Schönstatt - Begegnungen

Apostolat der Lebensbereiche ­ Apostolat der Lebenssituationen

Oktoberwoche 2002: "Eine christliche Durchdringung der heutigen Welt und Kultur ­ das geht!"

El hombre - huella de Dios: semana de octubre 2002
Persons - God's trace and reflection: October Week 2002
Der Mensch - die Spur Gottes: Oktoberwoche 2002
Bernhard Neiser
Erwin Hinterberger
Irmgard Ludwig
Madres de Schoenstatt
Schoenstatt Mothers
Schönstattbewegung Frauen und Mütter
Frau Helmich
Claudia Roth
Maria Engler
Hans Muhle
Fotos: POS, Brehm © 2002

SCHOENSTATT, mkf. Eine christliche Durchdringung der heutigen Welt und Kultur ­ geht das überhaupt? Ja, es geht ­ diese Antwort stand als erstaunliche und befreiende Erkenntnis am Ende einer von Pater Dr. Lothar Penners mit gelockertem Tiefgang moderierten Präsentation von apostolischen Projekten und Einzelinitiativen im Einsatz für die Würde des Menschen. Das Wort vom Apostolat der Lebensbereiche und dem Apostolat der Lebenssituationen deutete dabei eine vielversprechende Perspektive an, die noch auszugestalten bleibt.

"Herr Hinterberger, ich war auf der Homepage von Schönstatt, sehr interessanter Mensch, der Pater Josef Kentenich!" ­ "Ich bin wieder schwanger, meinst du, ich kann diesen Segen wieder kriegen, das hat mir damals so richtig gut getan." ­ "Strategie der offenen Bürotür": Stichworte, die etwas vom Klima einfangen, das an diesem Nachmittag in der Oktoberwoche herrscht. "Die Chance zur informellen Klimaveränderung", die in einer Behörde wahrgenommen worden ist, braucht nicht theoretisch erklärt werden. Sie ist an diesem Nachmittag auf der Oktoberwoche auch passiert.

"Ach ja, wie wollen Sie das denn machen?"

"Als ein engagierter evangelischer Pfarrer von mir hörte, dass wir uns einsetzen für eine neue christliche Gesellschaftsordnung, meinte er: Ach ja, wie wollen Sie das denn machen?" Ein engagierter evangelischer Pfarrer sagt das einem Vermögensberater aus der Schönstattbewegung. Wie wollen Sie das denn machen? Genau darum geht es in den 90 Minuten am Nachmittag des 17. Oktober. Moderiert von Pater Dr. Lothar Penners, ging es am Nachmittag in sechs Statements um die Frage: Können sich Sachkompetenz und Qualitätsarbeit berühren mit dem Respekt vor der Würde des Menschen? Oder konkret: das, was im Kreis der Schönstattbewegung lebt und prägt, geht davon etwas aus und geht das auch außerhalb? Es geht. Nicht immer, nicht immer perfekt, aber es geht. Gegen diese Erfahrung, die Bernhard Neiser, Erwin Hinterberger, Irmgard Ludwig, Elisabeth Helmich, Claudia Roth, Maria Engler und Hans Muhle vermitteln, kommt kein skeptisches "das geht nicht" (nicht mehr, noch nicht, hier nicht...) mehr an.

Geht das, Apostolat in der Finanzberatung?

Bernhard Neiser (Schönstatt­Institut Familien) berichtet von seiner Arbeit bei der Vermögensberatungsgesellschaft "Plansecur", gegründet von evangelischen und katholischen Christen und den Möglichkeiten, als Vermögensberater apostolisch tätig zu werden ­ in der Lebensplanung mit den Kunden etwa, in der Fähigkeit, über Zahlen hinaus den Menschen in seiner Geschichte wahrzunehmen, aber auch durch Veranstaltungen im Bereich der Vermögensberatung oder betriebsinternen Fortbildung, die "eben nach Schönstatt verlegt und mit einem entsprechenden Rahmenprogramm versehen werden".

"Das Hongkong­Modell läuft bei mir eben nicht..., sagt Erich Hinterberger aus Maisach. Er ist Wirtschaftsprüfer, und das "Hongkong­Modell", eine vornehme Art der Geldwäsche, die ein potenter Kunde ihm schmackhaft zu machen sucht, kostet dem Kunden den Wirtschaftsprüfer und der Firma einen Kunden. Aber das ist der Preis der Ehrlichkeit: "Wir suchen das Beste für unseren Kunden, aber im Rahmen des Erlaubten." Beim Thema Mitarbeiterführung erzählt Hinterberger dem Geschäftsführer einer neuen Firma so nebenher vom Fest in Schönstatt auf'm Berg in Memhölz. Begrüßung beim nächsten Termin: "Herr Hinterberger, ich war auf der Homepage von Schönstatt, sehr interessanter Mensch, der Pater Josef Kentenich!"

Das Klima im eigenen Betrieb zu prägen, dazu bringt Hinterberger ein paar Spielregeln ein zum offenen Umgang miteinander, zum offenen Umgang mit Konflikten und zur offenen Bürotür. Am "Treffpunkt Kaffeemaschine" erfährt man, wie die Stimmung ist, der Rest klärt sich "beim Gang mit der Kaffeetasse durch die Büros". Klimaveränderung geht nur ganz langsam, sagt er, aber Führung durch Fühlungnahme ­ sagt Pater Kentenich ­ verändert das Klima.

Muttersegen oder: In einer konkreten Situation konkrete Lebenshilfe anbieten

Irmgard Ludwig, Frau von Schönstatt aus Moltenberg, bringt den Moment von Leid ins Spiel mit Beispielen aus der Gemeinschaft Kranke und Behnderte, berichtet vom Gebets­ und Opfereinsatz von Menschen, die in der Schule des Liebesbündnis ein starkes Gespür für ihre Würde und ihren Wert entwickelt haben. "Ich bin ein Kind des Vaters, er weiß wohl, warum das geschah." Pater Kentenich war keiner, der vom Leid der Menschen wegschaute, ergänzt Pater Penners. Darum gab er denen, die in besonderer Weise teilnehmen am Erlöserleid, einen festen Platz in seiner apostolischen Bewegung.

Schon seit Jahren hat sich die Schönstattbewegung Frauen und Mütter eingesetzt für das werdende Leben;Elisabeth Helmich aus der Diözese Münster, Maria Engler, Diöezse Trier, und Claudia Roth, Rottenburg­Stuttgart, berichten von zwei konkreten Initiativen.

In mehreren Pfarreien und an den Schönstattzentren in der Diözese Rottenburg­Stuttgart finden zwei­ bis dreimal im Jahr Mutter­ oder Elternsegensfeiern statt. Ganz persönliche Zuwendung, begleitendes Beten, oder, wie Pater Penners sagte: "Man erwischt jemanden in einer ganz konkreten Lebenssituation und gibt ihm da eine ganz konkrete Lebenshilfe, und das wirkt mehr als hundert Stunden Katechese..."

Eine spontane Hilfsaktion für eine Frau, die ein Kind erwartete und deren Not sich bei näherem Hinsehen auf fehlende Babyausstattung reduzieren ließ, war der Anstoß für die Initiative "Ich wünsche dir Leben" der Schönstattgemeinschaft Frauen und Mütter in der Diözese Trier. Diese Initiative bezog inzwischen Räume im Bundesheim und ist dabei, mit Sachspenden, Beratung und begleitendem Gebet Frauen zu helfen, die durch eine Schwangerschaft in Not geraten sind.

Geistpflege im Tiefbau­ und Umweltamt

Geistpflege ­ das war das so ein Begriff aus dem innersten Lebensbereich Schönstatts, oder? Wie kommt der ins Tiefbau­ und Umweltamt der Stadt Melle? Durch Hans Muhle aus der Schönstattfamilienbewegung, der seit 1992 dort Chef ist und der seitdem bei der einmal im Jahr nach Dienstschluss stattfindenden "Geistpflege" (das heißt wirklich so!) seine komplette Belegschaft von 19 Personen Jahr für Jahr vollzählig versammelt. Sein Traum, dass jeder sich am Arbeitsplatz wohl fühlt, und dass der Umgang miteinander von Respekt geprägt ist, wurde zum Ziel der Mitarbeiter; dass man dazu aber mehr braucht als nur den Vorsatz war der Auslöser für die erste "Geistpflege", einen Vortrag von Schönstattpater Heinrich Hug zum Thema "Arbeit in theologischer und philosophischer Sicht". Seitdem geht es einmal im Jahr um Themen wie Grundwerte, Sehnsucht nach Leben, anspruchsvoll leben, Indiviuum und Team und: Wie kann Gott das zulassen? Christlicher Umgang mit Leid und Schmerz.

Und irgendwie gehört auch die Weihnachtsfeier in diese Geistpflege hinein.

Fazit nach dem voller Humor vorgetragenen Statement von Hans Muhle: Gut, dass es Marienschwestern und Patres gibt, ,an denen man sich orientieren kann, gut, dass sie das künden, was wir umsetzen. Ich verdanke alles der Schönstattbewegung. In einer eindrucksvollen Geste reichte er Sr. Adelindis und P. Beller, seinen Partnern in der Schönstattarbeit für die Wallfahrt, die Hand.

Induktiv arbeiten, vom Leben eine Antwort geben

Die Kategorien unseres Vater und Gründers sind anbringbar, wenn man induktiv arbeitet, eben man eben vom Leben her den Leuten eine Antewort gibt", griff Pater Penners den Begriff der "Geistpflege" auf.

Es gehe dabei um ein Apostolat der Lebensbereiche: Hier sind Leute, erklärte er, die sich im Lebensbereich Beruf durchsetzen ­ und in den kleinen Akzenten eines Stils wächst neben der Sachkompetenz die Pflege von menschlicher Würde, und so berühren sich diese Lebensbereiche mit Gott.

Es gehe auch um das Apostolat der Lebenssituationen, darum, Sensibilität dafür zu entwickeln, um Menschen in konkreten Lebenssituationen (Schwangerschaft, Krankheit nur als Beispiel) eine Berührung mit dem sich für sie persönlich interessierenden Gott zu ermöglichen.

In Blick auf den Nachmittag griff er zum Schluss den Satz von Hans Muhle auf und variierte ihn: "Gott sei Dank, dass wir so eine Laienbewegung sind, Gott sei Dank, dass es diese Laien draußen im Land gibt!"

Am Abend trafen sich die Diözesangemeinschaften zu einer geistlichen Stunde, in der sie in der Methode der Spurensuche die Eindrücke und Erfahrungen dieses Tages auswerten konnten.



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Last Update: 18.10.2002 23:35 Mail: Editor /Webmaster
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