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 published: 2005-12-13

Die Zukunft der Ökumene

Kardinal Walter Kasper beim Patronatsfest der Hochschule der Pallottiner in Vallendar-Schönstatt

 

Patrocinio de la Escuela de Teología de los Palotinos: Mons. Jörg Peters, Gernot Mittler (ministro), Hna. Basina (Superiora General de las Hermanas Franciscanas de Waldbreitbach), Cardenal Walter Kasper, P. Fritz Kretz, Superior General de los Pallottinos (de izq.)

Patron’s Feast of the Theological School of the Pallottines: Auxiliary Bischop Jörg Peters, Gernot Mittler (minister), Sr. Basina (Superior General of the Franciscan Sisters of Waldbreitbach), Cardinal Walter Kasper, Fr. Fritz Kretz, Superior General of the Pallottines (from left)

Patrozinium der Theologischen Hochschule der Pallottiner: Weihischof Jörg Peters, Minister Gernot Mittler (RP), Schw Basina, Generaloberin der Waldbretibacher Franziskanerinnen, Kardinal Walter Kasper, P. Fritz Kretz, Generaloberer der Pallottiner (von links).

 

Cardenal Walter Kasper

Cardenal Walter Kasper

Kardinal Walter Kasper

 
 

P. Dr. Heribert Niederschlag SAC, rector

Fr. Dr. Heribert Niederschlag SAC, rector

P. Dr. Heribert Niederschlag SAC, Rektor

 
 

P. Fritz Kretz SAC, superior general

Fr. Fritz Kretz SAC, General Superior

P. Fritz Kretz SAC, Generaloberer

 
 

Conferencia del Cardenal Walter Kasper

Conference of Cardinal Walter Kasper

Vortrag von Kardinal Walter Kasper

Fotos: POS Fischer © 2005

 
   

SCHÖNSTATT, mkf. Kardinal Walter Kasper, Präsident des Päpstlichen Rates für die Förderung der Einheit der Christen, hat Mut gemacht bei seinem Festvortrag anlässlich des Patronatsfestes der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Pallottiner am 8. Dezember in Vallendar. Mut gemacht zur Ökumene, auch wenn der Weg zur vollen sichtbaren Kirchengemeinschaft "uns heute länger und mühsamer zu sein scheint als am Anfang vermutet". "Es ist falsch, von einem Winter oder gar von einer Eiszeit in der Ökumene zu reden", hatte der Kardinal zuvor vor zahlreich anwesenden Journalisten betont und besonders hingewiesen auf die Netzwerke, die in den Geistlichen Bewegungen und Neuen Gemeinschaften entstehen.

"Ökumene am Ort" erwähnte Professor Dr. Pater Heribert Niederschlag in seinem Grußwort mit Blick auf das "Zusammenleben" von Pallottinern und Schönstättern, quittiert vom freundlichen Applaus der Gäste beim Festakt zum Patrozinium der Hochschule, zu dem zahlreiche Vertreter des kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens gekommen waren. In der Begrüßung erinnerte P. Niederschlag an die besondere Aufgabe, die der Hochschule 1946 zugeschrieben wurde. "Sie soll Lebensschule junger Christen, Pflanzschule junger Priester und  Hochschule einer weltumspannenden apostolischen Bewegung sein."

Doppelter Anlass zum Feiern

Ein doppelter Anlass zum Feiern prägte das Patrozinium: die Gründung des Kardinal Walter Kasper-Instituts für Theologie, Ökumene und Spiritualität, in enger Kooperation mit der Kardinal-Walter-Kasper Stiftung in Stuttgart. Initiator des Instituts ist Pater George Augustin SAC, Professor für systematische Theologie der Hochschule in Vallendar; er hat bei Professor Kasper promoviert. Das Institut, dessen Gründung nur gut zwei Wochen vor dem Fest beschlossen wurde, soll sich der Erforschung und Weiterführung der Theologie und des ökumenischen Engagement Kardinal Kaspers widmen. Ein weiterer Anlass war die finanzielle Sicherung der Hochschule durch die Kooperation mit der Marienhaus GmbH der Waldbreitbacher Franziskanerinnen. Die Marienhaus GmbH ist Teil der St. Elisabeth-Stiftung. Ende 1993 haben die Ordensgemeinschaft der Armen Dienstmägde Jesu Christi aus Dernbach und der Franziskanerinnen aus Waldbreitbach die Elisabeth-Stiftung ins Leben gerufen. Die Stiftung ist einer der größten freigemeinnützigen Träger von sozialen Einrichtungen in Deutschland. Rechtlich organisiert sind die Einrichtungen entsprechend ihrer Ordensherkunft in der Maria Hilf GmbH und der Marienhaus GmbH Waldbreitbach. Zur Marienhaus GmbH zählen: 23 Krankenhäuser, 17 Alten- und Pflegeheime, 2 Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen, 8 Hospize und 7 sonstige Einrichtungen. Die Einrichtungen liegen in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland, insgesamt arbeiten in der Marienhaus GmbH etwa 11.000 Frauen und Männer. Teil der Kooperation mit der Marienhaus GmbH ist die Erweiterung des akademischen Angebots um einen Promotionsstudiengang Pflegewissenschaft und ein Ethik-Institut.

Generalrektor Fritz Kretz drückte seine Freude darüber aus, dass mit der Kooperation die Zukunft der Hochschule gesichert sei, und der Gestaltungsrahmen weiter werde. Die Pallottiner, so erklärte er, hätten das Charisma, Kräfte zusammenzuführen, Einzelinitiativen zu bündeln, damit diese mehr Ausstrahlung und Bedeutung bekämen.

Lasst uns über das sprechen, was wir heute gemeinsam tun können

Ökumene sei ein Abenteuer des Heiligen Geistes, so Kardinal Kasper in seinem mit Spannung erwarteten Vortrag. Wir stünden am Beginn des 21. Jahrhunderts in einer Situation der Brüderlichkeit, von der man zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht zu träumen gewagt habe. Die geschehenen Annäherungen seien unbestreitbar. Auch im Dialog mit den Juden seien Möglichkeiten erreicht, die man nicht zu hoffen gewagt habe. Vor Journalisten sprach Kardinal Kasper von der Bemerkung eines Rabbiners: Lasst uns über das sprechen, was wir heute gemeinsam tun können.

So werde auch der von vielen schon tot gesagte internationale Dialog mit den orthodoxen Kirchen wieder aufgenommen. Die Dialogkommission mit dem Lutherischen Weltbund werde zu Beginn des neuen Jahres ein Dialogpapier zur Apostolizität der Kirche verabschieden. Schließlich werde die methodistische Weltgemeinschaft bei ihrer Vollversammlung in Seoul im Juli 2006 der "Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre" beitreten.

Erschwerend ist nach seiner Ansicht vor allem, dass im Verhältnis zu einigen evangelischen Kirchen neue, bisher nicht gekannte Unterschiede in moralischen Fragen zu Tage getreten seien. Fragen, welche die Heiligkeit des Lebens und die Sexualethik beträfen: "Solche neuen Unterschiede erschweren das gemeinsame Zeugnis in der säkularisierten Welt von heute."

Ökumene muss seriös sein und theologisch

Damit wieder Schwung in die Ökumene komme, seien "nicht ausgeklügelte Aktionsprogramme" angesagt, sondern eine neue und vertiefte Besinnung auf die Grundlagen und auf das Ziel. "Die Ökumene der Zukunft muss seriös sein", lautete eine der "Wegmarkierungen", die Kasper hierzu setzte. Die ökumenische Theologie müsse wie jede Wissenschaft von klaren Prinzipien ausgehen. Ökumene der Zukunft setze eine "solide ganzheitliche Einführung in den Glauben und in das Leben der Kirche voraus". Viele Christen seien getauft, ohne jemals durch eine gründliche Katechese wirklich in den Glauben eingeführt worden zu sein. Hier liegt nach Ansicht des Kardinals "das Grundproblem beider Volkskirchen". Die einzelne Konfession müsse sich zunächst ihrer eigenen Theologie vergewissern. Dann gehe es darum, die Theologie der anderen kennen zu lernen. Und nur auf diesem Fundament sei es möglich, den fruchtbaren Dialog zu erreichen. Schwierig werde der Dialog mit den explosionsartig zunehmenden pentecostalen Gemeinschaften, die kaum eine Theologie hätten.

Ehrliche Ökumene bedeute auch die Bereitschaft zum Umdenken und zur Bekehrung. Dabei gehe es nicht in erster Linie um die Bekehrung der anderen, sondern zuerst um die eigene Bekehrung. Gemeint sei auch nicht eine "Rückkehr-Ökumene". Dieser habe Papst Benedikt XVI. in Köln eine klare Absage erteilt habe.

Zum Schluss wies Kardinal Kasper auf die europäische Dimension der Ökumene hin. Ohne das Christentum sei die europäische Identität nicht zu denken. Aber nicht nur die Einheit Europas, sondern auch die Aufspaltung dieses Kontinents in Nationalstaaten habe christliche Wurzeln. Deshalb lautete eine weitere These des Kardinals: "Die Einheit Europas setzt den ökumenischen Einigungsprozess voraus." Daraus ergibt sich für ihn "die Verantwortung der Kirchen, im Interesse Europas und seiner Integration zusammenzuarbeiten um die christlichen Wurzeln dieses Kontinents wieder zu verdeutlichen und zum Blühen zu bringen".

Ausdrücklich erwähnte der Kardinal das Treffen der Geistlichen Bewegungen im Juni 2004 in Stuttgart, "Miteinander für Europa". Sich vorzustellen, dass dort katholische, evangelische, freikirchliche Gemeinschaften in echter Geschwisterlichkeit miteinander gebetet und gearbeitet hätten, sein ein starkes Zeichen. Er äußerte seine Freude darüber, dass für 2007 ein weiteres solches Treffen geplant sei.

Du hast Gnade gefunden

In der Predigt in der abschließenden Festmesse in der Kapelle der Hochschule schlug Kardinal Kasper den Bogen zum Fest der Immakulatafest und dem Ende des Konzils vor 40 Jahren, diesem "frühlinghaften Neuanfang" der Kirche – auch wenn das Konzil manchen und manchmal wie ein Herbststurm erscheine, aber ein Herbststurm, der Platz mache für einen neuen Frühling. Die Umsetzung des Konzils stehe noch aus, doch wir sollten einfach dankbar sein für das, was Gottes Geist damit geschenkt habe.

Damit die Kirche sich nicht verliere in all dem, was ihr auf dem Pilgerweg durch die Zeit abverlangt werde, so der Kardinal, schließe das Konzilsdokument über die Kirche mit dem Kapitel über Maria als "ihrer reinsten Idealgestalt". Maria sei die Ikone der Kirche, ein Kompendium der Werte und Ideale, für die die Kirche stehe. Der Abschluss des Konzils am Festtag von Maria zeige, wohin der Weg der Kirche gehe.

Der Titel dieses Festes sei ausgesprochen kompliziert in der deutschen Sprache, und er habe auch eine lange theologische Geschichte. Doch so wie das Fest in anderen Sprachen einfach "Immakulata" heiße, so sei der Inhalt eigentlich auch ganz einfach und in der Bibel buchstabiert: "Du hast Gnade gefunden. Du bist voll der Gnade".

Maria, so Kardinal Kasper, verweise auf das Primat der Gnade. Das Fest spreche von Gottes Treue, von dem, was letztlich zählt: Nicht, was wir tun, sondern was uns geschenkt ist.

"Du hast Gnade gefunden": das gilt auch uns in einer Zeit, in der die Angst umgeht in der Kirche und in der Welt. Die Kirche sei gestaltet nach Maria, die Kirche habe Gnade gefunden bei allem Schweren, bei allen Fehlern und Irrtümern ist sie, wie Maria, im Tiefsten unberührt heilig. Darum soll die Kirche zu allen Zeiten mit Maria das Magnifikat singen: Großes hat der Herr an mir getan!

Maria habe ganz Ja gesagt zu Gott und dieses Ja durchgetragen; so weise sie hin auf die allegemeine Berufung zur Heiligkeit (denn was sonst könnte Heiligkeit sein als das ganze, durchgetragene Ja zu Gott?), die das Konzil neu ins Bewusstsein gerufen habe, und die verlange, nicht mehr und nicht weniger als "das Ordentliche mit außerordentlicher Treue" zu tun. Maria, so Kardinal Kasper, weise den Weg nach innen und nach oben. Ein neuer Frühling der Kirche werde nicht durch Aktivitäten zuerst erreicht, sondern wachse in einer betenden und dienenden Kirche, einer Kirche der Gottes- und Nächstenliebe, einer Kirche der Heiligen.

Ökumenische Annäherungen an Maria gebe es in Fülle: als biblische Figur, die zu Christus und die zusammen führt, sei sie zentral im Vorgang der Ökumene. Ihr sollten wir darum auch die Einheit der Kirche anvertrauen: "Sie ist bei ihr in guten Händen." Wie im Pfingstsaal sammle sie auch heute die Jünger Jesu, sagte der Kardinal. "Sammeln wir uns mit Maria und bitten um den Heiligen Geist: Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen."

Text des Vortrags
Siehe auch den Bericht auf der Homepage der Pallottiner

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Last Update: 13.12.2005 Mail: Editor /Webmaster
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