Schönstatt - Begegnungen

Menschliche Würde neu entdecken ­ Spuren Gottes in der Beschleunigung der Zeit

Thematischer Schwerpunkt der Oktoberwoche 2003: Schönstatts Charisma für den Menschen im Hier und Jetzt leben

17 de octubre de 2002: P. Dr. Lothar Penners, Schoenstatt
October 17, 2002: Fr. Dr. Lothar Penners, Schoenstatt
17. Oktober 2002: P. Dr. Lothar Penners, Schönstatt
Attentive audience during Father Penner's talk about accelaration of time
Aufmerksame Zuhörer beim Vortrag von Pater Penners zur Beschleunigung der Zeit
Hna Nurit Stosiek: Dignidad humana
Sr. Nurit Stosiek: Rediscover human dignity
Sr. Dr. Nurit Stosiek: Menschliche Würde wiederentdecken
Dignidad como ser amado - la experiencia de Schoenstatt
Dignity as loved person - the experience of Schoenstatt
Würde als geliebter Mensch - die Erfahrung Schönstatts
Auditorio
Audience
Publikum
Vista del hall
View of the hall
Blick in die Aula
Conversación con Margaret y Mike Fenelon; Estados Unidos
Conversation with Margaret and Mike Fenelon, USA
Im Gespräch mit Margaret und Mike Fenelon, USA
Conversando: P. Matthias Rummel SAC, director del Santuario Original
Talking: Fr Matthias Rummel SAC, director of the Original Shrine
Im Gespräch: P. Matthias Rummel SAC, Rektor der Urheiligtums
Fotos: POS, Brehm © 2002

SCHOENSTATT, mkf. Spuren Gottes wahrnehmen in der Beschleunigung der Zeit, in einer durch Internet und Globalisierung veränderten Wissens­ und Wahrheitssituation, im Dialog der Kulturen und Religionen eines Europa, dessen Religion nicht mehr christlich und dessen Christentum auf weiten Strecken nicht mehr religiös ist, wie Pater Dr. Lothar Penners den Prager Professor Thomas Halik zitierte, darum ging es im ersten thematischen Schwerpunkt der Oktoberwoche in der soziologischen Perspektive. Was eine Gesellschaft verändern soll, muss ­ so Pater Kentenich, der den neuen Menschen zu formen angetreten ist, der in der neuen Gemeinschaft steht und diese prägt, muss beim Einzelnen verwurzelt sein. Menschliche Würde neu entdecken: Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein, Selbstbestimmung und Ehrfurcht vor der Würde des Menschen stellte Schwester Dr. Nurit Stosiek als Schlüssel dar und zeigte auf, wie gerade hier das Charisma Pater Kentenichs greift.

Pater Penners als erster Referent der diesjährigen Oktoberwoche entwarf am Morgen des 17. Oktober ein Panorama der Veränderung der Zeit unter dem Blickwinkel der Beschleunigung; er zeigte in einem originellen Rückgriff auf Aussagen im Buch der Weisheit einen Weg der "Aussöhnung mit der Beschleunigung". Die Weisheit ist "beweglicher als alle Bewegung"; Maria aber ist, ganz im Sinne der Schrift und in der Deutung Pater Kentenich ­ "Ich liebe alle, die mich lieben", das klassische Wort der Ersten Gründungsurkunde, stammt aus der alttestamentlichen Weisheitsliteratur ­ in ihren Eigenschaften der Weisheit ähnlich.

"Wussten Sie, dass Sie das Liebesbündnis geschlossen haben mit einer Person, die beweglicher ist als alle Bewegung?" Diese Frage war nicht nur Lacherfolg, sondern wies eine Richtung, die Pater Pennners sehr dezidiert einprägte: einer "globalen Verwahrlosung der Kulturen", ein Begriff, mit dem Sloterdijk das Leben mit der Beschleunigung der Zeit beschreibt, steht die Verwurzelung im Heiligtum gegenüber, ein Ruhen in Bewegung, in Gott, der selbst Bewegung ist und bewegt. Keine Angst also vor Bewegung, im Gegenteil, beweglicher werden als Bewegung ist die Parole. Schönstatt­Bewegung heißt es ja auch.

Europa, geistliche Bewegungen, ökumenische Einladungen

Der Dialog der Kulturen, der Dialog der Religionen ­ insbesondere mit dem Islam: Themenstränge, die Pater Penners im Horizont einer in Bewegung geratenen Welt aufzeigte. Die Rede ist von Europa, das nach Professer Halik "weder unchristlich noch unreligiös, aber nicht christlich religiös" ist. Klartext: "Unser europäisches Christentum ist keine Religion mehr, und die Religiosität, die durchaus da ist, ist nicht christlich."

Anstelle des religiösen Zentralwertes ist bei vielen die Wissenschaft getreten, die Medien. Und doch ist darin eine Suche nach Religiosität; nicht nach theologischem Wissen, nicht nach Geboten, sondern nach Begegnung, nach Wegerfahrungen. In diesem Horizont stehen dann die geistlichen Bewegung da als "Gott­des­Lebens"­Bewegungen, alle entstanden aus dem Berührtsein vom Gott des Lebens; sie tragen den Geist des Konzils in sich, sind Gemeinschaften eines seelischen In­ und Miteinander, wecken urchristlichen Gebetsgeist, bieten geistliche Oasen und eröffnen Berufungswege, je nach Charisma. Und sie geben das Ziel nicht auf, Seele der Welt zu sein.

Im Miteinander der Geistlichen Bewegungen hat Schönstatt sein Charisma und seinen Beitrag, den andere nicht geben können. Als zwei "Schönstatt­Euros", die in Umlauf gebracht werden müssen, nannte er die "Spurensuche" als Weg, dem Gott des Lebens im Alltag zu begegnen und die "Pilgernde Gottesmutter", durch die ein Gnaden­ und Lebensstrom Menschen "erreicht", berührt und verbindet.

Die Erfahrungen des ökumenischen Treffens der Geistlichen Gemeinschaften vom 8. Dezember 2001 mit dem "Bündnis des Wohlwollens" deuten, so der Referent, auf eine noch nicht entdeckte ökumenische Dimension im Charisma Pater Kentenichs hin.

In Blick auf die Thematik der Tagung, so Pater Penners abschließend, gelte es immer, den konkreten Menschen als Geschenk und Aufgabe wahrzunehmen, das Antlitz des Menschen zu sehen als den Ort, "wo Gott ins Denken fällt".

Was ist menschliche Würde?

Was aber ist menschliche Würde und weshalb soll menschliches Leben einen besonderen Wert haben?

Nicht mit Worten, sondern zunächst mit Bildern von Menschen, mit Bildern von Schönem und Schweren, das uns berührt hat, führte Schwester Nurit in ihr Thema ein. Eine Akedemikerin hatte diese Präsentation zusammengestellt als Anregung, sich auf Spurensuche im Antlitz des Menschen zu begeben. Der Mensch ist die Spur?! Auch, wo Flüchtlingskinder verhungern, wo Menschen zerbombt werden oder aktive Sterbehilfe legalisiert wird, wo auffällt, dass es immer weniger Kinder mit Down­Syndrom gibt, weil sie gar nicht mehr geboren werden?

Mit einigen Streiflichtern machte Sr. Nurit klar, wie aktuell die Frage menschlicher Würde ist und dass sie bei weitem nicht mehr selbstverständlich geachtet und jedem Menschen zuerkannt wird. Aus ihrer langen Erfahrung beim "Tag der Frau" zeigte sie auf, dass das dort in immer neuen Varianten Jahr für Jahr angebotene Thema "Selbstwertgefühl" jedes Mal neu aktuell ist. Angeschaut sein und ein Gesicht haben, jemand und nicht niemand sein, den "Glanz im Auge der Mutter" wahrnehmen in dem, der mich liebend und bejahend anschaut: das ist, was Selbstwertgefühl ausprägt und stark macht.

Selbstbewusstsein als weitere Kategorie menschlicher Würde ist gesellschaftlich durchaus in, doch die ganze Bedeutsamkeit und Tiefe von Selbstbewusstsein als der Fähigkeit zu eigenem sittlichen Urteil zeigt sich, so Sr. Nurit, im Blick für das Kostbare, in der "Großmut des Dienens und dem Feingefühl der Demut". Nichts, so Schwester Nurit, verunsichere mehr als ein selbstgewusster Christ!

Ehrfurcht vor der Würde des Menschen ­ auch vor meiner eigenen

Selbstbestimmung: Gegen der Tendenz, die eigenen Lebensgeschichte zu "bestimmen" und den eigenen Leib, den menschlichen Leib, als Experimentierfeld zu brauchen, stellt Pater Kentenich in der Spiritualität Schönstatts die Dimension leibhafter Würde in konkreter Geschlechtlichkeit und Leiblichkeit.

Leibhaft und welthaft die Würde des Menschen bezeugen ­ das stellte Schwester Nurit als Herausforderung und konkrete Möglichkeit heraus. Immer gehe es darum, die Ehrfurcht vor der Würde des Menschen, vor der eigenen und vor der der anderen, zu bewahren, zu fördern, dafür ein­ und aufzustehen.

Der stürmische Applaus und die vielen Gespräche zeigten, dass es beiden Referenten geglückt war, ein Klima zu schaffen, das bewegt war von der Freude am Einsatz für den Menschen, konkret hier und jetzt.



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