gewidmet. Ein konziliares Grundthema von Franziskus: Christ ist man nicht als Einzelner oder als exklusive Gruppe, sondern als Volk. «Die Kirche», so Franziskus, «ist kein Privatverein, keine NGO.» Vor tausenden von Pilgern aus aller Welt auf dem überfüllten Petersplatz, bat Franziskus, sich nicht auf sich selbst zurückzuziehen und um sich selbst zu kreisen, und auch nicht der Versuchung zu verfallen, «mit Gott zu verhandeln, um die Dinge zum eigenen Nutzen zu drehen.» Franziskus erinnerte daran, dass «wir alle Kirche sind, eine viel weitere Wirklichkeit, die nicht im Labor entstanden ist und sich nicht nur auf den Klerus oder den Vatikan reduzieren darf.»

Heute beginne ich mit einer Katechesenreihe über die Kirche und ich tue das als ein Sohn, der von der Mutter und der Familie spricht. Von der Kirche zu sprechen bedeutet, von unserer Mutter, von unserer Familie, zu sprechen. So ist die Kirche keine zum Selbstzweck geschaffene Institution oder private Vereinigung, keine NGO. Weniger noch beschränkt sie sich auf den Klerus oder den Vatikan… „Die Kirche denkt…“. Aber die Kirche sind wir alle! „Von wem sprichst du?“ „Nein, von den Priestern…“ Ja, die Priester zählen zur Kirche, doch die Kirche sind wir alle! Beschränken wir sie nicht auf die Priester, die Bischöfe, den Vatikan… Sie sind ein Teil der Kirche, doch wir alle sind die Kirche. Wir alle bilden eine Familie und stammen von der Mutter ab. Und die Kirche ist eine weitaus größere Realität, die sich für die ganze Menschheit öffnet. Sie entsteht nicht im Labor und nicht zufällig. Sie wurde von Jesus gegründet, doch das Volk hat eine lange Vorgeschichte, die weit vor Jesus begann.

1. Diese Geschichte oder „Vorgeschichte“ der Kirche findet sich bereits auf den Seiten des Alten Testamentes. Im Buch Genesis wird Abraham, unser Glaubensvater, von Gott auserwählt, der ihm aufträgt aufzubrechen, seine Heimat hinter sich zu lassen und sich in ein neues, von ihm angezeigtes Land zu begeben (vgl. Gen 12,1-9). Und diesen Ruf richtet Gott nicht nur an Abraham als Individuum, sondern bezieht von Anfang an dessen Familie, dessen Verwandtschaft und all jene mit ein, die seinem Hause dienen. Auf dem Weg – ja, so beginnt der Weg der Kirche – weitet Gott den Horizont erneut aus und lässt Abraham seinen Segen zuteilwerden, indem er ihm zahlreiche Nachkommen verspricht; wie die Sterne im Himmel und wie der Sand am Meeresufer. Das erste wichtige Datum ist Folgendes: Beginnend mit Abraham bildet Gott ein Volk, das seinen Segen allen Familien der Erde überbringen sollte. Und aus diesem Volk geht Jesus hervor. Und Gott macht aus diesem Volk, dieser Geschichte, die Kirche auf dem Weg, und Jesus wird in dieses Volk hineingeboren.

2. Zweitens bildet nicht Abraham rund um sich ein Volk. Vielmehr lässt Gott dieses Volk entstehen. Normalerweise wandte der Mensch sich an die Gottheit und versuchte die Distanz zu überwinden, indem er um Unterstützung und Schutz bat. Die Menschen beteten zu den Göttern, zu den Gottheiten. In diesem Fall hingegen kommt es zu etwas nie dagewesenem: Gott selbst ergreift die Initiative. Bedenken wir das: Gott selbst klopft an die Türe Abrahams und sagt zu ihm: „Gehe vorwärts, verlasse dein Land, mache dich auf den Weg, und ich mache ein großes Volk aus dir“. Dies kennzeichnet den Beginn der Kirche und in diesem Volk wird Jesus geboren. Gott ergreift die Initiative, richtet sein Wort an den Menschen und schafft so eine neue Bindung und Beziehung mit ihm. „Aber Vater, wie geschieht das? Spricht Gott zu uns?“. „Ja“. „Und können wir mit Gott sprechen?“ „Ja“. „Können wir ein Gespräch mit Gott führen?“. „Ja“. Dabei handelt es sich um ein Gebet, aber Gott hat das von Beginn an getan. Gott bildet so ein Volk mit all jenen, die sein Wort anhören und sich im Vertrauen auf ihn auf den Weg machen. Die einzige Bedingung ist, auf Gott zu vertrauen. Wenn du auf Gott vertraust, ihn anhörst und dich auf den Weg machst, entsteht Kirche. Die Liebe Gottes geht allem voraus. Gott ist immer der erste. Er kommt vor uns, geht uns voraus. Der Prophet Jesaia oder Jeremia – ich bin mir nicht ganz sicher – hat gesagt, dass Gott wie der Mandelbaum ist, denn er trägt als erster seine Blüten im Frühling. Wenn wir ankommen, wartet er auf uns, ruft uns und lässt uns gehen. Er hat immer einen Vorsprung zu uns. Und dabei handelt es sich um die Liebe, denn Gott wartet immer auf uns. „Aber Vater, ich glaube nicht daran, denn Sie wissen nicht, wie hässlich mein Leben ist, wie kann ich davon ausgehen, dass Gott mich erwartet?“. Gott wartet auf dich. Und wenn du ein großer Sünder gewesen bist, wartet er umso mehr auf dich. Er erwartet dich mit großer Liebe, denn er ist der Erste. Und darin besteht die Schönheit der Kirche, die uns zu diesem Gott führt, der auf uns wartet! Er geht Abraham voraus, er geht auch Adam voraus.

3. Abraham und die Seinen hören den Ruf Gottes und machen sich auf den Weg, obwohl sie diesen Gott nicht gut kennen und nicht wissen, wohin er sie führen möchte. Es stimmt, denn Abraham macht sich im Vertrauen auf diesen Gott auf den Weg, der zu ihm gesprochen hat, verfügte jedoch über kein Theologiebuch, um über ihn zu lernen. Er vertraut auf die Liebe. Gott lässt ihn seine Liebe spüren und er vertraut. Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese Menschen stets überzeugt und treu sind. So zeigen sich von Anfang an Widerstände; ein Ausweichen auf sich selbst und auf die eigenen Interessen sowie die Versuchung, mit Gott Handel zu treiben und die Dinge nach eigenem Gutdünken lösen zu wollen. Da sind der Verrat und die Sünden, von denen der Weg des Volkes entlang der gesamten Heilsgeschichte gekennzeichnet ist; der Geschichte der Treue Gottes und der Untreue des Volkes. Gott wird jedoch nicht müde, Gott hat viel Geduld und im Laufe der Zeit setzt er die Erziehung und Bildung seines Volkes fort wie ein Vater mit seinem Sohn. Gott geht mit uns. Beim Propheten Hosea lesen wir: „Ich bin mit dir gegangen und habe dich das Gehen gelehrt wie ein Vater seinem Sohn“. Wie schön ist dieses Bild Gottes! So ist er mit uns: Er bringt uns das Gehen bei. Und die gleiche Haltung hält er gegenüber der Kirche aufrecht. So machen auch wir trotz unseres Vorsatzes, dem Herrn Jesu nachzufolgen, jeden Tag die Erfahrung des Egoismus und der Härte unseres Herzens. Wenn wir uns jedoch als Sünder erkennen, erfüllt Gott uns mit seiner Barmherzigkeit und seiner Liebe. Und er verzeiht uns, verzeiht uns immer. Und gerade das lässt uns als Volk Gottes und als Kirche wachsen: Nicht unsere Leistungen und Verdienste – wir sind klein, darum geht es nicht – sondern die tägliche Erfahrung, wie groß die Liebe des Herrn zu uns ist und wie sehr er sich um uns kümmert. Dies lässt uns wahrhaft als die Seinen und in seinen Händen erkennen und verhilft uns zum Wachstum in der Gemeinschaft mit ihm und unter uns. Kirche zu sein bedeutet, sich in den Händen Gottes zu fühlen, des Vaters, der uns liebt, liebkost, erwartet und uns seine Zärtlichkeit spüren lässt. Und das ist von großer Schönheit!

Liebe Freunde, das ist der Plan Gottes; als er Abraham rief, dachte Gott an Folgendes: an die Bildung eines gesegneten Volkes aus seiner Liebe, das seine Segnung an alle Völker der Erde verbreitet. Dieser Plan verändert sich nicht; er bleibt immer aufrecht. In Christus fand er seine Erfüllung und heute noch verwirklicht Gott ihn in der Kirche. Bitten wir daher um die Gnade, der Nachfolge des Herrn Jesus und dem Hören seines Wortes treu zu bleiben, in der Bereitschaft, jeden Tag wie Abraham in Richtung des Landes Gottes und des Menschen, unserer wahren Heimat, aufzubrechen und so Segnung und Zeichen der Liebe Gottes zu all seinen Kindern zu werden. Mir gefällt der Gedanke, dass es ein Synonym, einen anderen Namen für uns Christen geben kann: Wir sind Männer und Frauen, Menschen, die segnen. Ein Christ muss mit seinem Leben stets Gott und alle segnen. Wir Christen sind segnende Menschen; Menschen, die segnen können. Dies ist eine schöne Berufung!

Übersetzung: Zenit

Von der Kirche sprechen heißt, von unserer Mutter zu sprechen.

Von Papst Franziskus sprechen heißt, von unserem Vater sprechen.

 

Das Video entstand beim Besuch von Papst Franziskus in Kalabrien letzte Woche.


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