Schönstatt - Begegnungen

 

Liebe sieht mehr

Den Menschen in seiner Würde wahrnehmen — Dank an den scheidenden Bewegungsleiter, Pater Tilmann Beller

Pater Tilmann Beller verkündet die neue Jahreslosung der Schönstatt-Bewegung in Deutschland
Zu den etwa 700 Teilnehmern der Oktoberwoche waren noch viele Pilger hinzugekommen
Pater Heinrich Walter, Vorsitzender des Deutschen Landespräsidiums, dankt Pater Beller für seine Arbeit als Bewegungsleiter
Pater Walter zeichnete in seiner Laudatio drei Linien der Tätigkeit Bater Bellers nach: ...
..."Mein Schönstatt", "Schönstatt weitergeben", "pastorale Strategie"
Über das Geschenk einer Pilgerreise nach Milwaukee, dem Ort seiner persönlichen Begegnung mit dem Gründer Pater Kentenich, freute sich Pater Beller sichtlich.
Zum Abschluss der Oktoberwoche eine Eucharistiefeier in der Pilgerkirche
Predigt von Pfarrer Georg Egle: "Unsere Zeit braucht eine Liebe, die das Kostbare im anderen sieht."
Mitglieder des Schönstatt­Institut Familien gestalteten den Abschlussgottesdienst
Gnadenbild in der Pilgerkirche
Eine der jüngsten Teilnehmerinnen der Oktoberwoche auf "Spurensuche"
Der Musikverein Niederwerth spielte beim Mittagessen zünftige Blasmusik
Fotos: POS, Brehm © 2002

SCHOENSTATT, mkf. "Liebe sieht mehr": mit diesem Wort geht die deutsche Schönstattbewegung in das kommende Jahr. Den anderen Menschen in seiner Würde wahrnehmen, das Kostbare sehen und dadurch den Umgang miteinander verändern, darin liegen die Schwerpunkte des konkreten apostolischen Tuns in dieser, wie Pater Tilmann Beller sagte; "leisen, aber, wenn sie wirklich umgesetzt wird, wirksamen Jahreslosung; den anderen wahrnehmen, anschauen, mehr sehen als seine Leistung oder sein Aussehen, das verändert den andern, das verändert ein Klima, und das verändert auch den, der es tut." Die Oktoberwoche der deutschen Schönstattbewegung schloss am Vormittag des 20. Oktober mit einer Würdigung der 11­jährigen Amtszeit des scheidenden Bewegungsleiters durch den Vorsitzenden des Deutschen Landespräsidiums, Pater Heinrich Walter, und einen festlichen Schlussgottesdienst in der Pilgerkirche.

Es hatte in der Nacht den ersten Frost gegeben, dafür aber begann der letzte Tag der Oktoberwoche mit Sonne, blauem Himmel und leuchtenden Herbstfarben. Schlussvortrag und Gottesdienst fanden in der Pilgerkirche statt; außer den Oktoberwochenteilnehmern waren auch Schönstätter und "Sympathisanten" der Bewegung vom Ort und aus der Umgebung gekommen.

Schwerpunkte der Jahresarbeit 2003

Pater Beller begann die immer mit Spannung erwartete Verkündigung des neuen Jahresmottos mit einem kurzen Aufriss dessen, was in den zurückliegenden Tagen der Oktoberwoche zum Thema geworden war: das Anliegen des Apostolates, der praktische Vorsehungsglaube unter der Perspektive der "Spurensuche", und der Blick auf die Würde des Menschen.

Apostolat als Wahrnehmen des anderen, als Anschauen mit der Voreinstellung, im konkreten Menschen die Spur Gottes zu entdecken, mit einer gewissen "Sympathie für Gott" diesen Gott und seinen Gedanken, seine Liebe, seine Freude in seinen Menschen ­ und nicht nur so allgemein in 'den Menschen', sondern in 'dem Menschen' vor mir ­ wiederfinden zu wollen: das, so Pater Beller, schenke eine neue Qualität im Umgang miteinander. Liebe sieht mehr. Weil Menschen die Tendenz haben, ihre Umgebung unter der Kategorie "entspricht mir" oder "entspricht mir nicht" wahrzunehmen und sich dementsprechend in dieser Umgebung ablehnend, verärgert, distanziert oder eben offen, begeistert und verbunden zu bewegen (und das 'entspricht mir' mag dabei die Kleidung der Gäste einer Party sein oder die Auslage einer Buchhandlung), so präge die Wahrnehmung von der Voreinstellung der Liebe aus den Lebensbereich, in dem Apostolat stattfinden soll und macht dieses möglich ­ oder eben nicht.

Positive Voreingestelltheit auf Gott und auf die Spur Gottes, den konkreten Menschen, darum geht es mit dem Leitwort: "Liebe sieht mehr".

Was sich in elf Jahren in Schönstatt bewegt hat...

Pater Heinrich Walter, Vorsitzender des Deutschen Landespräsidiums, sprach daran anschließend im Namen der deutschen Schönstattbewegung Pater Tilmann Beller, der zum 1. Dezember aus seinem Amt scheidet, den Dank aus für das, was sich in den elf Jahren seiner Tätigkeit in der deutschen Bewegung bewegt hat.

Er kam 1991 von Österreich aus in eine von einer gewissen Lethargie und "Verspannungen" geprägte deutsche Schönstattbewegung, die einen neuen Impuls gebraucht habe; was sich in den 11 Jahren seiner Tätigkeit als Bewegungsleiter verändert und bewegt habe, gebe Anlass zu großer Dankbarkeit und wecke auch ehrliches Staunen.

In drei Linien zeichnete Pater Walter das Tun Pater Bellers:

Mein Schönstatt

Pater Beller hatte vor allem in der ersten Zeit eine Bresche geschlagen für eine subjektive Aneignung und Weitergabe Schönstatts, für die Betonung dessen, was in den Seelen der Einzelnen und der Gemeinschaften wichtig und kostbar geworden war; eine neue Freude an Schönstatt ist aufgebrochen unter dem Stichwort: Mein Schönstatt. Ihm sei es geglückt, immer wieder Worte zu finden und zu prägen, ebenso, die Sprache Pater Kentenichs aufzuschließen, konkret auch Zugänge zu "Himmelwärts", den Dachaugebeten des Gründers, zu schaffen. Er habe es geschafft, die Bündnisfeier in Schönstatt wieder zu beleben, sie in die Anbetungskirche zu holen und in der Bündnisfeier die Erneuerung des Liebesbündnisses mit den Beiträgen zum Gnadenkapital zum Mittelpunkt zu machen. Gegen "anfängliches Widerstreben gegen den Import aus Österreich" habe er den Krug eingeführt und "nicht nachgelassen, bis während der Bündnisfeier auch die Beiträge zum Gnadenkapital aufgeschrieben wurden". Damit sei geglückt, den Moment des Persönlichen, "mein Liebesbündnis" und "meine Bündnisgeschichte" in die Feier des 18. hineinzubringen.

Noch ausstehe die Verwirklichung seiner Vision, dass eines Tages an der Bündnisfeier am 18. des Monats "auch die Leitungen aller Gemeinschaften am Ort" teilnehmen...

Schönstatt weitergeben

Als "pädagogischer Meister" habe es Pater Beller verstanden, nicht nur Begeisterung zu wecken für Schönstatt, sondern auch dafür, es weiterzugeben, und zwar nicht irgendwie, sondern mit der Methode des Gründers. Stichwort: "Schönstatt weitergeben". Begriffe wie Zentralwert, "Beobachten ­ vergleichen ­ straffen ­ anwenden" oder "Lebensvorgang" seien heute Allgemeingut. In diesen Bereich der Befähigung zum und Begeisterung fürs Apostolat fielen die von ihm initiierten Projekte Tagung für Bewegungsarbeit, und die Erarbeitung der "Neuen Sonnenau" mit der Mädchenjugend: Erschließung des Namens als Programm, Erarbeitung des 'Heimatliedes', das Theaterstück 'Maria, die große Frau' gehörten hierhin. Dass die "Neue Sonnenau" nicht nur die Mädchenjugend präge, habe sich längst gezeigt, sei doch die Sonnenau inzwischen "die geheime Edeladresse in Schönstatt".

Pastorale Strategie

Mit einem klaren Blick für die Situation des Christen heute, der nicht mehr von einem allgemein christlichen Milieu mitgetragen werde, habe Pater Beller konsequent mit starken Leuten gearbeitet, die etwas bewegen wollen. In Blick auf pastorale Strategie habe er etwa bei der Oktoberwoche den Schwerpunkt stärker auf die Diözesen als Ort des apostolischen Handelns verlagert, den Nachmittag der apostolischen Projekte eingeführt, die Vernetzung der Heiligtümer angeregt ­ eine Strömung, deren volle Akzeptanz noch ausstehe ­ und im Jahr 2000 die Einrichtung von PressOffice Schönstatt veranlasst. "Da kann man im Internet nun Tag für Tag erfahren, was in der Schönstattbewegung in Deutschland und in der ganzen Welt geschieht, sich daran freuen, sich Anregung holen, daran aufbauen. Das hat aber auch einen Aspekt des Hineinwirkens in die Gesellschaft, des Bekanntwerdens, des Öffentlichwerdens."

Ein Blumenstrauß für die Gottesmutter

Mit einem bunten Blumenstrauß, überreicht von Sr. Annetraud, bedankte sich das deutsche Schönstatt für diese 11 Jahre des Wirkens von Pater Beller; dieser reichte in einer starken, von stehendem Beifall begleiteten Geste diesen Strauß an die Gottesmutter weiter. Dass der Krug für die Beiträge zum Gnadenkapital dabei als Vase zweckentfremdet wurde, sprach eine eigene Sprache. Eine Pilgerreise nach Milwaukee, den Ort seiner persönlichen Gründerbegegnung, ist ein weiteres Geschenk für Pater Beller, dessen Aufgabe am 1. Dezember dieses Jahres endet.

Überall sehen wir deine Spuren

Das Schönstatt­Institut Familien gestaltete den anschließenden festlichen Abschlussgottesdienst in der Pilgerkirche musikalisch und textlich. Bekannte und weniger bekannte geistliche Lieder, gekonnt und zum Mitsingen arrangiert, machten die Messe zu einem Fest! Pfarrer Georg Egle, Diözesanpräses der Diözese Rottenburg­Stuttgart, griff in seiner Predigt die Lesung aus dem Brief an die Thessalonicher auf; unsere Zeit brauche eine Liebe, die das Kostbare im anderen sehe, die mehr sehe, tiefer sehe.

Ein Höhepunkt des Gottesdienstes war, als bei der Gabenbereitung die "Spuren" mit persönlichen Momenten des Berührtwerdens von Gott vorgetragen und einige davon unkommentiert vorgelesen wurden. "Baugenehmigung Romheiligtum; die schlichte Glaubensfreude einer 83­jährigen Frau, die im Herzen jung geblieben ist; mein Gespräch mit Pater Beller; Pater Boll hat gesagt: 'Pater Kentenich hat einfach zugehört'; der Blick eines Säuglings..." Das machte Freude auf mehr.

Zum Schluss der Messe bedankte sich Pater Beller bei allen Mitarbeitern und allen, die im Vorder­ und Hintergrund mitgewirkt hatten für diese Oktoberwoche.

Im Pilgerheim gab es dann, zu den Klängen von Blasmusik, Mittagessen und Kaffee für alle ­ gute Gelegenheit zum Austauschen, Kennenlernen, Planen. "Ich freue mich, dass es mit einem so einfachen Wort weitergeht", meint jemand. "'Liebe sieht mehr', das greift, glaube ich. Ich freue mich darauf, jetzt anzufangen!"



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Last Update: 21.10.2002 12:34 Mail: Editor /Webmaster
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