Publicado el 2011-10-30 In Jubiläum 2014

Neuseeland im Blick – auch hier ist das Liebesbündnis angekommen

Agathe Hug. Wenn ein Regenwurm in Spanien im rechten Winkel in die Erde kriecht und kriecht und kriecht und kriecht und die Hitze des Erdinnern überlebt hat und weiter kriecht und kriecht und kriecht, dann kommt er in Neuseeland wieder aus der Erde heraus und wird vielleicht dort von einem Kea, einem nur in Neuseeland vorkommenden Papageienvogel, gefressen – falls Keas Regenwürmer fressen – statt in Spanien von einer ordinären Amsel. Wenn Keas keine Regenwürmer fressen, dann gibt es in Neuseeland sehr viele andere Vögel, die es sonst nirgends gibt auf der Welt. Und irgendeiner wird sich dann schon des Regenwurms bedienen. Kann aber auch sein, dass der Regenwurm gegrillt aus einem der zahlreichen Vulkane auf Neuseeland ausgespuckt wird.

Allerdings: Wenn der Regenwurm sich vertut und ca. 1600 bis 2000 km nordwestlich das Licht der Oberfläche entdeckt, dann, ja dann ist er in Australien gelandet. Australien ist der nächste Nachbar von Neuseeland. Vertut er sich um 3000 km südlich, dann fällt er als Gefrierkost einem Pinguin vor die Füße, weil er dann in der Antarktis gelandet ist. Die Antarktis ist der zweite Nachbar von Neuseeland.

Warum diese Beschreibung jetzt so interessant ist? – Spanien und Neuseeland sind in der Fachsprache sogenannte Antipoden. Mit diesem Begriff bezeichnet man Menschen (und in Analogie dazu Länder), die auf der gegenüberliegenden Erdseite einem die Füße (= podos) entgegenstrecken. Und man glaubt es kaum, aber die Frage, ob es das geben kann oder nicht, durchzieht die Diskussionen der Philosophen und auch Kirchenväter von der Antike bis über das Mittelalter hinaus.

Was menschliche Vorstellungskraft übersteigt…

In der Antike gab es zwei Lager. Die einen lehnten die Vorstellung einer kugelförmigen Erde ab und die anderen hielten sie für möglich. Und somit stellte sich die Frage, ob es auf der gegenüberliegenden Seite der Erde auch Menschen geben kann. Für manche war dies schlicht nicht vorstellbar, denn diese Menschen (oder Pflanzen oder Tiere) würden dann ja mit dem Kopf nach unten hängen oder irgendwie so. Und der Hagel würde zum Himmel fallen und nicht auf die Erde – eine merkwürdige Vorstellung. Auch der Kirchenvater Augustinus (354 – 430 n. Chr.) lehnte die Antipoden ab, auch wenn er eine Kugelgestalt der Erde für möglich hielt.

Auch im Mittelalter glaubten so manche schlaue Menschen nicht, dass auf der anderen Seite der Erdkugel Menschen wohnen könnten, denn schließlich war es am Äquator ja so heiß, dass da niemand durch kommen konnte. Und außerdem könne Christi Missionsauftrag nicht erfüllt werden und wäre unsinnig, sollten Menschen unerreichbar auf anderen Kontinenten leben. Hinzu kam die Vorstellung, dass die Erdkugel außerhalb der Erdteile Asien, Afrika und Europa ganz von Wasser bedeckt sei. Und selbst als Kolumbus seine ersten Berichte schickte, konnten sich manche Zeitgenossen nicht dazu durchringen, daran zu glauben, dass auf der andern Erdseite doch Leben möglich sei.

Wie gut, dass wir es heute besser wissen und die Antipoden kein Gegenstand von Diskussion mehr sind. Auch wenn es immer noch Dinge gibt, die die menschliche Vorstellungskraft übersteigen und darum „nicht sein können“… Oder?

Nirgendwo sonst liegen Gletscher und Regenwald so nah beieinander

Neuseeland besteht aus zwei Hauptinseln und einer ganzen Reihe, nämlich ca. 700, kleinerer Inseln, die dazu gehören. Drei von vier Einwohnern von Neuseeland leben auf der Nordinsel.

Neuseeland liegt an der Grenze zwischen der Australischen und der Pazifischen Platte. Deswegen gehören dort Erdbeben zur Alltagserfahrung. Ungefähr 100 bis 150 Erdbeben sind so stark, dass man sie bemerkt, die anderen ungefähr 15.000, die es jährlich gibt, nehmen wir grobgestrickten Menschen nicht wahr. Und wie alle Länder, die an der Grenze zur Pazifischen Platte liegen, gehört Neuseeland zum sogenannten Pazifischen Feuerring. Diese Tatsache führt außer zu Erdbeben und Verwerfungen auch zu erhöhter vulkanischer Aktivität. In Neuseeland liegen einige der aktivsten Vulkane der Erde. Diese befinden sich ausschließlich in der nördlichen Hälfte des Landes, ein Großteil von ihnen ist in der Taupo-Vulkanzone (TVZ) konzentriert, die sich im Zentrum der Nordinsel befindet.

Neuseeland ist ein sehr langes Land – mit einer Nord-Südausdehnung von ungefähr 1600 km – dafür aber ein ganz schmales Land – maximal 450 km breit. Dies hat zur Folge, dass es ganz unterschiedliche Landschaften gibt.

Die gesamte Westküste der Südinsel ist von dichtem Regenwald bewachsen, die benachbarten Südlichen Alpen sind eben alpine Landschaft. Diese Landschafts- und Vegetationszonen so nahe zusammen, das ist sehr ungewöhnlich. Nirgendwo sonst auf der Welt kommen Gletscher so nahe am Regenwald vor, wie hier in Neuseeland. Außerdem gibt es Ebenen, in denen intensiv Landwirtschaft oder auch extensiv Weidewirtschaft betrieben wird, weswegen vielen Menschen bei Neuseeland nur „Määäähhh“ und Schaf einfällt.

Östlich der Zentralebene ist die Landschaft aufgrund des geringen Niederschlags steppenartig geprägt. Die nördlichen Teile der Nordinsel liegen in der subtropischen Vegetationszone und sind an weniger besiedelten Orten großteils mit Regenwald bewachsen. Mit Norwegen gemeinsam hat Neuseeland im äußersten Südwesten reich gegliederte Fjordlandschaften.

Die Tier- und Pflanzenwelt Neuseelands gehört zu den außergewöhnlichsten der Erde, da die Inselgruppe schon seit sehr langer Zeit von allen anderen Landmassen getrennt ist und sich Flora und Fauna unabhängig entwickeln konnte. Die größten Gemeinsamkeiten in der Entwicklung von Blümchen und Tierchen weist Neuseeland mit Neukaledonien und der Lord-Howe-Insel auf. Es ist ein eigenes Studium, alle diese Herrlichkeiten und seltenen Tiere, insbesondere Vögel, zu bewundern. Genau diese Seltenheiten sind es, die dazu führen, dass der Tourismus eine immer größere Rolle spielt.

Máori-Kultur – Einwandererland

Die Geschichte Neuseelands unterscheidet sich von der Geschichte aller anderen Staaten der Welt.

Neuseeland wurde erst im ausgehenden 13. Jahrhundert von Polynesiern besiedelt, den Máori, die die Máori-Kultur in Neuseeland etablierten.

Von Europäern wurde Neuseeland 1642 entdeckt, und zwar von Niederländern. Diese konnten aber nicht an Land kommen, weil die erste blutige Auseinandersetzung mit den Máori zugunsten dieser indigenen Bevölkerung ausging und vier Niederländer dabei starben. 1769 kam der Engländer James Cook ebenfalls in Neuseeland an und ihm gelang es, mit den Máori ohne kriegerische Auseinandersetzung einig zu werden. Im Laufe der Zeit folgten auch die Franzosen. Klar kam es dann doch noch zu bewaffneten Auseinandersetzungen, zuerst unter den verschiedenen Máori-Stämmen und dann zwischen den Máori und den Weißen. Durch die Europäer waren nämlich Schusswaffen ins Land gekommen und die muss man ja dann auch einsetzten.

Die Engländer samt den Máori hatten irgendwann die berechtigte Angst, dass die Franzosen auf der Südinsel eine eigene Kolonie begründen wollten. Und so handelten die Engländer mit 30 Máori-Anführern einen Vertrag aus, der am 28. Oktober 1835 unterzeichnet wurde und als Declaration of Independence of New Zealand (Unabhängigkeitserklärung) mit der Gründung der „Vereinigten Stämme“ in die Geschichte einging.

Die Unabhängigkeit hatte bald ein Ende. 1840 wollte nämlich Frankreich wirklich eine Kolonie einrichten und so kam Neuseeland schnell zum Britischen Weltreich. Der Vertrag selbst band Neuseeland an die britische Krone. Auf der einen Seite gaben die Máori dadurch zwar ihre Souveränität auf, auf der anderen Seite bekamen sie aber Bürgerrechte zugesichert. Außerdem durften sie alle Ländereien behalten, die sie vor der Unterzeichnung des Vertrages besaßen.

In den Folgejahren kamen immer mehr Einwanderer nach Neuseeland, was zu Spannungen führte bezüglich der Landverteilung und schließlich kam es doch wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Bis 1860 war die Zahl der Máori aufgrund von eingeschleppten Krankheiten und durch Dezimierung durch die Kriege von im Jahr 1820 ungefähr 120.000 auf 44.000 im Jahr 1891 gesunken.

Trotzdem entwickelte sich Neuseeland am Ende sehr frei und fortschrittlich. So wurde am 18. September 1893 in Neuseeland – als erstem Land der Welt – das Frauenwahlrecht eingeführt.

Heute ist in Neuseeland Gebärdensprache eine offizielle Amtssprache. Wo gibt es das auf der Welt sonst noch?

Der größte Teil der Bevölkerung, nämlich annähernd 68 % ist heute europäischer Abstammung. Meist sind es Briten, Deutsche, Italiener, Polen oder auch Niederländer. Die Máori sind mit ungefähr 15 % die zweitgrößte Bevölkerungsgruppe. Der Rest sind Asiaten oder gehören zu ethnischen Gruppen, die auf anderen Pazifischen Inseln zuhause sind. Insgesamt sind etwa 23 Prozent der Gesamtbevölkerung nicht in Neuseeland geboren, denn auch heute sind diese Inseln ein beliebtes Einwanderungsland.

Eine Migrantenkirche …

In Neuseeland leben vergleichsweise viele Konfessionslose. Ungefähr 32 % der Gesamtbevölkerung geben an, keiner Religion zugehörig zu sein.

Das Christentum ist ansonsten vorherrschend. Die größte christliche Konfession ist die Anglikanische Kirche mit etwa 14 %, gefolgt von der römisch-katholische Kirche mit etwa 12 – 13 % und der presbyterianischen Kirche mit 10 % Anteil an der Gesamtbevölkerung.

Während die anglikanische und die presbyterianische Kirche an Mitgliederschwund leiden, nehmen die andern Kirchen zu, was an den Einwanderern liegt. Die Zahl der Muslime erhöhte sich zum Beispiel zwischen 2001 und 2006 um 52 %. In den Großstädten der Nordinsel ist die katholische Kirche bereits die größte Konfession, entstanden durch Einwanderer von Kroatien und Italien. Die größte Gruppe innerhalb der neuseeländischen Katholiken ist die italienische katholische Gemeinde.

Die katholische Kirche in Neuseeland besteht aus etwa 470.000 katholischen Christen (Stand 2005), mithin sind also 12 % der neuseeländischen Bevölkerung katholisch getauft. In den sechs Diözesen Neuseelands gibt es 530 Priester und 1200 Männer und Frauen im Dienste der Kirche. Neuseeland besteht aus einer Kirchenprovinz, Wellington, mit dem gleichnamigen Metropolitansitz.

Der Metropolitanverband des Erzbistums Wellington besteht aus den Diözesen Auckland, Christchurch, Palmerston North, Dunedin und Hamilton.

Schönstätter aus Südafrika, Australien, Argentinien …

Und Schönstatt in Neuseeland? Wie das ganze Land, so ist auch Schönstatt in Neuseeland von Einwanderern geprägt – oder sollte man sagen, von Missionaren? Von Menschen auf jeden Fall, die aus den verschiedensten Gründen ihre Heimat verlassen und in Neuseeland einen neuen Anfang gemacht haben, die aber ihre Schönstatt-Heimat mitgenommen haben. So gibt es in Neuseeland Familien aus Südafrika, aus Argentinien und aus Australien, die hier ihr Liebesbündnis leben … aber vielleicht noch viel mehr und vielleicht auch viele, die gar nichts voneinander wissen … So landete vor wenigen Tagen eine Anfrage von Bill und Erica aus Queenstown in der Service-Mailbox von schoenstatt.org. Sie wollten wissen, was man denn tun müsse, um in Queenstown ein Heiligtum zu bauen. Denn: „Queenstown in Neuseeland ist das ganze Jahr über ein schöner Ort. Um diesen Ort noch schöner zu machen, möchten wir hier ein Heiligtum bauen …“ So schnell geht das vielleicht noch nicht, aber: Schönstatt bauen in Queenstown, das geht!

Und zum Schluss

Und zum Schluss, wen es interessiert: Wer immer „Herr der Ringe“ gesehen hat, kennt Neuseeland: Dort hat Peter Jackson die bekannte Trilogie verfilmt. Und wer das nächste Mal sieht, wie die Leuchtfeuer entzündet werden, um die Menschen aus den Dörfern zusammenzurufen, der mag vielleicht an die Eröffnung des Jahres der Heiligtumsströmung denken und an das Netz der Heiligtümer … jedes Heiligtum ein Leuchtfeuer, das die Schönstätter von Neuseeland bis Feuerland, von Alaska bis Sibirien zusammenruft zur großen Wallfahrt des Bündnisses …

Und: Neuseeland wird im Jahr 2012 Gastland bei der Frankfurter Buchmesse sein. Das hilft uns als Schönstättern vermutlich zwar eher nicht weiter, aber Bildung ist ja das halbe Leben und man kann nie wissen, wofür man diese Info mal gebrauchen kann.

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