Schönstatt - Begegnungen

Mit dem Gründer Schritte hinein in Welt und Kirche gehen

Oktoberwoche 2003: Schönstatt auf dem Weg nach 2014 ­ Spurensuche hinein in die Kirche

Prof. Dr. Hubertus Brantzen, Mainz
Remembering moments that touched me, that gave me joy...
Erster Schritt der Spurensuche, konkret durchgeführt: was hat mich berührt, was hat mich angesprochen, was treibt mich um...
Brochure with conrete steps how to find God in every day life.
Spurensuche: Faltblatt mit den konkreten Schritten.
Fr. Tillman Beller talking about the Holy Father's Apostolic letter about the rosary
P. Tilmann Beller schloss mit Bemerkungen zum Apostolischen Schreiben des Papstes zum Rosenkranz
Fotos: POS, Brehm © 2002

SCHÖNSTATT, mkf. Schönstatt hat eine große Vision und einen reichen Vorrat an geglückten Lebensvorgängen im Horizont von Sinn, Gottesbegegnung, Beziehung, Verwurzelung, Leid­ und Krisenbewältigung, das Entdecken Gottes in Menschen, Ereignissen und Dingen, Liebe zur Kirche und Einsatz für sie. Im Kontext der deutschen Wirklichkeit fehlt allerdings ­anders als in vielen Ländern Südamerikas etwa ­ das wahrgenommene Hineinwirken in Kirche und Gesellschaft. Im Rahmen der Oktoberwoche warb Professor Dr. Hubertus Brantzen für die "Spurensuche" als eine konkrete Form, mit der Schönstatt in die Kirche hinein wirken könnte.

Ein bisschen so wie Pfingsten: nicht nur, dass der Geräuschpegel mächtig anschwoll, es kam auch Bewegung auf ­ die bisher einmütige Blickrichtung aller nach vorn änderte sich, die siebenhundert Delegierten schauten einander an und erzählten einander von Gott... und von sich. "Und so könnte die Oktoberwoche weitergehen", meinte Professor Brantzen. Was hatte er getan? Er hatte die Spurensuche in die Oktoberwoche gebracht.

Eine große Vision allein reicht nicht

Schönstatt hat eine große Vision. Und nicht nur eine Vision; vieles davon lebt auch, wird verwirklicht, betonte Professor Brantzen. In Chile 1999etwa habe die deutsche Schönstattbewegung erlebt und wahrgenommen, dass sie zu einer lebendigen, weltweiten, agile Familie gehört, die etwas bewirkt. Hunderttausende von Menschen kommen in aller Welt mit der Pilgernden Gottesmutter in Berührung, jetzt auch in Deutschland. In vielen Ländern Südamerikas ist die Pilgernde Gottesmutter nicht mehr aus der kirchlichen Pastoral wegzudenken. Auf "schoenstatt.de" erfährt man tagtäglich, wo in aller Welt etwas in durch Schönstatt passiert, wo neue Heiligtümer eingeweiht werden, wo Jubiläen neuen Aufbruch bewirken...

Aber: wie nimmt die deutsche Kirche Schönstatt wahr? Wenn man eine Umfrage machte beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken, in der Pfarrei, oder, wie im Februar geschehen, in Vallendar? Mit dem hundertjährigen Schönstattjubiläum 2014 im Visier, stellte Professor Brantzen die These auf: das lässt sich ändern, und zwar mit der "Spurensuche".

"In seinen Fuß­Spuren die Wege der göttlichen Vorsehung gehen"

Mit dem Gründer und wie er Schritte in die Kirche und Welt gehen, darum gehe es. Schritte hinein in Kirche und Welt gehen bedeute, Kirche und Welt etwas anbieten, was sie noch nicht hat, aber sucht ­ und was im Innenraum Schönstatts erprobt und bewährt ist. Die Kernfrage des Menschen heute ist: Bin ich geliebt, bin ich gewollt, gibt es einen, der zu mir hält, auch wenn ich schwach oder schlecht bin? Die Antwort darauf wollen Menschen aber nicht doziert bekommen, sonder erfahren, spüren. "Die entscheidende Antwort aus unserer Spiritualität ist der marianisch geprägte Vorsehungsglaube, unsere 'Weltanschauung'," sagte Dr. Brantzen. Als einen der entscheidenden Zeugen dafür nannte er Schw. Emilie, die in ihrem Abschiedsbrief, einen Tag vor ihrem Sterben, formuliert: "Lasst uns nie vergessen, was alles wir Herrn Pater zu verdanken haben... und gehen wir in seinen Fuß­Spuren die Wege der göttlichen Vorsehung."

Die Herausforderung sei nun allerdings nicht, Vorsehungsglauben zu studieren und zu formulieren oder daraus zu leben, sondern ihn so in die Kirche hineinzutragen, dass sie ihn annehmen kann, dass sie ihn weitergeben kann?

Die Frage ist: Wie können wir das handhabbar machen, was wir schon immer getan haben, oder noch konkreter: Wie können wir dem Lebensvorgang "Praktischer Vorsehungsglaube" eine Form geben?

Wie man in einer Minute tausend Menschen zum Strahlen bringt

Im Zusammenhang mit dem Pastoralkongress ist als Antwort auf diese Frage die "Spurensuche" entstanden. Eine Methode, mit der Menschen und Gemeinschaften erfahren können, dass Gott Spuren im Herzen hinterlässt und wie der Mensch selbst die lebendigste Spur Gottes ist, bei der sie spüren und erfahren, dass alles Geschöpfliche und alles Geschlechtliche seine Spuren sind. Und dann wandte Professor Brantzen die Gesetzmäßigkeit der "Spurensuche" an, indem er auf die ausgelegten Zettel verwies und alle Anwesenden motivierte, auf diesem Zettel eine Erfahrung zu notieren, die sie in den vergangenen Tagen bewegt hatte... und eine Minute später war die Aula nicht mehr das, was sie bis dahin gewesen war: siehe die Schilderung vom Anfang. "Jetzt wissen Sie, wie Sie innerhalb von einer Minute tausend Menschen zum Strahlen bringt, meinte er. Die Delegierten hatten soeben die beiden ersten Schritte der "Spurensuche" angewandt, "Erinnern" und "Erzählen". Der Mensch heißt Mensch, weil er wärmt, wenn er erzählt, hatte Pater Beller am ersten Abend Herbert Grönemeyer zitiert. Die beiden weiteren Schritte sind "entdecken" und "antworten".

"Herr Bischof, Sie brauchen nicht zu predigen, wir machen Spurensuche!"

"Herr Bischof, Sie brauchen heute nicht zu predigen, wir machen Spurensuche". Passiert bei einem Treffen des Bischofs mit seinen Diakonen. Kein Einzelfall. Professor Brantzen nannte mehrere Beispiele von kirchlichen Gruppierungen, wo die "Spurensuche" bereits praktiziert wird. Als besonders geglückte Ergänzung nannte er, wie Sr. Marié in diesem Jahr die Begleitung der Pilgernden Gottesmutter mit der Spurensuche verknüpft hatte. Ihre Erfahrung: "Da erzählen Menschen unverdaute Erlebnisse, unbewältigtes Leid ­ und dann stelle ich den Krug dazu. Damit finden sie aus der Ohnmacht heraus, können abgeben, schenken." Spurensuche ist die "Form" des Vorsehungsglaubens, der Krug die "Form" des Gnadenkapitals, sagte Professor Brantzen. "Und die Gottesmutter ist mittendrin und bringt die Gnade." ­

Bis zum Jahr 2014 ­ "Spurensuche" in jeder deutschen Gemeinde?

Die Frage nach der praktischen Seite der Gotteserfahrungen spielt eine wachsende Rolle in der spirituellen Literatur, in wissenschaftlichen Arbeiten, in pastoralen Zeitschriften. Als "Spezialisten" für den Vorsehungsglauben, so Brantzen, sollten Schönstätter bei der "Wiederentdeckung der Vorsehung" dabei sein.

In den dreißiger Jahren, so Brantzen, hat Pater Kentenich zahlreiche Kurse zum Thema Werktagsheiligkeit gehalten; als dann 1937 das Buch "Werktasgsheiligkeit" erschien, startete Pater Kentenich eine Öffentlichkeitsarbeits­Kampagne, die in Schönstatt ihresgleichen sucht. Zwölftausend Exemplare gingen in die deutsche Kirche, er schrieb dazu Briefe an Bischöfe, Theologen und Seelsorge mit der Bitte um Rückmeldung. Ihm gelang damals ein Durchbruch. "Lasst uns in seinen Fußspuren..." ­ unter diesem Rückgriff auf Sr. Emilie entwarf Dr. Brantzen eine Vision 2014, wo

­ in jeder deutschen Gemeinde die Spurensuche als Form des praktischen Vorsehungsglaubens bekannt ist

­ in jeder deutschen Gemeinde bekannt ist, dass auch unser Mühen, auch leidvolle Erfahrungen Spuren Gottes sind und dass wir sie in den Krug hineingeben können

­ und dass bis in 12 Jahren neu erkannt und verstanden wird, dass die Gottesmutter der Typ des Menschen ist, der in den Alltagserfahrungen Gottes Spuren entdeckt und erlebt.

Und jetzt gilt es, in den Gemeinden den Pfarrer mit der Spurensuche bekannt zu machen, und die geöffneten Türen zu sehen, die da sind: das Jahr der Bibel 2003 und die Emmausgeschichte als Spurensuche; der Katholikentag im Ulm ­ "Könnten wir nicht die Kräfte bündeln und in Ulm die Spurensuche vorstellen mit dem Ziel, keiner geht vom Katholikentag nach Hause ohne?", der Weltjugendtag in Köln...

Worte aus der Gründungsurkunde schlossen den Vortrag; das lebhafte und engagierte Gespräch, das sofort danach einsetzte, war bestes Zeugnis dafür, dass "heilige Unruhe" die Delegierten erfasst hatte!

Impulse aus der Oktoberwoche

Nach der Pause nahm Pater Beller noch einmal die Themen und Impulse der Oktoberwoche in den Blick und gab in einigen Hinweisen Zusammenhänge: Die Beschleunigung der Zeit und sich der Vielfalt zu stellen, setze eine starke Mitte voraus, ein sicheres Selbstwertgefühl und Gespür für die eigene Würde.

Dass Wahrheit Sprache fordere, sei eine Erfahrung aus dem Vortrag von Ehepaar Jensen. Pater Kentenich wollte, dass das, was, kostbar ist, nicht einfach ein Wert ist, sondern Wort wird. Zwei (scheinbar) scherzhafte Nebenbemerkungen dazu: "Reden kann man lernen. Wir suchen dass rechte Wort, und das kann man üben: 'Was ist Schönstatt' ­ und dann kommt das große Stottern!" Und:

"Wenn man die Jensens erlebt, kriegt man Sehnsucht nach der Ehe. Da wird Liebe in Fülle gelebt. Das ist eine Frage an die Liebe in den jungfräulichen Gemeinschaften, denn sonst gehen die jungen Leute nicht zu den Schönstattpatres, sondern zum Familienverband!"

Er erinnerte an die apostolischen Projekte in den Lebensbereichen und ­situationen und die Lichtfeier am Bündnistag, und wies dann mit besonderer Betonung hin auf den Nachmittag der "Gründerbegegnungen in Milwaukee". Interessante "Spurensuche": zu einem Zeitpunkt, da die Nachwuchszahlen bei Patres, Priestern und Schwestern drastisch zurückgehen, so Pater Beller, zeigt sich, dass es wachsende Kreise in den Laiengemeinschaften gibt, die den Vater und Gründer ganz nah, ganz authentisch, ganz dicht erleben, gibt es dort Menschen, für die er Seelenführer ist und Vater, zeigt sich, dass er ganze Gemeinschaften steuert, führt. Es ist seine Familie.

Dank an den Heiligen Vater für die Rosenkranz­Enzyklika

Die Schönstattbewegung habe dem Heiligen Vater gedankt für die am 16. Oktober erschienene Enzyklika über den Rosenkranz, das Rosenkranzjahr als marianisches Jahr und die "lichtreichen Geheimnisse" des Rosenkranzes. Der Rosenkranz, so Pater Beller, sei zwar kein Thema der Oktoberwoche gewesen, doch er sei "in die Oktoberwoche herein gekommen".

Mit einigen Passagen aus der Rosenkranzenzyklika und dem Gebet Pater Kentenichs zum Rosenkranz in Himmelwärts schloss er den Vortrag und damit die thematische Seite der Oktoberwoche.

Der Rosenkranz, so der Papst in seiner am 16. Oktober veröffentlichten Enzyklika, ist es, der uns "durch das Herz seiner Mutter in lebendige Verbindung mit Jesus bringt... Den Rosenkranz beten ist tatsächlich nichts anderes, als mit Maria das Antlitz Christi zu betrachten. Um dieser Einladung eine noch größere Bedeutung zu geben, nutze ich gerne die Gelegenheit, die sich durch den kommenden hundertzwanzigsten Jahrestag der bereits genannten Enzyklika von Papst Leo XIII. bietet. Ich wünsche, dass dieses Gebet im Laufe dieses Jahres in den verschiedenen christlichen Gemeinschaften besonders angeboten und geschätzt wird. Deshalb erkläre ich den Zeitraum vom Oktober dieses Jahres bis zum Oktober 2003 zum Jahr des Rosenkranzes.

Pater Kentenich betet:

"Lass in dem Liebesmeere uns versinken, aus dem der Rosenkranz uns reich lässt trinken; entzünde unseren schwachen Opfermut an Christi und der Mutter Liebesglut. Dann wird das Leben bald ein Spiegel werden von Christi sein und Wandel hier auf Erden; in ihm ziehn durch die Welt wir stark und mild als segenspendendes Marienbild."



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Last Update: 19.10.2002 19:32 Mail: Editor /Webmaster
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